Gehalt: Sechs Jobs, bei denen 2025 die Gehälter steigen
- Claudia Obmann
Neue Prognosen belegen: Die Löhne werden im kommenden Jahr insgesamt nur noch moderat steigen. Doch das gilt nicht überall. Welche Berufe besonders profitieren.
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Die Gehälter wachsen langsamer in Deutschland – trotz des herrschenden Fachkräftemangels. Nach mehreren Jahren mit überdurchschnittlichen Gehaltssteigerungen prognostiziert die Kienbaum Vergütungsberatung für 2025 einen Anstieg von durchschnittlich 3,8 Prozent. Grundlage ist eine Befragung von rund 1.250 Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branche zu ihrer Gehaltsentwicklung. Allerdings gibt es auch Branchen, in denen die Gehaltserhöhung im kommenden Jahr deutlich üppiger ausfallen dürfte. Das Handelsblatt gibt einen Überblick.
Zum Vergleich: 2023 konnten Fach- und Führungskräfte ein Plus von knapp fünf Prozent erzielen. 2024 war die Rückkehr zu moderateren Anhebungen mit 4,7 Prozent bereits erkennbar. "Die Inflation als Treiber nimmt ab", sagt Michael Kind dazu. Er ist Direktor für Vergütung und Leistungsmanagement bei der Kölner Beratung. Angesichts einer erwarteten Inflation von 2,2 Prozent im kommenden Jahr ergäbe sich somit eine durchschnittliche Reallohnsteigerung von 1,6 Prozent. Aus Sicht der Arbeitgeber geht der Druck auf die Gehälter somit insgesamt zwar spürbar zurück, bleibt aber weiterhin hoch. "Angesichts der gesamtwirtschaftlich angespannten Lage wäre eine deutlichere Abschwächung der Lohnerwartungen von Bewerbenden durchaus erwartbar gewesen", sagt Kind. Nur neun Prozent der befragten Unternehmen berichten jedoch, dass die Erwartungen von wechselwilligen Kandidaten an Gehälter gesunken sind.
Als die zwei größten Gehaltstreiber identifiziert der Vergütungsexperte zum einen fehlendes Fachpersonal. Zum anderen wirken Tarifverträge, die von Gewerkschaften und den Arbeitgeberverbänden für ihre Mitglieder teilweise für mehrere Jahre ausgehandelt wurden. In diesem Fall soll das höchste Reallohnwachstum von 1,9 Prozent für Angestellte drin sein.
Zu den Branchen mit den höchsten Gehaltsanpassungen zählen laut Kienbaum das Gesundheitswesen und die Telekommunikation mit einem Gehaltsplus von jeweils 4,9 Prozent. Dagegen gehören private Kapitalbeteiligungsgesellschaften sowie Einzel- und Großhandelsunternehmen mit je 3,2 Prozent zu denjenigen mit den geringsten Gehaltsanpassungen.
Zwei Erkenntnisse aus der aktuellen Unternehmensbefragung hält Vergütungsexperte Kind sowohl für Chefs als auch für Angestellte für wissenswert für die kommende Gehaltsrunde: Die Steigerungsraten, ob für Führungskräfte oder Fachpersonal, liegen eng beieinander. Außerdem wirke sich die Unternehmensgröße aktuell nicht mehr sonderlich aus. "In der Prognose für 2025 sehen wir keine nennenswerten Unterschiede", so Kind. Ob Dax-Unternehmen oder Familienbetrieb: aus Sicht der Unternehmen habe sich der Arbeitsmarkt insgesamt leicht entspannt. Grund dafür ist vor allem der Personalabbau etwa bei SAP, Bayer, VW, Bosch oder der Telekom, weshalb derzeit vergleichsweise viele Fach- und Führungskräfte verfügbar seien. Die Gehaltsansprüche der Arbeitnehmer seien laut Kind dennoch weiterhin hoch. Üblich sei ein Gehaltssprung von zehn bis 15 Prozent bei einem Arbeitgeberwechsel. Neue Mitarbeiter bleiben demnach teuer. Um sich diese in Zeiten schwacher Konjunktur leisten zu können, verändert sich die Finanzierungsstrategie der Unternehmen. So wollten die Unternehmen steigende Gehälter Ende 2023 noch primär durch Produktivitätssteigerungen ausgleichen. Die aktuelle Befragung zeige laut Kind, dass der Trend nun stattdessen zu Einsparungen und Personalabbau gehe, um höhere Lohnkosten zu finanzieren.
Um Leistungsträger oder wichtige neue Verstärkung bezahlen zu können, wollen insgesamt 29 Prozent der Befragten anderswo auf Mitarbeitende verzichten. 2024 verfolgten diese Strategie nur 20 Prozent. "Das Kostenthema sorgt zunehmend für Spannung in den Betrieben", beobachtet der Vergütungsexperte. "Die Unternehmen buhlen zwar weiterhin um die Gunst der besten Talente und Fachkräfte, müssen aber auch die eigene wirtschaftliche Situation in Betracht ziehen", bestätigt auch Emine Yilmaz, Vice President der Personalberatung Robert Half. Jedes Jahr erstellt das Unternehmen im Herbst eine Übersicht über die tatsächlichen Gehälter von Fachkräften, die die Personalberatung an Arbeitgeber vermittelt hat.
Auf Grundlage der Daten liefert die Personalberatung eine Orientierung für künftige Gehaltsverhandlungen – rund um Positionen im Finanz- und Rechnungswesen sowie im IT-Bereich und für kaufmännische Jobs. Insgesamt werden 120 Positionen aufgelistet. Die gelisteten Gehälter stellen nur die Anfangsvergütung dar. Also wie viel jemand verdient, der neu in einem Unternehmen in der entsprechenden Position beginnt – ohne Boni, Zusatzleistungen wie Dienstwagen oder geldwerte Vorteile wie eine betriebliche Altersvorsorge. Die Gehälter werden zudem jeweils nach Berufseinsteiger, Berufserfahrenen und Experten unterschieden.
Indem die Vergütungsbandbreite in drei Kategorien erfasst wird, werden interessante Details sichtbar. Etwa dieses: Die Vergütung für Buchhalter stagniert – egal, ob Einsteiger, erfahrener Profi oder Experte. Wenig verwunderlich, denn im vergangenen Jahr waren die Gehälter für diesen Job bereits um 21 Prozent gestiegen.
Eine weitere Beobachtung: Das Jahresgehalt des durchaus gesuchten Junior Legal Counsel, der in Anwaltskanzleien zum Beispiel Gerichtsprozesse vorbereitet, ist um rund 6,5 Prozent für überdurchschnittlich erfahrene neue Mitarbeitende auf aktuell 80.000 Euro gestiegen. Ein tieferer Blick in die Gehaltsübersicht lohnt sich also im konkreten Einzelfall.
Insgesamt zeigt die Robert-Half-Gehaltsübersicht, dass vor allem erfahrene Fachleute 2025 mit einem sechsstelligen Jahresgehalt rechnen können. Denn die Nachfrage nach Fachkräften, die über unternehmenskritisches, vor allem effizienzsteigerndes oder kostensenkendes Know-how verfügen, bleibt hoch. Gleiches gilt für IT-Spezialisten. Viele Unternehmen müssen die digitale Transformation vorantreiben, wollen für mehr Sicherheit gegen Hacker sorgen oder Künstliche Intelligenz einsetzen. Und suchen deshalb nach entsprechender Verstärkung. Dies hat zur Folge, dass die Gehälter für Fachkräfte aus diesen beiden Bereichen weiter stark steigen und Unternehmen Schwierigkeiten haben, am Markt solch rar gesäte Spezialisten für sich zu gewinnen.
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