Arbeiten in internationalen Organisationen: Von Brüssel bis Bagdad - Jobs auf internationalem Parkett

Autor*innen
Catalina Schröder
Eine Rakete hat die Erde umrundet und ist auf dem Weg ins All. Auf ihr reitet ein Mann, dessen Krawatte hinter ihm herweht.

New York, Paris und London locken. Kabul, Jakarta oder Kigali schrecken ab. Trotz attraktiver Aufgaben und Gehälter wollen viele hochqualifizierte Deutsche keinen Job in einer internationalen Organisation wie der EU oder der UNO. Die Folge: Deutschland kann qualifizierten Nachwuchs gut gebrauchen.

Das Büro in New York, morgen zu einer Konferenz nach Nairobi und übermorgen ein Meeting in Brüssel. Jobs in internationalen Organisationen sind heiß begehrt, und qualifizierte Hochschulabsolventen aus der ganzen Welt konkurrieren um sie. Sie alle wollen die Chance nutzen, in verschiedenen Ländern und mit Menschen aus der ganzen Welt zu arbeiten.

Exklusiver Arbeitsmarkt

Mit weltweit 56.000 Mitarbeitern im sogenannten höheren Dienst - 5.100 davon Deutsche - ist der Arbeitsmarkt der Europäischen Union und der internationalen Organisationen sehr klein und exklusiv. Rein kommt nur, wer ein Hochschulstudium möglichst mit der Note "gut" oder besser abgeschlossen hat. Juristen brauchen ein "befriedigend". Am stärksten sind die Deutschen im höheren Dienst mit rund 2.000 Beschäftigten bei der EU vertreten.

UN, WTO, UNICEF - was ist eine internationale Organisation?

Im völkerrechtlichen Sinn ist eine internationale Organisation der Zusammenschluss von mindestens zwei Staaten oder anderen Völkerrechtssubjekten, der auf Dauer angelegt und über die Grenzen hinweg aktiv ist. Zurzeit gibt es weltweit rund 250 internationale Organisationen.
 
So, wie wir sie heute kennen, existieren internationale Organisationen erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Anfänge gehen allerdings bereits auf den Wiener Kongress von 1815 zurück, bei dem die teilnehmenden Staaten erkannten, dass sie ihre Interessen nur durch gemeinsames Handeln durchsetzen können. Zunehmende Globalisierung und zwischenstaatliche Zusammenarbeit sind die Hauptgründe, warum immer mehr internationale Organisationen entstanden.
 
Zu den wichtigsten internationalen Organisationen zählen beispielsweise die Vereinten Nationen, die Welthandelsorganisation, die Europäische Union, die NATO oder der Internationale Strafgerichtshof.

Größtes Hindernis: die Familie

Früher schreckten viele Deutsche wegen mangelnder Fremdsprachenkenntnisse vor einem Auslandsjob zurück. Zusätzlich gab es nur wenige deutsche oder internationale Schulen, auf die sie ihre Kinder schicken konnten. Familiäre Barrieren und die Angst vor Einsätzen in Krisengebieten sind auch heute noch die Hauptgründe dafür, dass viele eigentlich geeignete Deutsche vor einer Bewerbung zurückschrecken. Sie fürchten bei häufigem Ortswechsel um die Karrieremöglichkeiten ihres Lebenspartners. Gerade jüngere Frauen sind oft nicht bereit, ihren Job aufzugeben, um mit dem Partner um die Welt zu reisen.

Jobbörsen: 1.200 internationale Arbeitsplätze warten

Das Auswärtige Amt will mehr Deutsche für die internationale Karriere begeistern. Dafür wurde bereits im Jahr 2000 die sogenannte Stabsstelle "Koordination für internationale Personalpolitik" geschaffen. Der "Internationale Stellenpool" ist nur ein Ergebnis dieser Einrichtung. In der Datenbank befinden sich sämtliche offene Stellen für den höheren Dienst in der EU und in internationalen Organisationen. Rund 1.200 Jobs warten dort auf Bewerber. Genutzt wird das System jeden Monat von 12.000 Interessenten. Noch persönlicher geht's mit dem "Internationalen Personalpool". Hier können sich Interessenten mit ihrem Profil registrieren und dann online passende Jobangebote abfragen. Initiativbewerbungen sind bei internationalen Organisationen in der Regel nicht möglich.

Hinaus in die Welt - mit guter Vorbereitung

Neben den Datenbanken bietet das Auswärtige Amt auch Vorbereitungsseminare zu den Auswahlverfahren der EU und der UN an und hält Vorträge an Hochschulen. So sollen schon Studenten auf die weltweiten Jobs aufmerksam gemacht werden und ihr persönliches Profil früh darauf ausrichten. Zusätzliche Vorbereitung bieten verschiedene Summer Schools sowie Stipendienprogramme für Studenten, Hochschulabsolventen oder junge Berufstätige.

Stipendien für Hochschulabsolventen

Das Mercator Kolleg für internationale Aufgaben richtet sich beispielsweise an Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen, die in einer internationalen Führungsposition arbeiten wollen. Die Stiftung Mercator, die Studienstiftung des deutschen Volkes und das Auswärtige Amt bieten das 13-monatige Programm gemeinsam an. Die Teilnehmer arbeiten an einem Projekt zur Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit oder Wirtschaftspolitik. Zusätzlich sind sie in einer UN-Organisation tätig und besuchen Seminare.

Stipendien für die Arbeit in internationalen Organisationen

Für Studenten/ Absolventen:

Fachwissen für die jeweilige Position, die Fähigkeit, sich schriftlich in der geforderten Arbeitssprache auszudrücken und eine klare Argumentation sind nur einige Aspekte, die bei Einstellungstests in internationalen Organisationen abgefragt werden. Wer es bis hierher geschafft hat, kann bereits stolz auf sich sein, denn er steht auf der sogenannten "Shortlist", das heißt, er gehört zur engeren Auswahl. Auf die schafft es nach Sichtung der Bewerbungsunterlagen nur ein Bruchteil der Kandidaten: Auf eine Stelle kommen bis zu 700 Bewerbungen.

Das Bewerbungsgespräch: bitte dreisprachig

Die Bewerbungsverfahren unterscheiden sich von Organisation zu Organisation, aber bei fast allen erwarten Bewerber neben schriftlichen Eignungstests ein oder mehrere Interviews. Man sollte darauf gefasst sein, dass mitten im Gespräch einfach die Sprache gewechselt wird. So testen die Organisationen, ob die angegebenen Kenntnisse des Bewerbers auch der Wirklichkeit entsprechen. Da Sitz der Organisation und Aufenthaltsort des Bewerbers oft weit voneinander entfernt liegen, werden die Interviews oft am Telefon geführt. Die Auswahlkommission, das sogenannte "Panel", besteht aus mehreren Personen, die reihum Fragen stellen. Für den Bewerber bedeutet das bei einem Telefoninterview eine zusätzliche Herausforderung, da er die unterschiedlichen Gesprächspartner nicht sehen, sondern nur an der Stimme unterscheiden kann.

Voraussetzung für die Bewerbung in internationalen Organisationen

 Fremdsprachen:

  • Englisch fließend
  • zusätzlich häufig Französisch
  • je nach Einsatzort eventuell Kenntnisse der Landessprache
  • Bewerber bei der EU punkten, wenn sie die Landessprache eines der neueren Beitrittsländer sprechen, bei den Vereinten Nationen hat man mit Chinesisch oder Arabisch gute Chancen.

Berufserfahrung:

  • Nachwuchspositionen: begrenzte Erfahrung nach dem Uniabschluss (Nachwuchspositionen gibt es allerdings nur sehr wenige)
  • höhere Positionen: langjährige Berufserfahrung im geforderten Spezialgebiet; bewirbt man sich beispielsweise als Richter beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, braucht man viel Erfahrung im Völkerrecht

Soziale Kompetenzen:

  • Flexibilität
  • Teamfähigkeit
  • Belastbarkeit auch in Krisengebieten

Auslandserfahrung:

  • häufig eine Mindestanzahl an Jahren
  • häufig Erfahrung in Entwicklungsländern

Internationaler Einstieg auf Zeit: Consultant bei den VN

Alumnus Jonas Haertle (29) arbeitet seit zwei Jahren als Consultant im Global Compact Office der Vereinten Nationen in New York. Der weltweite Pakt zwischen der UNO und fast 4.000 Unternehmen, Verbänden und Städten besteht seit rund zehn Jahren. Sein Ziel: die Globalisierung sozialer zu gestalten. Nach einem Bachelor in Kommunikations- und Sozialwissenschaften studierte Haertle European Studies an der Uni Hamburg und ging ein Jahr später mit einem Fulbright-Stipendium nach New Jersey. Dort begann er parallel zu seinem Studium in Hamburg einen Master in Global Affairs. Im Anschluss absolvierte er ein Praktikum bei den Vereinten Nationen und begann dann im Global Compact Office. Ein Langzeitjob ist das leider nicht. "Die Stellen der Consultants sind projektgebunden und meist auf sechs Monate begrenzt. Wenn weiterhin Bedarf besteht, werden sie danach verlängert. Wer viel Auslandserfahrung hat und schon mal ein Praktikum bei einer internationalen Organisation absolviert hat, für den stehen die Chancen auf jeden Fall besser", weiß Haertle.

Bewerbungsverfahren, Beispiel EU

Wer in einer internationalen Organisation einen Job auf Lebenszeit will, muss durch ein Bewerbungsverfahren, das es in sich hat. Die Europäische Union rekrutiert ihre Laufbahnbeamten aus der so genannten Eignungs- oder Reserveliste. Darauf schaffen es nur Kandidaten, die den Concours, den Auswahlwettbewerb der EU, erfolgreich durchlaufen haben. Der Concours findet in unregelmäßigen Abständen statt - je nach Personalbedarf. Die Bewerber registrieren sich online beim Europäischen Amt für Personalauswahl und werden zu einem Vorauswahltest eingeladen, der dezentral im jeweiligen Mitgliedsland stattfindet. Hier beantworten sie in einem Multiple-Choice-Test Fragen zur Europäischen Union, stellen ihr Zahlenverständnis sowie sprachlogisches Denken unter Beweis. Tipps für die Vorbereitung bietet beispielsweise der Ratgeber "Erfolgreich bewerben bei internationalen Organisationen" von Cordula Janowski.

Der Hürdenlauf bis zur mündlichen Prüfung

Die besten Bewerber werden aufgefordert, ihre vollständigen Unterlagen einzusenden. Entsprechen diese ebenfalls den Anforderungen, geht es mit der schriftlichen Prüfung weiter, in der die Fachkenntnisse für das ausgeschriebene Fachgebiet, Analyse- und redaktionelle Fähigkeiten geprüft werden. Die besten Kandidaten werden zur letzten Runde zugelassen: der mündlichen Prüfung. Darin geht es noch einmal um das Fach- und EU-Wissen des Bewerbers sowie seine Fähigkeit, in einer multikulturellen Umgebung zu arbeiten. Alle Bewerber müssen neben ihrer Muttersprache mindestens eine der EU-Amtssprachen - Deutsch, Englisch oder Französisch - beherrschen. Ein großer Teil der schriftlichen Prüfung und ein Teil der mündlichen Prüfung werden in der Sprache abgehalten, die der Bewerber nicht als Muttersprache angegeben hat.

Studiengänge für das internationale Parkett

Du träumst von einer internationalen Laufbahn? Mit diesen Studiengängen von e-fellows.net-Partnerhochschulen bist du gerüstet.

Grundständige Studiengänge:

Weiterführende Studiengänge:

Bis vor einigen Jahren arbeiteten in internationalen Organisationen fast ausschließlich Juristen. Heute werden auch Wirtschafts- und Kulturwissenschaftler, Soziologen oder Statistiker gesucht. Dennoch: Juristen machen weiterhin den größten Anteil aus. Gesucht werden sie häufig für internationales Privatrecht oder völkerrechtliche Verträge. Doch gerade die sprachlichen Anforderungen sind besonders hoch, denn es reicht nicht, wenn sie Englisch, Französisch oder die Landessprache fließend beherrschen. International arbeitende Juristen müssen vor allem mit der Rechtssprache vertraut sein. Reine Übersetzungen reichen dabei meist nicht aus, denn die Begriffe können zwar identisch sein, nicht selten aber verbirgt sich in der Fremdsprache dahinter ein ganz anderes Rechtskonzept.

Als Referendar zu den Vereinten Nationen

Immer mehr Juristen absolvieren eine Station ihres Referendariats bei einer internationalen Organisation. Für die Organisationen gelten die meist dreimonatigen Aufenthalte der Nachwuchsjuristen als Praktikum. Ob das Praktikum allerdings anerkannt wird, müssen die Referendare vorher individuell mit ihrem Landesjustizamt klären. Unproblematisch ist in der Regel die Anerkennung von Praktika beim United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) in Berlin, bei den Vereinten Nationen in Genf, New York oder Wien und bei den Internationalen Gerichtshöfen in Den Haag. Beratung und Unterstützung bei der Bewerbung bietet das Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) in Bonn. Regelmäßig lädt das BFIO an Hochschulen auch zu Vorträgen über Einstiegschancen und Karrieremöglichkeiten bei internationalen Organisationen.

Einsatz in der Welt - die Heimat zahlt

Wegen des großen Andrangs empfehlen die Organisationen, sich für ein Praktikum bereits sieben bis zehn Monate vor dem gewünschten Einsatz bei mehreren Organisationen zu bewerben. Eine Zu- oder Absage erhält man in der Regel jedoch erst vier bis sechs Wochen vor Praktikumsbeginn. Während ihres Praktikums werden die Rechtsreferendare weiterhin von ihrer deutschen Dienststelle bezahlt und erhalten daher kein Gehalt der jeweiligen Organisation.

Für Jung-Juristen: Beigeordneter Sachverständiger

Eine Nachwuchsinitiative, die von der Bundesregierung besonders gefördert wird, ist das Programm "Beigeordnete Sachverständige". Neben vielen anderen Fachrichtungen eignet es sich besonders für Juristen mit erster Berufserfahrung. Mit rund 20 internationalen Organisationen hat die Bundesregierung derzeit Abkommen zur Förderung von deutschen Nachwuchskräften. Der Einsatz ist in der Regel auf zwei Jahre begrenzt, bietet einen tiefen Einblick in die Arbeit einer internationalen Organisation und verbessert die Chancen auf eine spätere Festanstellung deutlich. Neben hervorragenden Noten sollten Bewerber sich in ihrer Diplom- oder Magisterarbeit oder anderweitig bereits mit entwicklungspolitischen und internationalen Fragestellungen beschäftigt haben.

Erfahrung ja, Festanstellung nicht unbedingt

Die Ausschreibungsfrist für das Programm der Beigeordneten Sachverständigen beginnt am 1. Januar und endet Mitte Februar. Auf der Website des BFIO finden Interessenten dann die konkreten Stellenausschreibungen. Das BFIO wählt die Kandidaten aus, die zum Auswahlverfahren zugelassen werden, die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Plätze trifft jedoch die jeweilige Organisation selbst. Die zugelassenen Kandidaten bereiten sich in Seminaren gemeinsam auf ihren Aufenthalt vor und absolvieren eine mehrwöchige Hospitation in dem für ihre Organisation zuständigen Fachministerium. Nicht alle Beigeordneten Sachverständigen erhalten jedoch nach Ende des Programms auch einen weiterführenden Vertrag.

e-fellows.net-Stipendiat Michael (31) absolvierte drei Monate seines Rechtsreferendariats bei der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) in Genf. Momentan promoviert er in Investitionsschutzrecht an der Universität Bonn.

Michael, womit beschäftigt sich die UNCTAD?

Die UNCTAD ist ein Organ der Generalversammlung der Vereinten Nationen und beschäftigt sich mit Investitionsschutzrecht. Das heißt, dass sie sich um völkerrechtliche Verträge zwischen Staaten kümmert. Es geht darum, wie Investitionsverträge allen Beteiligten dabei helfen, wirtschaftlich voranzukommen, und welche Risiken die Abmachungen bergen können.

Um welches Projekt ging es während deines Referendariats?

Eine Investitionsgesellschaft aus Arabien wollte Anteile an einem Hafen in New York kaufen. Die USA befürchteten, dass dadurch wesentlich leichter Waffen ins Land geschmuggelt werden könnten. In so einem Fall hat der betroffene Staat die Möglichkeit, die Investoren vor einem internationalen Schiedsgericht zu verklagen.

Und was war deine Aufgabe?

Über alle Fälle verfasst die UNCTAD umfangreiche Berichte. In diesen Reports berät die Organisation die beteiligten Parteien. Am Bericht zu dem genannten Fall habe ich mitgearbeitet. Neben den Schriften gibt die UNCTAD Newsletter und eine Reihe weiterer Publikationen zum Investitionsschutzrecht heraus. Auch daran war ich beteiligt. Für Regierungsvertreter gibt es immer wieder Workshops zu Investitionsschutz, für die ich mit anderen Mitarbeitern Präsentationen und Unterlagen vorbereitet habe.

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, wenn ich einen Teil meines Referendariats bei der UNCTAD absolvieren möchte?

Die Mitarbeiter der UNCTAD haben ganz verschiedene Fächer studiert. Die vielfältigsten Möglichkeiten hat man mit einem Abschluss in Politik, Wirtschaft oder Recht, aber auch Kulturwissenschaftler oder Statistiker arbeiten dort. Gerade für Juristen, die sich für internationales Handels- und Wirtschaftsrecht interessieren, kann ich die Organisation sehr empfehlen. 

Was hat dir während deines Referendariats am besten gefallen?

Besonders toll war die lockere und multinationale Atmosphäre. Meine Kollegen kamen zum Beispiel aus Frankreich, Neuseeland, Ägypten oder Äthiopien. Ich hatte das Gefühl, in einer richtigen Weltorganisation zu arbeiten. Das war sehr spannend.

Kannst du dir vorstellen, nach deiner Promotion bei der UNCTAD einzusteigen?

Generell finde ich die Arbeit in einer UN-Organisation sehr spannend und kann mir schon vorstellen, dort zu arbeiten. Allerdings muss man für so einen Job auch sehr flexibel sein und die Bereitschaft mitbringen, viel im Ausland unterwegs zu sein. So ein Job ist mit einer Familie häufig schwer zu meistern. Ob ich mich wirklich bei der UNCTAD bewerbe, hängt hauptsächlich von meiner privaten Situation nach der Promotion ab.

Eigentlich ist Astrid (22) eine ganz normale Studentin. Sie studiert im sechsten Semester Kulturwirtschaft in Passau und engagiert sich im Europäischen Studierendenforum Association des Etats généraux des Etudiants de l'Europe (AEGEE). Gleichzeitig gehört sie jedoch als Jugenddelegierte zur deutschen Delegation, die an der 63. Generalversammlung in New York teilnimmt. Vor Botschaftern aus der ganzen Welt wird sie dort gemeinsam mit ihrem Kollegen Nicolas (23) eine Rede halten.

Astrid, was ist das Jugenddelegierten-Programm der Vereinten Nationen?

Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind dazu aufgerufen, zwei Jugendliche in ihre Delegation aufzunehmen, die die Diplomaten als Experten in Jugendfragen beraten. Deutschland hat seit 2005 zwei Jugenddelegierte. Das Programm wird unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), dem Deutschen Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Jugendliche sollen so direkten Einfluss auf internationale Politik haben.

Wie sieht dein Alltag als Jugenddelegierte aus?

Den Posten als Jugenddelegierte hat man für ein Jahr. Gut einen Monat verbringen wir bei der Tagung der Generalversammlung in New York. Vorher touren wir durch Deutschland und Europa und treffen Jugendliche auf verschiedenen Konferenzen und Workshops. Auf diesen Treffen geht es zum Beispiel um Themen wie Bildung, Aids, Globalisierung oder Umwelt. Wir wollen wissen, welche Themen für die Jugendlichen in Deutschland wichtig sind. Damit ich an möglichst vielen Treffen teilnehmen kann, habe ich mir ein Urlaubssemester genommen.

Welche Aufgaben haben die Vereinten Nationen in der Jugendarbeit?

Seit 1995 gibt es alle zwei Jahre eine Jugendresolution der Vereinten Nationen. Darin empfehlen sie den Regierungen der Mitgliedsländer, wie sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Jugendliche verbessern können. In der Jugendresolution von 2007 geht es zum Beispiel um "Jugend in der globalen Wirtschaft". Die Resolution sieht die Globalisierung als Chance für Jugendliche, sich international auszutauschen und hebt andererseits hervor, dass noch immer viele Jugendliche nicht von dieser Chance profitieren können.

Was wollt ihr in New York erreichen?

An erster Stelle stehen für uns die Milleniums-Entwicklungsziele, die 2000 von 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Sie bestehen aus acht Hauptzielen, unter anderem aus der Bekämpfung von Armut und Hunger, der Verbesserung der Bildungschancen, der Gleichstellung von Männern und Frauen und der Reduzierung von Kindersterblichkeit. Alle Mitgliedsstaaten haben zugesagt, diese Ziele bis 2015 zu erreichen. Bislang ist jedoch nicht einmal die Hälfte dieser Ziele erfüllt.

Wieso brauchen die Diplomaten euch als Jugenddelegierte für diese Themen?

Bei der Generalversammlung werden so viele unterschiedliche Themen debattiert, dass es für alle Bereiche Experten gibt. Und wer könnte Jugendthemen besser vertreten als wir Jugendlichen selbst? Durch unsere Deutschlandtournee, auf der wir mit vielen Jugendlichen gesprochen haben, wissen wir zudem oft besser als die Diplomaten, welche Themen junge Leute bewegen und wie diese in der Praxis umgesetzt werden können.

2009 wird es zwei neue Jugenddelegierte geben. Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?

Bewerben können sich Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren, die sich genauso für Jugendthemen interessieren wie für die Vereinten Nationen. Wichtig ist, dass man fließend Englisch spricht, um sich mit den Diplomaten unterhalten zu können. Gleichzeitig braucht man viel Erfahrung in der Jugendarbeit. Der Bewerbungsprozess geht dann über vier Runden: In der ersten Runde verfassen die Bewerber ein Motivationsschreiben und senden dem Auswahlkomitee in Berlin ihren Lebenslauf. Danach gibt es Essayfragen, ein Telefoninterview, in dem es um Fragen zu den Vereinten Nationen und Jugendthemen geht. Mit den besten Kandidaten findet dann am Ende ein mündliches Auswahlverfahren in Berlin statt.


Model United Nations - heute spiel ich Diplomat

Wer sich nicht sofort auf das echte internationale Parkett traut, kann auf den weltweiten "Model-United-Nations-Konferenzen" erst einmal üben. Bei diesen Planspielen schlüpfen Schüler und Studenten in die Rolle von Botschaftern und vertreten als solche einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen in den unterschiedlichen Councils von der Generalversammlung über den Economic and Social Council (ECOSOC), bis hin zum Sicherheitsrat. Ziel ist, dass alle Teilnehmer sich so tief in Geschichte, Politik und die Außenbeziehungen ihres Landes einarbeiten, dass sie auf dieser Grundlage über aktuelle politische Themen aus der Perspektive ihres Landes diskutieren können. Die größte dieser Konferenzen findet jedes Jahr mit rund 4.000 Studierenden in New York statt, aber auch in Deutschland und vielen anderen Ländern gibt es regelmäßig eine Reihe von MUN-Konferenzen.

Informationen und Karriereperspektiven für Juristen

e-fellows.net bringt die besten Jura-Studenten in Kontakt mit attraktiven Arbeitgebern. Für Juristen bieten wir viele nützliche Informationen und exklusive Leistungen im Stipendium - darunter beispielsweise den Zugang zu Datenbanken und die e-fellows.net community.

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