Promotion: Viele Wege führen zur Promotion
- Melanie Grell
Wer nach seinem Studium promovieren möchte, kann zwischen der Arbeit am Lehrstuhl, einem Graduiertenkolleg, Stipendien und der Promotion im Unternehmen wählen. Entscheidend für den Erfolg der Promotion ist die Wahl des richtigen Modells.
Wissenschaft zieht an - vor allem die sehr guten Studenten. Eine Befragung von e-fellows.net und McKinsey aus dem Jahr 2007 zeigt: Knapp 20 Prozent der 3.000 befragten Stipendiaten von e-fellows.net planen nach dem Uniabschluss eine Promotion. Ein weiteres Fünftel promoviert bereits. Auch in Deutschland ist die Zahl der Promovierten überdurchschnittlich. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt laut einer OECD-Statistik 1,3 Prozent - das ist ein Drittel mehr als der europäische Durchschnitt. Auf dieser Website findest du einen Überblick über die häufigsten Promotionsfächer in Deutschland.
Warum promovieren?
Doch warum stürzen sich so viele begabte junge Menschen überhaupt auf die Promotion? Warum wollen sie Schaffenskrisen und Selbstzweifel, die sporadischen Begleiter jeder Dissertation, auf sich nehmen? Warum verzichten sie im Durchschnitt für gut vier Jahre auf ein höheres Einkommen? Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Häufig spielt die Herausforderung, sich ausführlich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen, eine Rolle. Auch über schwierige Phasen und Durststrecken hinweg. Das stählt den Willen und die Überzeugung, auch langwierige Projekte zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Zudem steigen durch eine Promotion die Karrierechancen: Das Ansehen Promovierter ist sehr gut, ihnen werden meist höhere analytische Fähigkeiten zuerkannt. Nicht zuletzt steigt damit auch häufig das Gehalt.
Wie lange darf's denn dauern?
Maximal zwei bis drei Jahre soll die Promotion dauern, meinen viele Doktoranden zu Beginn ihrer Promotion. Für nur 15 Prozent geht der Wunsch jedoch in Erfüllung. Alle anderen brauchen vier Jahre oder länger bis zum Abschluss ihrer Arbeit. Tatsächlich schmilzt das zu Beginn scheinbar riesige Zeitbudget oft rasant dahin und hinterlässt die Frage: Wann bleibt neben den Tätigkeiten für den Lebensunterhalt – Nebenjobs oder die Arbeit am Lehrstuhl – eigentlich noch Zeit für die Promotion?
Das Ziel bestimmt den Weg
Ausstattung und Zeitbudget hängen dabei stark vom eingeschlagenen Weg ab. Etwa zwei Drittel der Doktoranden arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter an Universitäten und Forschungsinstituten. Sie klagen häufig über zu viele nicht zielführende Nebentätigkeiten. Die anderen sind laut einer Befragung des Doktorandennetzwerks Thesis aus dem Jahr 2004 zu etwa gleichen Teilen Stipendiaten einer Stiftung, eines Graduiertenkollegs oder externe Doktoranden. Auch sie befällt das Zeitproblem, wenn auch aus anderen Gründen.
Ich promoviere - wer hilft?
Bei der Wahl der geeigneten Promotionsvariante stellt sich vor allem die Frage: Kann ich mit meinem Modell auf Ressourcen zurückgreifen, die mir persönlich weiterhelfen? Damit sind sowohl personelle Ressourcen gemeint wie zum Beispiel Hiwis. Aber auch materielle und organisatorische Unterstützung in Form von Geräten, der Einbindung in wissenschaftliche Netzwerke oder der Förderung von Kongressbesuchen.
Der Großteil der Doktoranden arbeitet während der Promotion immer noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Lehrstuhl oder Institut. Inhaber von Drittmittelstellen arbeiten meist ebenfalls an der Hochschule, die Stelle wird aber zum Beispiel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder von einem Unternehmen finanziert.
Aktuelle Promotionsstellen in der e‑fellows.net-Jobbörse
Wissenschaftliche Mitarbeiter haben einige Vorteile. Sie...
- sind eingebunden in Forschungsprojekte und arbeiten meist im Team mit Kollegen
- haben damit Zugang zu wichtigen Informationen und sind in das Netzwerk an der Uni eingebunden
- haben meist regelmäßigen Kontakt zu Doktorvater oder Doktormutter
- können auf Ressourcen des Lehrstuhls zurückgreifen
- können wichtige Erfahrungen sammeln, indem sie selbst Lehrveranstaltungen halten, an Kongressen teilnehmen oder mit dem Betreuer zusammen Bücher und Aufsätze verfassen.
Es gibt aber auch Nachteile. Wissenschaftliche Mitarbeiter...
- arbeiten üblicherweise auf halben Stellen, also zum halben Gehalt bei meist voller Arbeitsbelastung
- übernehmen oft viel Arbeit am Lehrstuhl, die Zeit kostet
- haben in der Regel befristete Verträge, die oft schon vor dem realistischen Ende der Promotion auslaufen
- sind in vielen Fällen stark von einer Person abhängig, die Doktorvater /-mutter und Chef in einem ist.
Große Falle Abhängigkeit
Nicht jede Promotion führt zum ursprünglich geplanten Ziel. Und auch wer bereits eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat, muss noch einen langen Weg beschreiten. Der endet nicht immer mit einem Doktortitel. Hier sind die Abbruchquoten zwar nicht so hoch wie bei externen Promotionen neben dem Job. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Gründen, die zum Abbruch oder zum Wechsel der Stelle führen. Oft liegt es dabei nicht an mangelnder Fachkompetenz des Doktoranden, sondern an der Schwierigkeit, berechtigte, eigene Interessen durchzusetzen. Die von vielen Doktoranden einseitig wahrgenommene Abhängigkeit, zum Beispiel gegenüber dem Doktorvater und Chef, spielt dabei eine große Rolle.
Ein Doktorand im Interview
e-fellow Hartmut hat am Lehrstuhl für Human Resource Management der European Business School in Oestrich-Winkel promoviert. Seine Dissertation schrieb er über den Einfluss von Diversität auf die Leistung von Arbeits- und Management-Teams. Während seiner Promotion gehörten weniger die Vorbereitung von Lehrveranstaltungen und die Betreuung von Diplom- und Bachelorarbeiten zu seinen Aufgaben, sondern überwiegend Projekte zur Weiterentwicklung der Studienprogramme.
Warum hast du dich für eine Promotion und die Mitarbeit am Lehrstuhl entschieden?
Ich habe mich für eine Promotion entschieden, weil ich den Wunsch hatte, mich mit einem – meinem – Thema intensiv und wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Die besten Möglichkeiten dazu habe ich im akademischen Umfeld gesehen, besonders weil ich auch die Arbeit an einer Hochschule kennen lernen wollte. Diese Einschätzung stellte sich für mich als richtig heraus, weil einige externe Kollegen ihre Dissertation nur nebenbei vorantreiben können, da sie zu sehr in den Job eingebunden sind. Viele Aspekte der Arbeit am Lehrstuhl begünstigen meine Dissertation. Ich kann mich regelmäßig mit meinem Doktorvater austauschen und auf Wunsch auch mal eine kurze Auszeit nehmen um ein Kapitel zu schreiben.
Ist dein Arbeitsaufwand außerhalb der eigentlichen Promotion sehr hoch?
Das kommt darauf an. Der Arbeitsaufwand der Lehrstuhlarbeit ist saisonal sehr hoch. Da ich im Prorektorat projektbezogen arbeite, kann ich mir meine Zeit einteilen, muss aber dennoch Deadlines einhalten. Dann ist es schwieriger, gleichzeitig bei der Dissertation am Ball zu bleiben. Es gibt aber auch Abschnitte, in denen ich mich nach Absprache voll meiner Promotion widmen kann.
Welche Tipps hast du für angehende Doktoranden?
Wenn ihr die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Themenkomplex sucht, entscheidet euch für eine interne Promotion. Die Möglichkeiten an der Hochschule, die eurem Promotionsvorhaben helfen können, solltet ihr von Anfang an nutzen. Sucht den regelmäßigen Austausch mit eurem Doktorvater, mit Kollegen und Forschern von anderen Hochschulen. Nehmt Feedback zu eurer Arbeit konstruktiv an, lasst euch aber nicht davon aus der Bahn werfen. Jeder hat mal eine kleine Krise, aus der man sich aber wieder herausarbeiten kann. Auch wenn euch am Anfang die Zeit für die Dissertation ewig vorkommen mag, macht einen Plan mit vielen kleinen Zielen, die ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben müsst. Denn die Lehrstuhlarbeit kann viel Platz einnehmen und plötzlich promoviert ihr nur noch nebenbei.
Im Zuge von Studiengebühren, Exzellenzinitiative und Bologna-Reform hat sich auch die Promotionslandschaft in Deutschland weiterentwickelt. Wer direkt an der Uni promovieren möchte, muss nicht auf den Lehrstuhl zurückgreifen. Auch die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkollegs oder die Graduiertenschulen der Exzellenzinitiative sind sehr gute Alternativen. Beide sind Teil einer Entwicklung, die die "strukturierte Doktorandenausbildung" zum Ziel hat. Sie zeichnet sich aus durch ein interdisziplinäres Forschungsprogramm und ein eigens auf das jeweilige Kolleg zugeschnittene Studienprogramm. Der undefinierte Status des Doktoranden an den Unis wurde abgeschafft, die Betreuung verbessert. Die Doktoranden sind nun eingebunden in ein Forschungs- und Lernsystem und können sich untereinander austauschen. Auch die Abhängigkeit von Doktorvater oder Doktormutter reduziert sich so.
Was ist ein Graduiertenkolleg?
Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Als Doktorand promoviert man dort innerhalb eines von mehreren Hochschullehrern getragenen Forschungsprogramms. Dabei ist man als Doktorand angestellt oder erhält ein Stipendium. Die Genehmigung und Teilfinanzierung der Graduiertenkollegs erfolgt durch die DFG, die Organisation und Auswahl der Doktoranden liegt bei den Hochschulen vor Ort. Oft beinhalten Graduiertenkollegs Lehrveranstaltungen, Seminare und Workshops für ihre Teilnehmer. Eine Übersicht zu den aktuellen Graduiertenkollegs gibt es auf der Website der DFG.
e-fellow Jan hat am Graduiertenkolleg "Biointerface", einem von der DFG gefördertem Kolleg, promoviert. Darin arbeiten Doktoranden, die sich mit den Wechselwirkungen von synthetischen Oberflächen mit Biomolekülen bzw. biologischen Systemen befassen. Am Kolleg sind Arbeitsgruppen der Universitäten Aachen, Lüttich und Maastricht sowie das Forschungszentrum Jülich beteiligt.
Warum hast du dich für die Promotion in einem Graduiertenkolleg entschieden?
Das Stipendium für das Graduiertenkolleg hatte mir mein Chef angeboten. Ich habe zugeschlagen, da ich die Interdisziplinarität des GraKos - so die lapidare Abkürzung - sehr spannend fand. Außerdem interessierte mich die Aufgabenstellung, die mit der Stelle verbunden war.
Welche Vorteile hat für dich die Promotion im Graduiertenkolleg?
Vorteile eines GraKos sind vor allem der Austausch mit anderen Doktoranden über die Fachgrenzen hinweg. Das reduziert natürlich das Fachidiotentum erheblich. Außerdem konnte ich in dem Seminar, in dem wir uns regelmäßig trafen, mein Wissen stark erweitern. Gut fand ich auch die prinzipielle Aufgeschlossenheit aller Beteiligten für gegenseitige Hilfestellungen. Dazu gehört beispielsweise der kurze Dienstweg statt ellenlanger Anträge und Formulare. Außerdem konnte ich spontan Kooperationen mit anderen Leuten gründen, ohne dass sich die Professoren lange darüber beratschlagen mussten.
Gibt es auch Nachteile?
Für die Seminare geht natürlich Zeit drauf, und nicht immer passten die Referate zum Thema meiner Promotion. Außerdem war nicht jede Kooperation, die wir mit Eifer begannen, ein Erfolg. Und das kostet Nerven. Aber echte Nachteile kann ich so nicht erkennen.
Die meisten Stiftungen fördern eine Promotion mit einem Stipendium von zwei Jahren, oft kann man es um ein drittes verlängern. Der Höchstsatz entspricht meist in etwa dem Netto-Gehalt einer halben wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle (rund 1.000 Euro/Monat steuerfrei). Hinzu kommt die ideelle Förderung, zum Beispiel durch Seminare, Aktivitäten in der Hochschulgruppe oder Betreuung durch Vertrauensdozenten vor Ort. In regelmäßigen Abständen erforderlich: der Bericht über den Stand der Dissertation mit aktualisierter Gliederung und Zeitplan.
Schöner promovieren - mit Stipendium
Manchmal gibt es nur wenige Alternativen zum Stipendium. Das gilt besonders in den Geisteswissenschaften: Dort sind Stipendien für etwa ein Drittel der Doktoranden die wichtigste Geldquelle. Auch für Doktoranden, die bereits eine konkrete Idee für ein Thema im Kopf haben, ist die Variante mit Stipendium die problemlosere. Sie tun sich manchmal schwer, die passende freie Stelle an einer Hochschule oder einem Unternehmen zu finden. Und wer ortsgebunden ist, ist mit dem Stipendium finanziell abgesichert und muss nicht auf das Entgegenkommen der örtlichen Universität vertrauen.
e-fellow Felix hat an der Freiburger Uniklinik in medizinischer Physik promoviert. In seiner Dissertation entwickelte er Methoden der Kernspintomographie, mit denen sich die Herzleistungsfähigkeit beziffern lässt.
Warum hast du dich für die Promotion mit Stipendium entschieden?
Ich promoviere mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich war dort bereits während des Studiums Stipendiat und habe von deren finanzieller und ideeller Förderung profitiert. Zur ideellen Förderung gehört auch ein abwechslungsreiches Seminarprogramm. Die Inhalte reichen von gesellschaftspolitischen und kulturellen Themen bis hin zu Führungstrainings. Außerdem werden jedes Jahr auch Studienreisen angeboten. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Veranstaltungen der Stipendiatengruppen an den Hochschulorten. Schließlich wurde vor einigen Jahren auch ein Mentorenprogramm gestartet, bei dem sich ehemalige Stipendiaten als Mentoren zur Verfügung stellen.
Wann arbeitest du an deiner Promotion?
Unter der Woche arbeite ich relativ regelmäßig rund neun Stunden täglich. Ab und zu auch am Wochenende, weil da immer viel Messzeit an den Kernspintomographen zu haben ist. An Werktagen muss ich die Messzeit mit vielen Kollegen teilen. Wenn wichtige Deadlines für wissenschaftliche Konferenzen anstehen, ist es daher oft notwendig, auf das Wochenende auszuweichen.
Welche Vor- und Nachteile hat die Promotion mit Stipendium nach deiner Erfahrung?
Die Vorteile sind außer der ideellen und finanziellen Förderung die Bereicherung des Lebenslaufes und der Respekt, den man vom Betreuer der Doktorarbeit dafür bekommt, dass man sich selbst finanziert und nicht auf deren Geld angewiesen ist. Vielen – aber nicht allen – Stipendiaten bleiben Sonderaufgaben wie Lehrveranstaltungen durch das Stipendium erspart. Das Stipendium ist steuerfrei, aber man zahlt im Gegensatz zu einer Anstellung keine Beiträge in die Sozialversicherungen. Das heißt, man muss auch eine eigene Krankenversicherung abschließen. Die Bewerbung für eine Graduiertenförderung ist auch recht aufwändig. Gegenüber der Stiftung ist man außerdem halbjährlich zu einem Fortschrittsbericht verpflichtet. Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil man dadurch zielstrebiger arbeitet.
Wie sollten angehende Doktoranden ihre Promotion planen?
In den Naturwissenschaften ist es am wichtigsten, sich einen guten Betreuer für die Arbeit zu suchen, weil man sehr stark auf gute Teamarbeit und Gedankenaustausch mit erfahrenen Wissenschaftlern angewiesen ist. Empfehlenswert ist es meiner Meinung nach auch, mit dem Betreuer vorher das Vorgehen und einen möglichst genauen Zeitplan durchzusprechen und Meilensteine festzulegen. Das hat den Vorteil, dass nicht nur der Doktorand, sondern auch der Betreuer das Ziel nicht aus den Augen verliert. So verhindert man auch, dass sich die Promotion in die Länge zieht. Gerade in den Naturwissenschaften sollte man sich aber darauf einstellen, auf unvorhergesehene Schwierigkeiten zu stoßen. Nicht jede Fehlerquelle bei der Entwicklung und Erforschung einer Methode lässt sich vorhersehen.
Wenn sich Promovierende übers Promovieren beklagen und monieren, ihr Professor hätte viel zu wenig Zeit, Interesse und Unterstützung für sie übrig, trifft das ganz häufig eine Gruppe: die Externen, die gleichzeit einer regulären Arbeit nachgehen. Kontakt mit ihrem Professor halten sie zwar per E-Mail oder Telefon, doch die neuesten Insider-Infos vom Lehrstuhl ersetzt das nicht. Und noch ein Problem plagt die Externen überdurchschnittlich häufig: das Zeitmanagement. Am Anfang noch hoch motiviert, verlieren viele auf der langen Wegstrecke den Überblick und die Zeit aus dem Auge. Professor Dr. Gerhard D. Kleinhenz vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der Uni Passau sagt: "Die meisten externen Promotionen scheitern daran, dass sich die Dissertation und die tägliche "normale" Arbeit nicht vereinbaren lassen. Viele Hoffnungen werden da vom Alltag aufgezehrt."
Felix' Tipps an Externe deshalb:
- Möglichst beständig den Kontakt zum Betreuer und zur Fakultät suchen.
- Einen Bericht über den Fortgang der Arbeit abgeben.
- Soweit möglich an speziellen Doktorandenprogrammen teilnehmen - eventuell auch Hauptseminare der späteren Prüfer besuchen.
- Zum Ende der Bearbeitung eine Freistellung von mindestens sechs Monaten aushandeln.
Externe Promotion: wie lange noch?
Das Modell der externen Promotion könnte sich bald stark verändern. Durch den internationalen Wettbewerb im Zuge der Bologna-Reform und aufgrund der reformierten Doktorandenausbildung bieten Hochschulen vermehrt Pflichtstudienprogramme für Doktoranden in den Graduiertenschulen an. Das könnte die Promotion Externer erheblich erschweren: Sie kämen dann nur noch über eines dieser Programme an eine Promotionszulassung.
Doktoranden in Unternehmen sind bisher eine seltene Spezies. Wie bei den anderen Promotionsmodellen sind auch hier die Vorteile verbunden mit entsprechenden Herausforderungen. Gerade bei den Inhalten der Arbeit ist Verhandlungsgeschick gefragt. Denn was wissenschaftlich interessant ist, ist nicht unbedingt für das Unternehmen sinnvoll. Und was für das Unternehmen praktisch bedeutsam ist, muss nicht wissenschaftlich interessant sein. Als Doktorand muss man also die Interessen von Universität und Unternehmen in Einklang bringen können. Auch die Suche nach einem Doktorvater kann sich schwierig gestalten: Hilfreich sind hierbei oft eigene Kontakte, zum Beispiel zum Betreuer der Diplomarbeit oder Kontakte des Unternehmens zu Lehrstühlen und Hochschulen.
Beispiel: Das Doktorandenprogramm von Bosch Rexroth
Bei Bosch Rexroth sind derzeit 19 Doktoranden aktiv. "Die Sicherung des exzellent wissenschaftlich ausgebildeten Nachwuchses auf technischem und kaufmännischem Gebiet ist eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit", sagt Andreas Daruwala, Referent im Personalmarketing bei Bosch Rexroth. "Mit der Vergabe von Doktorarbeiten verfolgen wir das Ziel, einen Beitrag zu einer praxisgerechten Hochschulausbildung zu leisten, qualifizierte Studenten und Hochschulabsolventen zu fördern und die Zusammenarbeit mit den Hochschulen zu intensivieren."
e-fellow Steffen hat bei Bosch Rexroth zum Thema "Bewertung und Optimierung von Getrieben für mobile Arbeitsmaschinen" promoviert. Die Promotion in einem Unternehmen bietet seiner Ansicht nach viele Vorteile - vor allem, wenn der Betreuer selbst schon einen Doktortitel hat.
Warum hast du dich für eine Promotion im Unternehmen entschieden?
Da kamen einige Gründe zusammen. Der wichtigste war wohl, dass ich eine Aufgabenstellung angeboten bekam, die mich interessierte. Außerdem dauert eine Industriepromotion meistens nur drei Jahre. Das Einkommen ist zwar nicht so hoch wie an der Uni - das braucht man direkt nach dem Studium aber auch nicht. Die Entscheidung für die Industriepromotion ist mir auch deshalb leichter gefallen, weil ich das Umfeld und die Kollegen vorher schon gut kannte. Viele haben selbst promoviert und wissen daher, was man durchmacht. Und natürlich ist die Promotion in der Firma ein Karrierekick, weil man im Anschluss viel schneller Verantwortung übernehmen kann. Die typische Einarbeitungsphase eines neuen Mitarbeiters, der von der Uni kommt, entfällt.
Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?
Einen typischen Ablauf gibt es nicht. So zwischen acht und neun Uhr fängt der Arbeitstag an, und zwischen 17 und 19 Uhr ist er vorbei. Manchmal verbringe ich viele Wochen mit Projektarbeit, dann gibt es aber auch ab und zu Wochen, in denen ich nur an meiner Dissertation schreibe. Von großer Bedeutung ist dabei das Zeitmanagement. Als Doktorand in einem Unternehmen muss man seinem Chef auch mal sagen können, dass man für eine Aufgabe keine Zeit hat. Verhandeln ist der richtige Weg: Ich mache gerne dies und das, aber jene dritte Aufgabe muss ich leider ablehnen, weil sonst meine Promotion leidet.
Wann arbeitest du an deiner Promotion?
Hauptsächlich während der Arbeitszeit. Idealerweise hat man ja ein Thema, an dem die Firma interessiert ist. Dann muss dafür auch Zeit sein. Das Schreiben der Dissertation ist die Dokumentation von mehreren Jahren Arbeit. Jeder Entwickler muss dokumentieren, was er tut - warum soll das gerade ein Doktorand in seiner Freizeit machen? Letztendlich kann man aber kaum davon ausgehen, dass die Promotion mit dem Ende eines dreijährigen Programms abgeschlossen ist. Die verschiedenen Überarbeitungsschleifen der Dissertation und das Promotionsverfahren ziehen sich bei den meisten noch ein weiteres Jahr hin.
Wie sollten angehende Doktoranden ihre Promotion im Unternehmen planen?
Falls du eine Industriepromotion anstrebst, solltest du dir das Umfeld, das dich erwartet, genau ansehen:
- Ist der Abteilungsleiter dein einziger Betreuer? Das ist schwierig - der hat nie Zeit.
- Gibt es Doktoren in der Abteilung? Das wäre gut, die können Tipps geben und betreuen. Idealerweise sollte der Betreuer selbst Doktor sein, sonst weiß er kaum, worum es geht.
- Gab es schon mal einen Doktoranden? Ist der nach der Promotion in der Firma geblieben?
- Du solltest vorher klären, wann die Dissertation abgegeben werden soll, damit alle gemeinsam darauf hinarbeiten können und du als Doktorand zum Ende hin ausreichend Freiräume bekommst
Anlaufstellen
- Thesis e.V.: Bundesweites Doktorandennetzwerk
- www.kisswin.de: Portal zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland, gefördert und betreut von der Bundesregierung