Consultants: Das sind die drei neuen führenden Berater aus Deutschland

Autor*innen
Tanja Kewes
Drei in aufsteigender Höhe angeordnete Quader, die an Balken eines Balkendiagramms erinnern. Ein Mann steigt diese wie eine Treppe empor, wobei er sehr große Schritte machen muss, und die Arme balancierend ausstreckt.

Die deutschen Top-Beratungen legen anders als die internationale Konkurrenz weiter zweistellig zu und sind für 2024 optimistisch. Die Branche konsolidiert sich aber. Unter den Top drei gibt es einen Newcomer.

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Die 20 führenden deutschen Managementberatungen sind 2023 durchschnittlich um 12,5 Prozent gewachsen. Das zeigt die jährliche Studie des Marktanalysten Lünendonk, die dem Handelsblatt vorliegt.

Die deutsche Nummer eins, Roland Berger, und ihre Verfolger legten damit erneut zweistellig zu – im Unterschied zur internationalen Konkurrenz. McKinsey und Co. wuchsen 2023 der Studie zufolge in Deutschland nur um 8,4 Prozent.

Die Branche entwickelt sich dabei dynamisch. In den Top drei gibt es durch eine Übernahme einen Newcomer. Und auch insgesamt steigt der Druck zur Konsolidierung – vor allem durch Finanzinvestoren und Künstliche Intelligenz.

Nach Roland Berger mit rund einer Milliarde Euro Umsatz folgt im Lünendonk-Ranking auf Rang zwei die vor allem auch international aufgestellte Beratung Simon-Kucher aus Bonn mit 540 Millionen Euro Geschäftsvolumen.

Auf Rang drei aufgestiegen ist die Beratung Horváth aus Stuttgart. Sie legte 2023 erneut zweitstellig um 13,3 Prozent auf 306 Millionen Euro zu.

Horváth-Chef Helmut Ahr löste mit Horváth damit Q-Perior aus München ab, denn die Technologieberatung gehört seit 2023 zur französischen Wavestone AG und firmiert inzwischen auch unter dieser Marke.

Wachstumstreiber in der Branche sind Beratungsthemen wie Transformation, Datenanalyse und Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit sowie Krisenresilienz-Programme. Auch Honorarerhöhungen spiegeln sich in den Umsätzen des Jahres 2023 wider.

Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk, glaubt, dass die Branche auch künftig wachsen könnte. Er sagt: "Die fetten Jahre sind noch nicht vorbei im Beratungsgeschäft."

Druck durch Digitalisierung und Internationalisierung nimmt zu

Die Branche, sagt der Marktforscher weiter, wachse auch nach den Boomjahren infolge der Coronapandemie solide weiter. Ob sich dieser Trend fortsetzt? "Ein Selbstläufer ist das nicht", sagt Hossenfelder. Die Berater müssten in Innovationsthemen investieren. "Künstliche Intelligenz wird zur großen Herausforderung für den fragmentierten deutschen Markt für Managementberatung."

Schon jetzt steigt trotz Marktwachstum die Konzentration auf einzelne, größere Gesellschaften. Experte Hossenfelder sagt: "Vorteile werden künftig vor allem diejenigen haben, die über 100 bis 150 Millionen Euro Umsatz generieren oder aber eine Spezialisierung vorzuweisen haben."

Kleinere Boutiquen würden stets eine Daseinsberechtigung haben. Auf den Mittelbau der Branche werde der Druck durch Digitalisierung und Internationalisierung aber immer stärker.

So verkaufte sich im Mai die auf die Automobilindustrie spezialisierte Beratung Berylls an die internationale Beratungsgesellschaft Alix. Aus der Not heraus geschah das nicht: Berylls war 2023 erneut stark gewachsen – laut Lünendonk von 62 auf 72 Millionen Euro und damit um mehr als 16 Prozent.

Die Konsolidierung der Beratungsbranche wird vor allem durch börsennotierte Beratungshäuser wie die weltweite Nummer eins im IT-Consulting, Accenture, getrieben.

Accenture verkündete im Mai dieses Jahres die Übernahme des KI-Spezialisten Parsionate in Deutschland. Es war die vierte Übernahme seit Beginn des Geschäftsjahres im September in Deutschland und der 24. Deal weltweit. Und es dürften noch mehr folgen.

"Wir machen weiter – und zwar immer da, wo wir neue Kompetenzen dazukaufen können", sagt Michael Meyer, Strategiechef von Accenture für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Die Konsolidierung treiben inzwischen auch Finanzinvestoren. Waterland aus den Niederlanden etwa kauft seit rund zwei Jahren in Deutschland und der Schweiz mittlere und kleinere Beratungsgesellschaften auf und vereint sie unter dem Dach der Düsseldorfer Beratung Horn & Company.

2023 stieß die auf Banken spezialisierte Beratung GEM aus Zürich sowie die Strategieberatung Con Moto aus München dazu. Die Übernahmen ließen Horn & Company von 42 auf 71 Millionen Euro Umsatz und 250 Mitarbeiter wachsen. Die Beratung kletterte damit im Ranking von Lünendonk nun vom 20. auf den 15. Platz.

Es soll so weitergehen in der Beratungsbranche. So schaut Walter Sinn, Deutschlandchef der internationalen Beratung Bain, optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr 2024: "Es ist ein Zusammenspiel von Gegen- und Rückenwind." Die Zeiten seien noch nie so herausfordernd gewesen. Rezession und Geopolitik bremsten das Geschäft eher, Transformationsbedarfe und neue Themen wie Künstliche Intelligenz beflügelten es zugleich.

Auch Top-drei-Aufsteiger Horváth-Chef Ahr prognostiziert für das laufende Geschäftsjahr ein Wachstum von etwas mehr als zehn Prozent auf rund 350 Millionen Euro. Seine Berater und er seien jedenfalls "hungrig".

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