Studieren in Kassel: Heim für angenehme Studienjahre

Studentin steht vor dem Fridericianum-Museum in Kassel

Die Meinungen über Kassel sind so vielfältig wie das Gesicht der Stadt. Bei Zugezogenen weckt die 197.000 Einwohner-Stadt zumeist eine gepflegte Hass-Liebe. Denn auf den ersten Blick bietet sich dem/der Betrachter:in eine armselig-hässliche Arbeiterstadt mit lieblosen 50er-Jahre-Bauten.

Doch wer genauer hinsieht, erkennt den ausgeprägten Erholungswert durch viele Grünflächen und das "kulturelle Mekka" mit der "documenta". Es sind also die Kontraste, die dem geografischen Mittelpunkt Deutschlands seinen gewissen Charme verleihen.

Eine Uni mit Konzept

Engagierte Bildungsreformer gründeten die Universität 1971 als Modellversuch. Die integrierte Gesamthochschule Kassel (GhK) verfolgt Karl Jaspers "Idee der Hochschule" als einer Einheit von Fachschule, Bildungsinstitut und Forschungsanstalt. Sie schreibt sich Innovation, Interdisziplinarität und Internationalität aufs Banner. Das bedeutet: moderne, gestufte Studienangebote und Gesellschafts- und Praxisbezogenheit der Disziplinen. Die Kasseler Uni ist in ein internationales Netzwerk eingebunden. Dies ermöglicht international anerkannte Abschlüsse wie Bachelor und Master, z.B. in den Fächern Deutsch als Fremdsprache, Informatik, Medien, Psychologie und Kulturwirtschaft.

Alles nur geträumt

Von familiärer Atmosphäre träumt man in den meisten Studiengängen an der Universität Kassel. Mit annähernd 23.000 Studierenden ist die Uni weit über ihren ursprünglichen Rahmen hinausgewachsen. Überfüllte Hörsäle und Anonymität sind daher normal. Selbst zum Studienabschluss kennt der Professor oder die Professorin nicht immer die eigenen Prüflinge persönlich. Gegen Ende des Semesters reguliert sich die Situation wegen nachlassender Motivation von selbst. Vor allem im Sommersemester, wenn die Bierbänke auf dem Campus locken.

Im Herzen Kassels...

... befindet sich die "Hauptattraktion": der Campus. Das Unigelände ist nur zehn Minuten zu Fuß von der Fußgängerzone mit zahlreichen Ladengalerien in der Königsstraße entfernt. Der Campus wurde auf dem ehemaligen Henschel-Fabrikgelände erbaut und strahlt mit seiner pittoresken Backstein-Fassade eine heimelige Atmosphäre aus.

Leben auf dem Campus

Alle Straßen laufen sternförmig auf den Campus-Mittelpunkt zu. Hier findest du alles, was du für das Uni-Leben benötigst: Caféteria, Studentenwohnheim und Bibliothek. Als Geisteswissenschaftler:in empfiehlt sich jedoch in den meisten Fällen der einstündige Ausflug mit der Regionalbahn in die besser sortierte Göttinger Uni-Bibliothek. Ein paar Meter weiter befindet sich die zu kulinarischer Berühmtheit gelangte Zentralmensa. Nicht nur nordhessische Spezialitäten lassen den ausgehungerten "Kopfarbeiter:innen" für 1,80 bis 4 Euro das Wasser im Mund zusammenlaufen. Eine Treppe höher in der Mönchebergstraße findet man freundlichen Rat im Studentensekretariat. Mietwohnungen sind pro Quadratmeter im Vergleich zu anderen hessischen Städten sehr günstig. Der Semesterbeitrag beläuft sich auf 267 Euro. Darin enthalten sind die Kosten fürs Studentenwerk, den AStA und das Semesterticket.

Kultur in Kassel

Ein kulturelles Highlight der Stadt ist die alle fünf Jahre stattfindende zeitgenössische Kunstausstellung "documenta". Sie präsentierte sich 2012 das dreizehnte Mal an den Hauptstandorten Museum Fridericianum, documenta-Halle, Orangerie und Kulturbahnhof. Im Kulturbahnhof findet man außerdem ein Kino, die Galerie der komischen Kunst "Caricatura", ein Disco-Klub und wechselnde Festivitäten. Bestechend ist auch die ausgefallene Museumslandschaft Kassels mit dem Sepulkralmuseum, dem Deutschen Tapetenmuseum und der Galerie der Alten Meister. Wer eher Naturlandschaften mag, ist ebenfalls gut bedient: Zum Verweilen laden der Bergpark Wilhelmshöhe mit Herkules, Wasserspielen und Schloss Wilhelmshöhe sowie die Fulda-Auen samt Orangerie ein.

... und bei Nacht

Das auf den ersten Blick etwas eintönig anmutende Nachtleben wartet mit Discos wie dem "Musikpark A7" auf - für jeden Geschmack ist das Richtige dabei. Die früher sehr beliebten Uni-Feten auf dem Campus finden leider nicht mehr statt. Denn vor ein paar Jahren beschwerten sich die Kneipenwirt:innen aus der Innenstadt wegen Umsatzmangel und überzeugten die Stadt. Dafür bieten die universitären Ersatz-Events in den Discos leider auch keine wirkliche Alternative. Die gesamte Bandbreite abendlicher Vergnügungen wird durch ein breites Kino- und Theaterprogramm abgedeckt und mit Events wie "Zissel", Kultursommer und langer Museumsnacht abgerundet.

Summa Sumarum

Wer sich nicht auf den ersten Blick von Kassel abschrecken lässt, kann hier ein paar ganz angenehme Studienjahre verbringen. Die Stadt ist nicht so provinziell wie manch einer denkt.

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