Studieren in Bonn: Internationalität, Kultur und Politik
Die wenigsten werden bei der Ankündigung, dass man künftig in Bonn leben und studieren werde, ausrufen: "Wie spannend!". Dabei hat die Stadt, in der fünf Jahrzehnte lang die Bundesregierung und das Parlament beheimatet waren, viel zu bieten.
Bonn ist unter anderem barocker Fürstensitz mit zahlreichen Schlössern und Kirchen, Sitz eines der mächtigsten rheinischen Stifte, Beethoven-Stadt und schließlich Sitz einer Universität mit hohem Renommee und historischer Größe. Geschichte begleitet einen in Bonn einfach auf Schritt und Tritt.
Ein bisschen Stadtgeschichte
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erarbeitete der Parlamentarische Rat im "Museum Alexander Koenig" das Grundgesetz und entschied sich gegen Frankfurt und für Bonn als Regierungssitz. Die folgenden Jahrzehnte als Hauptstadt brachten Präsident:innen und Premiers, Diplomat:innen und Demonstrant:innen, Prominente und Prestige nach Bonn. Die so idyllisch am Rand des romantischen Rheintals gelegene Stadt mit ihren rund 300.000 Einwohner:innen wurde politischer Dreh- und Angelpunkt der Republik. Doch nach den vielen fetten Jahren drohten 1991 schließlich magere Zeiten. Der deutsche Bundestag entschied mit 338 zu 320 Stimmen, den Regierungssitz nach Berlin zu verlagern. Unter großen Anstrengungen und mit Hilfe der Gelder aus dem Bonn-/Berlin-Gesetz gelang es der Stadt, attraktiv zu bleiben.
Karriere im öffentlichen Dienst
Die Stadt hat auch weiterhin viele bundespolitische und verwaltungstechnische Verbindungen - und das nicht nur wegen der sechs Bundesministerien, die noch immer ihren Dienstsitz hier haben, sondern auch wegen zahlreicher anderer Bundesbehörden. Eine Karriere im öffentlichen Dienst – insbesondere in gehobener Position – erscheint bei einer solchen Vielfalt mehr denn je möglich. Die kurze Entfernung nach Brüssel und Straßburg ist in Zeiten der stärkeren Bedeutung der Europäischen Union ein Standortvorteil.
Die Vereinten Nationen - versammelt in Bonn
Vom "Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen" (UNEP/EUROBATS) über die Universität der Vereinten Nationen (UNU) bis zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben zwölf Unterorganisationen der Vereinten Nationen ihren Sitz in Bonn. Als Student:in kannst du also bei Forschungsinstituten, Verbänden, in der UNO oder den Bundesministerien als Hilfskraft arbeiten. In den Bonner Ministerien müssen nach dem Bonn/Berlin-Gesetz mehr Mitarbeitende beschäftigt sein als in den Berliner Niederlassungen. Folglich wird ein großer Teil der inhaltlichen Arbeit in der "Bundesstadt", so Bonns offizieller Name seit 1994, vollbracht.
Große Unternehmen und viel Kultur
Mit Telekom und Post haben zwei der größten deutschen Arbeitgeber ihre Konzernzentralen in Bonn. Die Post sorgte mit dem Bau des 163 Meter hohen Post-Towers dafür, dass in den Zeitungen schon von "Bonn-hattan" die Rede war. Doch so weit ist es noch nicht. Noch herrscht Beschaulichkeit in der kleinen, großen Stadt. Man wohnt in Ruhe und doch sind es stets nur wenige Schritte bis in die Innenstadt oder zu den vielen hervorragenden Kultureinrichtungen, die die Stadt prägen. Vom Opernhaus über das "Haus der Geschichte" bis zum "Deutschen Museum Bonn" finden Kulturinteressierte alles, was das Herz begehrt. Besonders stolz ist die Stadt auch auf ihren wohl bekanntesten Sohn, Ludwig van Beethoven, und zeigt das regelmäßig beim sogenannten Beethovenfest.
Ausgehen leicht gemacht
Doch trotz aller Hochkultur gibt es auch die typisch rheinischen Kneipen und Gaststätten. Von gemütlich bis postmodern, von Kölsch bis Cocktail - in der Bonner Altstadt reiht sich eine Kneipe an die andere. Ob im Sommer am "Alten Zoll" für kleines Geld ein Mittagessen mit Panorama-Blick auf das Rheintal oder im Winter im "Bönnsch" ein original Bonner Bier: Bonn bietet für jeden Geschmack etwas. Nur für Partyhungrige ist die Stadt leider enttäuschend, die Diskotheken sind eher etwas für düstere Gestalten. Sehr empfehlenswert sind dagegen die an wechselnden Orten stattfindenden After-Work-Partys oder das "Big City Clubbing".
Die Preußen am Rhein
In der umtriebigen Stadt, die stets schon etwas Besonderes sein wollte, gründete am 18. Oktober 1818 der Preußenkönig Friedrich-Wilhelm III. in seinem Stadtschloss die Universität, die nach ihm "Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität" benannt wurde. Fast 200 Jahre später hat sich die Uni Bonn mit 530 Professor:innen und etwa 30.000 Studierende zu einer der größten Unis Deutschlands entwickelt. Sie bietet mit sieben Fakultäten und 80 Studiengängen eines der breitesten Angebote der deutschen Hochschullandschaft. 2004 schaffte sie es unter die Top 100 der Unis weltweit. Als Professoren lehrten hier schon August Schlegel, Ernst Moritz Arndt und Papst Benedikt XVI. Die Schar Bonner Studierender, die später Berühmtheit erlangten, reicht von Kaiser Wilhelm II. über Konrad Duden, Heinrich Heine, Karl Marx und Friedrich Nietzsche bis Konrad Adenauer.
Exzellente Lehre in Bonn
Bei der Exzellenzinitiative konnte die Universität Bonn im ersten Durchgang mit ihrer "Bonn Graduate School of Economics" in den Wirtschaftswissenschaften sowie mit dem Exzellenzcluster "Mathematics: Foundations, Models, Applications" punkten. In der zweiten Runde der Initiative ist Bonn gegenwärtig mit den Graduiertenschulen für die Fachbereiche Biologie, Physik und Astronomie sowie den Clustern für Medienwissenschaften und Informatik vertreten. Vier Hochschulen komplettieren das Bildungsangebot in der Bonner Region. Darunter sind beispielsweise die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und die Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin. Ferner wird die akademische Landschaft Bonns durch drei Max-Planck-Institute ebenso bereichert wie durch zahlreiche politische und nicht-politische Stiftungen sowie den Deutschen Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Studienstiftung des deutschen Volkes.
Eine offene Stadt
Internationalität hat in Bonn Tradition. Zu Regierungssitzzeiten wimmelte es nur so von Diplomaten, Botschaftern und ausländischen Gesandten. Zahlreiche Touristen steuern jedes Jahr die Sehenswürdigkeiten in der Stadt, den nahen Drachenfels oder das Hotel Petersberg in Königswinter an, wo regelmäßig internationale Konferenzen stattfinden. Dazu kommen auch über 5.000 internationale Studierende und zu guter Letzt ist Bonn seit 1996 UNO-Stadt.
Metropole ohne Stress
Wer in Bonn studiert, kann beides haben: ein abwechslungsreiches Leben innerhalb und außerhalb der Uni. Für Studierende sind gerade der Hofgarten und die Rheinaue beliebte Treffpunkte und am Wochenende lädt "Vater Rhein" zum Rudern, Kanu- oder Wasserski-Fahren ein. Das Angebot ist groß, es lebt sich aber überschaubar und gemütlich ohne den Stress und die Hektik von Großstädten. Bonn ist und bleibt etwas Besonderes.