Wohnungsbesichtigung: Tipps für eine erfolgreiche Wohnungssuche

Autor*innen
Laura Alisa Rosenberger

Du bist auf der Suche nach einer neuen Wohnung zur Miete? Kaum etwas scheint heute so schwer, wie eine geeignete und bezahlbare Bleibe zu finden. Wo fängst du mit deiner Suche am besten an? Und was solltest du bei der Wohnungsbesichtigung beachten, um den Vermieter von dir zu überzeugen? Eine Immobilienexpertin gibt Tipps. 

Wie gehe ich bei der Wohnungssuche vor? 

Bevor du dich nach Wohnungen umsiehst, verschaff dir einen Überblick, wie hoch die durchschnittliche Miete in deiner Stadt ist. Das kann von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich sein. Informationen hierzu findest du beispielsweise im Mietspiegel deiner Stadt im Internet. 

Neben den einschlägigen Immobilienportalen eignen sich auch die sozialen Medien oder eBay Kleinanzeigen zur Wohnungssuche. Gerade in vielen regionalen Facebook-Gruppen werden häufig Wohnungen angeboten. Außerdem solltest du dort posten, wonach du suchst. Vielleicht kennt jemand jemanden, der eine Wohnung vermietet. Manchmal lohnt sich außerdem der Blick in die Zeitung oder auf Aushänge an Ampeln, Litfaßsäulen oder Straßenlaternen. Gerade ältere Vermieter:innen, die nicht regelmäßig im Internet unterwegs sind, machen häufig dort auf ihre Wohnungen aufmerksam. 

Leider gibt es auch unseriöse Anzeigen, mit denen Betrüger:innen an deine Daten oder dein Geld kommen möchten. Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn du eines dieser Anzeichen erkennst:

  • Zu günstige Preise: 10 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung im Innenraum von Städten wie München, Hamburg oder Berlin? Das ist leider meist zu schön, um wahr zu sein!
  • Vorkasse: Du wurdest zu einem Besichtigungstermin eingeladen – und sollst dafür etwas bezahlen? Finger weg! Seriöse Anbieter:innen verlangen niemals Geld vor oder bei einer Besichtigung.
  • Widersprüchliche Bilder: In der Anzeige deiner Traumwohnung stimmen Bilder und Text nicht überein? Bei einer Wohnung im Erdgeschoss sieht man im Hintergrund der Fotos keine Baumkronen? Oder sehen die Fotos aus, wie frisch aus der Bilddatenbank heruntergeladen? Dann solltest du hellhörig werden! Über die umgekehrte Bildersuche von Google kannst du einen Betrug leicht entlarven.

Über die Autorin

Laura Alisa Rosenberger ist Wirtschaftsjuristin und gelernte Immobilienkauffrau. Sie arbeitet seit mehreren Jahren als Property Managerin bei der HP Hausverwaltung, einer inhabergeführten Verwaltung in Frankfurt. Dort leitet sie die Abteilung "Vermietung" und übernimmt allgemeine Verwaltungsaufgaben. Nebenbei arbeitet ist sie als Dozentin beim Hessischen Verwaltungsseminar in Wiesbaden und ist als freie Autorin tätig.

Lage oder Ausstattung: Sei realistisch

Was ist dir wichtiger? Möchtest du in letzter Minute los zur Uni und nutzt die Wohnung eigentlich nur zum Schlafen? Dann eignet sich das teure 1-Zimmer-Appartement um die Ecke. Ist dir eine renovierte kleine Wohnung mit Balkon wichtiger als der kurze Weg zur Arbeit? Dann schau dich in den Randbezirken um. Mach dir auch Gedanken darüber, ob du deine Wohngegend eher ruhig oder belebt sein soll. Eine Wohnung in der Innenstadt wird nur selten leise sein.

Auch beim Wohnungstyp solltest du dir vorab sicher sein, denn bei Altbau oder Neubau ist es so ähnlich wie bei Hund oder Katze: Die meisten Menschen haben einen Favoriten. Während für die einen die hohen Decken und Originalholzdielen im Altbau der Wohntraum schlechthin sind, beschweren sich die anderen über die hellhörigen Räume und knarrenden Böden.

Sei dir also im Klaren darüber, was dir bei deiner neuen Wohnung wichtig ist. Je genauer und realistischer deine Vorstellungen sind, desto gezielter kannst du eine passende Vorauswahl treffen und den Vermieter:innen Fragen stellen.

Die Wohnungsbewerbung: ab in die erste Reihe

Egal auf welchem Weg du nach Wohnungen suchst, die folgenden Angaben über dich und deine Lebenssituation solltest du immer machen, wenn du eine Anfrage abschickst:

  • Name und Kontaktdaten
  • aktueller Beschäftigungsstatus und aktuelles Einkommen (bei Studierenden eine Bürgschaftserklärung inklusive aktuellem Einkommen des oder der Bürg:in)
  • Wunscheinzugstermin

Viele Immobilienportale arbeiten mit Filtern, die Bewerbungen mit den meisten Angaben bevorzugen. Je mehr du angibst, desto höher ist also deine Chance, eingeladen zu werden. Lies hier, was du beachten musst, damit deine Wohnungsbewerbung ein Erfolg wird. 

Die Wohnungsbesichtigung: Dos und Don'ts

Gerade bei Studierenden möchten die Eltern häufig zur Wohnungsbesichtigung mitkommen. Das ist in Ordnung – wenn sie als Bürgen fungieren sogar erwünscht. Wichtig ist aber, dass du nicht deine Eltern für dich sprechen lässt. Du mietest die Wohnung und solltest den Vermieter:innen zeigen, wer du bist. Als WG erscheint ihr am besten gemeinsam. So bekommt der oder die Vermieter:in ein Gespür dafür, wie ihr als Gruppe harmoniert. 

Generell fällt bei Wohnungsbesichtigungen der erste Eindruck stark ins Gewicht. Gerade in Ballungsgebieten hast du häufig nur wenige Minuten Zeit, um Vermieter:innen von dir zu überzeugen. Deine Unterlagen kennen sie bereits, sonst wärst du nicht zum Termin eingeladen worden. Jetzt geht es darum, eine persönliche Verbindung aufzubauen. Dabei helfen dir die folgenden Aspekte:

Sei pünktlich zum Besichtigungstermin oder sag rechtzeitig Bescheid, wenn du dich verspätest oder absagen musst. In der HP-Hausverwaltung, für die ich seit zwei Jahren tätig bin, bevorzugen die Eigentümer und Eigentümerinnen potenzielle Mieter:innen, die auch über die Wohnung hinaus Interesse zeigen. Positiv fällt auf, wenn du dich nach den restlichen Bewohner:innen des Hauses erkundigst und andeutest, dass du ein längerfristiges Mietverhältnis anstrebst. "Schau dir den Hauseingang an und er zeigt dir, wie die Gemeinschaft in diesem Haus und die Wohnung sein wird", rät Samuel Khan, seit zehn Jahren selbstständiger Immobilienmakler im Raum Frankfurt.

Solltest du einen Hund haben, der mit dir in der Wohnung wohnen wird, bring diesen zur Besichtigung mit. "Wenn der Hund wichtig ist und mit einzieht, möchten die Eigentümer auch diesen gesehen haben", stellt Samuel Khan fest. Vergewissere dich aber zuvor, dass Haustiere in der Wohnung erlaubt sind. 

Viele Besichtigungen finden zudem nicht in Einzelterminen, sondern in Sammelterminen statt. Schau dich in diesem Fall zunächst um und warte auf einen ruhigen Moment, um deine Fragen zu stellen. Generell sind Fragen erlaubt und zeigen Interesse. Hierbei zählt allerdings die Qualität und nicht die Quantität: "An Fragen sollte man erkennen, dass derjenige vorbereitet ist und ehrliches Interesse hat. Wer zum Beispiel genau bei den Nebenkosten nachfragt, erwägt einzuziehen", stellt Khan fest. Auch um Fotos zu bitten, macht einen interessierten Eindruck.

Allerdings gibt es auch Dinge, die du unbedingt vermeiden solltest: "Ich habe schon Anrufe nach 21 Uhr bekommen. Das ist unhöflich!", warnt Khan. 

Ein hellrotes Tuch sind auch angebliche Mängel, auf die du Vermieter:innen hinweist. Selbstverständlich darfst du bei Besichtigungen auf grobe Schäden aufmerksam machen. Zumeist erklären dir Vermieter:innen jedoch ohnehin, was noch bis zur Vermietung an der Wohnung verbessert wird. Mängel, die nicht erwähnt werden, wie eine lose Fußleiste oder Putzreste im Waschbecken, musst du meist übernehmen und selbst erledigen, wenn du möchtest, dass es irgendwann gemacht wird. Natürlich gilt das nicht für Neubau oder Luxusbauten.

Außerdem solltest du offen über deinen Verdienst reden. Häufig verstehen Bürgen oder Mietinteressenten und Interessentinnen nicht, warum Vermieter:innen über ihr monatliches Einkommen Bescheid wissen müssen. Auch wenn du nicht gerne über deine Finanzen redest: Eine Wohnung kostet Geld und egal ob Bürgschaft oder selbst finanziert – Vermieter:innen brauchen Zahlen und Nachweise darüber, dass du in der Lage bist, die monatliche Miete zu bezahlen.

Checkliste für die Wohnungsbesichtigung

  • Sei pünktlich: Wenn du eine weite Anreise hast, plan lieber etwas mehr Zeit ein. Bist du dir sicher, dass du es nicht pünktlich zum Termin schaffst, sag unbedingt Bescheid.
  • Schau dich in der Umgebung um: Gibt es Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe? Sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden? Hat die Wohnung eine gute ÖPNV-Anbindung? Wie stark ist die Verkehrslärmbelastung?
  • Bring notwendige Unterlagen mit: Wenn du relevante Unterlagen noch nicht bei deiner Wohnungsbewerbung vorgelegt hast, solltest du diese unbedingt zur Besichtigung mitbringen. Dazu gehören mindestens: Selbstauskunft, Einkommensnachweise und eine SCHUFA-Auskunft
  • Sieh dir die Wohnung genau an: Wie viele Steckdosen sind vorhanden? Wo liegt der Starkstromanschluss? Gibt es einen Waschkeller, Fahrradraum, Keller oder Dachboden? Sind Wasser- oder sogar Schimmelflecken erkennbar? Sind alle Fenster und Türen intakt?
  • Zeig Interesse: Stell interessierte Nachfragen zur Wohnung und der Umgebung. Du kannst beispielsweise fragen, wie sich die Nebenkosten genau zusammensetzen, ob du auf dem Balkon grillen darfst oder ob die eingebaute Küche oder anderes Inventar gegen einen Geldbetrag abgelöst werden muss.
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