Fit in BWL ohne BWL-Studium: Business-Know-how für Anfänger
- Catalina Schröder
Wirtschaftsnachrichten - und du verstehst nur Bahnhof? Dann ist es Zeit für einen BWL-Crash-Kurs. Denn ohne BWL-Grundkenntnisse geht im Job nicht viel.
Für Internet-Freunde: BWL online
Die einfachste Möglichkeit, sich BWL-Grundkenntnisse anzueignen, ist, regelmäßig die Wirtschaftsnachrichten zu lesen. Bei Begriffen, die man nicht kennt, hilft Wikipedia weiter. Auf bwl24.net gibt es Skripte, Diplomarbeiten und Hausarbeiten zu allen Wirtschaftsthemen zum kostenlosen Download. rechnungswesen-verstehen.de erklärt Einsteigern die Grundlagen der Betriebs- und Vokswirtschaftslehre. vwl-bwl.de bietet eine umfangreiche Linksammlung zu den Themen Existenzgründung, Marketing, Personal, Steuern oder Produktion.
Für Bücherwürmer: Wirtschaft für Dummies, BWL für Bachelor
Eine andere Möglichkeiten sind Bücher zum Thema, beispielsweise Betriebswirtschaftslehre für Bachelor oder BWL für Dummies. Der Vorteil: Geschwindigkeit, Zeit und Ort des individuellen BWL-Kurses bleiben jedem selbst überlassen. Der Nachteil: Um wirklich komplexe Themen wie Aktienhandel oder Steuerrecht zu verstehen, ist viel Durchhaltevermögen nötig. Und sicherlich wünscht man sich manchmal einen Dozenten, der einem genau die Fragen beantwortet, die das Buch gerade nicht erklärt.
Öffentliche Vortragsreihen
Eine weitere günstige Methode sind Vorträge und öffentliche Veranstaltungen. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim organisiert verschiedene Vortragsreihen, beispielsweise zu den Themen "Wirtschafts- und Währungsgespräche" oder "Wirtschaftspolitik aus erster Hand".
Vorlesungen an der eigenen Uni
Auch direkt vor deiner Haustür wartet häufig jede Menge Wirtschaftswissen auf dich - zum Beispiel als Gasthörer in BWL-Kursen an deiner Uni. Dazu musst du eigentlich nichts anderes tun als dich in die Vorlesung zu setzen, die dich interessiert. Am besten eignen sich für dich als Nicht-BWLer natürlich die Grundlagen-Veranstaltungen. Wie immer beim Selbststudium hängt der Erfolg natürlich ganz von deiner Motivation ab: Willst du dich nur ein wenig mit BWL-Wissen "berieseln" lassen oder auch die in der Vorlesung besprochene Literatur lesen und dich auf der Grundlage des Gehörten selbst weiterbilden?
Für gesellige Sparfüchse: VHS-Kurse
Wer alleine nicht genügend Motivation aufbringt und lieber mit anderen zusammen lernt, kann sein Wirtschaftswissen in Kursen erwerben. In der Regel bieten die Volkshochschulen betriebswirtschaftliche Kurse an. Häufig erhält man danach sogar ein Zertifikat. Das ist in der Regel nicht staatlich anerkannt, dokumentiert aber die erworbenen Kenntnisse und macht sich daher auch in einer Bewerbung gut (Überblick über alle Volkshochschulen Deutschlands mit Links zu ihren Kursangeboten). Auch die Industrie- und Handelskammern bieten Kurse zu Rechnungswesen, Finanzen und Unternehmensführung an.
Für Multitaskingfähige: Intensivkurs im Fernstudium
Die Fernuni in Hagen bietet einen berufsbegleitenden neunmonatigen BWL-Intensivkurs an. In kurzer Zeit sollen die Teilnehmer hier betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse erlangen und Managementprozesse in Unternehmen kennen lernen. Mit rund 2.100 Euro müssen sie dafür schon etwas mehr Geld investieren.
Für Eilige und Lebenslauf-Optimierer: Summer Schools
Wer ganz wenig Zeit hat, der ist an einer Summer School gut aufgehoben. Eine der größten Europas mit mehr als 3.500 Teilnehmern in etwa 70 Kursen bietet die London School of Economics (Interview unten). 1.435 Britische Pfund (rund 1.600 Euro) kostet ein dreiwöchiger Kurs in Accounting, Finance oder Management. Wer zwei Kurse belegt, bekommt Rabatt und zahlt insgesamt 2.415 Pfund (rund 2.800 Euro). Die Kurse sind in drei Levels unterteilt. Voraussetzung für die Teilnahme ist der Nachweis sehr guter Englischkenntnisse durch den TOEFL oder das Cambridge Certificate. Zusätzlich müssen die Studenten einen aktuellen Notenspiegel einreichen.
Für Netzwerker mit Ambitionen
Wer nicht nur seine Wirtschaftskenntnisse, sondern auch sein Netzwerk ausbauen will, für den ist vielleicht das vierwöchige Bridge-Programm der amerikanischen Tuck School of Management (Dartmouth, USA) und der spanischen IE Business School interessant: Neben Kursen zu Risikoanalyse, Budgetierung und Wettbewerbsfähigkeit lernen die Studenten Manager aus verschiedenen Branchen kennen. Außerdem lassen sie ihre Bewerbungsunterlagen von Profis checken und diskutieren ihre Karrieremöglichkeiten mit den Programmdirektoren. Auf dem Freizeitprogramm steht unter anderem Outdoor-Klettern (siehe dazu auch das Interview mit Jing).
Quereinsteiger willkommen: Nicht-konsekutive Master-Programme
Mit ihren Master-Studiengängen Corporate Management & Economics und European Business bieten die Zeppelin Universität in Friedrichshafen und die ESCP Business School Business School in Berlin Wirtschaftsmaster für Fachfremde. An beiden Unis sind die fachlichen Hintergründe der Studenten daher ganz verschieden und reichen von Jura über Politikwissenschaften bis hin zu Geistes-, Ingenieur- und Naturwissenschaften.
Von Beginn an hohes Pensum
Wenn es sein muss, erklären die Dozenten daher am Anfang auch mal ganz simple Dinge: Was ist eigentlich Umsatz? Oder wie berechnet man Gewinn? Doch auf diesem Level halten sie sich nicht lange auf. "Um Master-Niveau zu erreichen, ist das Pensum von Beginn an relativ hoch", erklärt Dr. Holger Endrös, Programm-Manager des Master in European Business an der ESCP Europe.
Das eigene Beratungsprojekt – Alumni unterstützen
Im Studium setzen beide Unis neben Theorie auch auf Praxiserfahrung: Die Studenten der ESCP Europe absolvieren ein Praktikum und arbeiten in Vierer-Teams an zwei Beratungsprojekten. Als Unterstützung stehen Alumni bereit, die bei einem Kick-Off-Workshop Tipps aus ihrer eigenen Berufserfahrung als Unternehmensberater weitergeben. Die Studierenden der Zeppelin Universität gehen für ein Praktikum ins Ausland.
Doppeltes Wissen - spannende Jobs
Absolventen beider Unis arbeiten häufig in Schnittstellenpositionen, in denen sie sowohl ihr Fachwissen aus dem ersten Studium als auch das neu erworbene Wirtschaftswissen einsetzen können. "Ein klassisches Beispiel ist die Unternehmensberatung, denn dort ist es von Vorteil, fundiertes Wissen auf unterschiedlichen Gebieten zu haben", erklärt Tim Göbel, Vizepräsident der Zeppelin Universität.
Gründer und Familienunternehmer
An der Zeppelin University zeichnet sich noch ein anderer Trend ab: Ein großer Teil der Studenten zieht mittelständische Familienunternehmen den Großunternehmen vor. Andere entscheiden sich für die Gründung eines eigenen Unternehmens oder eines sozialen Projekts. So entstand beispielsweise Rock your life, eine Initiative, bei der Studenten Hauptschüler coachen. Göbel vermutet, dass das Institut für Familienunternehmen ein Grund dafür sein könnte: "Klassische Business Schools haben so ein Institut in der Regel nicht."
Gute Kontakte gibt es obendrauf
Auch an der ESCP geht das Job-Spektrum der Alumni über die klassischen Unternehmensberatungen hinaus: "Einige Absolventen arbeiten bei NGOs, andere sind in Konsumgüterunternehmen", berichtet Dr. Holger Endrös. Um hilfreiche Kontakte müssen sich die Studenten beider Unis keine Sorgen machen: Die Zeppelin Universität verfügt über einen Partner-Pool mit rund 400 Unternehmen, die regelmäßig Praktika und Einstiegspositionen anbieten.
Coachs und Recruiting-Tage
Zusätzlich bekommt jeder Student der Zeppelin Universität zwei Coachs an die Hand: Der Wissenschafts-Coach begleitet die akademische Entwicklung, ein Praxis-Coach aus der Wirtschaft gibt Tipps zum Berufseinstieg. An der ESCP knüpfen die Studenten auf Recruiting-Tagen Kontakte und lernen Unternehmen auf verschiedenen Workshops kennen. Sie analysieren ihre eigenen Stärken und Schwächen oder arbeiten gemeinsam mit Profis an der Präsentation ihres Lebenslaufes. So gewappnet sollte der Karriere dann nichts mehr im Weg stehen.
Erfahrungsberichte
Jing Zhuang (23) studiert im sechsten Semester Mathematik und Wirtschaftswissenschaften am Middlebury College im US-Bundesstaat Vermont. Sie hat an der vierwöchigen Summer School der Tuck School of Management in Dartmouth teilgenommen. Mittlerweile findet der Kurs in Kooperation mit der spanischen IE Business School statt.
Jing, du studierst Mathe und Wirtschaftswissenschaften. Wieso hast du trotzdem am Sommerkurs der Tuck School teilgenommen?
Der Sommerkurs bietet mehr als Kurse zu Accounting, Finance und Marketing. Wir haben ein professionelles Bewerbungstraining gemacht, Motivationsschreiben geübt und Vorstellungsgespräche trainiert. Das fand ich sehr hilfreich. Jeden Morgen hatten wir die Möglichkeit, mit den anderen Teilnehmern und den Dozenten zu frühstücken. Das war eine tolle Gelegenheit zum Netzwerken. Ich habe mich mit vielen Leuten angefreundet und glaube, dass mir diese Kontakte später im Berufsleben nützlich sind.
Mit 7.800 Euro für vier Wochen Kurs, Unterkunft und Verpflegung ist die Summer School nicht gerade günstig. Wie hast du den Kurs finanziert?
Die Schule vergibt Stipendien. Dadurch wurde mir die Hälfte der Gebühren erlassen. Die andere Hälfte habe ich durch einen Sommerjob verdient.
Welche Veranstaltungen gab es neben den Wirtschaftskursen und dem Bewerbungstraining noch?
An einem der Wochenenden fand eine Recruiting-Messe statt, zu der ehemalige Teilnehmer der Summer School gekommen sind. Viele haben Jobs oder Praktika in den Firmen angeboten, für die sie derzeit arbeiten und die Bewerbungsgespräche gleich vor Ort geführt.
Alle Teilnehmer machen zum Abschluss des Kurses ein Projekt. Wie lief das ab?
Ich habe mit meiner Gruppe die Marketing-Strategie eines Kaffee-Unternehmens analysiert. Schon in den Wochen vor der Präsentation haben wir oft bis in die Nacht hinein daran gearbeitet. Zur Präsentation kamen auch die Chefs verschiedener Unternehmen und haben uns Feedback gegeben.
Wem würdest du den BWL-Kurs empfehlen?
Ich würde ihn allen empfehlen, die keine Ahnung von Wirtschaft haben und denjenigen, die Wirtschaftswissenschaften studieren und sich ein gutes Netzwerk aufbauen möchten. Der Name der Schule macht sich sehr gut im Lebenslauf. Als ich mich nach dem Kurs für Praktika bewarb, wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, für die ich ohne den Namen der Tuck School in meinem CV sicher nicht infrage gekommen wäre. Daher würde ich den Kurs immer wieder besuchen.
Martin promoviert in Jura an der Universität Düsseldorf. Er absolvierte zwei je dreiwöchige Kurse der LSE Summer School.
Die LSE bietet in ihrer Summer School 70 verschiedene BWL-Kurse an. An welchen hast du teilgenommen?
Ich habe an zwei dreiwöchigen Kursen teilgenommen. Das war zum einen Organizational Management und zum anderen Corporate Governance. Bei Organizational Management geht es um Unternehmensführung und darum, wie ich meine Firma und die Zusammenarbeit meiner Mitarbeiter optimieren kann. Corporate Governance beschäftigt sich mit Unternehmensrecht und dem Aufbau eines Unternehmens. Beide Kurse waren eher theorie- als zahlenlastig und daher auch für einen Nicht-BWLer geeignet.
Welchen Hintergrund hatten deine Kommilitonen?
Die Kurse werden in der Regel von Ausländern besucht und man trifft dort kaum Engländer. Gerade bei indischen Studenten ist die LSE sehr beliebt. Vielen geht es einfach nur darum, den Namen der Uni im Lebenslauf stehen zu haben. Die Europäer nehmen teilweise aus taktischen Gründen an den Kursen teil: Wenn ihnen für ihren Studienabschluss nur noch wenige ECTS-Punkte fehlen, können sie die durch eine Klausur am Ende eines dreiwöchigen LSE-Kurses bekommen und sparen sich so ein komplettes Semester an ihrer Heimat-Uni.
Wie viel Arbeit bedeutet so ein Kurs?
Der Tag besteht in der Regel aus drei Stunden Vorlesung und einer Stunde Tutorium. Dazu kommen die Vor- und Nachbereitung mit Übungsaufgaben. Wer ECTS-Punkte braucht, schreibt nach der Hälfte und am Ende des Kurses eine Klausur. Insgesamt ist der Arbeitsaufwand also relativ hoch. An den Abenden und am Wochenende stehen allerdings auch Partys und Ausflüge auf dem Programm.
Sind die Vorlesungen anders als in Deutschland?
Die Professoren arbeiten in der Regel nach sokratischem Stil. Sie stellen also viele Fragen und nehmen die Studenten dran. Häufig sind junge Bachelor-Studenten ohne großes Vorwissen dabei. Das Niveau ist daher nicht immer besonders hoch. Die Teilnahme an einem Kurs kostet 1.600 Euro. Die Uni nutzt die Summer School daher auch, um ihr Budget aufzubessern. Kritiker vermuten daher, die Noten seien schon im Vorfeld garantiert.
Hattest du die Gelegenheit, viele internationale Kontakte zu knüpfen?
Nein, leider nicht. Ich kann nicht genau erklären, woran das lag, aber in den Kursen und auch an den Abenden haben sich eher nationale als internationale Grüppchen gebildet. Nur vereinzelt war ein näheres Kennenlernen möglich – vor allem die Inder sind da aufgeschlossen, wenn man viel Eigeninitiative zeigt.
Würdest du wieder an einem Kurs der Summer School teilnehmen?
Eher nicht. Der Nutzen, den man für den Preis bekommt, ist meiner Meinung nach nicht hoch genug. Die Schüler der Summer School werden von den Dozenten nicht so gerne gesehen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es oft, dass sie diejenigen sind, die es nicht geschafft haben, einen vollwertigen Studienplatz an der LSE zu bekommen. Außerdem kann man sich meiner Meinung nach nicht innerhalb von drei Wochen BWL-Kenntnisse aneignen. Für's "Schnuppern" reicht es jedoch allemal.
Was schlägst du stattdessen vor?
Martin: Wer wirklich etwas lernen will, sollte versuchen, ein ganzes Semester an die LSE zu kommen. Die regulären Kurse sind wesentlich besser. Aber die BWL-Vorlesungen an jeder anderen Uni tun es auch. Das kostet mehr Zeit, bringt aber auch mehr.
Carl-Philipp Brenning studierte Jura an der Bucerius Law School und absolvierte anschließend den Master in European Business an der ESCP Business School in Berlin und Paris. Heute arbeitet er als Wirtschaftsprüfer bei KPMG.
Herr Brenning, wieso haben Sie sich nach Ihrem Jura-Studium noch für einen BWL-Master entschieden?
Ich habe im Rahmen meines juristischen Studiums und einiger Praktika festgestellt, dass ich nicht als Volljurist arbeiten möchte und dass mich neben juristischen Themen die Wirtschaft sehr interessiert. In der Wirtschaftsprüfung arbeite ich heute an einer Schnittstelle, in der ich das Wissen aus beiden Studiengängen optimal einsetzen kann.
Wem würden Sie den Master-Studiengang empfehlen?
Ich würde ihn jedem empfehlen, der in seinem vorherigen Studium nichts oder nur sehr wenig mit BWL zu tun hatte und im Rahmen zukünftiger Tätigkeiten mit wirtschaftlichen Fragestellungen konfrontiert sein wird. Während meines Jura-Studiums habe ich zwar einige Wirtschaftskurse absolviert. Für meine heutige Arbeit würde dies allerdings nicht ausreichen.
Wie hoch war das Arbeitspensum während des einjährigen Masters?
Um innerhalb eines Jahres wirklich fundiertes Wissen zu erlangen, musste das Pensum sehr hoch sein. Ich würde den Master durchaus als optimalen BWL-Crashkurs bezeichnen – auch wenn man innerhalb eines Jahres natürlich nicht alles lernt, was man sich innerhalb eines regulären BWL-Studiums aneignet. In der Regel hatte ich täglich zwei bis drei Unterrichtsblöcke à drei Stunden. Dazu kamen die Vor- und Nachbereitung sowie viele Projekte und Gruppenarbeiten. Ich habe beispielsweise zusammen mit einem international besetzten Team eine Marktbedarfsanalyse für einen Telekommunikationskonzern zum Thema "E-Commerce" durchgeführt. Aufgrund unserer Ergebnisse hat sich das Unternehmen später entschieden, in diesen Markt einzusteigen. Der Praxisbezug war neben dem theoretischen Unterricht also sehr hoch. Das hat mir gut gefallen.