Studienwahl nach dem Abitur: Auf Umwegen zum Wunschstudiengang

Autor*innen
Sophie Ament
Eine Person sprintet einen Weg entlang, der die Form eines gezackten Pfeils hat. Über seinem Kopf schwebt eine Glühbirne.

Du möchtest studieren, weißt aber nicht was? Du hast Angst, den falschen Studiengang zu wählen und dir so Optionen für deine Zukunft zu verbauen? So ging es auch e-fella Sophie nach ihrem Abitur. Im Gastbeitrag berichtet sie von ihren Erfahrungen und liefert einige Ideen, die auch dir bei der Studienwahl helfen können. 

Die Schule bereitet dich auf vieles vor: Du weißt Bescheid über Integralrechnung, Lyrikanalysen, Zellteilung. Doch wenn es darum geht, zu entscheiden, welchen weiteren Ausbildungsweg du nach dem Abitur einschlagen sollst, fühlst du dich wie bei einem Blackout vor der Klassenarbeit? Damit bist du nicht allein. 

Porträtbild zum Gastbeitrag Studienwahl [Quelle: Sophie A.]

Über die Autorin

Sophie Ament hat 2019 Abitur gemacht und studiert derzeit im zweiten Bachelor-Semester Psychologie. Nebenbei arbeitet sie als studentische Hilfskraft bei einem klinischen Forschungsprojekt und schreibt journalistische Texte. Sie interessiert sich für Kommunikation, gesellschaftspolitische Zusammenhänge und Nachhaltigkeit.

Wie finde ich den passenden Studiengang?

Im Juli 2019 stand für mich die große Frage im Raum: Was möchte ich nach meinem Abitur machen? Ich entschied, ein Gap Year einzulegen, um Orientierungspraktika zu absolvieren und mich selbst besser kennenzulernen. Zuerst vereinbarte ich dafür ein Beratungsgespräch bei der Bundesagentur für Arbeit. Mir wurden Fragen zu meinen Interessen, Stärken und Schwächen gestellt. Dabei kam heraus, dass einige Unternehmen in der freien Wirtschaft Duale Studiengänge in BWL-Personalmanagement anbieten. Das klang im ersten Moment passend und ich bewarb mich.

Ganz überzeugt war ich jedoch nicht. Also machte ich Persönlichkeitstests, informierte mich über Arbeitsmarktentwicklungen und las Berufsfindungsbücher. Doch auch das verschaffte mir nicht die erhoffte Sicherheit. Wie ich später feststellte, hatte ich zu dieser Zeit einen unrealistischen Anspruch: Mein zukünftiger Job sollte mir Freude bereiten – bis zum Ende meiner Karriere! Mich überfiel eine regelrechte "Zukunftspanik". Ich wollte eine Garantie auf einen beständigen Arbeitsplatz. Was ich damals noch nicht erkannte: Das Leben nach der Schule sieht ganz anders aus. Du hast keinen strukturierten Stundenplan mehr und kannst nicht mit Sicherheit sagen, wo du in einem Jahr stehst.

Ich wandte mich an Personen, die in der Position arbeiteten, die ich später einmal erreichen wollte und löcherte sie mit meinen Fragen. Meine Gesprächspartner:innen ermutigten mich, meinem Lernhunger zu folgen und an einer staatlichen Universität zu studieren und nicht zu früh auf ein Unternehmen festzulegen. Das fühlte sich für mich richtig an.

Deswegen lautet mein Rat: Sprich mit anderen Menschen über deine Ziele. Du wirst vieles erfahren, das du noch gar nicht in Betracht gezogen oder dir ganz anders ausgemalt hast. Versuch dabei aber, dich nicht zu sehr mit anderen zu vergleichen und bedenke, dass du deine Entscheidung letzten Endes alleine treffen musst.

Praktische Erfahrungen helfen bei der Studienwahl 

Bevor du dich für einen Studiengang entscheidest, kannst du außerdem Praktika in deinem Wunschbereich absolvieren und dir Vorlesungen anhören. Direkte Eindrücke kann dein Gehirn besser verarbeiten und du hast die Möglichkeit, dir Feedback einzuholen. So findest du nicht nur heraus, was du magst, sondern auch, was du gut kannst. Nicht selten bedingt sich das gegenseitig. 

Auch ich entschied mich, einen Blick in die Arbeitswelt zu werfen und sammelte drei Monate lang Erfahrungen in der Touristikbranche in der Schweiz. Um meine Fächerwahl einzugrenzen, probierte ich mich außerdem in einigen Orientierungspraktika aus. Über mein erstes Praktikum im Stadtplanungsamt meiner Heimatstadt kam ich viel mit der Kommunalpolitik und dem Bau- und Verwaltungsrecht in Kontakt. Nach dem Besuch einiger Gerichtsverhandlungen mit einem befreundeten Anwalt war mir schließlich klar: Jura soll es sein! Ich startete schon zum Sommersemester 2020 und verkürzte spontan mein Gap Year. 

Doch bereits nach einem Semester brach ich wieder ab. Zwar war ich von Anfang an in die vielfältigen Berufsbilder verliebt und fand die Vorstellung toll, als Richterin für Gerechtigkeit einzustehen oder mich als Anwältin durch Sprachgefühl und Empathie für meine Mandanten und Mandantinnen einzusetzen. Das Studium sah jedoch anders aus. Hier war nicht meine Kreativität gefragt, sondern die Aufreihung nüchterner Definitionen im Gutachtenstil. Das war mir zu mechanisch und zu weit weg vom Menschen. Ich wusste schnell, dass ich die vielen Semester bis zu den Staatsexamina nicht durchhalten würde.

Per Studienfachwechsel zum Ziel

Mit meinem Fachwechsel setzte ich meine Suche nach dem passenden Studiengang fort. Diesmal wollte ich aber sichergehen, dass mich die die Studieninhalte wirklich reizen – nicht nur der Beruf nach dem Abschluss. Bei einer Studienberatung entdeckte ich, dass ich später gerne mit Menschen zusammenarbeiten würde. Mich interessiert, wie der Mensch kommuniziert, sich in der Gesellschaft bewegt, organisiert und sozialisiert. Deshalb bewarb ich mich schließlich für Soziologie, Erziehungswissenschaften und Psychologie.

Während ich auf die Antworten der Universitäten wartete, unternahm ich alles, worauf ich Lust hatte. Ich hörte auf, meinen Alltag nur mit Tätigkeiten zu füllen, die sich positiv in meinem Lebenslauf machen könnten. Durch das Ausprobieren potenzieller Hobbys traten Chancen in mein Leben, die mich bis heute begleiten. So begann ich unter anderem, ehrenamtlich für einem Jugendradiosender Beiträge zu schreiben. Außerdem absolvierte ich ein Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit. Daraus entwickelte sich mein Nebenjob, der mir bis heute viel Freude bereitet. 

Nach drei Monaten erhielt ich die Zusage für meinen Wunschstudiengang Psychologie. Bis heute bin ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Nach den vielen Irrfahrten fühle ich mich, als wäre ich endlich innerlich angekommen. Es motiviert stark, wenn dich die Inhalte deines Studienganges intrinsisch interessieren. Wenn du dich für ein Studienfach entscheidest, sollte dir jedoch auch klar sein, was dein berufliches Ziel dahinter ist. Sonst zweifelst du schnell den Sinn deines Studiengangs an. Das ist die schlimmste Lern- und Erfolgsbremse überhaupt!

Am Ende der Tage weißt du nur, ob dir ein Fach liegt, wenn du es ausprobiert hast. Du kannst immer noch eine Kurskorrektur vornehmen. Das Leben ist keine Einbahnstraße. Solche Erfahrungen stärken dich und geben Gewissheit. Die Studienwahl kann ein harter Selbstfindungsprozess sein. Doch die wichtigste Entscheidung ist, überhaupt eine zu treffen.

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