Informatik-Kenntnisse: Die wichtigsten Fragen für Nicht-ITler

Autor*innen
e-fellows.net Redaktion
Eine Person liest in einem Heft. Ihr Kopf wurde durch einen Röhrenbildschirm ersetzt, auf dem eine Steckerleiste zu sehen ist.

Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz werden die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts vollständig verändern. Wenn du kein IT-nahes Fach studiert hast, machst du dir jetzt vielleicht Gedanken darüber, ob du auf den Arbeitsmarkt der Zukunft ausreichend vorbereitet bist. Welche Fragen du dir als Nicht-ITler stellen solltest – und die Antworten dazu.

Macht die Digitalisierung mich als Nicht-ITler bald arbeitslos?

Sicher nicht. Zwar wird sich der Anteil an Arbeitnehmern, die Programmierkenntnisse besitzen, generell erhöhen – aber auch in Zukunft wird es genug Menschen (auch in Führungspositionen) geben, die selbst keinen Code schreiben.

Gerade Geistes- und Sozialwissenschaftler bringen Fähigkeit mit, die sich auf absehbare Zeit nicht durch digitale Helferlein ersetzen lassen: Einfühlungsvermögen, gelungene Kommunikation und vor allem gute Ideen werden auch zukünftig gefragt bleiben.

Welche Jobs kommen für mich als Nicht-ITler infrage, wenn ich mich für den technischen Bereich interessiere?

Nicht-ITler bringen vor allem ein Plus mit: die Fähigkeit zum Querdenken. Damit qualifizieren sie sich optimal für Schnittstellenpositionen, an denen es darum geht, die Anforderungen (und die Sprache) der realen Welt in die Arbeitsweise der IT zu übersetzen.

Im Berufsalltag wird die Kommunikation zwischen ITlern und Nicht-ITlern immer wichtiger werden. Im Zug von Automatisierung und Digitalisierung ist es für jeden Nicht-ITler wichtig, zu wissen, wie IT-Abteilungen arbeiten und wie die Rhythmen und Prozesse aussehen, in denen technische Entwicklung vor sich geht.

Ein Berufsfeld, das auch für Nicht-ITler interessant wird, ist deshalb zum Beispiel der Scrum Master: Als Projektmanager vermittelt er zwischen den verschiedenen Rollen des Entwicklungsprozesses, ohne die einzelnen Vorgänge im Detail verstehen zu müssen. Das ist beispielsweise für Psychologen interessant: Sie bringen nicht nur die Fähigkeit mit, Projekte zu steuern, sondern können auch ein gutes Arbeitsklima herstellen. Technisches Know-how spielt dabei gar nicht die entscheidende Rolle.

Welche Programmiersprache(n) sollte ich lernen?

Programmiersprachen wechseln wie Moden. Jede Programmiersprache zeichnet sich durch eine eigene Syntax (also Regeln, wie eine Anweisung korrekt zu schreiben ist) und eigene Wörter oder Wortbausteine (wie "if", "else", "while" oder "boolean") aus. Die meisten davon stammen aus dem Englischen.

Für einen Nicht-ITler sollte es zu Beginn vor allem darum gehen, sein technisches Grundverständnis zu verbessern: Wie sind Programmiersprachen aufgebaut? Wie denkt ein Informatiker, wenn er programmiert?

Für welche Programmiersprache man sich am Ende entscheidet, hängt davon ab, welche Projekte man damit umsetzen will. Im Unternehmensumfeld sind gerade Java und .NET (C#) sehr vertreten. Javascript spielt in der Webentwicklung eine große Rolle, mit Python kann man ins Maschinenlernen einsteigen und mit SQL werden Datenbanken verwaltet.

Welche Onlinekurse bieten sich an, um meine IT-Kenntnisse zu verbessern?

Leider neigen viele Unternehmen immer noch dazu, IT-Erfahrungen, die in Onlinekursen erworben wurden, nicht so anzuerkennen wie eine Uni-Ausbildung oder teure Weiterbildungszertifikate. Dabei sind viele Onlinekurse ausgezeichnet aufgebaut und können dir wertvolle Praxiserfahrung vermitteln – vorausgesetzt natürlich, du bist motiviert genug, bei der Stange zu bleiben.

Welcher Kurs sich für dich besonders eignet, ist schwer zu sagen. Das hängt davon ab, welche Projekte du in Zukunft mit deinen Fähigkeiten umsetzen möchtest. Willst du einen Roboter steuern? Eine App programmieren? Eine eigene Website aufsetzen?

Der Einstieg in eine verbreitete Programmiersprache wie Java oder Python bietet sich für Anfänger an, die noch kein konkretes Ziel verfolgen: Du wirst dabei auf jeden Fall wichtige Kenntnisse darüber erwerben, wie eine Programmiersprache aufgebaut ist, und welche Anwendungsfälle und Schwierigkeiten beim Coden wiederkehren. Wer schon fortgeschritten ist oder sich spezialisieren will, wird auf Kurse zu den Themen Deep Learning, neuronale Netzwerke und/oder Maschinenlernen stoßen, die zurzeit sehr beliebt sind.

Seriöse Online-Plattformen, die IT-Onlinekurse für Anfänger und Fortgeschrittene anbieten, sind beispielsweise codecademy.com, coursera.org, udacity.com oder udemy.com

Es lohnt sich, wenn du die verschiedenen Kurse, Bewertungen und Preismodelle gründlich vergleichst, dann aber auch ausreichend Zeit in den Kurs investierst, für den du dich entscheidest.

Welche Tipps gibt es speziell für Juristen?

Die Tätigkeit des Juristen ist besonders von Automatisierung bedroht. Vor allem im Internet- und Datenschutzrecht existieren bereits zahlreiche Start-ups, die versuchen, manuelle Tätigkeiten (wie das Verfassen von AGB, Verträgen oder Datenschutzhinweisen) zu automatisieren.

Als Jurist hast du deshalb auf lange Sicht folgende Möglichkeiten: Such dir entweder eine juristische Nische, die langfristig kaum durch Automatisierung oder künstliche Intelligenz bedroht ist, beispielsweise das Straf- oder Völkerrecht. Oder fang an, dich auf die Schnittstellen-Tätigkeiten zwischen IT und Legal zu spezialisieren.

Gerade Juristen, die sich mit Datenschutz- und Online-Recht auskennen (und in diesen Bereichen kompetent beraten können), werden in den nächsten Jahren immer stärker nachgefragt werden.

Die Antworten in diesem Artikel basieren größtenteils auf dem Fragentag "IT-Skills für Nicht-ITler", der im September 2017 in der e-fellows.net community stattfand. Die Fragen beantwortete Dr. Benjamin Scharf von TNG.

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