Arbeitszeugnis selbst schreiben: Formulierungen, Codes und häufige Fehler
Dein Chef bittet dich, dein Arbeitszeugnis selbst zu schreiben? Deine Chance! Hier liest du nach, worauf du achten musst, damit die Beurteilung deinen Vorstellungen entspricht und formal korrekt bleibt.
"Ihr Arbeitszeugnis? Schreiben Sie es doch selbst", sagt dein Chef. Ärgerliche Mehrarbeit? Im Gegenteil – eine super Gelegenheit! Denn du weißt am besten, welche Arbeiten du geleistet hast. Aber wer sein eigenes Zeugnis schreibt, läuft gleichzeitig auch Gefahr, mit zu viel Eigenlob unecht zu wirken. Auch formal musst du beim Schreiben eines Zeugnisses einiges beachten. Länger als zwei DIN-A4-Seiten darf das Zeugnis zum Beispiel nicht sein. Ist es hingegen zu kurz, wertet es deine Arbeit ab.
Und was gehört überhaupt in das Arbeitszeugnis? Was musst du beim Schreiben einer Beurteilung beachten?
So ist ein Arbeitszeugnis aufgebaut:
Überschrift:
"Arbeitszeugnis", "Zwischenzeugnis" oder "Praktikumszeugnis"
Einleitung:
- Vor- und Nachname, Zeitraum der Beschäftigung und Positionsbezeichnung, gegebenenfalls dein Geburtstag
- Vorstellung der Abteilung, in der du gearbeitet hast, und ein kurzes Firmenporträt
Tätigkeitsbeschreibung: So konkret wie's geht
- Sehr wichtig, deshalb möglichst ausführlich
- Verwende immer konkrete Beispiele für deine Tätigkeiten, keine allgemeinen Formulierungen
- Betone außergewöhnliche Projekte, die über das normale Maß hinausgehen (zum Beispiel die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters)
- Nenn eigene Ideen, die umgesetzt wurden
- Die Reihenfolge ist entscheidend: wichtige Aufgaben zuerst, am Ende die Routine-Tätigkeiten
- Eine Liste mit Aufzählungszeichen macht deine Tätigkeitsbeschreibung übersichtlicher
Leistungsbeurteilung: Die richtigen Formulierungen
Wenn du Fachwissen sowie Motivation, Arbeitsweise und Führungskompetenz beschreibst, kommt es vor allem auf die richtigen Formulierungen an:
- Superlative bedeuten bessere Noten, zum Beispiel ist "in kürzester Zeit" besser als "in kurzer Zeit"
- Weitere Superlative, die ein gute und sehr gute Leistung ausdrücken:
- äußerst, außerordentlich
- in (aller)bester Weise
- im hohen (höchsten) Maße
- Aktiv statt Passiv! Wer sich selbst etwas erarbeitet hat, hat die Firma mehr bereichert, als jemand, der "eingearbeitet wurde"
- Durchhaltevermögen und Motivation signalisierst du mit Adverbien wie "stets", "immer" und "jederzeit"
- Weitere positive Formulierungen:
- selbstständig
- (weit) über das Normalmaß hinaus
- mit schneller Auffassungsgabe
- stets hoch belastbar und sehr tüchtig
- äußerst zuverlässig
- stets freundlich und aufgeschlossen gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern
- engagiert, hochmotiviert
- Verzichte ganz auf Negativformulierungen
- Auch diese Satzbausteine drücken Kritik aus:
- im Großen und Ganzen/im Allgemeinen
- er/sie war bemüht/hat sich große Mühe gegeben
- er/sie war in der Regel erfolgreich
- seine/ihre Arbeitsergebnisse entsprachen den Anforderungen
Verhaltensbeurteilung: Vorgesetzte, Kollegen und dann der Rest
Verhalten gegenüber
- Vorgesetzten
- Teamkollegen
- Mitarbeiter, Kunden und andere Personen
und zwar in dieser Reihenfolge.
Eindruck: deine Note
- bewertet, wie gut deine Arbeit wirklich war
- kann entscheidend sein, da Personaler sich oft nur diesen Teil des Zeugnisses anschauen
- soll auch Aussagen zu Eigenschaften wie Pünktlichkeit oder vertrauenswürdigem Umgang mit Daten hervorheben
Achtung: Fehlende Informationen bedeuten oft auch, dass die Eigenschaft nicht vorhanden war.
Schlussformel:
- Dank für die Zusammenarbeit
- Wünsche für die Zukunft
- Besondere Wertschätzung des Arbeitgebers drücken Formulierungen aus wie "Wir werden ihn/sie vermissen" oder "Wir lassen ihn/sie nur ungern/mit Bedauern gehen"
Schreib in dein Arbeitszeugnis, was du kannst
Zu viel Selbstlob ohne vorzeigbare Erfolge macht einen negativen Eindruck. Trotzdem kannst du deine positiven Eigenschaften immer betonen. Mach dich in keinem Fall schlechter, als du bist.
Fehler im Arbeitszeugnis vermeiden
Überprüf alle Personennamen sowie Angaben zu Unternehmen und Beschäftigungszeitraum – und zwar sowohl auf Rechtschreibung wie auch auf inhaltliche Richtigkeit. Alle Daten müssen mit denen in deinem Lebenslauf übereinstimmen. Vermeide im Arbeitszeugnis firmeninterne Abkürzungen und andere, unverständliche Formulierungen. Muster oder Vorlagen aus dem Netz übernimmst du nicht einfach, sondern passt sie an deine Leistungen an. Individuelle Texte überzeugen, während Musterzeugnisse kein Zeichen großer Wertschätzung sind.
Zu einem vollständigen Arbeitszeugnis gehört auch die Unterschrift vom Chef oder verantwortlichen Personaler. Weder dein Zwischenzeugnis noch Arbeitszeugnis erhältst du in elektronischer Form, sondern immer ausgedruckt auf Firmenpapier.
Die freundliche Nachverhandlung
Druck dein Zeugnis also auf offiziellem Firmenpapier aus und lass es von deinem Vorgesetzten unterschreiben. Eine fehlende Unterschrift weckt den Eindruck, ihr hättet monatelang ergebnislos über Formulierungen gestritten. Wenn dein Arbeitgeber deinen Bericht zu sehr zu deinem Nachteil ändert, kannst du um ein Gespräch bitten. Am besten solltest du davor mit einem vertrauten Mitarbeiter geredet haben, der die Eigenarten des Vorgesetzen besser kennt und schon Zeugnisse aus dessen Feder gelesen hat.
Beharre lieber nicht auf Formulierungen, sondern mach dir schon im Voraus Gedanken über einen Kompromiss. Dabei hilft es, wenn du über die Standards informiert bist.
Hilfe beim Zeugnisschreiben von Außen
Wenn du unsicher bist und glaubst etwas vergessen zu haben, kannst du dich auch an professionelle Beratungsagenturen wenden. Was immer hilft: Lies dir die Zeugnisse von Freunden durch, die gute Praktika absolviert oder gute Arbeitszeugnisse erhalten haben.
Link-Tipp
Eine einfache und kostenlose Hilfe, Arbeitszeugnisse selbst zu schreiben, bietet der Arbeitszeugnisgenerator.