American Dream: Tipps für deine Karriere in den USA

Autor*innen
Michael Wigge
Eine Leiter reicht von oben ins Bild. Eine Person hebt eine andere hoch, die zum unteren Ende der Leiter greift.

Du denkst darüber nach, deine Karriere in den USA zu starten? Das Abenteuer kann sich lohnen, aber es gibt viele Unterschiede zu Deutschland. Der ehemalige Abenteuerreporter Michael Wigge hat den Schritt gewagt und gibt Tipps, wie der berufliche Neustart in den Staaten gelingt.

Wie erhältst du eine Arbeitserlaubnis?

Um in Amerika Fuß zu fassen, benötigst du ein Visum und eine sogenannte Greencard, mit welcher du langfristig dort leben und arbeiten darfst. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie du den Weg vom Visum zur Greencard gehen kannst. Hier eine Übersicht:

  • H-1B-Visum: Dieses Visum ist für hochqualifizierte Fachkräfte gedacht und erlaubt es Arbeitnehmer:innen aus dem Ausland, vorübergehend in den USA zu arbeiten. In den letzten Jahren wurden jedoch die Anforderungen verschärft und die Vergabe von H-1B-Visa ist wettbewerbsintensiv.
  • L-1-Visum: Das L-1-Visum ist für Intra-Unternehmensübertragungen gedacht. Wenn du bereits für ein Unternehmen in Deutschland arbeitest und in eine Niederlassung in den USA wechseln möchtest, könnte dies eine Option für dich sein.
  • E-2-Visum: Wenn du planst, in den USA ein Unternehmen zu gründen und zu investieren, ist das E-2-Visum für Investor:innen für dich interessant.

Es gibt verschiedene Greencard-Kategorien, darunter die Familienzusammenführung, Arbeitgeberunterstützung und Investitionen. Hier die vier wichtigsten Kategorien:

  • Familienzusammenführung (Family-Sponsored Preferences): Diese Kategorie ermöglicht es US-Bürger:innen, ihre ausländischen Ehepartner, Kinder, Eltern und Geschwister in die USA zu holen. Die Familienzusammenführung ist einer der häufigsten Wege zur Greencard.
  • Employment-Based Greencards (EB-Kategorien): Diese Kategorien sind für ausländische Arbeitnehmer:innen gedacht, die von US-Arbeitgebern eingestellt werden. Es gibt fünf EB-Kategorien, wobei EB-1 für außergewöhnliche Fähigkeiten, EB-2 für Fachleute mit fortgeschrittenen Abschlüssen und EB-3 für Facharbeiter:innen und Fachkräfte besonders relevant sind.
  • Investor Visa (EB-5): Dies ist eine spezielle Kategorie für ausländische Investor:innen, die in Projekte investieren, welche wiederum Arbeitsplätze schaffen. Um sich für eine EB-5-Greencard zu qualifizieren, muss man eine erhebliche Geldsumme in einem US-Unternehmen anlegen.
  • Diversity Visa (DV-Lotterie): Die DV-Lotterie ist eine jährliche Lotterie, bei der Bürger aus Ländern mit niedrigen Einwanderungszahlen in die USA eine Greencard gewinnen können. Die Bewerbung erfolgt online; die Gewinner:innen werden zufällig ausgewählt.

Mehr Infos zu Visa und Greencard Formalitäten.

Porträt von Gastautor Michael Wigge

Michael Wigge

Der Coach, Keynote Speaker und Abenteurer Michael Wigge hat sich darauf spezialisiert, unglaubliche Challenge-Geschichten zu dokumentieren. "Ohne Geld bis ans Ende der Welt" und "Wigges Tauschrausch" (als er einen Apfel in ein hawaiianisches Traumhaus nur durch das Tauschen verwandelte), sind nur zwei seiner Reiseaktionen. Er ist in die USA ausgewandert und hält Firmenseminare und Vorträge, welche auf seinen Abenteuererfahrungen basieren. Michael Wigge unterstützt damit Mitarbeiter:innen und Führungskräfte und fungiert als Speaker für Motivation, Resilienz, Zeitmanagement und mentale Gesundheit.

Was sind die kulturellen Unterschiede?

Die kulturellen Differenzen zwischen den USA und Deutschland können erheblich sein. Viele Unterschiede sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich und brauchen Zeit, um sie genau zu verstehen:

  • Flexiblere Entscheidungen: In den USA sind Kunden und Angestellte tendenziell weniger zuverlässig in ihren Entscheidungen und ändern ihre Meinung schneller. Es ist daher wichtig, flexible Lösungen zu finden und klare Vereinbarungen zu treffen.
  • Individualismus und Verträge: Das individualistische Verhalten in den USA bedeutet, dass ein mündliches Versprechen oft nicht als verbindlicher Vertrag angesehen wird. Schriftliche Vereinbarungen sind entscheidend.
  • Akzeptanz des Scheiterns: In den USA wird Scheitern viel stärker akzeptiert und sogar als wertvolle Lernerfahrung angesehen. Viele erfolgreiche Gründer in den USA haben zuvor mehrere Unternehmen in den Sand gesetzt.
  • Höhere Risikobereitschaft: Kunden können tendenziell schneller Dinge mit Dienstleistern ausprobieren. Zudem findest du in der Regel Investor:innen für eine Firmengründung leichter.

Mehr Infos zu den Kulturunterschieden im Alltag.

Welche Steuern fallen an?

In den USA zahlst du nationale Steuern und die sogenannte state tax. Die Steuersätze sind in der Regel niedriger als in Deutschland. Hier sind einige wichtige Unterschiede:

  • Unterschiedliche Besteuerung: Deutschland hat tendenziell höhere Einkommensteuersätze als die USA, insbesondere für höhere Einkommen. In den USA gibt es jedoch eine beachtliche Variation zwischen den verschiedenen Bundesstaaten.
  • Teure Gesundheit und Bildung: Die Krankenversicherungsbeiträge und Bildungskosten fallen in den USA deutlich höher aus und können eine zusätzliche finanzielle Belastung sein.
  • Doppelbesteuerung: Wenn du weiterhin auf deutschem Boden ein Einkommen erzielst beziehungsweise deine deutsche Kranken- und Rentenversicherung behalten möchtest, kann es zu einer Doppelbesteuerung kommen. Dies bedeutet: Zwei Steuererklärungen, zwei Steuerberater:innen und zwei Steuern. Wenn du dich komplett aus Deutschland abmeldest, ist das nicht mehr der Fall. Dank des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen den USA und Deutschland bist du von einer doppelten Steuerlast auf dasselbe Einkommen befreit. Dadurch musst du in der Regel nur in einem der beiden Länder eine Einkommenssteuer begleichen, der Aufwand hierfür ist aber ziemlich groß.

Mehr Infos zu den Steuern in den USA.

Welche Berufe sind gefragt?

In den USA sind bestimmte Berufe besonders gesucht. Hier sind einige Berufsgruppen, die auch sehr gerne Einwander:innen einstellen:

  • Gesundheitswesen: Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern- und pfleger sowie Gesundheitsadministrator:innen sind in den USA sehr gefragt, insbesondere aufgrund des demografischen Wandels. Durch die Privatisierung des Gesundheitssystems liegt das Gehalt oftmals weit höher als in Deutschland.
  • Technologie: Die Tech-Branche boomt in den USA und Berufe wie Softwareentwickler:innen, Datenanalyst:innen und Netzwerktechniker:innen sind heiß begehrt. Einige Bundesstaaten haben sich zu regelrechten Tech Hubs entwickelt – etwa Kalifornien, Colorado oder Texas.
  • Finanzwesen: In der Finanzindustrie haben Finanzanalyst:innen, Buchhalter:innen und Wirtschaftsprüfer:innen gute Jobaussichten.
  • Bildung: Lehrer:innen sowie Dozentinnen und Dozenten werden immer gebraucht, insbesondere in ländlichen Gebieten.
  • Motivational Keynote Speaker: Als Motivations-Keynote-Speaker bist du in einem wachsenden Markt tätig. Die USA sind bekannt für ihre blühende Vortrags- und Motivationsindustrie, was dir viele Praxiserfahrungen und Chancen bietet. Deshalb habe ich mich als Speaker, Trainer und Coach auch für dieses Land entschieden. Als Speaker auf der Bühne lerne ich hier viel, was ich wiederum in Deutschland nutzen kann.

In den USA unterscheiden sich auch die Anstellungs- und Bewerbungsbedingungen zu Deutschland:

  • Bewerbung ohne Porträtfoto: Anders als in Deutschland ist es in den USA unüblich, ein Porträtfoto in deine Bewerbungsunterlagen aufzunehmen.
  • Tendenziell kürzere Arbeitsverhältnisse: Anstellungen in den USA sind oft kürzer und können projektbezogen sein. Es gibt kaum Kündigungsschutz.
  • Weniger Urlaub: In den USA gibt es in der Regel weniger bezahlten Urlaub als in Deutschland. Die durchschnittliche Anzahl der bezahlten Urlaubstage in den USA beträgt etwa zehn Tage pro Jahr.
  • Höheres Einkommen: Für qualifizierte Jobs sind die Einkommen in den USA tendenziell höher. Laut dem Bureau of Labor Statistics lag das Durchschnittseinkommen in den USA im Jahr 2020 bei rund 51.000 US-Dollar pro Jahr. Hochqualifizierte Berufe auf Führungsebene können oftmals 200.000 US-Dollar überschreiten.
  • Weniger Bürokratie bei Firmengründungen: Wenn du daran denkst, ein Unternehmen in den USA zu gründen, wirst du weniger Bürokratie vorfinden als in Deutschland. Die Gründung eines Unternehmens kann in den USA oft in wenigen Tagen erfolgen.

Eine Karriere in den USA bietet dir viele spannende Möglichkeiten, erfordert jedoch eine gezielte Vorbereitung und eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Mit dem richtigen Wissen und der richtigen Einstellung kannst du in den Staaten aber sehr erfolgreich sein.

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