Geldanlage: Welche Formen der Altersvorsorge sich lohnen
- Lars Hilbig
Betriebliche Altersvorsorge, private Rentenversicherung, Riester, Depot, Rürup – die Möglichkeiten fürs Alter zu sparen, sind vielfältig und zahlreich. Finanzexperte Lars Hilbig bringt Licht in den Produktdschungel und gibt Tipps, mit denen du in den nächsten Jahrzehnten eine fünfstellige Summe ansparen kannst.
In diesem Beitrag zeigt dir Lars Hilbig, welche Anlageklassen sich für deinen Vermögensaufbau lohnen. Es kommt aber nicht nur auf den Inhalt an – auch der steuerlich-rechtliche Rahmen (Rahmenbedingung), in dem du sparen kannst, ist wichtig. Zur Auswahl stehen:
- Depot
- Private Vorsorge
- Betriebliche Altersvorsorge
- Riester
- Basis bzw. Rürup
Über den Autor
Lars Hilbig ist seit acht Jahren selbstständiger Berater für Vermögensaufbau mit Investment, Altersvorsorge und Kapitalanlageimmobilien. Er veröffentlichte 2016 seinen ersten Finanzratgeber und ist Dozent der Vorlesung “Moderne Kapitalmarkttheorie“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim. Hauptberuflich ist er Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens iQuadrat Investment und Immobilien GmbH.
Als Verbraucher ist es ohne Hilfestellung kaum möglich, eine fundierte Entscheidung zu treffen, denn hierfür müsstest du einen Filterprozess von drei Ebenen beurteilen können:
- Kenntnis über verschiedene Anlageklassen und ihre Investitionsmöglichkeiten
- Kenntnis über Vor- und Nachteile der verschiedenen Rahmenbedingungen
- Kenntnis über Rahmenbedingungen als Produkt von mehreren Gesellschaften in unterschiedlicher Ausführung und Güte
In diesem Artikel bekommst du Tipps, um zu Punkt zwei und drei eine qualifizierte Entscheidung treffen zu können. Jede der fünf Rahmenbedingungen hat Vor- und Nachteile. Keine ist perfekt. Alle Formen können sich unter bestimmten Bedingungen lohnen. Manche häufiger, manche weniger häufig. Fangen wir mit der einfachsten Variante an.
Deine Wahl für alles Mittelfristige – das Depot
Dein Depot ist wie ein Konto – mit dem Unterschied, dass du dein Geld nicht festverzinslich bei der Bank parkst. Du verteilst es stattdessen auf verschiedene Aktien, Anleihen oder auch Fonds. In deinem Depot kannst du – wie bei den vier weiteren Rahmenbedingungen meist auch – günstige Fonds (beispielsweise ETFs) auswählen. Da Online-Anbieter, zum Beispiel Direktbanken wie DKB oder consors, überschaubare Gebühren verlangen, ist das Depot von allen fünf Vehikeln das beste für die kurz- und mittelfristige Anlage.
Doch warum nicht für langfristige Planungen? Die wahren Kosten des Depots sind auf ersten Blick nicht ersichtlich, da sie extern in Form von Abgeltungs-, Kirchensteuer und Soli anfallen. Über die Jahre nehmen Gesellschaften Produkte aus dem Sortiment und bieten neue an. Der Nachteil für dich: In dem Moment, in dem die Gesellschaft deinen ETF auflöst, wirst du ausbezahlt, realisierst Gewinn und musst anschließend Steuern zahlen.
Dies ist Gift für deinen Zinseszinseffekt und wiegt schwerer als anfängliche Abschlussgebühren bei privater, betrieblicher, Riester- und Basis-Vorsorge. Ein Depot lohnt sich demnach auf vierzig Jahre eher weniger. Auf kurze und mittlere Laufzeiten ist es den anderen Formen überlegen, die höhere anfängliche Gebühren aufweisen.
Die Alternativen für langfristige Planungen
Von den vier weiteren Sparformen kommt die private Vorsorge dem Depot am nächsten. Auch hier kannst du frei bestimmen, wie du dein Geld anlegen möchtest. Riester und betriebliche Altersvorsorge müssen dir hingegen eine Garantie bieten, was ein Manko darstellt. Garantie bedeutet im Finanzsprech, dass deine eingezahlten Beiträge zu Rentenbeginn sicher im Vertrag liegen. Zahlst du 40 Jahre lang 100 Euro monatlich, sind mit 67 garantiert 100 Euro x 12 x 40 = 48.000 Euro in deinem Vertrag. Der findige Betrachter merkt, dass dies eine Nominalgarantie ist – nach Inflation garantierter Verlust.
Um eine Garantie aussprechen zu dürfen, muss eine Gesellschaft einen Großteil des Geldes sicher und somit meist unrentabel anlegen. Die meisten Riester- und betrieblichen Altersvorsorgen bieten dir lediglich eine Rendite auf Inflationsniveau und somit keinen Vermögenszuwachs. Zwar erhältst du oftmals Förderungen, jedwede Steuer-, Sozialversicherungs- oder Zulagenvorteile sind jedoch mit Auflagen verknüpft und der Staat holt sich diese später zurück.
Unterscheide in deiner Geldanlage Spar- und Entnahmephase (Rente). Bei Depot und privater Vorsorge gilt: keine Förderung in der Spar- und eine geringe Belastung in der Entnahmephase. Bei betrieblicher, Riester- und Basis-Vorsorge gilt hingegen: Förderung bei Einzahlung, aber häufig hohe Belastung im Rentenalter. Eine Förderung ist somit ein Verschieben der Last auf später – beispielsweise in Form von Steuern.
Zwar hast du im Alter vermutlich einen geringeren Steuersatz, jedoch rechtfertigt dies selten die weiteren Nachteile: So weist die Riester- und betriebliche Vorsorge eine schlechte Verzinsung auf, da du über die Anlage nicht frei entscheiden kannst. In der Basis-Vorsorge kannst du zwar, wie bei Depot und privater Vorsorge, ein breit diversifiziertes Aktieninvestment betreiben, inklusive Förderung in der Ansparphase. Du kommst jedoch erst mit 62 Jahren an dein Geld. Das gilt übrigens auch für die betriebliche Altersvorsorge. Bei Riester-Verträgen ist die Entnahme zwar vor Rentenbeginn möglich, allerdings nur unter Rückzahlung der Zulagen und Steuerersparnisse ans Finanzamt.
Bei Depot, privater (jederzeit) und betrieblicher Vorsorge (ab 62 Jahren) kannst du deine Gelder vollständig entnehmen. Alternative ist die Verrentung deiner Gelder bei einem Altersvorsorgeanbieter. Dieser zahlt dir jedoch nur einen hohen jährlichen Prozentsatz deines vorhandenen Kapitals aus, wenn er vermutet, dass du nicht lange Rentner bist. In Verträgen unserer Eltern und Großeltern finden sich beispielsweise noch Konditionen von acht Prozent. Bei 100.000 Euro Guthaben zu Rentenbeginn zahlt der Altersvorsorgeanbieter somit eine jährliche Rente von 8.000 Euro. Dein Großvater muss 12,5 Jahre Leistungen beziehen, um all sein Geld erhalten zu haben. Alles danach ist Plus.
In dem Vertrag, den du abschließen wirst, werden vermutlich drei Prozent und weniger gelten. Das bedeutet: Du musst, um einhundert Prozent deines dir bei Rentenbeginn zustehenden Vertragguthabens zu erhalten, ungefähr 33 Jahre lang Rente beziehen. Somit müsstest du mindestens 100 Jahre alt werden. Möchtest du diese Wette eingehen? Nein? Bei der Basis-Vorsorge musst du es. Bei Riester zu 70 Prozent – nur maximal 30 Prozent deines Geldes kannst du bei Rentenbeginn entnehmen.
Auf einen Blick: Welche Altersvorsorge brauche ich?
- Riester: Riestern solltest du nur, wenn du drei oder mehr Kinder bekommen möchtest, da es pro Kind Zulagen gibt.
- Basis-Rente: Aufgrund der für Gen Z und Millennials schlechten Rentenkonditionen lohnt sich dieses Modell nur, wenn du heute viele Steuervorteile erhältst. Das funktioniert, wenn du viel verdienst und die spätere Rente kaum bis gar nicht versteuern musst, keine weiteren Einnahmen hast, zum Beispiel aus der gesetzlichen Rentenversicherung oder vermieteten Objekten, und mit wenig Rente planst.
- Betriebliche Altersvorsorge: Dieses Modell lohnt sich nur, wenn dein Arbeitgeber zu deinem, da aus dem Brutto kommend ohnehin geförderten, Eigenbeitrag Geld obendrauf legt. Jedoch solltest du deine Altersvorsorgeplanung auf keinen Fall alleinig auf diese Ebene stützen, da ein Berufswechsel diesen Ansparweg zunichte machen kann. Zudem wird am Ende vermutlich weniger Geld rauskommen, als du denkst.
- Private Altersvorsorge: Wenn du mehr als 25 Jahre Zeit hast, ist dies häufig die attraktivste Variante. Dies gilt wohlgemerkt nur für die günstigsten Altersvorsorgen.
- Kurz- und mittelfristig überwiegen die Abschlussgebühren in der privaten Vorsorge, langfristig die Steuern im Depot. Der Anlagekern ist in beiden Varianten gleich. Somit lohnt sich das Depot für mittelfristiges Sparen, die private Altersvorsorge für langfristige Planungen. Um eine lohnende Altersvorsorge ausfindig zu machen, musst du jedoch nicht nur die Anlagemöglichkeiten berücksichtigen, sondern auch die Gebühren für Berater und Produktanbieter.