Finanzen: Anlagetipps für Studenten und Berufseinsteiger

Autor*innen
Jan Fischer
Mehrere Stapel Münzrollen und eine Person, die noch einen Stapel dazu trägt. Im Hintergrund ein Tortendiagramm.

Mit dem Berufseinstieg sind die Zeiten klammer Kassen endlich vorbei. Spätestens, wenn die ersten Gehälter auf dem Konto eintrudeln, solltest du darüber nachdenken, dein Geld langfristig zu investieren. Lohnt es sich, auf eine Immobilie zu sparen? Solltest du ETFs kaufen? Die wichtigsten Finanz- und Anlagetipps für Studenten und Berufseinsteiger.

Solltest du das erste Gehalt sofort anlegen?

Schon nach wenigen Wochen haben sich die ersten Gehälter auf dem Tagesgeldkonto angesammelt. Soll der Überschuss gleich wieder investiert werden? Nein. Immer eine Notfallreserve auf dem Girokonto zurückbehalten. Dieses Polster kann während eines Jobwechsels oder für unvorhergesehene Ausgaben nützlich werden. Der regelmäßige Blick aufs Tagesgeldkonto hilft aber auch, festzustellen, welche Summen zukünftig für Investitionen zu Verfügung stehen.

Wie viel Risiko sollte man bei der Zusammenstellung eines Portfolios eingehen?

Das hängt stark von der Persönlichkeit ab. Viele Finanzberater ermitteln die persönliche Risikoeinstellung im Gespräch. Es hilft auch, sich Verluste in absoluten Zahlen zu vergegenwärtigen – wenn eine Investition von 100.000 Euro 50 Prozent einbüßt, bleiben 50.000 Euro. Wer bei diesem Gedanken ruhig schlafen kann, darf gerne in Anlagen mit mehr Risiko investieren.

Worauf sollte man bei der Finanzberatung durch einen Makler achten?

Bei Geldanlage geht es um Vertrauen. Da sich in der Beratungsbranche leider auch schwarze Schafe tummeln, solltest du nur Anlagen abschließen, die du verstehst: Auch wer einen Finanzberater hat, sollte sich so genau wie möglich informieren, bevor er eine Investition tätigt. Es lohnt sich, über eine unabhängige Honorarberatung nachzudenken – in diesem Fall bekommt der Makler keine Provision, wenn er ein Anlagepaket verkauft, sondern wird nach Zeit vergütet. Das ist zwar etwas teurer, aber weniger riskant.

Lieber einen Honorarberater beauftragen oder einen Makler, der auf Provisionsbasis arbeitet?

Das Problem im Provisionsvertrieb ist, dass die Makler durch die Provision, die sie bekommen, einen Anreiz haben, möglichst viele Produkte zu verkaufen: Produkte, die ihre Kunden oft nicht benötigen. Eine gute Honorarberatung dagegen sollte transparent sein. Wenn der Kunde beispielsweise beim Abschluss einer Lebensversicherung zwei Prozent Honorar statt drei Prozent Provision zahlt, obwohl er die Lebensversicherung gar nicht braucht, hat er auch keine unabhängige Finanzberatung erhalten. Selbstverständlich gibt es auch faire Makler, die gerade bei Berufsunfähigkeitsversicherungen wertvolle Dienste leisten, da sie anonym Gesundheitsanfragen durchführen.

Honorarberatung erscheint teuer – kann aber nicht nur dem Kunden im Endeffekt viel Geld sparen, sondern ist auch darauf angelegt, ihn finanziell unabhängig zu machen. Ein guter Honorarberater bietet punktuell kostenpflichtigen Rat (bei beruflichen oder privaten Veränderungen, bei einem jährlichen Check-up-Gespräch), sorgt aber auch dafür, dass sein Kunde Stück für Stück selbst die Verantwortung für seine Finanzen übernimmt.

Bieten Social-Trading-Plattformen eine Alternative?

Social-Trading-Plattformen sind Webseiten, bei denen Nutzer einem oder mehreren Tradern (ähnlich wie auf Facebook) folgen können.

Wer auf einer Social-Trading-Plattformen aktiv ist, sollte sich gut auskennen: Kennzahlen, Strategien, Charttechnik – das alles ist nötig, um zu beurteilen, wie gut der Trader ist, dem man folgen möchte. Auch wenn es zunächst einfach klingt, ist Social Trading ein aufwändiges Unterfangen, das nur mit Geld angegangen werden sollte, das gerade nicht benötigt wird.

Welche Investitionen lohnen sich?

Gerade zu Beginn des Berufslebens haben die wenigsten viel Geld zu Verfügung. Noch lange kein Grund, es auf dem Sparbuch verkommen zu lassen.

Wer regelmäßig geringe Beträge anlegen will, ist mit einem Fonds- oder Exchange-traded-fund-Sparplan (ETF) gut beraten. ETFs sind Indexfonds, die im Vergleich zu gemanagten Fonds sehr geringe Kosten verursachen. Zu Beginn empfiehlt sich ein weltweit gehandeltes Produkt, beispielsweise ein ETF auf den Weltaktienindex MSCI World. Sparpläne gibt es ab 25 Euro pro Monat, Einmalbeiträge ab etwa 500 Euro. Viele Direktbanken haben zahlreiche ETFs als Sparplan im Angebot, außerdem kann ein ETF auch als Teil der privaten Vorsorge genutzt werden.

Was sind Kriterien für einen guten Fonds?

Bei Direktbanken oder Finanzportalen wie Onvista kannst du dir einen Überblick über die meisten Fonds verschaffen. Dort erfährst du oft auch, wie sie von Ratingagenturen bewertet werden. Eine gute Bewertung sollte allerdings noch nicht das alleinige Kriterium sein. Sinnvoll ist eine Auswahl von drei bis fünf gut bewerteten Fonds und ein Vergleich dieser Fonds hinsichtlich Kosten und Wertentwicklung der letzten Jahre.

Wichtig ist, sich generell gut über die Fonds zu informieren, in die man investieren möchte: Die Zeitschriften "€uro" und "Finanztest" beispielsweise veröffentlichen inzwischen sehr viele Artikel zu ETFs, die auch für Einsteiger gut verständlich sind.

Welche Nachteile haben ETFs?

ETFs vollziehen immer die volle Indexentwicklung nach. Bei einem Crash gibt es also keinen Fondsmanager, der Verluste durch geschicktes Umschichten abfedern könnte. Da aber auch gemanagte Fonds nicht automatisch verlustfrei bleiben, spricht sehr viel für ETFs. Einige Märkte sind jedoch mit gemanagten Fonds besser abzudecken, beispielsweise die sogenannten "emerging markets" (also Märkte wie China und Indien, aber auch kleinere Staaten in Osteuropa). Hier gibt es viele auf Dauer gut gemanagte Fonds. Sinnvoll kann also ein Mix aus gemanagten Fonds und ETFs sein, um das Verlustrisiko möglichst gleichmäßig zu verteilen.

Wann ist es sinnvoll, eine Immobilie zu kaufen?

Wie sinnvoll der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem Einkommen, dem vorhandenen Eigenkapital, dem Standort der Immobilie und der gesamtwirtschaftlichen Situation. 

Bei der Baufinanzierung ist die klassische Form ratsam: Annuitätendarlehen (Darlehen mit konstanten Rückzahlungsbeträgen) mit zwei bis drei Prozent Tilgung und mindestens 20 Jahren Sollzinsbindung (die Zeit, in der Rückzahlungszinsen sich nicht ändern dürfen). Vom Bausparen ist eher abzuraten, da während des Ansparens und der Zwischenfinanzierung viele Zinsen anfallen.

Der Ablauf ist wiederum einfach: Immobilie aussuchen, Finanzierung mit einen – möglichst freien – Finanzierungsberater besprechen. Die Finanzierung wird geprüft und genehmigt. Bei einem Notartermin wird die Grundschuld für die Bank verbrieft. Alles weitere erledigt die Bank.

Ist eine Immobilie, die zunächst vermietet werden soll, als Geldanlage geeignet?

Die steuerlichen Vorteile beim Kauf einer Immobilie hängen stark von der persönlichen Finanzsituation ab. Bei vermieteten Immobilien können der Zinsanteil der monatlichen Annuität (das heißt die Rate aus Zins und Tilgung), die Abschreibung auf das Gebäude und die nicht umlagefähigen Hauskosten als Werbungskosten steuerlich angesetzt werden. Eine Immobilie kommt auch als private Vorsorge infrage, besonders, wenn man sie später selbst nutzen möchte, zumal dann im Rentenalter keine Miete mehr anfällt.

Wichtig sind folgende Punkte: Wo befindet sich die Immobilie? Wie ist die zukünftige Nutzung geplant (Eigennutzung im Alter? Für die Kinder während der Studienzeit?). Durch Abschreibungsmodelle kurzfristig Steuern zu sparen, ist wenig sinnvoll. Immobilien müssen langfristig geplant und entsprechend gekauft werden.

Sind Gold oder andere Edelmetalle eine gute Wertanlage?

Bei einer Wertanlage in Metallen gibt es keine Absicherung gegen eine mögliche Insolvenz der Firma, die die Edelmetalle verwaltet. Auch wenn ein Unternehmen behauptet, die Metalle seien versichert, ist das nur schwer nachzuprüfen. Ein Rohstoff-Metall-ETF ist deshalb als Anlageform vorzuziehen – kann allerdings ein schwankungsreiches Investment sein.

Die bekanntesten regulierten Edelmetallhändler in Deutschland sind Proaurum, Westgold und Degussa. Die jeweiligen Preise lassen sich im Internet problemlos vergleichen. Bis 15.000 Euro kann Gold anonym gekauft werden, nach einem Jahr Haltedauer ist es zudem steuerfrei: Es empfiehlt sich also, die Belege aufzubewahren. Am besten eignen sich hier gängige Münzen wie Krügerrand, Wiener Philharmoniker oder Barren. Ideal ist eine Mischung aus allen.

Wie sicher sind Anleihenfonds?

Anleihenfonds haben keinen festen Termin, zu dem der Anleger das investierte Geld wieder zurückbekommt. Bei einer Anleihe mit einer Rendite von einem Prozent zum Laufzeitende ist beispielsweise garantiert, dass dieser Ertrag auch ausbezahlt wird (es sei denn, die Emittent ginge pleite). Wenn sich nun in einem Fonds viele Anleihen befinden und diese durch steigende Zinsen ins Minus rutschen, sind Verlustphasen möglich – ohne dass abzusehen wäre, wie lange sie andauern. Berechnungen zufolge kann ein Zinsanstieg von einem Prozent Kursverluste von sieben Prozent auslösen. Entscheidend ist, wie sich die Zinsen entwickeln. Deswegen solltest du deine festverzinsliche Anlageseite über Direktinvestments oder Festgeldkonten abdecken. Das ist zwar langweilig, aber eindeutig besser kalkulierbar.

Wie sollten Geldbeträge und Immobilien vererbt werden?

Beim Erben und Schenken gibt es viel zu bedenken. Erbschaftssteuer fällt erst ab bestimmten Beträgen an. Unter Ehegatten und eingetragenen Lebenspartnern können 500.000 Euro steuerfrei vererbt werden, an Kinder 400.000 Euro. Ohne Verwandtschaftsgrad beträgt der Freibetrag lediglich 20.000 Euro. Diese Freibeträge gelten bei Schenkungen von derselben Person alle zehn Jahre neu. So kann viel Geld steuerfrei verschenkt und vererbt werden. Bei großem Vermögen ist allerdings unbedingt ein Anwalt hinzuzuziehen. Zu oft sind Testamente, die laienhaft formuliert wurden, unklar und führen zu Streit. Achtung: Wenn der Erblasser Schulden hatte, werden diese ebenfalls vererbt. Es gilt eine Frist von sechs Wochen, um das Erbe auszuschlagen.

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