Fallstudie: Lösung & Vorgehensweise: Sechs Tipps für deinen Lösungsweg
- Laura Treml
Fallstudie ist nicht gleich Fallstudie – die Lösung aber findest du oft auf ganz ähnlichen Wegen. Ob auf Papier, in der Gruppe oder im Case-Interview: e-fellows.net gibt grundlegende Tipps zu Lösung und Vorgehensweise.
Wenn du einen Berufseinstieg im Consulting planst, führt im Auswahlverfahren kein Weg vorbei an einer Fallstudie: Die Lösung, die du erarbeitest, entscheidet wesentlich über den Erfolg oder Misserfolg deiner Bewerbung. Doch auch für den Festeinstieg in anderen Branchen, im Assessment-Center oder auch nur im Vorstellungsgespräch fürs Praktikum können Personaler dich mit Fallstudien konfrontieren. Mit der richtigen Vorgehensweise und ein wenig Übung behältst du auch bei komplexen Fällen einen kühlen Kopf und näherst dich Schritt für Schritt einem Lösungsansatz – und deinem Traumjob. Übrigens: Wenn du dich zum ersten Mal mit dem Thema Fallstudie beschäftigst, solltest du dich zunächst in unserer Definition über die drei wichtigsten Arten von Case Study informieren.
Fallstudie: Lösung in sechs Schritten
Du willst deinen Case ohne Aufregung, dafür aber mit Struktur und System knacken? Dann halte dich an folgende sechs Prinzipien:
- Aufgabenstellung genau lesen
- Zeit richtig einteilen und Vorgehensweise planen
- Fragestellung eingrenzen
- Problemstellung strukturieren
- ergebnisorientiert vorgehen
- Ruhe bewahren
Aufgabe verstehen: Bearbeitest du das Problem, das gestellt wurde?
Bevor du dich an die Lösungsskizze machst, solltest du zuerst sicherstellen, dass du die Aufgabe richtig und vollumfänglich verstanden hast. Falls du dir nicht sicher bist, gliedere die Fragestellung zunächst in ihre Einzelteile auf und leite dann Teilprobleme daraus ab. Du hast die Frage nach bestem Wissen strukturiert und bist trotzdem noch unsicher? Dann frag lieber nach, anstatt bei der Bearbeitung deiner Case Study eine falsche Richtung einzuschlagen. Manche Fälle sind auch bewusst offen gehalten, sodass du nachfragen musst, um die Aufgabe überhaupt lösen zu können.
Zeit richtig einteilen: Wie lange brauchst du wofür?
Die Bearbeitungszeit einer Fallstudie ist begrenzt. Deshalb ist es wichtig, die Uhr im Blick zu behalten. Als bewährte Herangehensweise kannst du dir merken: Rund 20 Prozent der Zeit solltest darauf verwenden, dich mit der Fragestellung auseinanderzusetzen und dir das Ziel zu vergegenwärtigen. In der restlichen Zeit löst du den Case. Achte unbedingt darauf, dass du zunächst die wesentlichen Ergebnisse herausarbeitest, und analysiere erst zum Schluss die Details.
Fragestellung eingrenzen: Was ist an deiner Lösung wirklich wichtig?
Die meisten Cases haben eine relativ weit gefasste Fragestellung: "Erstellen Sie ein Marketingkonzept für Kaffeevollautomaten", "Wie sollten die Führungskräfte eines Caterers ihr Unternehmen im Food-Truck-Markt positionieren?", "Reduzieren Sie die Produktionskosten für Funktionskleidung". Um alle Aspekte des Themas angemessen und vollständig zu analysieren, bräuchtest du selbst mit viel Berufserfahrung mehrere Stunden. Grenze dein Thema daher unbedingt ein und reduziere komplexe Sachverhalte, so gut es geht.
Problemstellung strukturieren: Beherrschst du gängige Frameworks?
Zur Strukturierung von Fallstudien und vor allem von Business Cases kannst du auf betriebswirtschaftliche Modelle zurückgreifen – sogenannte Frameworks: Mit bekannten Modellen wie der Gewinngleichung, der BCG-Matrix oder Porters Five Forces solltest du dich auf jeden Fall vertraut machen. Da Praxisfälle oft weitaus komplexer als theoretische Konzepte sind, musst du das Framework aber an den dir vorliegenden Fall anpassen. Wichtig ist bei einer strukturierten Vorgehensweise zudem, dass nicht nur dir klar ist, wie du vergehen möchtest, sondern dass du diese Struktur am besten auch schriftlich fixierst und in deinen Ausführungen deutlich machst, wo du dich gerade im Lösungsschema befindest. Anhand dieser Stichpunkte kann dir der Personaler oder Interviewer besser folgen.
Ergebnisorientierte Vorgehensweise: Worauf verwendest du deine Redezeit?
Wenn du die Lösung einer Fallstudie im Rahmen eines Case-Interviews finden musst, vergiss nicht, dass auch im Bewerbungsgespräch die Zeit begrenzt ist. Wenn du dich bei der Lösung der Fallstudie in Details verlierst und zu vielen Eventualitäten nachgehst, verschwendest du kostbare Minuten. Erscheint dir ein Einwand wichtig, dann weise darauf hin. Betone aber, dass du dein Augenmerk lieber auf die Hauptaspekte legen möchtest. Falls der Interviewer doch mehr über deine Bedenken hören möchte, wird er dir das mitteilen. Wenn nicht, hast du klar gezeigt, dass du differenziert denken kannst, ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren.
Ruhe bewahren: Es kommt nicht auf die genauen Zahlen an!
Es ist verständlich, wenn du in nervenaufreibenden Phasen wie der Postkorbübung oder dem Case-Interview nervös bist. Bemüh dich dennoch um ein souveränes Auftreten und versuch zu einer plausiblen Lösung der Fallstudie zu kommen. Diese muss jedoch nicht fehlerfrei sein, um das Interview zu bestehen. Wichtig ist vielmehr, den Consultant davon zu überzeugen, dass du mit Zeitdruck und Stress umgehen kannst. Denn das sind Qualitäten, die du auch im Berufsalltag unter Beweis stellen musst. Ob alle deine Schätzungen exakt waren, spielt im Vergleich zum Lösungsweg eine nachgeordnete Rolle. In der Praxis kannst du schließlich anders als im Bewerbungsverfahren auf verschiedenste Ressourcen zurückgreifen und arbeitest mit deinem Team zusammen an einer Lösung.
Fallstudie: Vorgehensweise im Consulting
Du willst in die Unternehmensberatung und hältst schon deine Einladung zum Bewerbertag in den Händen? Dann erwarten dich im Bewerbungsprozess als nächstes zwei bis vier etwa einstündige Gespräche mit Consultants. Neben klassischen Gesprächen zum Lebenslauf und/oder einem Brainteaser wartet in diesen Bewerbungsgesprächen mit Sicherheit auch mindestens eine Fallstudie: Vorgehensweise und Lösung verraten dem Interviewer viel über deine Eignung für den Beruf und setzen im Auswahlprozess wichtige Weichen. Denn die Cases simulieren reale Problemstellungen und erfordern Skills, die du auch im Job brauchen würdest. Aus diesem Grund ist eine intensive Vorbereitung auf diesen Aufgabentyp sinnvoll. Der wichtigste Tipp: üben, üben, üben! Beispiele von Fallstudien, die Unternehmen so oder so ähnlich in der Praxis stellen, hat e-fellows.net im Buch Case Study Training für dich zusammengetragen. Neben konkreten Aufgaben solltest du aber auch Rechnen und Kopfrechnen trainieren, die Nachrichten verfolgen und dir wichtige Basisdaten einprägen (die Bevölkerungszahlen und Flächen der großen europäischen und außereuropäischen Länder beispielsweise). Hast du solche Zahlen und Fakten auswendig parat, gibt es eine Ungewissheit weniger, die dich – gerade als Berufseinsteiger – beim Knacken von Case Studies nervös macht.
Arbeitsbuch "Case Study Training"
Noch mehr Fallstudien findest du im Arbeitsbuch Case Study Training. Das Buch enthält 40 Fallstudien und gibt Tipps für das Case-Interview. Stipendiaten von e-fellows.net können sich das E-Book kostenlos herunterladen.
Worauf kommt es im Case-Interview an?
Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei einem Case-Interview um ein Gespräch. Anders als bei vielen anderen Arbeitgebern lösen Bewerber die Fallstudie in Unternehmensberatungen also nicht erst schriftlich und präsentieren dann die fertige Lösung, sondern entwickeln ihre Vorgehensweise vor dem Interviewer. In dieser speziellen Form von Einstellungstest ist es sehr wichtig, den dir gegenübersitzenden Consultant an deinen Annahmen und Gedankengängen teilhaben zu lassen. In vielen Fällen gibt es mehrere Optionen, zwischen denen du dich entscheiden musst. Führ stets die verschiedenen Handlungsalternativen mit ihren wichtigsten Vor- und Nachteilen auf. Das hilft dir dabei, Entscheidungen zu treffen, und zeigt deinem Interviewer gleichzeitig, dass du in verschiedene Richtungen denkst, deine Vorgehensweise genau prüfst und dich bewusst für eine Option entscheidest.