Beruf für Mathematiker: Was macht eigentlich ... ein Aktuar?

Autor*innen
Kris Folz
Eine Person mit Klemmbrett steht vor einem riesigen Laptop und zeigt auf ein Diagramm auf dessen Bildschirm. Darum herum schweben ein Taschenrechner und Geldmünzen.

Aktuare sind die heimlichen Stars der Versicherungs- und Finanzwelt. Doch außerhalb der Branche ist ihr Job weitgehend unbekannt. Grund genug, den Beruf einmal näher zu beleuchten.

Was ist ein:e Aktuar:in?

Aktuar:innen sind Fachleute, die mathematische Methoden anwenden, um finanzielle Risiken zu bewerten und zu managen. Sie analysieren dabei, wie wahrscheinlich zukünftige Ereignisse sind und wie sich diese Ereignisse finanziell auswirken werden. Typische Einsatzfelder sind Versicherungen und Banken.

Was machen Aktuar:innen?

Etwas vereinfacht kann man vier Aufgabenfelder von Aktuar:innen ausmachen. Die Schwerpunkte hängen vom jeweiligen Arbeitgeber ab:

  1. Risikobewertung und -management: Aktuar:innen bewerten Risiken, indem sie Daten analysieren und Modelle entwickeln, um zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Auf dieser Basis berechnen sie beispielsweise Versicherungsprämien oder bewerten Pensionsverpflichtungen.
  2. Produktentwicklung: Aktuar:innen sind an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt. Das können etwa Versicherungstarife oder Bausparverträge sein. Sie sorgen dafür, dass diese Produkte attraktiv für Kund:innen und finanziell tragbar für das Unternehmen sind.
  3. Finanzielle Beratung: Aktuar:innen beraten Unternehmen bei ihrer finanziellen Planung und Strategieentwicklung. Dabei achten sie darauf, dass alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden.
  4. Beratung zu Kapitalanlagen und Risikomanagement: Ihre Fachkenntnisse setzen Aktuar:innen auch zur Bewertung von Kapitalanlagen und im Risikomanagement ein. Sie analysieren den Markt, bewerten verschiedene Anlageoptionen und Investitionsrisiken.

Bei all diesen Aufgaben ist es wichtig, dass die Aktuar:innen unabhängig und objektiv sind. Deshalb gibt es klare Vorgaben der berufsständischen Vereinigung der Aktuar:innen (Deutsche Aktuarvereinigung e.V., DAV) für diesen Beruf.

Die Deutsche Aktuarvereinigung e. V.

Die Deutsche Aktuarvereinigung ist der Berufs­verband der Aktuar:innen in Deutschland. Eines der Hauptziele des Verbandes ist es, die Qualifikation des Berufsstandes zu sichern. Dazu bietet die DAV unter anderem die Aktuarausbildung an. Mehr Informationen zum Berufsverband, zur Ausbildung und zu den Aufnahmebedingungen findest du unter https://aktuar.de. Außerdem kannst du dich dazu bei unserem Online-Event Perspektive Aktuarwesen im September bei DAV-Vertreter:innen erkundigen und ihnen deine individuellen Fragen stellen. 

Wie wird man Aktuar:in?

Wer sich offiziell Aktuar:in nennen möchte, muss eine berufsbegleitende Ausbildung der DAV absolvieren. Um dafür zugelassen zu werden, benötigt man profunde Mathematik-Kenntnisse. Ein abgeschlossenes Mathematik-Studium hat Vorteile, denn so kann man sich einzelne Studienmodule auf die Ausbildung anrechnen lassen.

Alle, die während des Studiums nicht viel mit Mathematik in Berührung kamen, aber trotzdem die Aktuarausbildung machen möchten, müssen vorab eine Mathematik-Eingangsprüfung bei der DAV absolvieren und Grundkenntnisse in Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik nachweisen.

Daneben ist es auch möglich, aktuarisch zu arbeiten, ohne diesen Titel offiziell zu tragen. Die Aufgaben sind jeweils sehr ähnlich oder identisch. Nur für eine Karriere im gehobenen Management von Versicherungen ist die Aktuarausbildung unbedingt erforderlich.

Man braucht keine Lizenzierung, um in einer Versicherung als Aktuar:in zu arbeiten. Den Arbeitsalltag bewältigt man trotzdem genauso gut. Nur ins Top-Management kommt man nicht ohne Lizenzierung.
Anonym A aus der e-fellows.net community

Was hat es mit der Aktuarausbildung auf sich?

Wer den Titel Aktuar:in tragen möchte, kommt um die berufsbegleitende Ausbildung der DAV nicht herum. Sie dauert rund zweieinhalb Jahre. Die Teilnehmer:innen erwerben zunächst das generelle Handwerkszeug für ihren späteren Job. Im zweiten Teil spezialisieren sie sich auf eine Fachrichtung, zum Beispiel auf Krankenversicherung, Actuarial Data Science oder Rechnungslegung. Viele Unternehmen übernehmen die Kosten für die Ausbildung.

Wie sieht es mit den Prüfungen aus? Wie hoch ist die Durchfallquote?

Insgesamt müssen während der Ausbildung acht Prüfungen abgelegt werden: sechs davon im Grundwissen, zwei im Spezialwissen.

Offizielle Zahlen zu den Durchfallquoten gibt es nicht. Erfahrungsberichten zufolge fallen sie eher gering aus: Je nach Fach liegen sie bei maximal 35 Prozent, oft deutlich darunter. Problematisch ist weniger die Komplexität der Inhalte als vielmehr die Menge an Prüfungsstoff, die neben dem Job zu bewältigen ist.

Als schwerste Prüfung gilt die statistische Zugangsprüfung. Absolvent:innen eines Mathematik-Studiums müssen die Prüfung üblicherweise nicht mehr ablegen.

Was muss man mitbringen, um als Aktuar:in arbeiten zu können?

Weil Aktuar:innen viele Aspekte im Blick behalten müssen, ist vor allem ein helles Köpfchen gefragt. Kritisches Denken, Freude am Umgang mit Daten und eine eigenständige Arbeitsweise helfen im Arbeitsalltag ebenfalls weiter. Ein Praktikum während des Studiums ist auf jeden Fall ratsam, denn vor Ort erhält man authentischen Einblick in den Arbeitsalltag. Ein Master-Studium ist empfehlenswert.

Daneben sollten Aktuar-Anwärter:innen Interesse an mathematischen Methoden, Versicherungs- und Finanzthemen mitbringen. Wer in einem großen (multinationalen) Unternehmen arbeiten möchte, sollte außerdem sehr gute Englischkenntnisse vorweisen können, denn das ist hier oft die Arbeitssprache.

Für die Arbeit als Aktuar braucht man nicht zwingend einen Master-Abschluss, aber man konkurriert als Bachelor-Absolvent mit Master-Absolventen um die gleichen Stellen, und da wird in der Regel schon lieber die Person mit dem Master genommen.
Anonym M aus der e-fellows.net community

Darum lohnt sich dieser Job: Sechs gute Gründe

  1. Abwechslung und Herausforderung: Langweilig wird es als Aktuar:in sicher nicht, denn der Job ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Schließlich müssen Aktuar:innen bei ihren Berechnungen viele unterschiedliche Dinge im Blick behalten.
  2. Verantwortung: Mit ihrer Arbeit tragen Aktuar:innen dazu bei, Finanzsysteme stabil und sicher zu halten. Das macht den Job extrem verantwortungsvoll – damit ist er genau das Richtige für alle, die eine Karriere „mit Sinn“ suchen.
  3. Gute Jobaussichten: Der Bedarf an Aktuar:innen ist hoch und nimmt tendenziell zu, denn es kommen immer neue Einsatzfelder hinzu: zum Beispiel im Risikomanagement oder im Bereich Big Data.
  4. Karriere im In- und Ausland: Weil Aktuar:innen in verschiedenen Bereichen arbeiten können, haben sie vielfältige berufliche Perspektiven – auch international. Wer zeitweise im Ausland arbeiten möchte, hat als Aktuar:in beste Aussichten. Ein Austausch in ein anderes Land ist fast immer möglich.
  5. Weiterbildung: Wer sich gerne weiterentwickelt, findet als Aktuar:in ausreichend Möglichkeiten. Denn: Kontinuierliche Weiterbildung gehört hier zum Berufsalltag dazu.
  6. Top-Gehalt: Aktuar:innen zählen zu den bestbezahlten Fachkräften in Versicherungswesen und Banking.

Was verdienen Aktuar:innen?

Das Gehalt hängt von Erfahrung, Spezialisierung, Arbeitsort, Branche und Unternehmensgröße ab. Deshalb sind die folgenden Angaben nur Richtwerte. Grundsätzlich lässt sich aber sagen: Aktuar:innen verdienen überdurchschnittlich gut.

In Deutschland liegt das Einstiegsgehalt für Aktuar:innen in der Regel zwischen 50.000 und 70.000 Euro brutto im Jahr. Nach einigen Jahren Berufserfahrung steigt das Brutto-Jahresgehalt auf 70.000 bis 100.000 Euro an. Führungskräfte und Senior-Aktuar:innen dürfen mit Gehältern zwischen 100.000 und 150.000 Euro rechnen.

Neben dem Grundgehalt profitieren viele Aktuar:innen von Boni, Gewinnbeteiligungen und weiteren finanziellen Anreizen.

Wo kommen Aktuar:innen zum Einsatz?

Aktuar:innen sind vor allem in diesen Branchen und Unternehmen als Angestellte tätig:

  • bei Versicherungen, zum Beispiel: Allianz, Hannover Re, Munich Re
  • bei (Investment-)Banken und Bausparkassen, zum Beispiel: Deutsche Bank, ING DiBa, KfW IPEX-Bank
  • bei betrieb­lichen oder berufs­ständischen Ein­richtungen der Alters­vorsorge, zum Beispiel: Bayerische Ärzteversorgung, Volksbanken Raiffeisenbanken
  • bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, zum Beispiel: KPMG, DeloittePwC
  • bei Unternehmensberatungen, zum Beispiel: accenture, Detecon, McKinsey
  • bei Aufsichtsbehörden, zum Beispiel: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Europäische Zentralbank
  • bei Ministerien und Ver­bänden, zum Beispiel in den Finanzverwaltungen der Länder

Nicht zuletzt können sie sich als Sachverständige selbstständig machen und beratend tätig sein.

Aktuar:in – ein Job, den man auf dem Schirm haben sollte

Wer Freude an intellektueller Herausforderung hat und sich für Mathe interessiert, ist für den Beruf als Aktuar:in bestens geeignet. Der Job lockt nicht nur mit einem sehr guten Gehalt, sondern auch mit Abwechslung und vielfältigen Karrieremöglichkeiten. 

Klingt spannend?

Du kannst dir eine Laufbahn als Aktuar:in vorstellen? Dann sei beim Online-Event Perspektive Aktuarwesen dabei und triff Expert:innen aus renommierten Unternehmen wie Deloitte, Munich Re und zeb. Sie geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und in konkrete Fallbeispiele. Auch das Persönliche kommt nicht zu kurz: In Einzelgesprächen kannst du wertvolle Kontakte für deine Zukunft knüpfen.
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