Consulting-Einstieg: Bewerbung für die Unternehmensberatung
Zehntausende Absolventen bewerben sich jedes Jahr für den Einstieg in die Beraterbranche, nur die Wenigsten schaffen es jedoch, sich im harten Bewerbungsprozess durchzusetzen. Um Unternehmensberater zu werden, muss das Gesamtpaket stimmen - doch was genau ist das eigentlich?
Fragt man Personaler im Consulting, was sie sich von einem Bewerber erwarten und welche Fähigkeiten er mitbringen sollte, bekommt man immer dieselbe Antwort: Das Gesamtpaket muss stimmen. Doch was genau verstehen Unternehmensberatungen darunter? Muss man wirklich der Einser-Absolvent mit fünf Praktika sein, um eine Chance zu haben?
"Wir berücksichtigen alle akademischen Leistungen ab dem Abitur. Daneben sind für uns bisherige Praxis- und Auslandserfahrung sowie außeruniversitäres Engagement von Interesse, zum Beispiel im politischen, sozialen, musikalischen oder sportlichen Bereich", erklärt Jonas Böckmann von McKinsey. Unternehmensberater werden nur die Leistungsfähigsten, denn im Job wird ihnen Einiges abverlangt. Deshalb achten Unternehmensberatungen schon im Auswahlprozess darauf, ob die Kandidaten den hohen Anforderungen gewachsen sind. In möglichst vielen der folgenden Bereiche sollten angehende Consultants herausragende Leistungen vorweisen können und positiv aus der Bewerbermasse hervorstechen:
1. Noten
Hervorragende Noten sind eine Grundvoraussetzung. Es muss aber nicht zwingend eine 1,0 sein. Auch mit einem guten Notendurchschnitt hast du Chancen auf den Job, wenn du schon mehrere Praktika im Consulting absolviert, oder dich während dem Studium zum Beispiel sehr stark in der Hochschulpolitik engagiert hast. Außerdem spielt es eine Rolle, in welchem Lebensabschnitt du beim Einstieg in die Unternehmensberatung stehst. Liegt das Abitur schon viele Jahre zurück, weil du bereits Erfahrungen im Berufsleben gesammelt hast, fällt die Note bei der Bewertung weniger ins Gewicht als bei Bachelor-Absolventen, die direkt von der Uni kommen. Eine weniger gute Abiturnote ist übrigens kein K.O.-Kriterium für den Einstieg ins Consulting: Wenn sich deine Leistungen im Studium deutlich verbessert haben, zeigst du, dass du an dir gearbeitet und dich weiterentwickelt hast.
2. Praxiserfahrung
Praktische Erfahrungen sollten beim Einstieg in die Unternehmensberatung nicht in deinem Lebenslauf fehlen. Besonders gerne gesehen sind natürlich Praktika in der Beraterbranche. Quereinsteiger fallen mit Praktika in der Industrie und in Branchen, die zur Ausrichtung der Unternehmensberatung passen, positiv auf. Auch wer während des Studiums bereits für eine studentische Unternehmensberatung gearbeitet hat, kann Pluspunkte verbuchen.
3. Ausland
Mit einem Auslandsaufenthalt stellst du Flexibilität und Selbständigkeit unter Beweis. Wie wichtig das Auslandssemester oder -praktikum tatsächlich für den Einstieg ins Consulting ist, hängt von Ausrichtung und Größe der Unternehmensberatung ab. Große Unternehmensberatungen wie McKinsey oder Accenture agieren international. Die Wahrscheinlichkeit, dass du für ein Projekt ins Ausland geschickt wirst und auf andere Kulturen triffst, ist sehr hoch – dementsprechend wichtig ist auch ein Auslandsaufenthalt bei der Bewerbung. Um in einer kleineren und regional aufgestellten Beratungsfirma Unternehmensberater zu werden, ist Auslandserfahrung hingegen nicht so entscheidend. Hilfreich ist sie aber trotzdem: Gute Englisch-Kenntnisse sind bei fast jeder Beratung Pflicht.
4. Außeruniversitäres Engagement
Wer Unternehmensberater werden will, sollte sich auch außerhalb der Uni hervortun. Ob du dich im Sportverein engagierst, musikalische Ziele verfolgst, oder dich in der Hochschulpolitik einsetzt, spielt keine entscheidende Rolle. Wichtig ist, dass du Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit an den Tag legst und zeigst, dass du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen. Wer schon im Studium für seine Ziele gekämpft hat, wird wahrscheinlich auch viel Energie in den Berater-Job stecken. Außerdem eignet sich ein Ehrenamt hervorragend als Beispiel, wenn es darum geht, Soft Skills zu belegen.
5. Analytisches Denken
Auch analytisches Denken ist ein von Personalern häufig genanntes Auswahlkriterium für den Einstieg in die Unternehmensberatung. Angehende Consultants sollten systematisch an Problemstellungen herangehen können und den Gesamtzusammenhang erkennen. Diese Fähigkeiten werden beim Auswahltag oft mit Brainteasern und Fallstudien abgefragt. Der Bewerber bekommt einen vereinfachten, oft realen Fall vorgesetzt und soll diesen durchdenken und mögliche Lösungsansätze präsentieren. Wer die Nerven behält, keine voreiligen Schlüsse zieht und sich Schritt für Schritt die Lösung erarbeitet, hat gute Chancen ein Unternehmensberater zu werden.
6. Wirtschaftliches Verständnis
Ohne das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge geht es in der Unternehmensberatung nicht. Du musst nicht unbedingt ein BWL- oder VWL-Studium abgeschlossen haben, um den Einstieg ins Consulting zu schaffen; ein gewisses wirtschaftliches Interesse wird aber vorausgesetzt. Gerade Berufseinsteigern bieten Unternehmensberatungen oft die Möglichkeit, wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse in Seminaren nachzuholen. Je länger du aber schon im Job bist, bevor du in die Unternehmensberatung wechselst, desto mehr wird von dir erwartet, dass du bereits kaufmännische Kenntnisse besitzt.
Die wichtigsten Soft Skills für angehende Unternehmensberater
Hast du den ersten Auswahlprozess überwunden und die Einladung zum Auswaltag in der Tasche, geht es ans Eingemachte. Bei mehreren Interviews und Case Studies wirst du auf Herz und Nieren überprüft. Durch das persönliche Interview kommst du nur, wenn du die nötigen Soft Skills mitbringst, denn nicht jeder, der über fachliches Know-How verfügt, hat auch das Zeug zum Berater.
Kommunikationsstärke steht für den Einstieg in die Unternehmensberatung ganz oben auf der Liste. Schließlich hilft es nichts, wenn der Consultant eine Situation bis ins kleinste Detail analysieren kann, aber nicht in der Lage ist, dem Kunden die Probleme und Lösungsansätze anschaulich zu erklären. Gerade tiefgreifenden Veränderungen wie zum Beispiel Umstrukturierungen begegnen Unternehmen zunächst oft mit Ablehnung. Deshalb ist es wichtig, dass ein Berater deren Notwendigkeit deutlich machen kann.
Auch Empathie ist eine sehr geschätzte Fähigkeit. Den im Vordergrund des Jobs steht die Interaktion mit dem Kunden. Wer dabei Stimmungen wahrnehmen kann und es schafft, sich in den Kunden hineinzuversetzen, wird ein besseres Verständnis für dessen Bedürfnisse und die Prozesse im Unternehmen entwickeln. Fingerspitzengefühl gelingt es schneller, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.
Wenn du Unternehmensberater werden willst, solltest du teamfähig sein. Bei Projekten arbeiten Consultants oft in vielfältig zusammengesetzten Teams. Branchenexperten tragen genauso wie Strategen und Generalisten zum Ergebnis bei. Um eine optimale Zusammenarbeit zu gewährleisten, ist also Teamspirit gefragt.
Schließlich musst du für deine Bewerbung im Consulting auch eine hohe Leistungsbereitschaft nachweisen. Die Unternehmensberatung ist eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Branche. Neben vielen Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten und facettenreichen Erfahrungen erwartet dich ein hohes Einstiegsgehalt. Doch all das hat auch seinen Preis: Sind lange Arbeitszeiten, Überstunden und regelmäßige Geschäftsreisen eine Horrorvorstellung für dich, solltest du deinen Berufswunsch noch einmal überdenken.
Welcher Studienabschluss ist der beste?
Welchen Abschluss erwarten Personaler von Consulting-Bewerbern: FH oder Uni? Bachelor oder Master? Oder brauchst du gar einen Doktortitel für den Einstieg in die Unternehmensberatung?
Gerüchte, dass du mit einem FH-Abschluss oder einem dualen Studium den Einstieg ins Consulting nicht schaffst, brauchst du nicht für bare Münze nehmen. Personalerin Anne Schmitz von McKinsey versichert: "An welcher Hochschule jemand studiert, ist für uns in der Beurteilung einer Bewerbung nebensächlich. Ein Studium an einer FH oder ein duales Studium stellen folglich keine Ausschlusskriterien für einen Einstieg bei McKinsey dar. Selbstverständlich berücksichtigen wir bei der Beurteilung der Unterlagen, dass ein Bewerberprofil einer dualen Uni oder FH üblicherweise andere akademische Schwerpunkte und mehr Praxisbezug aufweist." Wer nicht an einer Uni studiert, braucht sich also keine Sorgen zu machen, dass er bei der Bewerbung um den begehrten Beraterjob aussortiert wird.
Bachelor-Absolventen können sich freuen: Während in anderen Branchen der Bachelor oft nicht ausreicht oder Master-Absolventen zumindest bevorzugt werden, hat das Consulting schon früh auf den Bachelor gesetzt. Unternehmensberatungen wünschen sich "formbare" Einsteiger, außerdem wird die Konkurrenz um die besten Absolventen immer härter. Beratungsunternehmen tun deshalb gut daran, High Potentials möglichst früh an ihr Unternehmen zu binden. Um für die Bachelor-Absolventen attraktiv zu sein, bieten KPMG, McKinsey und viele andere eine Auszeit – "Leave" genannt – an, damit die Jung-Berater eine weitere akademische Qualifikation erwerben können. Bei McKinsey zum Beispiel erhalten sie dabei sogar ein Jahr lang weiter das volle Beratergehalt. Nach dem Master oder MBA kehren sie dann wieder ins Unternehmen zurück. Das Einstiegsgehalt mit Bachelor fällt allerdings geringer aus als mit einem höheren Abschluss – rund 10 Prozent. Nach ein paar Jahren im Job gleichen sich die Gehälter aber meist an.
Eine Promotion ist für den Einstieg ins Consulting nicht unbedingt erforderlich, kann aber durchaus von Vorteil sein. Der Bedarf nach Fachwissen wird immer größer. Bewerber, die sich eingehend mit einem passenden Themenbereich befasst haben, sind daher gern gesehen. Auch über ein Höchstalter für den Beraterberuf brauchen sich Doktoranden und Quereinsteiger keine Sorgen zu machen. Beim Einstieg ins Consulting durchlaufen die Mitarbeiter entsprechend ihrer Ausbildung und Erfahrung verschiedene Stufen. Wer mit Berufserfahrung, MBA oder Promotion Unternehmensberater werden will, kann gegebenenfalls auf einer höheren Stufe einsteigen oder den Eingliederungsprozess verkürzen und die einzelnen Stufen schneller durchlaufen.
Welche Chancen du als Quereinsteiger mit deiner fachlichen Erfahrung hast kannst du auch in unserem Artikel zum Quereinstieg in die Unternehmensberatung nachlesen.
Beratung ist nicht gleich Beratung
Wer Unternehmensberater werden will, muss zwar einige universale Grundanforderungen erfüllen. Je nach dem, für welches Arbeitsfeld er sich entscheidet, variieren die Aufgaben und Anforderungen aber deutlich.
In der Strategieberatung, sind zum Beispiel persönliche Reife und ein sicheres Auftreten besonders wichtig. Auch ein Jung-Berater muss schließlich die Ergebnisse sicher vor einem oft deutlich älteren und erfahreneren Kunden präsentieren. In der Organisations- und Prozessberatung beschäftigst du dich vor allem damit, Prozesse effizienter oder flexibler zu gestalten und die Performance des Kunden zu verbessern. Wenn du in diesem Bereich Unternehmensberater werden willst, hast du idealerweise bereits im Studium Schwerpunkte auf Prozess- und Organisationsmanagement gesetzt. Im IT Consulting bist du nur mit einer ausgeprägten IT-Affinität gut aufgehoben. In bestimmten Positionen sind außerdem spezifische Software- und Programmier-Kenntnisse gefragt. Wer einen Einstieg in die Personalberatung plant, sollte über besonders viel Empathie und Fingerspitzengefühl verfügen. Die heiklen HR-Themen stehen oft im Spannungsfeld zwischen sozialen und wirtschaftlichen Interessen. Außerdem gilt es, verschiedene Anliegen von Führungskräften, Mitarbeitern und Betriebsräten unter einen Hut zu bringen.
McKinsey oder SMC? Jobchancen im Inhouse Consulting
Die meisten Top-Absolventen, die Unternehmensberater werden wollen, zieht es zu den großen externen Beratungen. Der Konkurrenzkampf um die begehrten Jobs ist deshalb bei McKinsey, Accenture und Co entsprechend groß. Hast du Interesse an einer bestimmten Branche, kann der direkte Einstieg ins Inhouse Consulting aber eine gute Alternative für dich sein. Viele große Industriekonzerne leisten sich mittlerweile ihre eigene Beratung. Die Anforderungen sind ähnlich wie beim externen Consulting. Bringst du relevantes Fachwissen für die entsprechende Branche mit, steigen deine Chancen auf den Job aber gewaltig. Ingenieure haben zum Beispiel mit einer Bewerbung bei Technologiekonzernen wie Siemens oder Bosch gute Karten, weil ihr technisches Fachwissen hier besonders wertvoll ist.
Viele interne Berater haben ihre Karriere in einer externen Beratung begonnen und spezialisieren sich später im Inhouse Consulting auf eine bestimmte Branche. Auch der Wechsel vom Konzern in die interne Beratung ist möglich und gern gesehen, da die regulären Konzernmitarbeiter die Unternehmensstrukturen bereits kennen. Bei Siemens Management Consulting kommen zum Beispiel rund 20 Prozent der Consultants vom Mutterkonzern. Umgekehrt kannst du auch nach einiger Zeit im Inhouse Consulting auf eine Stelle im Konzern wechseln.
Im Gegensatz zur externen Unternehmensberatung lockt das Inhouse Consulting mit attraktiveren Arbeitszeiten. Außerdem hat die interne Beratung den Ruf, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Auch wenn die externen Berater in dieser Hinsicht gerade nachziehen: Für Familienmenschen mit Beraterambitionen und alle Branchenspezialisten, die Unternehmensberater werden wollen, ist das Inhouse Consulting auf jeden Fall eine Überlegung wert.
Du hast Blut geleckt und willst sofort loslegen? In unserer Jobbörse findest du aktuelle Stellenangebote für Berater.