Jura studieren – aber wo?: Recht richtig gewählt
- Magdalena Schneider
Die Wahl des Studienfachs ist schon schwer genug. Wenn sie einmal getroffen ist, stellt sich allerdings die nächste Frage: An welche Uni soll es gehen? Vor allem, wenn du dich für eine Zukunft als Jurist entschieden hast, spielt dabei nicht nur die Hochschule selbst, sondern auch das Bundesland eine wichtige Rolle – warum, erfährst du hier.
Wenn du die richtige Universität für dein Jurastudium finden möchtest, solltest du dir zuerst darüber klarwerden, was dir wichtiger ist: ein exzellenter Ruf in der Wissenschaft oder deine tägliche Studiensituation. Über beide Aspekte kannst du dir in Hochschul-Rankings einen ersten Eindruck verschaffen.
Welche Uni würde dir ein Jura-Professor empfehlen?
Die Beurteilung der Forschungsreputation basiert im deutschen CHE-Ranking auf der Einschätzung von Jura-Professoren. Sie werden gebeten, bis zu fünf Universitäten zu nennen, die sie in ihrem eigenen Fach für führend in der Forschung halten. Interessierst du dich für den internationalen Ruf deiner künftigen Uni, lohnt sich ein Blick auf das QS World University. Auch hier werden Wissenschaftler gebeten, für ihr Fach bis zu zehn hervorragende nationale und bis zu 30 internationale Fakultäten zu nennen. In diesem weltweiten Vergleich können sich deutsche Jura-Fakultäten nicht mit den Stars der amerikanischen und britischen Hochschullandschaft messen. Die Plätze 1 bis 5 gehen an die üblichen Verdächtigen: Harvard, Oxford, Cambridge, Yale und gleichauf die New York University und Stanford. Aber zumindest in die Top 100 haben es einige deutsche Jura-Fakultäten geschafft – die ersten fünf davon findest du hier im Vergleich:
Mit der LMU München, der Uni Heidelberg und der HU Berlin kannst du also aus der Perspektive eines Wissenschaftlers sowohl national als auch international nichts falsch machen. Doch bekanntlich lebt der ein oder andere Prof in seiner eigenen Welt. Es kann daher nicht schaden, auch die Meinung derjenigen einzuholen, die sich durch mindestens neun Semester Studium arbeiten – also deiner künftigen Kommilitonen.
Welche Uni würde dir ein Jura-Student empfehlen?
Das Renommee einer Fakultät basiert nicht unbedingt auf Kriterien, die in deinem Unialltag eine maßgebliche Rolle spielen. Daher kommen im CHE-Ranking auch die Studenten selbst zu Wort. Bewertungsmaßstab bei ihnen ist die Studiensituation insgesamt, aber im Detail auch die Studierbarkeit, zum Beispiel die Zugangsmöglichkeiten zu Lehrveranstaltungen. Auch die Betreuung durch Lehrende, also etwa die Besprechung von Hausarbeiten und das Klima zwischen Studenten und Lehrenden, wird bewertet:
Klarer Sieger in den Augen der Studenten ist also die private Bucerius Law School in Hamburg. Die Unis mit der besten Forschungsreputation sucht man dagegen vergeblich in der studentischen Bewertung – lediglich beim Kriterium "Studierbarkeit" schafft es die Uni Hamburg in die Top Fünf. Das liegt einerseits daran, dass im CHE-Ranking nicht alle Unis bei allen Kriterien gerankt werden – die LMU beispielsweise wurde 2014 für die Kriterien Studiensituation, Betreuung und Studierbarkeit gar nicht bewertet. Andererseits gilt für manche Foschungshochburgen, dass die Jura-Studenten an diesen Unis weit weniger zufrieden sind, als der gute Ruf der Fakultät vermuten lassen würde: Die HU Berlin und die Uni Heidelberg sind beim Ranking der Studenten in der Kategorie "Studiensituation insgesamt" nur in der Mittelgruppe (Note 2,4 für die HU Berlin) beziehungsweise sogar in der Schlussgruppe (Note 2,7 für die Uni Heidelberg). Somit lässt sich aus Studentensicht sagen: Für die Wahl der Jura-Fakultät könnte auch das Motto "Kleiner, aber feiner" gelten.
Welche Uni würde dir ein Arbeitgeber empfehlen?
Ein drittes Kriterium, das bei der Wahl deiner Uni eine Rolle spielen könnte, ist die Meinung der Arbeitgeber. Wenn du bei einer Bewerbung mit dem Namen deiner Hochschule Sympathiepunkte sammeln willst, hilft dir das Ranking der Wirtschaftswoche weiter. Seit einigen Jahren befragt man dort über 500 Personaler, woher ihrer Erfahrung nach die besten Absolventen kommen. Für das Fach Jura ergibt sich 2015 folgende Verteilung:
- LMU München (18,88 Prozent)
- HU Berlin (16,31 Prozent)
- Uni Heidelberg (16,31 Prozent)
- Uni Frankfurt am Main (12,45 Prozent)
- Uni Köln (11,59 Prozent)
- FU Berlin (10,3 Prozent)
- Uni Münster (10,3 Prozent)
- Uni Bonn (9,87 Prozent)
- Uni Freiburg (9,44 Prozent)
- Uni Tübingen (9,01 Prozent)
Soweit, so (un)klar? Um bei der Vielzahl an Rankings und der verschiedenen Schwerpunkte in der Bewertung nicht den Überblick zu verlieren, sollest du bei der Interpretation immer im Hinterkopf behalten, worauf du bei deinem Studium Wert legst. Wenn du dir eine Forschungskarriere vorstellen kannst oder einen späteren Arbeitgeber beeindrucken möchtest, liegst du mit großen Namen wie der LMU München, der HU Berlin oder der Uni Heidelberg bestimmt nicht falsch. Wenn dir eine intensive Betreuung während des Studiums und eine überschaubarere Studentenzahl wichtig ist, bist du vielleicht besser an einer kleineren Jura-Fakultät oder an einer Privat-Uni wie der Bucerius Law School aufgehoben.
Wie steht es um harte Fakten?
Nicht zuletzt kannst du dich beim Jurastudium vorab auch an harten Fakten orientieren, denn den Prüfungen in deinem Wunschfach eilt ein Ruf voraus. Wer in Examen und mündlichen Prüfungen nicht ordentlich punktet, hat es auf dem Arbeitsmarkt als Jurist schwer – oder sogar einige Jahre seines (Berufs-)Lebens verschenkt, wenn die erste oder zweite Staatsprüfung endgültig nicht bestanden ist. Der Ländervergleich zeigt dir, wie viele Klausuren dir von Schleswig-Holstein bis Bayern bevorstehen, wie viel Gewicht schriftliche und mündliche Prüfungen haben und wie es um Freischüsse und Notenverbesserungen steht. Auch ein Blick auf die Durchfallquoten und die Absolventen mit Prädikatsexamen kann helfen, den Kreis der Unis zu reduzieren, die für dich in Frage kommen.
Du willst auch wissen, wo es die wenigstens Durchfaller und die wenigsten Prädikatsexamen gibt? Hier findest du weitere Zahlen zur 1. Juristischen Staatsprüfung und zur 2. Juristischen Staatsprüfung.