F.A.Z. Gehalts-Check: Wie viel Unternehmensberater verdienen

Autor*innen
Tillmann Neuscheler
Eine Hand umfasst ein Bündel Gelscheine, eine andere Hand ist auf das Geld wartend ausgestreckt

Die Unternehmensberatung wird oft mit üppigen Gehältern in Verbindung gebracht. Doch die Spanne ist groß. Was man als Berufseinsteiger verdient - und ab welcher Karrierestufe das Gehalt sechsstellig wird.

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Kaum ein Beruf wird so klischeehaft mit einem üppigen Gehalt in Verbindung gebracht wie der des Unternehmensberaters. Studenten hören oft das erste Mal von dem Beruf, wenn über deren üppige Tagessätze geraunt wird: 1000, 1500 oder sogar 2500 Euro am Tag heißt es dann bisweilen halb bewundernd, halb verachtend über die angebliche Entlohnung der Berater. Der Tagessatz, der den Kunden der großen Beratungshäuser wie McKinsey, BCG und Bain in Rechnung gestellt wird, hat freilich wenig zu tun mit dem Gehalt, das gerade jüngere Berater verdienen - zumal wenn sie in kleineren Beratungshäusern tätig sind.

Der 28 Jahre alte Wirtschaftsingenieur Fabian Gleim arbeitet seit dreieinhalb Jahren für die Unternehmensberatung Bearing Point in Frankfurt, die mit rund 6000 Mitarbeitern zu den großen gehört, wenn auch nicht zu den ganz großen. Sein Einstiegsgehalt lag brutto bei rund 53.000 Euro, einschließlich Bonus. Es dauerte aber nicht lange, bis er zum "Consultant" befördert wurde. Mittlerweile ist er "Senior Consultant" und konnte sein Gehalt um grob ein Drittel steigern. Etwa zehn Prozent seines Gehaltes sind Boni. Zudem erhält er kleinere Nebenleistungen wie eine Bahncard 50 Erster Klasse bezahlt, weil er auch beruflich öfter Zug fahren muss. Außerdem darf er sich eine unbegrenzte Anzahl Urlaubstage im Jahr als "Vertrauensurlaub" nehmen.

"Ich fühle mich fair bezahlt", sagt der Nordhesse. Der Großteil seiner Arbeit hat mit der SAP-Software S4/ Hana zu tun, mit der Unternehmen Geschäftsprozesse wie das Rechnungswesen, die Logistik, das Personalwesen und die Beschaffung steuern können. Gleim hilft Unternehmen, wenn sie das neue SAP- System einführen oder von einer älteren Version auf eine neuere wechseln.

Richtig interessant werden Boni ab der Manager-Stufe

Studiert hat er Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Logistik an der Fachhochschule Erfurt, erst zum Bachelor, dann zum Master. Schon im Studium wurde er auf dem Einkaufsmodul der SAP-Software geschult. Seine Abschlussarbeit schrieb er während der Corona-Pandemie über die Automobilindustrie. Vom Beruf des Unternehmensberaters hat er erstmals zu Beginn des Studiums gehört, als einer seiner Professoren davon erzählte und erwähnte, dass ein paar Jahre als Unternehmensberater wegen der steilen Lernkurve auch für all jene interessant sein könnten, die später in die Industrie wechseln wollen. Das machte viele neugierig.

Als Gleim im Jahr 2021 seinen Master-Abschluss in der Tasche hatte, stieß er auf mehrere Stellenanzeigen aus der Beraterbranche, darunter auch die Anzeige von Bearing Point, in der ein Analyst für das Thema Lieferketten-Management gesucht wurde. "Da hat mein Abschluss in Logistik gut gepasst", erzählt Gleim.

Die Bandbreite der Gehälter ist in der Branche groß. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) hat gerade aktuelle Zahlen ermittelt, wie viel angestellte Berater im Durchschnitt verdienen: Als Bachelorabsolvent starten Jungberater üblicherweise als "Analyst". Auf dieser Einstiegsstufe verbleiben sie maximal zwei Jahre und verdienen im Schnitt rund 58.000 Euro brutto im Jahr - zuzüglich Nebenleistungen im Wert von etwa 2000 Euro. Wer einen Masterabschluss von der Uni mitbringt, steigt oft gleich auf der Stufe "Consultant" ein und kann dort mit allem drum und dran im Schnitt rund 71.000 Euro verdienen. Auf der Stufe "Senior Consultant" machen Berater dann ihre ersten Führungserfahrungen in meist kleineren Projekten und verdienen dabei im Schnitt rund 97.000 Euro. Wer weiter dabeibleibt und aufsteigt wird erst "Manager", verkörpert damit als Projektleiter das "Gesicht zum Kunden" und verdient im Schnitt rund 125.000 Euro.

Bei vielen - aber nicht allen - Beratungsunternehmen gilt dabei das "Up or out"-Prinzip: Wer es nicht innerhalb einer vorgegebenen Zeit auf die nächste Stude der Karriereleiter schafft, muss das Haus verlassen. Daher sollte man als Manager nach spätestens weiteren drei bis vier Jahren die Stufe eines "Senior Managers" erreichen. Auf dieser Position betreuen Berater mehrere Projekte parallel und müssen üblicherweise auch neue Aufträge akquirieren. Viele wachsen so in die Rolle des Mentors für jüngere Berater hinein.

Die Krönung der Karriere ist das Erreichen des Partner-Levels. Im Schnitt gelingt das grob 15 Jahre nach dem Berufseinstieg, sagt Jörg Murmann, Leiter Studien und Personalberatung beim BDU, manchmal auch schneller. Die Verdienste gehen dabei immer weiter auseinander, denn je höher die Karrierestufe, umso wichtiger werden die variablen Boni, die sich individuell stark unterscheiden können. Richtig interessant werden Boni ab der Manager-Stufe, sagt Gleim. Ab dieser Stufe können Berater bei Bearing Point auch einen Dienstwagen bekommen.

Die großen Beratungshäuser zahlen mehr

Die genannten Gehaltsangaben für die einzelnen Karrierestufen sind allerdings lediglich Durchschnittswerte. Auch die genauen Bezeichnungen unterscheiden sich von Arbeitsgeber zu Arbeitgeber, das Grundmuster aber ähnelt sich meist. Wie viel Geld junge Unternehmensberater tatsächlich verdienen, hängt von vielen Faktoren ab: etwas vom Studienabschluss, von Beratungsfeld, von der Größe des Beratungshauses und vielen anderen individuellen Faktoren. Tendentiell gilt: Die großen Beratungshäuser zahlen mehr als die kleinen. Und in der Strategieberatung wird mehr Geld verdient als in der Organisationsberatung, wo wiederum mehr gezahlt wird als in der IT-Beratung und der Beratung im Personalwesen. Das hat einen einfachen Grund: Strategieberatungen können ihren Kunden auch die höchsten Tagessätze in Rechnung stellen.

Das Image des Berufs wird sehr stark von den großen Strategieberatern wie McKinsey, Boston Consulting Group, Roland Berger & Co. geprägt, tatsächlich gibt es im deutschen Beratungsmarkt aber fast 27.000 Anbieter, darunter Mittelständler und auch sehr viele kleine Ein- oder Zweipersonenberatungen. Die Spannweite der Gehälter ist daher beachtlich. Bei großen Strategieberatern wie McKinsey, BCG und Bain können schon Berufseinsteiger mit Masterabschluss mit einem Festgehalt von grob 75.000 bis 80.000 Euro brutto zuzüglich 5000 bis 10.000 Euro Boni rechnen, wenn sie ihr Soll erfüllen. Exakt nennen wollen die Beratungshäuser ihre Einstiegsgehälter auf Nachfrage nicht, doch um ihrem selbst gesteckten Anspruch gerecht zu werden, nur die jeweils Jahrangsbesten anzuheuern, müssen sie mit solch attraktiven Gehältern und guten Berufsaussichten locken: "Schon nach wenigen Jahren kann man bei uns sechsstellig verdienen", sagt Carolin Eistert, die als Partnerin bei BCG für das Recruiting in Zentraleuropa verantwortlich ist: "Hinzu kommen zahlreiche Benefits wie ein umfassendes Versicherungspaket, Unterstützung bei der Altersvorsorge sowie ein flexibles Mobilitätsangebot."

Es kann also üppig verdient werden. Wie aber sieht es im Beratungsberuf mit der Arbeitsbelastung aus? Unternehmensberater stehen im Ruf, viele Überstunden machen zu müssen. Zumindest empfinden viele Berufsanfänger eine solche Erwartungshaltung, die ihnen manchmal subtil, manchmal weniger subtil mitgeteilt wird. Bei Bearing Point hat Fabian Gleim recht klare Vorgaben, was von ihm erwartet wird. 1600 "billable hours" sollen es im Jahr sein, also 1600 Arbeitsstunden, die das Unternehmen seinen Kunden in Rechnung stellen kann. "Das ist ein gut erreichbares Ziel", sagt Gleim. "Wie werden dabei auch unterstützt." Der größte Teil seiner Arbeitszeit sei tasächlich "billable", hinzu kommt aber auch noch einige Zeit etwas für Weiterbildung oder unternehmensinterne Arbeiten, die nicht direkt einem Kunden in Rechnung gestellt werden können. "Die Arbeitsbelastung schwankt zudem je nach Projektphase", sagt Gleim. Wenn viel los ist, arbeitet er auch mal 50 Stunden in der Woche, aber das ist nicht immer so. Im Schnitt komme er mit etwas mehr als 40 Stunden in der Woche gut auf das von ihm verlangte Pensum, sagt Gleim. Strategieberater müssen oft härter ran.

Dass Überstunden in der Branche verbreitet sind, wird von kaum jemandem bezweifelt. "Heute ist die Arbeitsbelastung aber nicht mehr so hoch wie früher", sagt Murmann von BDU, die Karrierevorstellungen hätten sich gewandelt: "Die 60- oder 80-Stunden-Woche ist nicht mehr die Regel." Und manche schrecken lange Arbeitszeiten ohnehin nicht. Zumal der Beraterberuf zwar zeitweise sehr viel Einsatz verlangen kann, im Gegenzug aber zumindest in den großen Häusern oft die Möglichkeit besteht, zwischen zwei Beratungsprojekten mal eine längere (unbezahlte) Auszeit zu nehmen. Viele Beratungsunternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit für solche "Sabbaticals" an. Gleim hat davon bislang noch keinen Gebrauch gemacht, die Möglichkeit dazu aber hätte er.

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