Mergers & Acquisitions: Was macht man im M&A?

Autor*innen
M. Wiesner
Ein Mann mit verschränkten Armen, aus dessen Kopf eine Denkblase kommt, in der sich eine Glühbirne befindet. Im Hintergrund sind Zahnräder sichtbar.

Den Bereich M&A kann man klar vom übrigen Investment Banking abgrenzen. Was hier verkauft wird, sind keine Wertpapiere oder sonstigen Finanzprodukte, sondern überwiegend Beratungstätigkeiten.

Egal ob Kauf, Verkauf oder Börsengang – das Projektmanagement, die Koordination aller Beteiligten und die Bewertung des Targets oder Börsenaspiranten sind dabei die wesentlichen Aufgaben des M&A-Bankers.

Berufsalltag im M&A: Projektarbeit

Der Berufsalltag besteht somit hauptsächlich aus Projektarbeit. Bevor es jedoch dazu kommt, muss das Mandat zunächst durch einen sogenannten Pitch gewonnen werden. In diesem Verkaufsgespräch wird dem potenziellen Kunden erläutert, welche Vorteile er und seine Anteilseigner aus dem Kauf eines anderen Unternehmens oder dem Verkauf bzw. Börsengang seines eigenen Unternehmens ziehen würden und warum ausgerechnet die präsentierende Bank für dieses Vorhaben die beste Wahl darstellt.

Lange Vorbereitung für den Millionen­auftrag

Bei jedem Projekt können mehrere Millionen Euro Fees generiert werden; vor allem bei besonders interessanten Deals werden daher sämtliche größeren Banken vorstellig. Deshalb bedarf die viele Seiten lange Präsentation einer umfangreichen Vorbereitung, die mehrere Wochen dauern kann.

Dem Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen

Ist das Projekt gewonnen, wird ein Team zusammengestellt, dessen Aufgabe es ist, das Projektmanagement zu übernehmen, alle Berater des Kunden zu koordinieren und ein Modell für die Bewertung zu entwickeln. Zudem steht es dem Kunden mit Rat und Tat, der Erfahrung aus zahlreichen Deals und den Kontakten zu vielen wichtigen Stellen der Finanzbranche zur Seite.

Strenge Hierarchien im Investment Banking

Die täglichen Aufgaben hängen dabei sehr stark von der Position in der fast militärisch anmutenden Rangfolge des Investment Bankings ab. Mitarbeiter in den Junior-Positionen des Analysts und des Associates übernehmen die Arbeiten an Präsentationen und Modellen, führen das Research durch und werten entsprechende Daten aus. Als Ausführende sind sie das Herzstück des Systems und sorgen dafür, dass dem Projektleiter und dem Kunden jederzeit alle notwendigen Informationen und Dokumente zur Verfügung stehen. Zudem übernehmen sie einen großen Anteil des Projektmanagements, koordinieren Calls oder Meetings und verschicken tägliche Updates.

Licht am Ende des Tunnels: Projektleiter

Die Vice Presidents, auch Associate Directors genannt, sind zusammen mit den Directors die Projektleiter, führen als solche die Präsentationen von Pitches durch und treffen die Entscheidungen im täglichen Projektgeschäft. Die Senior-Position des Managing Directors ist das Licht am Ende des Tunnels, worauf jeder Investmentbanker hinarbeitet. Hier werden die wichtigen strategischen Entscheidungen getroffen, wobei die Einbindung in das tägliche Projektgeschäft nur gering ist.

Im M&A weiß man nie, was einen erwartet

Den typischen Tagesablauf eines M&A-Bankers gibt es nicht. Aufgrund des Projektgeschäfts sind die Tätigkeiten von Tag zu Tag sehr unterschiedlich. Häufig weiß man morgens noch nicht, was einen erwartet. Üblicherweise beginnt der Tag um 9 Uhr, kann jedoch je nach Projekten, an denen man arbeitet, auch früher beginnen – oder am Tag zuvor um 9 Uhr begonnen haben. Für Analysten, die Position der Berufseinsteiger, gibt es je nach Bank und Sektorteam, in dem sie arbeiten, einen Senior Banker als Staffer. Dieser kennt die Auslastung des Einzelnen und soll so die anfallende Arbeit gleichmäßig verteilen, was meist mehr oder minder gut funktioniert.

Zeitdruck gehört im M&A dazu

Die Tätigkeit des Analysten beinhaltet üblicherweise umfangreiche Arbeiten an PowerPoint-Präsentationen und Excel-Modellen. Dabei muss eine Aufgabe häufig unter großem Zeitdruck bis zu einer Deadline erledigt werden, was nicht selten dazu führt, dass das Mittagessen am Platz eingenommen oder der eigentlich dringende Gang zum stillen Örtchen auf unbestimmte Zeit verschoben wird.
 
In den meisten Investmentbanken können die Banker zudem auf eine Grafikabteilung (zur Unterstützung bei der Erstellung und Bearbeitung von Präsentationen) sowie auf eine Research-Abteilung (bei der Suche nach Daten zu Märkten oder Unternehmen) zurückgreifen, was eine große Entlastung bedeutet.

Tagesgeschäft: Meetings, Pitches, Termine

Natürlich gehören auch zahlreiche Meetings mit dem Team oder anderen Abteilungen der Bank sowie Calls mit Kunden und anderen Beratern zum Tagesgeschäft. Gelegentlich gibt es Termine vor Ort, zu denen der Analyst mitkommt. Hierzu zählen Pitches und andere Meetings mit dem Kunden, die Analyse von Datenräumen, in denen ordnerweise Informationen zum Target zusammengetragen werden, und Site visits, bei denen die Standorte des Targets besichtigt werden. Nach diesen Terminen führt der Weg allerdings – egal zu welcher Uhrzeit – zurück ins Büro.

Arbeiten am Wochenende? Üblich

Zu den kleinen Annehmlichkeiten des Analystenlebens gehört das von der Bank bezahlte Abendessen ebenso wie die kostenlose Taxifahrt nach Hause. Wann diese Fahrt jedoch stattfindet, ist vollkommen offen. Wochenend- und Feiertagsarbeit sind ebenfalls üblich.

Viele gute Gründe, aber auch einige offene Fragen

Als Zentralstelle im Projektmanagement des Kauf- oder Verkaufsprozesses von Unternehmen ist das Investment Banking der ideale Ort, um schnell viele Kontakte in alle Bereiche zu knüpfen. Die Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern, Wirtschaftsprüfern, Anwälten, anderen Bankern und dem Topmanagement zahlreicher mittelständischer und großer Unternehmen bietet Möglichkeiten, die sich in vielen anderen Jobs nicht ergeben.

Viele Branchen, steile Lernkurve

Die Arbeit mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen hat auch zur Folge, dass man sehr schnell viel über die Marktgegebenheiten, Branchendynamiken und andere wichtige Größen in diesen Sektoren lernt. Hierzu muss man sich zügig in neue Zusammenhänge einarbeiten und aus den gewonnenen Erkenntnissen Schlussfolgerungen ziehen. Nicht zuletzt durch die hohe Zahl an Projekten ist die Lernkurve auch in Bezug auf technische Fragen der Bewertung und allgemeinere Fragen der Verhandlungsführung sehr steil.

Größter Anreiz: eine üppige Bezahlung

Ein weiterer wesentlicher Vorteil eines Karrierebeginns im M&A ist die überdurchschnittlich hohe Bezahlung, wenn der Bonus entsprechend hoch ausfällt. Hinzu kommen zahlreiche andere Möglichkeiten, die sich durch Trainings unter anderem in London oder New York oder durch den Reputationsfaktor für die persönliche Entwicklung ergeben.

Die Schattenseite: extreme Arbeitszeiten

Wie alles im Leben hat auch der Job als M&A-Banker seine Schattenseiten. Gerade als Analyst findet der Großteil des Tages ausschließlich im Büro statt. Da man nicht nach Stunden bezahlt wird, hat der Projektleiter bzw. die Bank keinen Anreiz, die Junior Banker früh nach Hause zu schicken, selbst wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Durch die extrem langen Arbeitszeiten ist ein soziales Leben kaum möglich.

Analysten arbeiten kaum konzeptionell

Zudem ist insbesondere der Analyst nur Ausführender. Es wird wenig konzeptionelle Arbeit verlangt, weshalb der Grad an Verantwortung, den man übernehmen kann, im Gegensatz zu Jobs in vielen anderen Branchen gering ist. Dies resultiert letztlich auch aus der Tatsache, dass der M&A-Banker als Berater auftritt und demzufolge selbst in hohen Positionen in Bezug auf Projekte nur wenige Entscheidungen alleine treffen kann. Diese werden üblicherweise vom Kunden gefällt.

Was man mitbringen muss

Eine Tätigkeit im M&A setzt selbstverständlich ein gewisses Interesse an Finanzen, dem Kapitalmarkt und strategischen Fragen der Unternehmensführung voraus. Gleichzeitig sollte man auch ein hohes Maß an Frustrationstoleranz mitbringen, da insbesondere Marketingarbeit oft keinen direkten Mehrwert für Bank oder Kunden schafft. So ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass aus einem Pitch ein Projekt resultiert, obwohl viel Zeit und Mühe investiert wurden.

Schon an der Uni die richtigen Weichen stellen

Wenn man sich an der Universität auf die Tätigkeit als M&A-Banker vorbereiten möchte, sollte man sich mit Techniken der Unternehmensbewertung wie dem DCF- oder dem Multiplikatorverfahren beschäftigen. Business Cases, die auch die Erstellung eines Excel-Modells beinhalten, sind dafür besonders gut geeignet. Hier erwirbt man genau die Fähigkeiten und trifft auf die Fragen und Probleme, die im Berufsalltag eines Analysten auftreten. Letztlich sind die angewandten Techniken bei einem allgemeinen Verständnis von Bilanzierungsregeln und Unternehmensbewertungsfragen schnell zu verstehen, und so wird man vieles on-the-Job erlernen können. Wichtiger sind folglich Einsatzbereitschaft (wie in den meisten Berufen) und ein gutes analytisches Verständnis.

Will ich das, kann ich das? Ein Praktikum hilft

Wenn man als Berufseinsteiger im M&A-Investment-Banking tätig werden möchte, ist ein vorheriges Praktikum in diesem Bereich auf jeden Fall empfehlenswert. Hier sieht man genau, was einen im späteren Berufsalltag erwartet und ob man Spaß an der Tätigkeit hat. Zudem besteht die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, sich so für eine Bewerbung zu positionieren und die potenziellen zukünftigen Kollegen kennenzulernen.

© Dieser Artikel ist zuerst im Buch Perspektive Investment Banking & Asset Management erschienen.

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