Case Study von RSM Ebner Stolz: Verpackungshersteller vor dem Aus?

Ein Mann klopft mit dem Hammer gegen einen Block

In diesem Partner-Case, bereitgestellt von RSM Ebner Stolz, beurteilst du die wirtschaftliche Lage eines Verpackungskonzerns und erarbeitest Handlungsempfehlungen für das Management.

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Case Study von RSM Ebner Stolz

Die RSM Ebner Stolz Management Consultants GmbH ist eine thematisch breit aufgestellte Top-Managementberatung mit Fokus auf mittelständische Unternehmen und Konzerne. Sie berät Kunden in vielfältigen unternehmerischen Fragestellungen von Restrukturierung über Prozessoptimierung und Kostensenkung bis Corporate Development. Weitere Infos zur Karriere bei RSM Ebner Stolz

Aufgabenstellung

Das Management der Packaging Group GmbH beauftragt dich, die aktuelle wirtschaftliche Lage des Unternehmens einzuschätzen. Dafür sollst du in einem ersten Schritt analysieren, bei welchem ausländischen Standort der größte Handlungsbedarf besteht. Davon ausgehend sollst du unter Berücksichtigung der Kosten verschiedene Optionen für den betroffenen Standort erarbeiten. 

So bearbeitest du den Partner-Case

Einen Partner-Case löst du optimalerweise mit einer zweiten Person, mit der du dir die Rollen "Interviewer:in" und "Bewerber:in" aufteilst, um ein Case-Interview zu simulieren. Für maximale Realitätsnähe führt ihr das Gespräch "per Sie".

Nur wer interviewt, darf sich den folgenden Case zur Vorbereitung durchlesen und sollte ihn zum Gespräch vor sich haben. Alle kursiv gesetzten Texte sind Hinweise und Anmerkungen für diese Person, um das Interview besser zu lenken. Tabellen und Grafiken, die für die Bearbeitung der Fallstudie wichtig sind, sollten separat digital oder als Ausdruck vorbereitet werden.

Da sich im Folgenden Inhalt und Kommentare häufig abwechseln, verzichten wir zugunsten einer schnelleren Erfassbarkeit auf das Gendern – sprechen jedoch immer alle Geschlechter an.

1. Fragestellung

Hinweis für den Interviewer: Lies die folgende Fragestellung vor und stell dem Bewerber die zusätzlichen Informationen zur Verfügung. 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Ertragslage im Zeitverlauf und wo würden Sie gerne den Fokus bei einer tiefergehenden Analyse der Zahlen setzen?

Zusätzliche Informationen einblenden

Der Kunde ist ein europaweit produzierendes Unternehmen, das im Markt für Verpackungen tätig ist. Das Unternehmen unterteilt sich in zwei Bereiche:

  1. Im Bereich Beverage werden Verpackungen für Getränke produziert, wobei diese Produkte nur in Deutschland hergestellt werden.
  2. Im Bereich Industrial werden Fässer für industrielle Flüssigkeiten produziert. Diese Verpackungen werden sowohl in Deutschland als auch in allen Auslandsgesellschaften produziert und verkauft. Die Auslandswerke in Dänemark, der Schweiz, Frankreich und Finnland wurden allesamt in einem großen Zukaufprogramm im Jahr 2015 hinzugekauft.

Lösung

Neben der Erörterung der wesentlichen Trends in der Entwicklung der einzelnen Line-Items sollte der Bewerber erkennen, dass das Ergebnis 2023 erheblich eingebrochen ist, was im Wesentlichen auf das außerordentliche Ergebnis zurückzuführen ist. Entsprechend sollte der Bewerber den Hauptfokus der Analyse auf die Erörterung der Ursachen des stark negativen außerordentlichen Ergebnisses legen. 

2. Fragestellung

Hinweis für den Interviewer: Sobald der Bewerber diesen Ansatz geäußert hat, kannst du die Grafik zum Umsatz und EBIT nach Gesellschaften / Geschäftsbereichen mit ihm teilen und die nächste Fragestellung vorlesen. Die Darstellung ist eine Aufgliederung der zuvor gezeigten Konzern-GuV-Zahlen nach Gesellschaften bzw. in Deutschland zusätzlich nach Geschäftsbereichen.

Gegebenenfalls liefert uns die Umsatz- und EBIT-Entwicklung auf Gesellschaftsebene Hinweise, was hinter dem außerordentlichen Ergebnis stecken könnte. Wie schätzen Sie die Geschäftsentwicklung der Einzelgesellschaften ein und bei wo würden Sie gerne tiefer in die Analyse einsteigen?

Grafik zum Umsatz und EBIT anzeigen

Lösung

Der Bewerber sollte erkennen, dass insbesondere in den Gesellschaften Frankreich und Finnland stark negative Entwicklungen zu verzeichnen sind. Allerdings sollte der Fokus bei der Betrachtung auf das französische Werk gelegt werden, allein aufgrund der absoluten negativen Ergebniswirkung auf den Konzern.

Hinweis für den Interviewer: Sollte der Bewerber nicht direkt zu diesem Schluss kommen, können an dieser Stelle gut Kopfrechenaufgaben eingestreut werden, um die katastrophalen Zahlen in Frankreich zu verdeutlichen:

  • Wie hoch ist die EBIT-Marge in Frankreich im Jahr 2023?
  • Wie hoch ist die EBIT-Marge im Konzern im Jahr 2023?
  • Wie hoch die EBIT-Marge im Konzern im Jahr 2023, wenn wir Frankreich rausrechnen?

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3. Fragestellung

Hinweis für den Interviewer: Lies dem Bewerber die nächste Fragestellung vor. 

Sie haben nun festgestellt, dass in Frankreich Handlungsbedarf besteht. Welche Handlungsoptionen würden Sie dem Management für den Umgang mit dem französischen Werk nennen? Und, wie schätzen Sie [zunächst einmal unabhängig von den genauen Hintergründen, lediglich auf Basis der vorliegenden Zahlen] die Erfolgswahrscheinlichkeiten der jeweiligen Optionen ein?

Lösung

  • Option A: Restrukturierung
  • Option B: Verkauf
  • Option C: Schließung als "Ultima Ratio" (C1: Liquidation; C2: Insolvenz)

Einschätzung Option A: Restrukturierung

  • Von 2022 auf 2023 sind die Umsätze stark eingebrochen (-3 M€ / -15 %), was zu einem Einbruch des operativen Ergebnisses in Höhe von -1,3 M€ (-70%) geführt hat
  • Ein Restrukturierungsansatz könnte ein Kostensenkungsprogramm sein. Um allerdings bei gleichbleibendem Umsatz operativ auf eine "schwarze Null" zu kommen, müssten Kosten in Höhe von rund 20% des Umsatzes gesenkt werden. Dies erscheint bei einer Materialaufwandsquote in Höhe von > 50% und einer Personalkostenquote in Höhe von > 30% im Konzern unrealistisch.

Neben Kostensenkungen müsste demnach zwingend der Umsatz gesteigert werden. Um die Erfolgswahrscheinlichkeit für umsatzsteigernde Maßnahmen abschätzen zu können, benötigen wir allerdings mehr Informationen über den französischen Markt für Fässer für industrielle Flüssigkeiten.

Hinweis für den Interviewer: Teil dem Bewerber an dieser Stelle folgende Infos mit:

Infos ausklappen

Eine Analyse des Marktumfeldes hat ergeben, dass der Markt durch eine zunehmende Tendenz zu alternativen Verpackungen immer stärker umkämpft ist und durch Anbieter im Niedrigpreissegment dominiert wird. Das französische Werk weist allerdings einen erheblichen Investitionsstau auf, der eine effiziente Produktion unmöglich macht. Um sich also am Markt behaupten zu können, müssten erhebliche Investitionen getätigt werden, für die zum aktuellen Zeitpunkt die liquiden Mittel fehlen. Die Option Restrukturierung können wir also ausschließen. Lassen Sie uns die weiteren Optionen betrachten.

Einschätzung Option B: Verkauf

Ein erfolgreicher Verkauf erscheint in Anbetracht der Ertragslage 2022 und 2023 wenig wahrscheinlich. Eine Möglichkeit wäre an Konkurrenten heranzutreten, die ggf. ein Interesse am Kundenstamm haben. Eine weitere Möglichkeit könnte die Ansprache von Private-Equity-Gesellschaften zu sein, die auf die Akquisition von Sanierungsfällen spezialisiert sind.

Hinweis für den Interviewer: Teil dem Bewerber an dieser Stelle folgende Infos mit: 

Infos ausklappen

In der Realität wurde ein Verkaufsprozess angestoßen − allerdings wurde recht schnell ersichtlich, dass dieser nicht zum Erfolg führen würde, ohne dass ein deutlich negativer Kaufpreis durch den Kunden geleistet würde. Die Liquiditätssituation hat dies jedoch nicht zugelassen. Lassen Sie uns also die dritte Option betrachten. Gehen Sie hierbei gerne auf die bei der Umsetzung anfallenden Kosten ein.

Einschätzung Option C: Schließung

  • Grundsätzlich wäre im Schließungsszenario a) eine Insolvenz und b) eine reguläre Liquidation denkbar. Hier wäre eine detaillierte Vergleichsrechnung der Optionen notwendig, um die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit beurteilen zu können.
  • Im Falle, dass eine Insolvenz wirtschaftlich sinnvoller erscheint, birgt diese unkalkulierbare Haftungsrisiken für den Gesamtkonzern, was erhebliche rechtliche und wirtschaftliche Folgen haben kann.

Hinweis für den Interviewer: Teil dem Bewerber an dieser Stelle folgende Infos mit:

Infos ausklappen

Diese Risiken sind auch der Grund, warum sich das Management für eine reguläre Liquidierung und gegen eine Schließung in der Insolvenz entschieden hat.

Eine reguläre Schließung des Werks bringt erhebliche Kosten mit sich, die ein Grund für die sehr hohen außerordentlichen Aufwendungen sein können. Folgende wesentliche Kostenpositionen sind hier im Regelfall zu benennen:

  1. Abfindungen
  2. Werteberichtigungen
    1. Maschinen und technische Anlagen
    2. Gebäude
    3. Vorräte
  3. Abstandszahlungen an Vermieter
  4. Rückbaukosten / Verlagerung von Linien (im vorliegenden Fall wurde eine Linie nach Österreich verlagert)
  5. Rechts- und Beratungskosten
  6. Kosten einer Neufinanzierung im Rahmen der Restrukturierung
  7. Strafzahlung an Kunden aus vertraglichen Lieferverpflichtungen

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