Versteckte Gebühren: Gratiskreditkarten sind selten kostenlos

Autor*innen
Archibald Preuschat
Eine Hand kommt aus einem Smartphone-Bildschirm. Sie hält einen zerknitterten Geldschein.

Versteckte Gebühren machen viele Gratiskreditkarten teuer. Barclays und Hanseatic Bank nutzen automatische Rückzahlungsoptionen geschickt aus.

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Der Trend zum bargeldlosen Zahlen ist ungebrochen – ob mit Karte, Smartphone oder Bezahlring. Wer eine echte Kreditkarte will, muss bei seiner Bank oder Sparkasse meist zahlen – und oft nicht zu wenig. Wirklich benötigt wird eine Kreditkarte mitunter nur im Urlaub.

Wer sich die Kosten sparen möchte – bei der Deutschen Bank etwa sind es 39 Euro im Jahr – kann sich für eine Gratiskreditkarte eines freien Anbieters entscheiden. Doch bei diesen gibt es einige Fallstricke. Wer diese nicht beachtet, zahlt gegebenenfalls kräftig drauf.

Kredit- vs. Debitkarte

Grundsätzlich muss zwischen Kredit- und Debitkarten unterschieden werden. Bei einer Debitkarte werden fällige Beträge zeitnah vom Verrechnungskonto abgebucht. Eine Kreditkarte gibt hingegen, wie der Name schon sagt, Kredit. Weil auf dieser auch (höhere) Beiträge geblockt werden können, akzeptieren gerade im Ausland Mietwagenanbieter oder Hotels Debitkarten nicht, sondern bestehen auf Verwendung einer Kreditkarte.

Auch müssen mit einer Kreditkarte getätigte Ausgaben erst zu einem bestimmten Termin, oft zum Monatsende, zurückgezahlt werden und dies auch nicht in vollem Umfang. Letzteres ist von den kartenausgebenden Instituten sogar ausdrücklich erwünscht. Denn für den nicht zurückgezahlten Teil werden Zinsen fällig, die noch einmal deutlich höher sind als die für einen Dispokredit. In der Regel liegen sie im Bereich von mehr als 20 Prozent.

Hohe Zinsen und versteckte Gebühren

Denn genau an diesen verdienen die Herausgeber der Kreditkarten. Daher machen sie es ihren Kunden auch etwas schwieriger. Beispiel Barclays: Bei deren gebührenfreier Visa-Karte kann der fällige Betrag zwar vollständig zurückgezahlt werden. Wer aber den Rechnungsbetrag per automatisierter Lastschrift grundsätzlich vollständig zurückzahlen möchte – was angesichts eines effektiven Sollzins von aktuell 22,11 Prozent höchst empfehlenswert ist – dem berechnet Barclays dafür monatlich eine Gebühr von zwei Euro, also 24 Euro im Jahr.

Nur wer im Monat weniger als rund 24 Euro Kreditrahmen in Anspruch nimmt, zahlt mehr Gebühren als Zinsen – allerdings sind 24 Euro im Monat kein sehr realistischer Anwendungsfall für eine Kreditkarte. Auch ist die Kreditkarte mit der Gebühr von zwei Euro im Monat noch etwas preiswerter als etwa die Visa-Karte der Frankfurter Sparkasse, die in der Standardversion 36 Euro im Jahr kostet. Aber wirklich kostenlos ist die Barclays Visa damit eben nicht.

Das ist bei der "Genial Card" der Hanseatic Bank anders. Für deren Visa-Karte fallen keine Gebühren an, dafür ist ein anderer Fallstrick eingebaut. Automatisch voreingestellt ist, dass nur drei Prozent des Rechnungsbetrags eingezogen werden, für die übrigen 97 Prozent fallen damit also Zinsen an. Zwar ist der vollständige Einzug möglich, der muss aber allerdings erst einmal eingestellt werden. Wer das vergisst oder die Regelung bei Abschluss des Kartenvertrags übersehen hat, zahlt aktuell effektiv 18,45 Prozent im Jahr. Bei der TF Mastercard Gold oder der unter der Marke "gebührenfrei.de" vertriebenen Mastercard Gold der Luxemburger Advanzia Bank kann hingegen der Rechnungsbetrag in voller Höhe ausgeglichen werden, muss aber monatlich überwiesen werden.

Vorsicht im Ausland

Neben der Jahresgebühr können noch weitere Kosten anfallen. Hier unterscheiden sich die einzelnen Anbieter zum Teil deutlich voneinander. Bei den meisten Gratiskreditkarten werden bei Bezahlung im Ausland keine Gebühren berechnet. Darin unterscheiden sie sich wohltuend von den Karten klassischer Banken und Sparkassen, bei denen für den Einsatz außerhalb der Eurozone (also auch in EU-Ländern wie Dänemark, Polen oder der Tschechischen Republik) ein sogenanntes Auslandseinsatzentgelt berechnet wird. Es liegt meist im Bereich von zwei Prozent, bei der ING Deutschland etwa sind es sogar 2,2 Prozent. Wer also seine Hotelrechnung in Nicht-Euro-Ländern mit klassischen Kreditkarten begleicht, zahlt bei einem Umsatz von 1.000 Euro zusätzlich 20 Euro Gebühren.

Anders sieht es beim Geld abheben am Automaten aus. Barclays verzichtet auf Gebühren, die Hanseatic Bank nur im Ausland, und auch da muss mindestens der Gegenwert von 50 Euro abgehoben werden. Entgelte, die Betreiber von Geldautomaten erheben, können anfallen, das gilt aber für alle anderen Kreditkarten auch. Anders verhält es sich etwa bei der TF Mastercard Gold. Hier werden Bargeldabhebungen mit einem effektiven Jahreszins von derzeit knapp 25 Prozent berechnet.

Um im Nicht-Euro-Ausland Gebühren zu sparen, eignen sich aber auch Neobanken, wie Trade Republic oder Revolut. Hier erhalten die Kunden jedoch nur eine Debitkarte, die wieder von Hotels oder Mietwagenunternehmen oft nicht akzeptiert wird. Hinzu kommt, dass etwa Revolut-Basiskunden bei Zahlungen im Ausland an Wochenenden doch mit einer Gebühr von einem Prozent belastet werden.

Eine andere Option bietet das britische Fintech Curve. Hier wird nicht vom Girokonto abgebucht, sondern von einer oder mehreren hinterlegten Kreditkarten. Wie auch bei Trade Republic kostet eine physische Karte jedoch wieder eine einmalige Gebühr. Bei Trade Republic sind es fünf Euro für die Classic-Karte, bei Curve sind es sechs Euro. Bei dem britischen Fintech ist der gebührenfreie Verfügungsrahmen in Fremdwährung in der kostenlosen Version zudem begrenzt.

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