Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Behindertenwerkstatt: Sozial engagieren nach dem Abitur

Autor*innen
Florian Offner
Eine Hand hält eine Blumenvase, die andere Hand berührt die Blumen darin.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) können alle machen, die sich nach der Schule eine Zeit lang sozial engagieren möchten. e-fellow Florian berichtet von seinen Erfahrungen in einer Behindertenwerkstatt, gibt Insider-Tipps und sagt dir, wo und wie du dich für ein FSJ bewirbst.

e-fellow Florian (24) hat sein Studium in Media Management an der Hochschule Fresenius vor kurzem erfolgreich abgeschlossen. Nach dem Abi engagierte er sich während seines Freiwilligen Sozialen Jahrs in der Behindertenwerkstatt "proWerk".

Nach meinem Abitur am Brackweder Gymnasium in Bielefeld habe ich mein FSJ bei "proWerk", einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, absolviert. Bethel ist die größte diakonische Einrichtung in Europa mit über 12.000 Mitarbeiter:innen.

Behinderten Menschen einen Job bieten

proWerk ist eine anerkannte Werkstatt für Behinderte und bietet über 2.000 Menschen mit geistiger, körperlicher, psychischer und mehrfacher Behinderung sowie Epilepsien einen Arbeitsplatz. Ziel ist es, die Behinderten beruflich zu rehabilitieren, ihnen einen strukturierten Tagesablauf und eine Zuverdienstmöglichkeit zu geben.

Meine Aufgaben

Ich betreute und unterstützte die Behinderten bei der Arbeit und kontrollierte auch die Arbeitsergebnisse. Insgesamt erlebte ich die Behinderten als sehr zufriedene Menschen. Das ist auch der harten Arbeit der angestellten Betreuer:innen zu verdanken.

Was ist ein FSJ überhaupt?

Das FSJ ist ein freiwilliger Dienst in Form einer ganztägigen und praktischen Hilfstätigkeit. Es richtet sich an junge Menschen zwischen dem 16. und 27. Lebensjahr, die etwas für sich und andere Menschen im sozialen Bereich tun möchten. Es dauert zwischen 6 und 18 Monaten, wobei 12 Monate am häufigsten gewählt werden. Interessenten sollten beachten, dass das FSJ häufig am 1. August oder 1. September eines jeden Jahres beginnt und dass in der Regel Bewerbungsfristen eingehalten werden müssen.

Ich empfehle das FSJ allen, die:

  • die Gesellschaft aktiv und sozial mitgestalten möchten,
  • soziale Berufsfelder kennenlernen wollen,
  • sich allgemein beruflich orientieren möchten
  • ihre Persönlichkeit weiterentwickeln wollen.

Einsatzmöglichkeiten

Das FSJ kann in den verschiedensten sozialen Einrichtungen geleistet werden. Beispiele hierfür sind:

  • Einrichtungen für behinderte Menschen
  • Jugendarbeit
  • Sport für Kinder und Jugendliche
  • Krankenhäuser
  • Kindertagesstätten
  • Kirchengemeinden
  • Ambulante Sozialdienste

Wo finde ich einen Anbieter?

Organisationen, bei denen du ein FSJ absolvieren kannst, findest du beispielsweise über den Bundesarbeitskreis FSJ.

Vergütung & Leistungen

Folgende Leistungen bekommst du:

  • Taschengeld
  • Unterkunft & amp; Verpflegung (alternativ je nach Anbieter höheres Taschengeld)
  • Beitragsfreie Versicherung in der gesetzlichen Pflege-, Kranken-, Renten-, Unfall-, und Arbeitslosenversicherung
  • Außerdem besteht im Gegensatz zum Zivildienst Anspruch auf Kindergeld (sofern das zu versteuernde Einkommen unter 7.680 Euro im Jahr liegt)

Wie hoch das Taschengeld und die Gesamtleistungen sind, und ob mehr oder weniger als beim Zivildienst gezahlt wird, lässt sich pauschal nicht beantworten, da dies vom Anbieter abhängt. Die finanzielle Entlohnung steht beim FSJ und Zivildienst aber nicht im Vordergrund, man wird in dieser Zeit jedenfalls nicht reich. Zur groben Orientierung: Bethel zahlt – je nachdem, ob man Verpflegung und Unterkunft in Anspruch nimmt – zwischen 190 bis 613 Euro im Monat (Stand 2011).

Ein Probearbeitstag gibt Sicherheit

Vor Antritt des FSJ empfehle ich jedem Interessenten einen Probearbeitstag bei seinem gewünschten Anbieter, da die Arbeit je nach Einsatzgebiet auch körperlich und psychisch belastend sein kann und man wissen sollte, was einen erwartet. Mir hat das FSJ gut gefallen und ich würde es jederzeit wieder machen. Obwohl für mich von Anfang an feststand, dass ich im Anschluss ein Studium absolvieren und später in die Wirtschaft gehen möchte, war das FSJ für mich eine willkommene Möglichkeit, mich sozial zu engagieren.

FSJ im Ausland möglich?

Grundsätzlich ist ein FSJ im In- und Ausland möglich. Eine Liste von Anbietern im In- und Ausland findet man beim Bundesarbeitskreis FSJ. Für das FSJ im Ausland gelten besondere Bedingungen, über die man sich frühzeitig informieren sollte. So muss die gewählte Organisation beispielsweise den Hauptsitz in Deutschland haben. Die Stellen im Ausland sind rar – bewirb dich also so früh wie möglich. Weitere Informationen unter www.fsj-adia.de.

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