Master of Laws: Der LL.M. – was er bringt, worauf man achten sollte
- Daniel Voigt
Mit dem erfolgreichen Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften stehen dem Absolventen viele Wege der Weiterqualifikation offen. Eine Möglichkeit ist ein LL.M.-Aufbaustudium.
LL.M. steht für Master of Laws und kommt vom lateinischen Legum Magister. Gemeint ist damit ein Aufbaustudium mit Schwerpunkt Rechtswissenschaften. Auch Programme, die zu anderslautenden Abschlusstiteln wie zum Beispiel dem M.C.L. (Master of Comparative Law) führen, werden im Folgenden mit einbezogen.
Wer kann einen LL.M. machen?
Um es vorwegzunehmen: Grundsätzlich kann jeder Nachwuchsjurist ein LL.M.-Studium absolvieren, auch wenn er schlechtere Noten hat. Einige Universitäten verlangen allerdings Mindestpunktzahlen. Wenn man diese nicht vorweisen kann, muss man eventuell auf andere Universitäten ausweichen.
Das richtige LL.M.-Programm finden
Angesichts der fast unüberschaubaren Angebote ist es nicht einfach, das LL.M.-Programm zu finden, das den persönlichen Interessen und Plänen am besten entspricht. Schon bei einer ersten Suche im Internet findet man in den USA und in Großbritannien Hunderte Hochschulen mit LL.M.-Studiengängen. Bei der Suche nach dem richtigen Programm hilft der "LL.M. Guide" und natürlich der Karriereratgeber "Der LL.M." aus der Reihe e-fellows.net wissen. Die jeweils aktuelle Ausgabe ist für e-fellows.net-Stipendiaten kostenlos erhältlich und kann im Buchhandel als Hardcover und E-Book erworben werden.
Mehrere Tausend Angebote weltweit
Auch in Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche LL.M.-Studiengänge. Wer noch weitere Graduierten-Programme (zum Beispiel MBA-Studiengänge) in seine Suche einbezieht, hat die Wahl zwischen mehreren Tausend Angeboten weltweit. Entscheidend für die Auswahl sollte das Ziel sein, das man mit der Weiterqualifikation erreichen will. Hilfreich ist es auch, zur besseren Übersicht die Programme nach Kriterien wie Kursschwerpunkte, Studienmodi, Studienkosten, Studienländer, Studienort et cetera zu sortieren.
Systematische Auswahl
Angesichts der Fülle der Angebote zur Erlangung des Magister Legum und ihrer Details sollten sich Interessenten nicht nur frühzeitig informieren, sondern auch systematisch an die Auswahl des passenden Programms herangehen. Die Ausbildungszeitschriften Jura, JuS und JA berichten regelmäßig über LL.M.-Studiengänge. Sie sind in jeder Universitätsbibliothek vorhanden und bieten eine gute Einstiegsmöglichkeit in das Thema.
Der LL.M.
Der Master of Laws ist der von Juristen am häufigsten gewählte Postgraduierten-Abschluss. Dahinter verbirgt sich ein meist knapp einjähriges Aufbaustudium mit rechtswissenschaftlichem Schwerpunkt, das nicht nur zum Abschluss LL.M., sondern auch zu Abschlüssen wie dem M.C.L. (Master of Comparative Law) oder dem Master of Arts in Criminology führen kann.
Die abweichende Bezeichnung sagt nichts über die Wertigkeit des Titels aus: Die renommierte Oxford University zum Beispiel verleiht ihren Absolventen den Titel eines MJur (Magister Juris). Auch wenn diese Studiengänge zu anderen Abschlüssen führen, handelt es sich de facto um LL.M.-Studiengänge im Sinne von Postgraduierten-Studiengängen mit rechtswissenschaftlichem Schwerpunkt.
"Wert" des LL.M.
Der "Wert" des LL.M. hängt maßgeblich vom gewählten Programm und natürlich vom Absolventen selbst ab. Ein LL.M. kann die Chancen des Absolventen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Nach Ansicht der höchstrichterlichen Rechtsprechung sind die Chancen, "den erstrebten Arbeitsplatz zu erhalten" mit einem LL.M. sogar "erheblich verbessert".
Die Bedeutung des LL.M. steigt
Viele Arbeitgeber und Mandanten legen Wert auf Zusatzqualifikationen. Die Bedeutung von Zusatzqualifikationen dürfte auch weiter steigen. Denn mit der Einführung universitärer Schwerpunktprüfungen als Teil des Ersten Staatsexamens ist die Zahl der Absolventen mit Prädikatsexamina deutlich angestiegen. Absolventen können und müssen sich deswegen vielleicht in Zukunft auch stärker über Zusatzqualifikationen abheben. Hinweise auf eine steigende Bedeutung sind auch die zunehmende Zahl von LL.M.-Programmen sowie die Ausweitung anderer Zusatzqualifikationen wie zum Beispiel von Fachanwaltsbezeichnungen. Ein LL.M. kann bei Bewerbungen zudem auch ein weniger geglücktes Examen aufwerten.
Lohnt sich der LL.M. finanziell?
Finanziell lohnt sich ein LL.M.-Titel beim Berufseinstieg oft: In Großkanzleien erhalten Berufsanfänger bis zu 10.000 Euro mehr Jahresbruttogehalt, wenn sie einen LL.M. vorweisen können.
Wie wichtig sind Qualität und Reputation?
Angesichts der stetig wachsenden Zahl von LL.M.-Angeboten und LL.M.-Absolventen kommt es zunehmend auf die Qualität des absolvierten LL.M.-Programms an. Einen Titel zu erwerben ist relativ einfach, Qualität und langfristigen Nutzen zu sichern dagegen sehr schwierig. Nur bei überzeugender Qualität des LL.M.-Programms wird sich der Absolvent durch seinen Titel positiv von seinen Mitbewerbern abheben. Beispielsweise werden nur Absolventen von Universitäten, die von der American Bar Association anerkannt werden, zur Rechtsanwaltsprüfung (Bar Exam) in den USA zugelassen.
Uni, Studienland und Programm spielen eine Rolle
Die Auswahl eines qualitativ überzeugenden Programms sollte daher mit einer gewissen Mühe und Sorgfalt erfolgen. Universität und Studienland spielen neben der Qualität des Programms eine gleichermaßen wichtige Rolle. Den Namen der Universität trägt der Absolvent schließlich ein Leben lang im Titel. Der Ruf der Universität oder Fakultät allein ist aber keine Garantie dafür, dass das gewählte Programm ebenfalls gut ist. Selbst an renommierten Universitäten sind LL.M.-Programme häufig "Massenprogramme" mit manchmal mehr als 400 Teilnehmern.
Nicht jede Koryphäe lehrt auch selbst
Hat eine Universität wissenschaftlich einen herausragenden Ruf, weil bedeutende Koryphäen des Fachs dort Professoren sind, heißt das nicht, dass diese Professoren in dem gewählten Programm auch lehren. Gerade im angloamerikanischen Bereich gibt es Research Professors, die in der Lehre kaum in Erscheinung treten.
Das bekannte Programm muss nicht besser sein
Der LL.M.-Interessent muss natürlich seine Ausgangsbedingungen und finanziellen Ressourcen berücksichtigen. Einige Universitäten erwarten Mindestpunktzahlen für die Zulassung zu ihren Programmen. Programme bekannter Universitäten sind außerdem häufig teurer als Programme unbedeutenderer Universitäten, ohne dass die unbekannteren Programme inhaltlich schlechter sein müssen.
Der Ruf der Uni zählt
Für deutsche Kanzleien ist der Ruf einer Universität zwar oft weniger wichtig als für Kanzleien in den USA oder in Großbritannien, aber man kann davon ausgehen, dass auch in Deutschland ein Bewerber mit einem LL.M.-Abschluss von einer Spitzenuniversität eine bessere Ausgangsposition hat als ein Absolvent einer weniger renommierten Universität. Wer nach dem LL.M.-Studium den oft schwierigen Berufseinstieg im Gastland plant, sollte besonders auf den Ruf der Universität achten.
Der LL.M. zahlt sich auf der Visitenkarte aus
Neben einem LL.M. gibt es eine Reihe weiterer Qualifikationsmöglichkeiten. Diese führen allerdings formal nicht zu Abschlüssen, die zum Tragen eines Titels berechtigen. Der mit dem LL.M.-Studium erworbene Titel kann bei einer späteren beruflichen Tätigkeit zur Außendarstellung (etwa auf der Visitenkarte) verwendet werden und wird deswegen von einigen Kanzleien zusätzlich vergütet.
Wie lange dauert der LL.M.?
Die Dauer des Programms hängt stark von der Universität ab, die den Studiengang anbietet. Bis zum Abschluss als Magister Legum kann man jedoch in der Regel zwei bis fünf Semester veranschlagen.
Weiterbildungsmöglichkeiten ohne Titel
Zu den juristischen Weiterbildungsmöglichkeiten, die nicht zu einem Titel führen, zählen unter anderem Legal Certificates oder Legal Diplomas, bei denen man einen bis zu sechsmonatigen Kurs besucht und hierfür eine Art Teilnahmebescheinigung (Certificate, Diploma) erhält. Wenn man vor allem Auslandserfahrung sammeln will, können Auslandsstationen im Referendariat, Auslandspraktika oder Auslandssemester (beispielsweise über Erasmus/Sokrates) interessant sein.
Zertifikate können sich nicht mit dem LL.M. messen
Auch inhaltlich können sich Legal Certificates, Praktika oder Auslandssemester nicht mit einem LL.M. messen. Ein umfassender Einblick in ein fremdes Rechtssystem ist mit Praktika und Auslandsstationen in der Regel allenfalls begrenzt möglich. Diese Art von Auslandsaufenthalten lassen meist nur geringe Einblicke in das ausländische Rechtssystem zu und sind zum umfassenden Spracherwerb häufig zu kurz. Dies gilt auch für die Kontakte zu Land und Leuten. Ein Erasmus-Jahr dagegen gewährt aufgrund seiner Länge schon einen besseren Einblick. Allerdings kann es sich inhaltlich nicht mit einem LL.M.-Programm messen. Ein LL.M.-Programm ist auf die Bedürfnisse und Kenntnisse von Postgraduierten zugeschnitten und setzt auf einem höheren Niveau an. Der Kenntniszuwachs ist deshalb im Regelfall größer.
Internationale Jura-Studiengänge
Begrenzt gilt dies auch für die zunehmend häufiger anzutreffenden internationalen Jurastudiengängen, bei denen man ein Teil des Studiums verpflichtend im Ausland absolviert und häufig auch eine in Umfang und Anforderungen beachtliche Abschlussarbeit anfertigt. Hier sind die Anforderungen und der Lerneffekt typischerweise höher als bei reinen Auslandssemestern. Dennoch gilt auch hier, dass höhere Lerneffekte erreichbar sind, wenn man bereits das Examen abgelegt und sichere Kenntnisse im deutschen Recht hat.
Auf die Qualität des LL.M. kommt es an
Fazit: Der persönliche Wert eines LL.M. ist für jeden ein anderer. Für die berufliche Weiterentwicklung aber kommt es langfristig vor allem auf die Qualität des gewählten Programms an.