Menschen und Wirtschaft: Wo Dax-Vorstände studiert haben

Autor*innen
Tillmann Neuscheler
Eine junge Asiatin vor einem Laptop und einem Balkendiagramm

Personalberater haben sich die Lebensläufe der rund 250 Dax-Vorstände angesehen. Was haben sie studiert? Und wo?

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Deutschland ist kein Land der abgeschotteten Eliteschmieden: Während sich in Amerika, Frankreich und Großbritannien in den Chefetagen von Großunternehmen oft die Absolventen einiger der einschlägigen Eliteuniversitäten wie Oxford, Cambridge, Stanford, Yale oder einer der französischen Grande Écoles treffen, sind die Herkunftsuniversitäten der deutschen Vorstände weiterhin breit über das Land gestreut. Das bestätigt die jüngste Auswertung der Personalberatung Odgers Berndtson, die dafür die Lebensläufe der 253 amtierenden Vorstände der 40 Dax-Unternehmen untersucht hat. Eine starke Ballung auf einzelne Universitäten gibt es nicht, die großen staatlichen Universitäten liegen aber vorne.

Am häufigsten haben die amtierenden Dax-Vorstände an der Universität Köln studiert, insgesamt elf Dax-Vorstände haben hier gelernt - darunter die Telekom-Manager Timotheus Höttges und Claudia Nemat sowie der stellvertretende Porsche-Vorstandsvorsitzende Lutz Meschke. Dicht hinter Köln folgen mit je neun Absolventen gleichauf die TU Darmstadt und die Universität Münster. Ein überaus beliebter Studienort ist auch München, die dortige Ludwig-Maximilians-Universität kommt auf acht Dax-Vorstände, die Technische Universität auf weitere sechs. Unterrepräsentiert im deutschen Spitzenmanagement sind noch immer Absolventen aus Ostdeutschland: Nur vier Dax-Vorstände haben laut der Auszählung in Ostdeutschland studiert - drei davon in Magdeburg und einer an der HHL Leipzig. Allerdings sind die öffentlich zugänglichen Daten über die Spitzenmanager zum Teil auch lückenhaft.

Studiert haben die Spitzenmanager zum größten Teil Wirtschaftswissenschaften. Auch daran hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert. Rund 55 Prozent aller Dax-Vorstandsmitglieder haben einen ökonomischen Studiengang absolviert, darunter fallen BWL, VWL, aber auch Studiengänge wie etwa Wirtschafts-Ingenieurwesen. Weiter verdrängt aus den Vorstandsgremien werden die Juristen: Nur noch 7 Prozent der amtierenden Dax-Vorstandsmitglieder haben laut der Erhebung Rechtswissenschaften studiert - oft besetzen sie nur noch das Ressort "Recht & Compliance". Früher haben sie dagegen die Vorstandsetagen dominiert. Anfang der 1990er-Jahre hatte noch fast jeder dritte Vorstandsvorsitzende Jura studiert.

Gestiegen ist zuletzt die Zahl der Ingenieure in den Dax-Vorstandsgremien - auf immerhin 21 Prozent, zwei Jahre zuvor waren es lediglich 15 Prozent. Zu den neu berufenen Ingenieuren in den vergangenen beiden Jahren gehören etwa Axel Conrads und Roberto Callieri (beide Heidelberg Materials), Dominik Asam (SAP), Tobias Meyer (Deutsche Post DHL), Silke Maurer und Lars Wagner (beide MTU Aero Engines), Sajjad Khan (Porsche) und Gernot Döllner (Volkswagen).

Der Doktorhut hat zwar nicht mehr denselben Stellenwert wie früher, dennoch sind immerhin noch 31 Prozent promoviert, 20 Prozent haben einen MBA. Die Studie der Lebensläufe zeichnet in der Gesamtschau das Bild eines nur langsamen Wandels der Dax-Vorstandsgremien: "Die Vorstände werden weiblicher, jedoch nicht jünger", heißt es in der Untersuchung: "Noch immer haben hauptsächlich Männer das Sagen in den Vorständen. Auch eine Internationalisierung erfolgt nur schleichend." Der typische Dax-Vorstand sei ein deutscher Mann im Alter von Mitte 50. "Herkunft, Ausbildung und beruflicher Werdegang ähneln sich stark", sagt Studienautor Klaus Hansen. Besonders gering sei die Bereitschaft zum Wandel in der deutschen Automobilindustrie - trotz des rapiden Wandels im Verkehrssektor: "Die Vorstände in der Branche gehören mit 56 Jahren zu den ältesten." Im Branchenvergleich am jüngsten seien mit durchschnittlich 45 Jahren die Vorstände im Versandhandel.

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