Arbeitsmarkt: Die grünen Jobs der Zukunft
- David Gutensohn und Anne Jeschke
Manche Jobs werden durch die Klimakrise wichtiger – und damit lukrativ. Experten erklären, welche das sind, wie man sich fortbildet und was man verdienen kann.
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Es gibt Berufe, Pflegekräfte und Polizistinnen zum Beispiel, die wird es noch sehr lange geben. Andere werden bald durch künstliche Intelligenz ersetzt. Und wieder andere entstehen durch die Klimakrise oder verändern sich durch sie. Wer in diesen sieben Bereichen arbeitet, wird immer einen Job finden – und in manchen Führungspositionen ist sogar ein Jahresgehalt von bis zu 200.000 Euro möglich.
1. Grüne Informatiker
Schon der Name des Umweltinformatikers klingt so sehr nach Zukunft wie wohl wenige andere Jobs. Anstatt für ein Projekt Umweltwissenschaftler und Informatikerinnen einzustellen, werden in Zukunft Umweltinformatiker gefragt sein, die beides verbinden.
Studieren kann man das Fach zum Beispiel an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Der Studiengangsleiter Jochen Wittmann sagt, dass man dabei in sechs Semestern zum "kreativen Problemlöser" ausgebildet werde. Konkret lernt man, am Computer Simulationen zu erstellen – um beispielsweise zu ermitteln, welche Tierart bald besonders gefährdet ist. Man wertet umweltrelevante Daten aus und gibt Unternehmen Tipps, wo sie CO₂ einsparen können. Studierende haben laut Wittmann zum Beispiel Roboter programmiert, Betonbrücken auf Rost geprüft oder eine App entwickelt, die den Zustand von Bäumen in Städten analysiert.
Neben der klassischen angewandten Informatik hat man Fächer wie Umweltchemie, Ökologie, Umweltbiologie, Umweltphysik, Umweltanalytik und Umweltrecht. Sechs Semester dauert das Bachelorstudium. Danach kann man einen Master dranhängen, wie in betrieblicher Umweltinformatik. Oder direkt einen Job anfangen. "Zum Beispiel in der Forschung oder in Ministerien und Ämtern", sagt Wittmann. Einige Absolventen würden auch bei der Deutschen Bahn, in Beratungsunternehmen oder Automobilkonzernen arbeiten.
Gut verdienen kann man als Umweltinformatikerin auch. Wer in Ämtern arbeitet, steigt laut Wittmann direkt in der Entgeltgruppe E 13 ein und bekommt ein Gehalt von mehr als 4.000 Euro brutto. In der Wissenschaft verdiene man etwas weniger, in größeren Unternehmen mehr. "Viele Firmen suchen Personal, um ihre Umweltvorgaben und selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen", sagt Wittmann. Deshalb sei man als Absolvent in einer guten Verhandlungsposition. Oder man könne sich früh selbstständig machen und ein Start-up gründen.
2. Dachdecker und Fotovoltaikexperte
250.000 Handwerker fehlen schon jetzt bundesweit – dabei wird die Energie- und Wärmewende ohne sie nicht klappen. Gefragt sind beispielsweise Dachdeckerinnen und Dachdecker. Wer diesen Beruf lernt, hat noch weit mehr zu tun, als Dächer einzudecken, Fassaden zu verkleiden oder Regenrinnen anzubringen: Gemeinsam mit Elektrikern installieren Dachdecker Fotovoltaikanlagen. "Die Nachfrage ist in den beiden vergangenen Jahren stark gestiegen", sagt Claudia Büttner, Sprecherin des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Allein in der ersten Jahreshälfte von 2023 wurden in Deutschland mehr Solaranlagen ans Stromnetz angeschlossen als im gesamten Vorjahr.
Auszubildende können Energietechnik als einen Schwerpunkt wählen – und sich damit auf Solarthermie und Fotovoltaikanlagen spezialisieren. Seit 2022 gibt es außerdem einen Weiterbildungslehrgang zum sogenannten PV-Manager, eine einwöchige Intensivschulung für Dachdecker. Darin bekommen die Teilnehmenden unter anderem Informationen zu neuen Materialien und Techniken. Es gibt beispielsweise Ziegel mit integrierten Solarmodulen. Oder Solarpanels, die anstelle von klassischen Ziegeln aufs Dach kommen.
Auf die Dachdeckerinnen kommt es auch bei der Wärmewende an. Das Gebäudeenergiegesetz regelt etwa, welche Energiestandards für neue Dächer gelten. "Außerdem macht es wenig Sinn, eine Fotovoltaikanlage auf ein sanierungsbedürftiges Dach zu stellen", sagt Büttner. Wenn man die Anlage zwei, drei Jahre später wieder abbauen muss, weil das Dach marode oder nicht ausreichend gedämmt ist, kann es laut Verband richtig teuer werden.
Azubis absolvieren zunächst eine dreijährige duale Lehre. Im Dachdeckerhandwerk gibt es einen Mindestlohn, den alle Betriebe im Tarif einhalten müssen. Ab Januar 2024 liegt er für Gesellen bei 15,60 Euro die Stunde. Nach der Ausbildung verdienen Dachdeckerinnen dem Verband zufolge je nach Region 2.500 bis 2.800 Euro brutto und mit Meisterausbildung rund 4.500 Euro im Monat.
3. Aufpasser für Nachhaltigkeit
Anfang 2023 trat das Lieferkettensorgfaltsgesetz in Kraft. Firmen müssen dafür nachweisen, dass sie nachhaltiger und sozialer als in den Vorjahren agieren. Und zwar nicht nur in der eigenen Produktion, sondern entlang der gesamten Lieferkette. Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden im Inland mussten damit bereits anfangen, seit 2024 gilt das Gesetz auch für Firmen mit 1.000 Angestellten. Insgesamt betrifft es mehr als 15.000 deutsche Unternehmen – und viele suchen nun nach Managerinnen und Managern, die diesen Prozess steuern und überwachen.
Jobbezeichnungen wie ESG-Manager oder Chief Sustainability Officer klingen kompliziert, doch damit sind genau diese Nachhaltigkeitsbeauftragten gemeint. Sie sorgen dafür, dass ein Unternehmen verantwortungsvoller handelt, also Menschen fairer bezahlt und Produkte umweltfreundlicher herstellt und transportiert. Worauf es dabei ankommt, kann man beispielsweise an der Technischen Hochschule Ingolstadt im Bachelorstudiengang Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement lernen. Dort belegt man dann klassisch BWL und zum Beispiel Module zu nachhaltigem Wirtschaften, Ökobilanzen oder Umweltrecht.
"Der Beruf war anfangs eine Nische, aber ist jetzt überall gefragt", sagt der Studiengangsleiter Holger Hoppe. Unternehmen hätten erkannt, dass es nicht nur für ihr Image vorteilhaft sei, auf Nachhaltigkeit zu achten. Langfristig könnten sie dadurch auch Kosten einsparen und neue Märkte erschließen. "Es geht also um weitaus mehr als nur darum, Strafen zu vermeiden, die anfallen, wenn man gegen das Lieferkettensorgfaltsgesetz verstößt", sagt Hoppe. Einige Unternehmen würden Headhunter einsetzen, um qualifiziertes Personal zu finden.
Laut Hoppe kann man als Nachhaltigkeitsmanager ziemlich gut verdienen. In dem Bereich fange man bei einem Jahresgehalt von 50.000 Euro an und könne sich, je nach Branche, deutlich steigern. Vor allem bei größeren Konzernen seien Gehälter von 200.000 Euro denkbar, wenn man dort ein Team aus Nachhaltigkeitsmanagern leite, also in einer Führungsposition arbeite.
4. Wärmetechnikerinnen
Zugegeben, die Berufsbezeichnung ist wenig sexy, aber Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind begehrt. Sie installieren und reparieren Heizungsanlagen oder bauen Klima- und Lüftungsanlagen in Gebäude ein – arbeiten also in Bereichen, die in den kommenden Jahren noch viel wichtiger werden.
Vor allem wegen des Heizungsgesetzes gibt es hier sehr viel zu tun. Bis 2030 sollen bundesweit sechs Millionen Wärmepumpen für gut temperierte Wohnungen sorgen. 15 Jahre später sollen Gebäude CO₂-neutral mit Wärme versorgt werden. Dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima nach braucht es auch Millionen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die Gebäude energieeffizienter machen.
Dazu kommt der demografische Wandel: 33,7 Millionen Bäder müssen Verbandssprecher Frank Ebisch zufolge in den kommenden 15 Jahren altersgerecht saniert werden. Auch dafür sind Anlagenmechaniker zuständig, sie modernisieren Bäder und reparieren bei Wasserschäden.
"Wir brauchen dringend weitere Fachkräfte", sagt Ebisch. Im Jahr 2022 habe es 40.000 unbesetzte Stellen gegeben. Rund 38.000 Menschen würden aktuell in dem Bereich ausgebildet. "Wir sprechen gezielt junge Menschen an, die sich ums Klima sorgen, auch Geflüchtete und Schülerinnen und Schüler von der Hauptschule bis zum Gymnasium", sagt Ebisch.
Dreieinhalb Jahre dauert die duale Ausbildung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Zu erneuerbaren Energien kann man sich noch weiterbilden. Die Gehälter unterscheiden sich je nach Bundesland, liegen beim Berufseinstieg bei rund 2.800 Euro brutto im Monat. Mit Erfahrung und Fortbildungen steigt der Lohn, als Meister auf 4.000 Euro und mehr.
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