Asset Management: Portfoliomanager - Jet-Set-Leben und mit 40 in Rente?

Autor*innen
M. Achatz
Drei Geschäftsleute setzen ein Puzzle zusammen.

Portfoliomanagern wird ein sagenhaftes Leben angedichtet. Ständig auf der Suche nach den entscheidenden Informationen kaufen und verkaufen sie Aktien, jetten in der Welt umher, um sich von den Unternehmen, in die sie investiert haben, persönlich zu überzeugen, werden hofiert, lassen sich aushalten und schwimmen selbstverständlich im Geld. Denn ein erfolgreicher Portfoliomanager wird so gut bezahlt, dass er sich nach einigen Jahren zur Ruhe setzen kann, wenn er es denn will.

Soweit der Traum. Die Wirklichkeit sieht weit profaner aus. Der Beruf ist reizvoll und herausfordernd. Wichtig ist eine gute und vor allem rechtzeitige Karriereplanung. Wie hat man sich allerdings die genauen Aufgaben eines Portfoliomanagers vorzustellen?

Aufgaben eines Portfoliomanagers

Ein Portfoliomanager stellt für seine Kunden beziehungsweise Mandanten geeignete Anlagemöglichkeiten und -kombinationen (Portfolios) zusammen, um finanzielle Risiken durch Streuung zu senken. Die dafür nötigen Transaktionen führt er zum Beispiel an der Börse durch. Dabei analysiert er die Finanzmärkte, überwacht Anlagestrategien und pflegt auch Broker-Kontakte.

Fondsmanager

Zu den Portfoliomanagern gehört der Fondsmanager, der einen Sonderfall eines Portfolios, nämlich einen Fonds betreut. In Deutschland gibt es im Wesentlichen von institutionellen Anlegern nachgefragte Spezialfonds und Publikumsfonds, in die Privatanleger investieren. Einen erfolgreichen Fondsmanager im Privatkundenbereich zeichnet aus, dass er seinen Fonds in jeder Phase eines wirtschaftlichen Zyklus in nationalen wie internationalen Wettbewerbsvergleichen (Fondsranking) unter den Besten platzieren kann.

Was muss ein Portfoliomanager mitbringen?

Aber welche fachlichen und persönlichen Eigenschaften charakterisieren darüber hinaus einen erfolgreichen Fondsmanager und welche universitäre Ausbildung mit den entsprechenden Studienschwerpunkten fördert eine erfolgreiche Laufbahn als Portfoliomanager?

Der Erfolg beginnt an der Hochschule

Ein typisches Studium ist das der Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft. Finanzmathematiker, Wirtschaftsmathematiker oder generell mathematisch orientierte Fachrichtungen gehören jedoch ebenfalls dazu. Doch Portfoliomanagement ist vor allem Teamarbeit, und so können für die Analyse von Biotechnologieaktien auch Mediziner oder Biologen sehr nützlich sein. Bereits während des Studiums sollte der Kontakt zu späteren potenziellen Arbeitgebern aufgenommen werden.

Ein Praktikum ebnet den Weg

Befristete Tätigkeiten als Praktikant oder Werkstudent ebnen den Weg zur erfolgreichen Bewerbung um eine Festanstellung. Studenten sollten bei namhaften Kapitalanlagegesellschaften und Asset-Management-Unternehmen tätig gewesen sein. Täglich werden im Finanz- oder Wirtschaftsteil der großen deutschen Tageszeitungen die Anteilspreise für Publikumsfonds unter dem Namen der Kapitalanlagegesellschaften veröffentlicht – das sind die ersten Anlaufadressen für den Studenten.

Vielschichtiger, als es scheint

Das Portfoliomanagement ist weit vielschichtiger, als es der erste Blick vermuten lässt. Für Mathematiker oder Finanzmathematiker, die sich für das Portfoliomanagement begeistern können, bieten sich Einsätze im Risikocontrolling, in der Performance-Messung oder im quantitativen Portfoliomanagement sowie im Research an.

Zügig studieren ist Pflicht

Die für den Auswahlprozess verantwortlichen Fachexperten und Personalmanager schätzen Zielstrebigkeit und Karriereorientierung in der universitären Ausbildung. Ein zügig absolviertes Studium ist Pflicht. Neben einschlägigen Praktika ist aufgrund der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen auch ein Praktikumseinsatz im Ausland ein zusätzlicher Vorteil. Englische Sprachkenntnisse sind unabdingbar, weitere Sprachen erhöhen die Einsatzmöglichkeiten. Fachlich überzeugen können Hochschulabsolventen, wenn sie praktisches Wissen zu Kapitalmärkten mitbringen und Ansätze der Kapitalmarkttheorie, wie beispielsweise das Capital Asset Pricing Model (CAPM), nicht nur abstrakt verstanden haben, sondern auch anschaulich darstellen können.

Fachliche und persönliche Kompetenzen

Einen erfahrenen Portfoliomanager zeichnet nicht nur ein gutes Gespür für die Kapitalmärkte aus, sondern auch die Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Daneben gilt es, politische Einflüsse auf das wirtschaftliche Geschehen zu erkennen und zu bewerten. Dazu zählt auch die Geschäftspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (kurz: Fed).

Börsenzeitungen sind Pflichtlektüre

Neben der einschlägigen Fachliteratur sowie primären und sekundären Forschungsarbeiten von Analysten ist auch die Lektüre von Börsen- und Finanzzeitungen wichtig, um Anlageentscheidungen vorzubereiten. Die Vertretung der Investitionsentscheidungen gegenüber den Anlegern in Anlageausschusssitzungen ist eine weitere Anforderung. Vorausgesetzt wird aktuelles Fachwissen, ein sicherer Umgang mit Zahlen und mathematischen Anwendungen sowie Erfahrung in gängigen Portfoliomanagement-Handelssystemen. Von großem Vorteil erweist sich zunehmend der sichere Umgang mit statistischen Programmen, ergänzt durch Programmierkenntnisse (VBA) in Excel.

Beharrlichkeit und Selbstbewusstsein gefragt

Gute Portfoliomanager überzeugen mit einem selbstsicheren und souveränen Auftreten und wissen ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten. Neben der Fähigkeit, auch komplexe Sachverhalte kundengerecht aufzubereiten und klar und argumentativ hochwertig zu kommunizieren, sind auch Überzeugungskraft und diplomatisches Geschick Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit. Wichtig ist auch der professionelle Umgang mit den Interessen der Anleger. Mit Beharrlichkeit, Ausdauer und geistiger Flexibilität gilt es, gute Lösungen im Sinne zufriedener Kunden zu finden.

Weiterbildung ist ein wichtiger Baustein

Hoch im Kurs steht die fachliche wie persönliche Weiterbildung. Dabei treten neben das tägliche Training-on-the-Job extern erworbene fachliche Qualifikationen. So ist etwa die Fortbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA) oder zum Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) Baustein einer erfolgreichen Laufbahn.

Mögliche Laufbahn eines Portfoliomanagers

Nach seinem Start ins Berufsleben übernimmt ein Hochschulabsolvent erste Aufgaben als Trainee (Schwerpunktsetzung Portfoliomanagement) und setzt dann nach circa zwei Jahren als Junior Portfoliomanager einen ersten Meilenstein in seiner noch jungen Karriere. Gute Leistungen vorausgesetzt, übernimmt er als Portfoliomanager performancerelevante Aufgaben und trägt Verantwortung für sein betreutes Portfolio. Frühestens nach weiteren drei Jahren erreicht er den Senior Level im Portfoliomanagement und kann sich durch die Übernahme einer Führungsaufgabe für eine höhere Hierarchieebene empfehlen.

Erfolgsmessung in der Praxis

Zu Beginn eines Kalenderjahres verständigen sich der Portfoliomanager und dessen Vorgesetzter auf die Ziele, die zum Ende des Jahres zu erreichen sind. Die Beurteilung eines Portfoliomanagers richtet sich nach der Zufriedenheit mit seiner fachlichen und persönlichen Kompetenz sowie nach seinen qualitativen Leistungen, aber im Endeffekt und überwiegend nach seinen erzielten, quantitativ messbaren Performance-Ergebnissen.
 
Im Folgenden werden zwei Beispiele für eine Zielvereinbarung im Portfoliomanagement aufgeführt:

  • Ziel: Übertreffen der jeweiligen Benchmarks beziehungsweise überdurchschnittlicher Total Return bezogen auf das Kalenderjahr; Beurteilungs- und Messkriterien: Ergebnis/Benchmark, Total Return am Ende des Kalenderjahres.
  • Ziel: Erstellung und Präsentation eines Modells bis 31. Dezember 2009, das den Zusammenhang von Geldmarktzinsen und Devisen aufzeigt; Beurteilungs- und Messkriterien: Modell-Präsentation zum definierten Termin, inhaltliche Gestaltung nach vorheriger Absprache.
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