Geld im Studium: Für mich soll's lila Scheine regnen
- Cathrin Schmiegel
Im Studium wenig Geld zu haben, gehört für viele dazu. Das muss nicht sein. Wie du in vier Schritten zu Cash kommst.
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Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe: Wer, wenn nicht wir? – Diese 30 Menschen unter 30 machen jetzt Hoffnung.
Schritt 1: Geld verdienen
Um Geld verwalten zu können, musst du dir erst mal welches verdienen. Oder? Jein. Der bekannteste (und vielleicht lästigste) Weg führt über das Bafög-Amt. Tina Richtsteiger ist Expertin beim Ratgeber Finanztip und filmt für deren TikTok-Account regelmäßig Videos, zum Beispiel darüber, wie man den preiswertesten Supermarkt oder den besten Aktien-ETF findet. Sie rät: "Stell deinen Bafög-Antrag rechtzeitig! Am besten schreibst du dir die Frist in den Kalender und planst ein, dass das Bafög-Amt mit Sicherheit Unterlagen nachfordern wird."
Bafög gibt es frühestens ab dem Monat, in dem du den Antrag gestellt hast. Der Höchstsatz beträgt in diesem Wintersemester 992 Euro für Studierende, die selbst in die Kranken- und Pflegeversicherung einzahlen. Studierende, die familienversichert sind, bekommen maximal 855 Euro. Ob du für den Kredit berechtigt bist und wie hoch die monatliche Auszahlung ausfallen wird, kannst du easy in der Checkliste auf der Finanztip-Website testen. Seit diesem Wintersemester kannst du außerdem 1.000 Euro Studienstarthilfe auf der Bafög-Website beantragen. Vorausgesetzt, du hast vor dem Bafög-Antrag zum Beispiel Bürgergeld, Sozialhilfe oder Wohngeld bekommen, bist unter 25 Jahre alt und stehst gerade am Anfang deines Studiums. Dein vorhandenes Einkommen wird nicht angerechnet. Auch hier ist wichtig, die Fristen im Blick zu haben.
Ein anderer Weg, an Cash zu kommen, falls du kein oder wenig Geld von deiner Familie kriegst, ist, klar: der Nebenjob. Bis zu 538 Euro darfst du monatlich verdienen, um von Sozialabgaben wie Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen befreit zu bleiben. Statt jetzt direkt in die nächste ranzige Bar zu rennen, um nach einem Job hinter der Theke zu fragen, lohnt es sich, ein wenig zu recherchieren. "Kompars:innen im Hintergrund von Filmen oder Werbespots werden oft ziemlich gut bezahlt", sagt Finanzexpertin Tina. Laut einer Erhebung von Finanztip verdienten Statist:innen schon vor zwei Jahren durchschnittlich 29 Euro pro Stunde. Auch mit Nachhilfe- oder Promotion-Jobs lässt sich nebenbei gut Geld verdienen, genau wie mit Übersetzungen oder als professionelle:r Dresser. Dabei kümmerst du dich um die Garderobe an Sets. "Auch ein Job als studentische Hilfskraft ist toll", sagt Tina. "Da verdienst du zwar etwas weniger, aber der Job ist sinnvoll für den Lebenslauf und fürs Netzwerken."
Übrigens: Auch wenn du als Werkstudent:in oder Minijobber selbst nicht in die Rentenversicherung einzahlst, tut es dein Arbeitgeber. "Schmeiß auf keinen Fall deine Abrechnungen weg", sagt Tina. "Du brauchst sie später, wenn bei der Übermittlung an die Rentenversicherung was schiefgelaufen ist." Und wenn du schon deine Unterlagen ordnest: Heb alle Rechnungen für Reader, Kopien, Schreibunterlagen, deinen Laptop, Semesterbeiträge oder sogar die Zinsen deines Studienkredits auf. Studierende können Kosten für die Zweitausbildung als Werbungskosten von der Steuer absetzen. "Es nervt, aber ich habe mir all diese Zettel abfotografiert und in die Cloud geschoben", sagt Tina. "So muss ich beim Umzug nicht kistenweise Kassenzettel mitschleppen."
Schritt 2: Überblick verschaffen
Mit Geld ist es wie mit einem perfekten Dinner: Gute Vorbereitung ist fast alles. Das heißt für deine Finanzen: Nur wenn du weißt, was du verdienst und monatlich wieder ausgibst, kannst du richtig sparen. "Mein Vater hat mir schon früh klargemacht, dass es super wichtig ist, den Überblick über seine Finanzen zu haben", sagt Tina Richtsteiger. Am liebsten verschafft sie sich mit einer Exceltabelle einen Überblick, oder mit einem klassischen Haushaltsbuch, handgeschrieben. Wichtig ist nur, konsequent zu sein. Die Mitgliedschaft im Yogastudio muss genauso notiert werden wie der dritte Wodka-Mate bei der Neujahrsparty deiner Fachschaft. Ob du das jeden Tag tust oder die Belege abheftest und dir am Ende des Monats in dein Haushaltsbuch einträgst, ist egal. Am besten unterteilst du deine Ausgaben in verschiedene Kategorien wie "Miete", "Internet & Telefon", "Uni", "Transportkosten", "Kleidung", "Freizeit", "Einkäufe von Lebensmitteln", "Restaurant- und Barbesuche" und so weiter. Wenn du das Haushaltsbuch drei Monate so gewissenhaft ausfüllst wie dein Journal bei der Morning-Routine oder deinen Bafög-Antrag, bekommst du ein Gefühl dafür, wo du sparen kannst.
Und noch ein Tipp von Tina: "Fragt eure Eltern und Großeltern, ob sie nicht doch vor 20 Jahren einen Bausparvertrag oder ein Sparkonto für euch eröffnet haben", sagt sie. Oft würden Angehörige denken, sie müssten das weiter für dich organisieren. "Die Zeiten sind vorbei. Du willst deine Finanzen sicher selbst regeln."
Schritt 3: Sparen
Wenn du deine Finanzen überblickst, zeigt sich schnell, wo du sparen kannst. Dein Haushaltsbuch wird dir schmerzlich vor Augen geführt haben, was du eh schon wusstest: Der allnachmittägliche Pumpkin Spice Latte zur Belohnung für die Lernsessions in der Bib läppert sich. Wenn du fünfmal die Woche 5,90 Euro dafür ausgibst, sind das in einem Monat 118 Euro und in einem Jahr (minus Semesterferien) gruselige 944 Euro. Hier heißt das Zauberwort: Budgetieren. Du kannst dir zum Beispiel sagen: Im Monat gebe ich nur 50 Euro für Restaurants, Barbesuche, Barista-Kaffee aus. Ist das Limit erreicht, musst du mit Discounter-Sirup vorlieb nehmen und auf den nächsten Monat warten.
Auch an anderen Ecken kannst du mehr rausholen, als du glaubst: "Eine der goldenen Regeln meines Vaters lautet: Checke regelmäßig deine Verträge!", sagt Tina Richtsteiger von Finanztip. "Er ruft bis heute regelmäßig an und fragt mich, ob ich das gemacht habe." Auch wenn die Gas- oder Internetrechnung wie unabänderliche Posten auf der Ausgabenliste wirken: Sie sind es nicht. "Oft sind alte Verträge zu teuer, und ein anderer Anbieter ist günstiger", sagt sie. Wenn du deinen Mobilfunkvertrag mit fixer Laufzeit abgeschlossen hast: Trage dir vor dem Ende dieser Laufzeit einen Reminder in den Kalender ein. Wer gerade die günstigsten Angebote hat, steht auf Portalen wie Check24 oder bei Finanztip. Tina vergleicht aber nicht nur die Kosten für ihren Gasanbieter, sondern die Preise für alles mögliche: Sneaker, Laptops, Waschmaschinen. Ihre Go-to-Vergleichsseiten: Idealo und billiger.de. Dort kannst du dir auch einen Preis-Alert einstellen. Dann bekommst du eine Mail, wenn dein Traum-Laptop gerade in deinem Budget liegt. Oft bekommen Studierende auch Rabatte, zum Beispiel für Elektrogeräte. Bei myunidays.com gibt es eine Übersicht. "Embrace das Studisein!", sagt Tina.
Und sie hat noch einen Shoppinghack: "Wenn du dir ein Shirt für 30 Euro kaufen willst, stell dir vor: Du musst jedes Mal einen Euro zahlen, wenn du es anziehen möchtest. Frag dich dann: Werde ich es 30 Mal anziehen, lohnt es sich? Wenn die Antwort ›Nein‹ ist: Lösch das Teil aus deinem digitalen Einkaufswagen."
Eine andere Stellschraube sind Versicherungen. Auch wenn du fast alles versichern kannst, das Handy oder das Rad, werden dich die Gebühren im Laufe der Jahre oft mehr kosten als mögliche Reparaturen. "Eine Haftpflichtversicherung brauchst du aber, wenn du nicht bei deinen Eltern mitversichert bist", sagt Tina.
Schritt 4: Investieren
Wenn du das Maximum aus deinem Geldbeutel herausgepresst hast, wirst du merken: Ein paar Euro im Monat bleiben übrig. Die kannst du für das neue iPhone oder die Toner Pads aus Südkorea ausgeben, die du immer schon haben wolltest. Oder, auch wenn es weniger Spaß macht: Du legst sie auf die Seite. Darüber wirst du dich spätestens dann freuen, wenn die Spülmaschine nur noch den WG-Küchenboden einseift, nicht dein Geschirr.
Bevor du dich an die Börse wagst, gibt es einen wichtigen Zwischenschritt: den berühmten Notgroschen als Puffer für finanzielle Engpässe. Normalerweise beträgt der drei bis sechs Nettomonatsgehälter. Expertin Tina Richtsteiger sagt: "Im Studium verdienst du aber vermutlich nicht viel. Wenn du 1.500 bis 2.000 Euro Puffer hast, ist das schon mega gut." Das Geld legst du am besten nicht bar unter die Matratze, sondern auf ein Tagesgeldkonto mit ordentlichen Zinsen. Auf vielen Websites gibt es einen Überblick, welche Banken gerade die höchsten Zinsen anbieten.
Wenn du den Notgroschen hast, kannst du richtig ins Finanz-Game einsteigen. Lisa Osada gibt auf ihrem Blog und ihrem Instagram-Account Aktiengram Investment-Tipps, teilt eigene Fails und Wins und hat ein Buch darüber geschrieben: Aktien-Life- Balance. Sie sagt: "Mit dem Investieren anzufangen, ist einfacher, als man meint, und: Schon kleine Beträge lohnen sich."
Lisas Tipp für Finanz-Neulinge: "Investiere erst mal in ETFs, also Exchange Traded Funds." Dabei sind die Aktien schon gebündelt, und du kannst bei niedrigen Gebühren in mehrere Unternehmen auf einmal investieren. Der Aktienkorb eines MSCI World ACWI IMI ETFs zum Beispiel umfasst mehrere Tausend Aktien aus der ganzen Welt und unterschiedlichen Branchen. Ein Irrglaube ist, dass sich nur hohe Investitionen lohnen. Lisa rechnet vor: "Angenommen, du hast einen breit gestreuten ETF mit durchschnittlich sieben Prozent Rendite pro Jahr, die Inflation und Steuern mal außen vorgelassen. Wenn du über 45 Jahre 5 Euro im Monat investierst, dann hast du 2.700 Euro eingezahlt, aber am Ende fast 18.000 Euro erwirtschaftet. Bei 150 Euro monatlich und gleichen Bedingungen ergibt sich ein Endbetrag von circa 530.000 Euro, obwohl man selbst 81.000 Euro eingezahlt hat." Wenn du Bafög bekommst: Achte darauf, mit deinem Vermögen nicht über die Freibeträge zu kommen. Wenn du unter 30 bist, liegt der Freibetrag bei 15.000 Euro.
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