Studieren in Bamberg: Wie aus dem Bilderbuch

Der Bamberger Reiter und ein Fachwerkhaus

Drei Dinge sind fest mit Bamberg verbunden: Bierkeller, Rauchbier, Bamberger Reiter. Aber nicht nur die Tourist:innen denken so, die vielleicht mal ein Wochenende in Bamberg verbringen – sondern auch Studierende, die seit Jahren in der Stadt mit den vielen Bierkellern leben.

Bamberg ist eigentlich eine Studi-Stadt wie aus dem Bilderbuch. Eigentlich, weil sie auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so studentisch wirkt. Eher touristisch – mit Ansichtskartenmotiven und Kiosken, die Postkarten und Eis verkaufen. Aber da gibt es ja noch die vielen kleinen Kneipen, die zahllosen Seitenarme der Regnitz, die sich durch die Innenstadt schlängeln, und das romantische 'Klein-Venedig'. Es ist doch eine Studentenstadt mit Charme. Erbaut auf sieben Hügeln – wie Rom. Mit dem Inselgebiet, den Fischerhäusern von 'Klein-Venedig' und den vielen Brücken, die südländischen Charme vermitteln.

Glockenläuten als Background

Den meisten Studierenden, die neu in die Stadt ziehen, wird eines schnell bewusst: Diese Stadt wird von Traditionen bestimmt. Da ist einerseits die lange (Kirchen-)Geschichte. Erste Ansiedlungen gab es bereits 1.000 Jahre vor Christus. Bamberg liegt ein frühmittelalterlicher Plan zugrunde, der ein Kreuz darstellt: Vier Kirchen weisen in die vier Himmelsrichtungen. Überhaupt bestimmen Kirchen ganz wesentlich das Stadtbild und die Geräuschkulisse Bambergs. Eine Wohnung zu finden, von der aus keine läutenden Kirchenglocken zu hören sind, gilt unter Studierenden als echte Herausforderung.

Studi-Leben an drei Standorten

Das Unileben spielt sich wesentlich zwischen drei Standorten ab: Die meisten "Geistis", also Student:innen mit geisteswissenschaftlichen Fächern, sind in den historischen Gebäuden mitten in der Altstadt untergebracht. Es gibt dort eine regelrechte 'Unimeile' mit zahlreichen Gebäuden aus dem Mittelalter. Damit trägt auch die Uni zum Erhalt des historischen Erbes der Stadt bei, die Deutschlands größten denkmalgeschützten Stadtkern besitzt. 1993 wurde Bamberg von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Stilepochen von der Gotik über Barock bis zur späten Romantik prägen die Architektur der über 1.000 Jahre alten Kaiser- und Bischofsstadt.

2012 wurde die Universität um einen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei Erlangen-Bamberg am nördlichen Ende der Inselstadt erweitert. Am 'Erba' genannten Standort haben seither die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik sowie das Institut für Kommunikationswissenschaft ihren Sitz.

Wo die WiWis wuseln

Die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät ist in der Feldkirchenstraße angesiedelt, unter Insidern kurz 'Feki'. Wie auch in der Innenstadt gibt es hier eine Mensa, CIP-Pools und die entsprechenden Teilbibliotheken. Eigentlich sind sie also autark, die Standorte der Uni Bamberg, und dennoch kann der eine nicht so recht ohne die anderen. Grund: Die Innenstadt-Uni wird von Frauen beherrscht, an der Feki gibt es einen Männerüberschuss. Vorurteile zwischen diesen beiden Polen werden in den Mensen eifrig diskutiert und verlieren wahrscheinlich nie an Aktualität.

Hier verläuft sich niemand

Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit einer Studierendenzahl von etwa 13.000 wird gern mit dem Adjektiv "überschaubar" charakterisiert. Das trifft den Kern, denn allein durch die Aufteilung der sieben Fakultäten in unterschiedliche Gebäude, wird sich in Bamberg an der Uni niemand verlaufen. In kürzester Zeit können Studierende hier nicht nur ihre Kommiliton:innen, sondern auch die Dozent:innen kennen lernen und wieder treffen. Man verliert sich in Bamberg nicht aus den Augen, außer man beabsichtigt es.

Weltoffen und basketballbegeistert

Was die Stadt an Traditionen vielleicht zu viel hat, macht sie durch Weltoffenheit wieder wett. So nutzen über 20 Prozent der Studierenden eines Jahrgangs die zahlreichen studentischen Austauschprogramme mit Universitäten auf dem ganzen Globus. Da verwundert es vielleicht auch nicht, dass hier mit Basketball schon seit langer Zeit eine amerikanische Sportart das Sagen hat. Wenn die Brose Baskets, die mittlerweile neunfacher Deutscher Meister im Basketball sind, spielen, dann fiebert die ganze Stadt mit.

Ein außergewöhnlicher Abschluss: das Bierdiplom

Was wäre Bamberg ohne Biergärten? Das "Seidla" (so heißt die Halbe in Bamberg) Bier kostet "auf dem Keller" nur rund drei Euro – auch für Studierende erschwinglich. Es ist schwierig, die Vielfalt zu beschreiben, die kann man nur selbst testen. Dazu eignet sich auch das offizielle Bamberger "Bierdiplom". Keine Angst, hier bleibt ihr von muffigen Vorlesungssälen verschont. Ganz im Gegenteil: Bierdiplomand:innen besuchen an einem Tag alle zehn Brauereien Bambergs. Bei jeder Besichtigung dürfen sie dann natürlich einen kühlen Schluck kosten – oder auch zwei. Besonders bei ausländischen Studierenden ist dieser Abschluss sehr beliebt.

Bierkeller, nicht -gärten!

Ihr fragt euch jetzt bestimmt noch, wieso man denn in und um Bamberg nicht "in Biergärten", sondern "auf Bierkeller" geht? Der Grund dafür liegt – wie so vieles in Bamberg – in der Tradition: Früher wurde das Bier in kühlen Sandsteingewölben gelagert, die in die Hügel rund um die Stadt gegraben wurden. Auf diesen pflanzten die Bierbrauer dann große Bäume zum weiteren Schutz vor der Sonne. Unter diesen Bäumen findet man heute einige der schönsten Biergärten Frankens. Wenn das kein Grund für die Immatrikulation in Bamberg ist?

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