Initiativbewerbung: Tipps und Faux-pas: Mit Initiative zur Traumstelle

Autor*innen
Catalina Schröder
Ein Mann befindet sich an der Unterseite eines fliegenden Spaceshuttles und salutiert.

Der Arbeitsmarkt bietet gerade keine passende Stelle? Dein Traumunternehmen sucht momentan niemanden wie dich? Dann ist es Zeit für eine Initiativbewerbung. Die Schlüssel zum Erfolg: Zeit, Eigeninitiative und das richtige Händchen im Anschreiben. e-fellows.net verrät, was du beachten musst.

Was ist eine Initiativbewerbung?

Bewirbst du dich bei einem Unternehmen, das gar keine Stelle ausgeschrieben hat, spricht man von einer Initiativbewerbung. Man sagt dazu auch "kalte" oder "unaufgeforderte" Bewerbung. Im Gegensatz zu sogenannten Blindbewerbungen richten sich Initiativbewerbungen jedoch immer an einen bestimmten Empfänger und werden nicht massenhaft in gleicher Ausfertigung an verschiedene Unternehmen verschickt. Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg einer Initiativbewerbung ist daher die Recherche. Massenmailings ins Blaue hinein laufen fast immer ins Leere. 

Was ist bei einer Initiativbewerbung besonders wichtig?

Für Initiativbewerbungen gelten weitgehend dieselben Regeln wie für jede andere Bewerbung auch. Einziger Unterschied: das Anschreiben. Denn im Gegensatz zu einer regulären Bewerbung kannst du bei Initiativbewerbungen nicht auf eine Stellenanzeige und die darin genannten Anforderungen Bezug nehmen.

Warum ich? Warum dort?

Für dich bedeutet die fehlende Stellenausschreibung einen höheren Arbeitsaufwand – denn schließlich hast du keinerlei Hinweise, welches Profil du erfüllen musst und worauf du dich folglich in deinem Bewerbungsschreiben konzentrieren solltest.

Hast du noch keine konkrete Firma im Blick, überleg dir zunächst, wie du arbeiten und was du erreichen willst. Dann recherchierst du, in welcher Position bei welcher Firma du deine Vorstellungen umsetzen kannst. Weißt du hingegen genau, bei welchem Unternehmen du dich bewerben willst, musst du dich mit den Abteilungsstrukturen des Traumarbeitgebers vertraut machen und herausfinden, wo du deine Fähigkeiten am besten einbringen kannst.

Kennst du Marktsituation, Produkte und Zahlen, kannst du viel leichter begründen, warum das Unternehmen gerade dich braucht. Umgekehrt musst du dir aber auch im Klaren über deine eigenen Kompetenzen sein. Nur jemand, der seine Stärken und Schwächen kennt, kann die Bereiche in einem Unternehmen identifizieren, in denen seine Initiativbewerbung eine Chance hat.

Recherche ist Trumpf

Wie bei der klassischen Bewerbung empfiehlt es sich auch bei einer Initiativbewerbung, vorher Kontakt zum Arbeitgeber aufzunehmen. Mit einem Besuch auf der Website bringst du in Erfahrung, wie dein Ansprechpartner in der Personal- oder der entsprechenden Fachabteilung heißt. Setz dich mit ihm in Verbindung.

Dadurch kannst du einen ersten Eindruck hinterlassen und deine Motivation unter Beweis stellen. Ein Anruf liefert dir auch gleich einen guten Aufhänger für die E-Mail, mit der du deine Bewerbung einreichst. Am Telefon erfährst du außerdem, ob sich der Aufwand einer Initiativbewerbung überhaupt lohnt. Manche Unternehmen nämlich lehnen diese Art der Bewerbung grundsätzlich ab, andere hingegen – wie unser Partner Hengeler Mueller – freuen sich über initiative Bewerbungen:

Viele Bewerbungen, die uns erreichen, sind Initiativbewerbungen. Wir haben keinen festen "Stellenplan" und freuen uns jederzeit an allen Standorten und in allen Fachbereichen über interessante Bewerbungen, sei es für eine Festanstellung, eine Referendarstation, eine wissenschaftliche Mitarbeit oder ein Praktikum. Interessenten können bei einer Initiativbewerbung Präferenzen hinsichtlich Standort und Tätigkeitsschwerpunkt angeben. Abgesehen vom Praktikum sind wir auch bezüglich des Einstellungstermins flexibel. Einige Interessenten schicken ihre Unterlagen bereits mit größerem Vorlauf, andere bewerben sich kurzfristig – auch hier richten wir uns nach dem Timing der Bewerber.
Dr. Astrid Arndt, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting bei Hengeler Mueller

Bitte möglichst konkret

Mehr noch als eine reguläre Bewerbung steht und fällt eine Initiativbewerbung mit der Aussagekraft des Anschreibens. Denn obwohl Initiativbewerbungen sich nicht auf eine bestimmte Stellenausschreibung beziehen: Wenn du deine Ziele nicht klar formulierst und / oder deine Kompetenzen nicht deutlich herausschälst, findet keine Personalabteilung der Welt eine geeignete Position für dich – selbst, wenn Kapazitäten da wären. Geh nicht davon aus, dass du in diesem Fall wenigstens "irgendeinen" Job angeboten bekommst.

Bei aller Detailliertheit deiner Angaben solltest du gleichzeitig signalisieren, dass du flexibel bist und auch andere Tätigkeiten übernehmen würdest. Nenn am besten ein paar Beispiele.

Was muss rein?

Auf alle Fälle beantworten musst du im Anschreiben für die Initiativbewerbung folgende Fragen:

  • Wer bist du?
  • Was machst du im Moment beruflich?
  • Welchen Job suchst du?
  • Was sind deine Stärken und Qualifikationen?
  • Warum bewirbst du dich?
  • Warum interessierst du dich für dieses Unternehmen?

Gehaltsvorstellungen hingegen solltest du in einer Initiativbewerbung noch nicht angeben.

Wie fange ich an?

Was du als Betreff angibst, ist nicht so wichtig? Von wegen! In Zeiten digitaler Bewerbungen ist diese unscheinbare Zeile deiner E-Mail das Erste, was dein Traumarbeitgeber von dir liest. Schreibst du lediglich "Initiativbewerbung", hinterlässt du weniger Eindruck, als wenn du dich schon in der Betreffzeile auf eine konkrete Position beziehst. Formulierungen wie "Bewerbung als … in der Abteilung / im Bereich …" beweisen ab Sekunde eins, dass du dich mit deinem zukünftigen Arbeitgeber beschäftigt hast.

Alles oder nichts

Auch und gerade Initiativbewerbungen verlangen vollständige Unterlagen. Ohne konkreten Personalbedarf nämlich wird sich erst recht kein Unternehmen die Mühe machen, dir wegen fehlender Dokumente hinterherzulaufen – ganz davon abgesehen, dass unvollständige Bewerbungen einen schlechten Eindruck machen.

Was du auf jeden Fall mitschicken solltest, sind neben dem Anschreiben auch dein Lebenslauf sowie alle relevanten Universitäts-, Ausbildungs-, Weiterbildungs- und / oder Arbeitszeugnisse. Fass alle Dokumente in einem einzigen PDF zusammen.

Grammatik und Orthografiefehler kannst du dir nicht erlauben – selbst wenn du keine direkten Konkurrenten hast. Auch der Aufbau deines Anschreibens und ein professionelles Bewerbungsfoto, wenn du eines hinzufügen möchtest, nehmen Einfluss darauf, wie erfolgreich du mit deiner Bewerbung sein wirst

Vorteile einer Initiativbewerbung

Fünf Gründe, warum eine Initiativbewerbung nicht nur ein Mittel in Krisenzeiten ist.

1. Zeitvorsprung in großen Unternehmen

In Konzernen und großen Unternehmen, in denen Neueinstellungen von der Personalabteilung organisiert werden, vergeht einige Zeit zwischen der Feststellung des Personalbedarfs und der Stellenausschreibung. Hier können Initiativbewerber Glück haben: Wenn ihr Profil zur Stelle passt und das Bewerbungsschreiben überzeugt, kontaktieren die Abteilungen sie manchmal direkt – noch bevor die Stelle überhaupt ausgeschrieben ist.

2. Direkter Draht zu kleinen Unternehmen

Auch in kleineren und mittleren Unternehmen kommen Initiativbewerbungen immer wieder gelegen, denn eine Stellenausschreibung kostet Zeit und Geld. Wenn die Unterlagen eines qualifizierten Bewerbers bereits vorliegen, ist es für das Unternehmen einfacher, zunächst diesen Kandidaten zum Vorstellungsgespräch einzuladen.

3. Einziger Kandidat

Interessenten, die sich initiativ bewerben, konkurrieren anders als bei einer ausgeschriebenen Stelle nicht mit weiteren Jobanwärtern.

4. Initiativbewerbung als Chance für Praktikanten

Grundsätzlich gilt, dass Initiativbewerbungen auf Praktikumsplätze aussichtsreicher sind als solche auf eine feste Stelle. Ist man außerdem zeitlich flexibel, erhöhen sich die Chancen weiter.

5. Willkommen im Talentpool

Unternehmen wägen die Einsatzmöglichkeiten für qualifizierte Bewerber meist genau ab, schaffen aber in der Regel nicht extra eine neue Stelle. In den Papierkorb wandern deine Bewerbungsunterlagen trotzdem nicht: Firmen sammeln interessante Bewerbungen und ziehen sie wieder zu Rate, wenn Personalbedarf besteht – diese Art der Personalgewinnung spart letztendlich nämlich Zeit und Geld. Wie lange du auf eine (positive) Antwort warten musst, variiert dadurch natürlich stärker als auf dem herkömmlichen Bewerbungsweg.

Initiativbewerbung – wer hatte Erfolg?

In der Theorie spricht vieles dafür, sich auch ohne ausgeschriebene Stelle bei einem Unternehmen zu bewerben. Und in der Praxis? Fünf e-fellows berichten von ihren Erfahrungen mit Initiativbewerbungen.

Ich habe mich nach dem Vordiplom und während der Endphase meines Diploms in Physik initiativ beworben und fast 100 Prozent Zusagen erhalten. Auch nach der Promotion habe ich wieder auf Initiativbewerbungen gesetzt – zum Teil bei denselben Firmen: Jobangebote bekam ich diesmal fast keine. Meine Einschätzung: In Konzernen ist eine Stelle entweder vom Management genehmigt und ausgeschrieben oder nicht. Für einen Initiativbewerber schafft man nicht eigens eine Stelle. In kleinen Betrieben sieht das anders aus – da hätte ich damals auch tatsächlich einen Job bekommen.
Anonym
Ich habe mich 100 Prozent initiativ auf meine erste Assistenzarztstelle beworben, denn die meisten Kliniken schreiben keine (Arzt-)Stellen mehr aus. Die Bewerber wissen um ihre Wertigkeit und sind schwer köderbar. Sie bewerben sich ohnehin nur da, wo sie wirklich hinwollen, oder sie werden schon als PJler rekrutiert. Die 150 bis 300 wechselnden Stellen jede Woche (!) im Deutschen Ärzteblatt sind ziemlich offensichtlich Stellen, auf die sich niemand initiativ bewirbt, weil die Lage / Infrastruktur und / oder die Fachrichtung nicht beliebt sind.
Jacqueline Merkle
Mein Eindruck in den Naturwissenschaften ist, dass eine Initiativbewerbung bei entsprechender Qualifikation sehr erfolgversprechend sein kann. In unserem Fach ist es für eine Arbeitsgruppe doppelt gefährlich, eine Stelle mit einem ungeeigneten Kandidaten zu besetzen. Zum einen bleibt der wissenschaftliche Output aus, zum anderen werden knappe Personalmittel und Betreuungskapazitäten gebunden. Gleichzeitig sind potentielle Bewerber oft nicht sofort verfügbar. Aus diesen Gründen werden nicht alle Stellen sofort ausgeschrieben: Lieber schaut man sich schon vorher nach Kandidaten und deren momentaner Situationen um. Genau diese noch nicht ausgeschriebenen Stellen erreicht man auch über Initiativbewerbungen – ganz abgesehen davon, dass eine Initiativbewerbung natürlich einen engagierten Eindruck macht.
Anonym
Ich habe mich während des Semesters für einen Nebenjob in einer Anwaltskanzlei initiativ beworben (geringfügig beschäftigt, 10 Stunden pro Woche). Zufällig wollte die Kanzlei gerade diese Position ausschreiben, weil ein anderer studentischer Mitarbeiter gekündigt hatte. Der Anwalt fand meine Bewerbung aber so passend, dass er auf die Ausschreibung verzichtet und mich angestellt hat.
Anonym
Auf Vollzeitstellen seit dem Diplom habe ich mich bisher nur initiativ beworben (circa 10 Mal, Fachbereich Informatik). Bis auf einen einzigen Fall habe ich auch immer Einladungen und Zusagen erhalten. Beworben habe ich mich bei mittelgroßen Unternehmen und Konzernen: Die suchen gefühlt immer. Ich denke, dass Initiativbewerbungen am Anfang der Karriere einfacher sind. Denn je spezialisierter und je weniger flexibel man ist, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass gerade eine passende Stelle offen ist. Bisher ist das bei mir aber noch kein Problem.
Anonym
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