Studieren in Genf: Internationalität in der Stadt der Parks
- Sarah Raveling
Genf: Das ist ein malerischer See und Schweizer Lebensart par excellence – sauber und beschaulich. Aber auch in Genf kann man feiern. Wenn man es schafft, eines der raren Zimmer für Student:innen zu ergattern.
Die ersten Siedlungen am Ufer des Genfer Sees wurden bereits zwischen 3.000 und 2.500 v.Chr. gegründet. Als Julius Cäsar den Zug der Helvetier Richtung Gallien um 28 v.Chr. aufhält, wird in seinem "De bello gallico" zum ersten Mal der Name Genf genannt. Bereits im Jahre 1559 wird unter Mitwirkung von Jean Calvin die Akademie von Genf gegründet, die den Grundstein für die heutige Universität bildet.
Rousseau und das CERN
Die "Escalade", die noch heute Anfang Dezember mit großem Aufwand gefeiert wird, geht auf den vergeblichen Versuch von Charles Emmanuel I., dem damaligen Grafen von Savoie, zurück, im Jahre 1602 die Stadt zu erobern. 1712 wird Jean-Jacques Rousseau in Genf geboren. Nach einer kurzen Zugehörigkeit zu Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts schließt sich Genf 1815 der Eidgenossenschaft an. 1863 gründet Henri Dunant mit einigen Bekannten das Internationale Komitee des Roten Kreuzes. 1919 wird Genf zum Sitz des Völkerbundes auserkoren, 1946 schließlich als europäischer Sitz der Vereinten Nationen ausgewählt. 1953 wird das CERN (Centre Européen de la Recherche Nucléaire) gegründet, von dem aus ab 1991 letztlich auch das World Wide Web die Welt ein bisschen kleiner werden ließ.
Land und Leute
Das Gebiet des Kanton Genf ist klein: es umfasst nur 282 Quadratkilometer. Es bildet eine Enklave eingebettet in das Land des französischen Nachbarn, genauer in dessen Regionen Haute-Savoie et Ain. Bei einer Länge von 107,5 Kilometern nimmt die Grenze des Kantons zu Frankreich 103 Kilometer, diejenige zur Eidgenossenschaft jedoch lediglich 4,5 Kilometer ein. Der Teil des Genfer Sees, der auch tatsächlich zum Kanton Genf gehört, umfasst 38 Quadratkilometer und wird oft der "Kleine See" genannt. Genf liegt zwischen Alpen und Jura im äußersten Südosten der Schweiz auf einer Meereshöhe von 373 Metern.
Multikulti
Bis zum Jahr 1870 war Genf noch die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz, wurde aber mittlerweile von Zürich in dieser Stellung abgelöst. Genf selbst gehört heute mit etwa 195.000 Einwohnern eher zu den überschaubaren Großstädten. Im ganzen Kanton Genf, der neben Genf noch acht andere Städte zählt, leben ungefähr 476.000 Menschen. Was die viel gerühmte Internationalität von Genf angeht, so lebt in Genf tatsächlich der größte Anteil an Ausländer:innen der Schweizer Städte und auf den Straßen sind immer unterschiedliche Sprachen zu hören.
UNO, WTO, ILO, ICRC, et cetera
Nachdem Genf zunächst Sitz des Völkerbundes und später der Vereinten Nationen wurde, beherbergt es heute etwa 25 Internationale Organisationen (zum Beispiel Weltgesundheitsorganisation, Welthandelsorganisation, Europäische Rundfunkunion, Internationale Organisation für Migration,...) sowie zahllose NGOs und Missionen.
Für jeden etwas dabei
Es gibt sehr viele Museen in Genf, ebenso wie Privatsammlungen, gut sortierte Bibliotheken und das renommierte Grand-Théâtre, in dem Musikaufführungen stattfinden. Der Eintritt in die städtischen Museen ist jeden ersten Sonntag im Monat kostenlos und die Zahl der Besucher:innen an diesen Tagen zeigt, dass sich die Genfer:innen eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Aber auch die Privatmuseen, wie zum Beispiel das Musée du Croix-Rouge, das die Geschichte der Organisation veranschaulicht, sind einen Besuch wert. Uhrenliebhaber:innen sollten in diesem Zusammenhang auf keinen Fall das Patek-Philipp-Museum vergessen. Außerdem erwartet dich das ganze Jahr über eine Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen. Berühmt, wenn auch nicht unbedingt kulturell im engeren Sinne, ist natürlich auch der jedes Frühjahr stattfindende Genfer Autosalon. Genf wird häufig als "ländlicher" Kanton bezeichnet wegen der besonderen Nähe zur ländlichen Umgebung. Außerdem gehört die Stadt zu den am wenigsten verschmutzten Städten in Europa. Auch trägt Genf den Namen "Stadt der Parks", da immerhin 25 große Parks eine Fläche von 310 Hektar einnehmen.
Studentenleben
Aber abgesehen davon hat Genf als Weltstadt auch besonders viel für Studierende zu bieten, die bereits während des Studiums möglichst viel von der Arbeit der ansässigen Internationalen Organisationen mitbekommen möchten. So sind oder waren viele der Dozent:innen in den jeweiligen Fachgebieten tatsächlich in den entsprechenden Organisationen tätig. Sie können somit wertvolle Einblicke in deren Arbeit vermitteln. Und die Aussichten nach einem Studium in Genf scheinen bei entsprechendem Engagement nicht schlecht zu sein. So studierten hier unter anderen Kofi Annan und José Manuel Barroso. Studienmöglichkeiten bieten dabei nicht nur die Fakultäten der Universität, sondern auch zahlreiche spezialisierte Hochschulen, die entweder an die Universität angegliedert sind oder eng mit ihr kooperieren.
Gemütlichkeit und Sportlichkeit vereint
Auch wenn man um ein Zimmer in Genf regelrecht kämpfen muss – zumindest, wenn man nicht bereit ist, wahrlich astronomische Preise zu zahlen – gestaltet sich das Leben insgesamt recht angenehm. Zahlreiche Cafés, Bistros und Bars laden dazu ein, sich einfach mal ein Weilchen gemütlich niederzulassen und dem im wahrsten Sinne des Wortes bunten Treiben zuzusehen. Der See bietet natürlich die besten Voraussetzungen für alle Arten von Sport und die Altstadt lädt immer zu einem angenehmen Bummel durch die Gassen ein.