Airbnb: Sieben Tipps, wie Sie bessere Unterkünfte finden

Autor*innen
Eike Kühl
Auf dem Bild erkennt man ein Flugzeug, ein Kreuzfahrtschiff und einen Koffer aus dem eine Hand mit einem Ticket heraus ragt

Ja, Airbnb ist schlimm. Und für viele Reisende gleichzeitig unverzichtbar. Wir sagen, wie man gute Unterkünfte findet, Enttäuschungen vermeidet und Betrug erkennt.

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Die Wohnung hat kein Bett, das Klo steht hinter einem Vorhang im Flur, das gebuchte Zimmer ist Teil eines Bordells, es gibt versteckte Kameras, und aus unerklärlichen Gründen klebt überall, wirklich überall, Erdnussbutter: Es gibt genug Horrorgeschichten über missratene Übernachtungen auf der Reiseplattform Airbnb. Ganz abgesehen davon, dass Airbnb als Symbol für Verdrängung und Massen- und Übertourismus gerade in angesagten Großstädten für viele Einheimische ein Albtraum ist.

Doch auch wenn es berechtigte Gründe gibt, Airbnb zu verteufeln und komplett zu meiden wie Ballermann-Touristen alkoholfreies Bier, ist die Plattform immer noch eines der beliebtesten Angebote, um Gastgeber und Gäste zusammenzubringen. Gerade fernab von Touristenzentren, wo es nur wenige Hotels und Pensionen mit eigener Onlinepräsenz gibt, über die man nach Möglichkeit immer direkt buchen sollte, ist Airbnb oft die einzige Möglichkeit, eine Unterkunft zu finden. Und wer schon bei der Buchung aufpasst und auf Details achtet, kann Enttäuschungen und unangenehme Überraschungen vermeiden. Hier sind sieben Tipps, um mehr aus Airbnb herauszuholen.

1. Bewertungen sind überbewertet

"4,5 von 5 bei 80 Bewertungen! Das muss ja gut sein!" Nach dem Preis sind die Bewertungen wohl das Erste, das bei der Airbnb-Suche ins Auge sticht. Was stimmt: Eine Unterkunft mit hundert Bewertungen ist wahrscheinlich echt und die Gastgeber müssen etwas richtig machen. Allerdings leidet Airbnb, wie andere Plattformen, unter einer Bewertungsinflation: Wenn in beide Richtungen bewertet wird, fallen die Bewertungen häufig besser aus, als das Erlebnis tatsächlich war. Eine Studie (PDF) stellte fürs Jahr 2018 fest, dass 91 Prozent aller Angebote auf Airbnb mindestens 4,5 Sterne hatten. Demnach müsste fast jedes Angebot Bombe sein. Ist es natürlich nicht. In Gastgeber-Kreisen gelten Bewertungen von 4,5 sogar nur noch als mittelprächtig, alles unter 4,0 als inakzeptabel.

Auch Abzeichen wie "Superhost" oder "Gäste-Favorit", die es seit geraumer Zeit für "herausragende Gastfreundschaft" gibt, sind nur bedingt aussagekräftig. Sie erhalten Gastgeberinnen, die eine erforderliche Anzahl an Übernachtungen haben, sehr gute Bewertungen erhalten, schnell auf Fragen antworten und wenig Buchungen stornieren – alles super, aber letztlich, was man eigentlich immer von seinem Gastgeber erwarten könnte. Und natürlich müssen Hosts ohne Abzeichen deshalb nicht schlechter sein.

Wer gezielt nach Stichworten sucht, kann sich die Bewertungen aber dennoch zunutze machen. Autofahrer könnten etwa nach "parking" suchen, um zu sehen, ob frühere Gäste Infos zur Parkplatzsituation haben. Oder nach "noise" und "smell" filtern, um zu erfahren, ob das Zimmer vielleicht über einer Kneipe oder neben der Fischfabrik liegt. Oder nach "mattress", denn kaum etwas kann den Urlaub so trüben – Menschen über 40 kennen das – wie eine schlechte Matratze und die Rückenschmerzen am nächsten Morgen. Auch sollte man die Kommentare daraufhin scannen, ob die Gäste ihre Gastgeber vor Ort getroffen haben – denn das ist meist ein guter Hinweis, ob es sich um private Vermieter handelt. Oder zumindest um welche, die sich noch selbst kümmern und die Vermietung nicht an Dienstleister übergeben.

2. Wie man den Spirit von Airbnb findet

Apropos: Die Prämisse von Airbnb war einst, dass Privatmenschen ihr Zuhause für Reisende öffnen. Sei es, um sich etwas Geld dazuzuverdienen oder einfach nur, um fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen. Von der Idee ist nicht mehr viel übrig; inzwischen tummeln sich auf Airbnb auch Hotels, Campingplätze, Bed'n'Breakfasts und andere kommerzielle Anbieter, von denen man nur den Code für die Schlüsselbox erhält und sonst keinen Kontakt hat, was auch Teil des eingangs genannten Problems ist.

Und doch: Wer darauf achtet, kann immer noch Angebote finden, die den ursprünglichen Airbnb-Spirit leben. Das fängt schon bei der Auswahl der Unterkunft an, nämlich ob man nach "Zimmer" oder "gesamte Unterkunft" sucht. Bei einzelnen Zimmern ist es wahrscheinlicher, dass die Gastgeber im gleichen Haus wohnen, allerdings können auch "eigene Unterkünfte" wie eine Einliegerwohnung oder ein Tiny House auf demselben Grundstück eine gewisse Nähe ermöglichen – wenn man diese denn möchte.

Ansonsten sollte man auf Details in der Beschreibung achten: Leben die Gastgeber vor Ort? Sind die Zimmer mit üblichen Ikea-Möbeln und "Home Sweet Home"-Staubfängern ausgestattet oder versprühen sie individuellen Charme? In den Profilen der Gastgeberinnen kann man manchmal etwas über ihre Motivation erfahren. Ein gutes Indiz ist außerdem, ob und was sie zusätzlich zur Übernachtung anbieten. Gartenmitbenutzung, kostenlose Fahrräder, geführte Wanderungen oder ein selbst gemachtes Frühstück: Wer das anbietet, ist darum bemüht, es seinen Gästen so angenehm wie möglich zu machen – und Herzlichkeit und Individualität können andere Aspekte wie die Größe des Betts oder Parkplätze vor dem Haus trumpfen.

Ich habe in den vergangenen Jahren mit einer italienischen Familie, die kaum Englisch sprach, zu Abend gegessen, war in New Orleans bis in die Morgenstunden mit meinem Host in Bars unterwegs und habe mich in Neuseeland mit einem audiophilen Tüftler zwei Stunden lang über Krautrock und Kraftwerk unterhalten. Es waren nicht die teuersten und stylischsten Unterkünfte. Aber Erfahrungen, die mir bis heute in Erinnerung geblieben sind und die ich im Hotel oder in der Ferienwohnung nicht gemacht hätte.

3. Früh bucht sich – oder möglichst spät

Schon der Begriff Frühbucher klingt nach Pauschalreisen und Boomern, die noch bei der Abreise aus der Pension am Gardasee die Buchung für den nächsten Sommer klarmachen. Gleicher Zeitraum, gleiches Zimmer? Si signore! Für junge Menschen geht das natürlich gar nicht. Ein Fehler! Denn im Gegensatz zu Hotelzimmern gibt es jedes Airbnb-Angebot genau einmal und viele Angebote sind entsprechend schnell weg. Auch wenn Airbnb eine gewisse Spontanität suggeriert – wer früher sucht, hat mehr Chancen auf ein Highlight, das fast immer ausgebucht ist.

Früh buchen kann sich aber noch aus einem anderen, weniger offensichtlichen Grund lohnen. Wie Hotels, passen auch Airbnb-Hosts ihre Preise an die Nachfrage an. In der Ferienzeit, aber auch wenn Events wie Konferenzen stattfinden, sind sie teurer. Allerdings planen gerade private Gastgeber nicht jeden Tag schon Monate im Voraus. Das lässt sich ausnutzen. So ist es mir schon öfters gelungen, frühzeitig Unterkünfte für Festivals und Messen zu buchen, die zu einem späteren Zeitpunkt das Dreifache gekostet hätten. Nur deshalb, weil der Gastgeberin erst später aufgefallen war, dass in dem Zeitraum ein Event ist. Ist die Buchung erst einmal bestätigt, ist man meistens auf der sicheren Seite, denn stornieren tun Gastgeber äußerst selten, da sich das negativ auf ihr Ranking innerhalb der Plattform auswirkt.

Gleichzeitig kann aber auch eine kurzfristige Buchung funktionieren, vorausgesetzt es gibt genügend Angebote. Wer erst wenige Tage vor dem Termin eine Unterkunft sucht, kann die Anbieter nämlich kontaktieren und nach einer Vergünstigung fragen. Viele wissen gar nicht, dass Airbnb es Gastgebern ermöglicht, Nutzerinnen individuelle Angebote zu machen. Je kurzfristiger es ist, desto eher greift die alte Hotelier-Weisheit, wonach jedes vermietete Zimmer besser ist als ein leeres Zimmer – und Gastgeber eher geneigt sind, einen Nachlass zu gewähren. Weil manche Nutzer solche Anfragen allerdings inflationär und schamlos ausnutzen, sollte man die Anfrage nach Rabatten möglichst freundlich und persönlich stellen. Vielleicht klappt es ja.

4. Wer nicht fragt, reist dumm

Nach zehn Tagen auf Reise war unser Kontingent an Klamotten erschöpft. Wie gut, dass wir uns in weiser Voraussicht in das Haus eines älteren Ehepaars eingebucht hatten, inklusive Waschmaschine und Trockner. Auf die Frage, wo denn die Waschmaschine sei, reagierte unser Host, eine wunderbar herzliche Waliserin, allerdings überrascht. Ihre Enkelin hatte das Listing erstellt, aber nicht bedacht, dass die Waschmaschine eigentlich nicht für Gäste gedacht war. Waschen durften wir trotzdem, und nicht nur das: Unsere Gastgeberin hat die Wäsche sogar noch von sich aus zum Trocknen im Garten aufgehängt und anschließend sorgfältig gefaltet vor das Zimmer gelegt. Das war zwar herzallerliebst, uns aber auch ein wenig peinlich. Gewöhnlich bekommen Airbnb-Hosts meine Unterwäsche nicht zu sehen und schon gar nicht in die Hände.

Hätten wir vorher besser noch einmal nachgefragt! Ein Tipp, den man nicht oft genug wiederholen kann. Viele Überraschungen und kleinere Unannehmlichkeiten lassen sich nämlich vermeiden, indem man den Host einfach vorab fragt, wenn man sich nicht sicher ist: Ist die Waschmaschine wirklich für Gäste und funktioniert sie auch? Sind in der Ferienwohnung neben den Kochutensilien auch Öl zum Kochen und Salz und Pfeffer vorhanden? Wo kann man besten parken und ist es möglich, das Gepäck schon vor dem Check-in abzustellen?

Also: Keine falsche Scham. Nachfragen hilft und bei den Antworten bekommt man bisweilen einen Eindruck davon, wie die Gastgeberin tickt. Wer auf Rückfragen kurz angebunden oder genervt reagiert, hat in der Regel kein wirkliches Interesse daran, es seinen Gästen so angenehm wie möglich zu machen.

5. Neue Angebote können ein Hit sein – oder Betrug

Was auf der zweiten Seite der Google-Suche steht, existiert quasi nicht. Wie in der Suchmaschine, wertet auch Airbnb mithilfe eines Algorithmus jene Angebote aus, die als Erstes angezeigt werden. Das sind häufig jene Angebote, die schon lange dabei sind und gut bewertet sind. Aber es bedeutet nicht, dass sich Angebote auf den hinteren Seiten nicht lohnen. Im Gegenteil.

Viele neue Hosts sind darum bemüht, ihre Präsenz auf Airbnb aufzubauen. Dafür sind die ersten Bewertungen besonders wichtig. Man findet deshalb mitunter Angebote, die trotz ähnlicher Lage und Ausstattung günstiger sind als Angebote auf der ersten Seite. Oder man findet eine gratis Flasche Wein vor oder auch einfach nur sehr engagierte Gastgeberinnen und Gastgeber. Bei Angeboten, die schon mehrere Jahre online sind oder die kommerziell verwaltet werden, geht dieser Spirit bisweilen verloren. Deshalb sollte man auch Angeboten aus der hinteren Reihe eine Chance geben.

Gleichzeitig sollte man aber auch wachsam sein: Ist ein Angebot komplett neu und wirkt sowohl preislich als auch von den gezeigten Bildern her zu gut, um wahr zu sein, dann ist es das vermutlich auch. Um solche Fakes zu erkennen, von denen es 2023 immerhin rund 59.000 auf die Website geschafft haben, sollte man Fotos skeptisch betrachten, vor allem wenn diese zu sauber und hergerichtet aussehen, was ein Hinweis auf Stockfotografie oder KI-generierte Inhalte sein kann. Auch ein Klick auf das Profil der Vermieterinnen kann helfen: Sind diese mit einem Ausweis verifiziert? Im Zweifel lieber Abstand halten. Und spätestens wenn die Gastgeber nach der Buchung behaupten, dass die Unterkunft aufgrund eines unerwarteten Problems, etwa mit der Wasserversorgung, nicht mehr verfügbar ist, sollte man den Support von Airbnb kontaktieren – Betrug lässt sich nämlich nie ausschließen.

6. Lieber weniger als zu viel filtern

Wer möchte, kann sein Wunschdomizil über die Airbnb-Suche genau filtern, vom Preis bis hin zur Angabe, ob es einen Grill gibt oder die Gastgeber bengalisch sprechen. Alles schön und praktisch, doch gerade am Anfang ist es besser, eher weniger als zu viel zu filtern. Denn manchmal verraten Filter nur die halbe Wahrheit und man läuft Gefahr, interessante Angebote zu verpassen.

Zum Beispiel, wenn es um das Badezimmer geht. Um zu filtern, ob eine Unterkunft ein eigenes Bad hat, bietet Airbnb lediglich den Filter "eigenes Bad direkt am Zimmer", nicht aber die Option "privates Bad" – die Info erscheint nur im Angebot selbst. Gastgeber interpretieren die Angaben bisweilen unterschiedlich: Manche nehmen es wörtlich, also dass das Badezimmer direkt an das Schlafzimmer anschließt. Andere Hosts sehen "direkt am Zimmer" aber auch dann noch gegeben, wenn sich dieses auf der anderen Seite des Flurs befindet.

Zudem geben manche Hosts zwar an, dass das Badezimmer shared ist, weil dort private Gegenstände der Gastgeber drinstehen und diese Zugang haben. Im Angebot selbst aber liest man häufig, dass die Gastgeber das Badezimmer gar nicht selbst nutzen, wenn sie Gäste haben, womit es dann eigentlich ein privates Badezimmer wäre. Aufgrund solcher Abweichungen zwischen Filter und tatsächlicher Begebenheit ist es ratsam, die Suche erst einmal möglichst breit zu gestalten und sich dann nach und nach durch die Details zu lesen. Aussortieren kann man immer noch.

7. Traue keinem Foto

Natürlich war es die Aussicht, die uns gefangen hat. Von der Wohnküche aus ging es direkt auf die Terrasse mit Blick auf den Lago Maggiore. Frühstück mit Seeblick! Und das zu einem Preis, der deutlich günstiger war als die meisten anderen Angebote in der Gegend. Auffällig war, dass es mehrere Bilder der Küche und der Terrasse gab – aber jeweils nur eins von Schlafzimmer und Dusche, die jeweils auch nicht den kompletten Raum zeigten. Vor Ort wurde uns dann klar, weshalb. Während die Wohnküche frisch renoviert war, hatte das innen liegende Badezimmer außer kalten Neunziger-Jahre-Fliesen nur ein Fenster zur absoluten Dunkelheit zu bieten, das meine Freundin mir untersagte zu öffnen. Und das Schlafzimmer hatte gerade mal Platz für einen geöffneten Koffer.

Die Erfahrung zeigt, dass man stets auf die Dinge achten sollte, die man nicht sieht. Denn natürlich versucht jeder Host, die beste Seite seines Angebots hervorzuheben, notfalls mit Tricks. Da werden Fotos auch schon einmal so aufgenommen, dass der riesige Boiler neben der Dusche veschwindet, die Wasserflecken an der Schlafzimmerwand verborgen bleiben oder nicht auffällt, dass die Toilette nur durch einen Vorhang vom Schlafzimmer getrennt ist.

Generell gilt: Lässt sich aus den Fotos mit mentaler Detektivarbeit ein Grundriss der Wohnung erstellen, ist das meist ein gutes Zeichen. Sind einige Teile der Wohnung unterrepräsentiert, wird auf Fotos viel mit Weitwinkel, Unschärfe oder Effekten gearbeitet, ist zumindest Skepsis angebracht. Oder man nimmt das Risiko in Kauf: Wir etwa hatten am Ende einen guten Aufenthalt am Lago Maggiore. Der grandiose Seeblick hatte den ersten Schock über das Bad mit dem Fenster nach Mordor letztlich doch getrumpft.

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