Online-Intelligenztests: Wie gut sind Online-Intelligenztests wirklich?

Autor*innen
Sybille A. Beyer
Ein Mann hebt triumphierend die Arme. Sein Kopf wurde durch eine leuchtende Glühbirne ersetzt.

In nur fünf Minuten deinen IQ herausfinden oder deine Persönlichkeit genauer ergründen – zahlreiche Online-Tests versprechen genau das. Doch was taugen ihre Ergebnisse?

Welcher Fantasy-Held wärst du? Wie gut ist dein Allgemeinwissen? Welchen IQ hast du? Unzählige Online-Tests zur Analyse deiner Persönlichkeit schwirren durchs Internet. Eines haben sie alle gemeinsam: Ihre Ergebnisse sind nicht ernst zu nehmen.

Während einem das bei der Frage nach der eigenen Superheldenstärke schnell einleuchtet, glauben viele an die Aussagekraft von vorgeblich psychologischen Online-Tests. Schließlich ist es sehr verlockend, herauszufinden, ob nicht doch was dran ist am heimlichen Verdacht, deutlich klüger zu sein als die Kommilitonen oder Kollegen.

Genau dafür gibt es IQ-Tests. Doch um aussagekräftige, valide Ergebnisse zu liefern, müssen diese einige Kriterien erfüllen. Und das ist bei Online-Tests nicht möglich.

Viele Faktoren führen zum Ergebnis

Die Entwicklung eines seriösen Tests erfordert eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss, um die Normierung anzupassen.

Die Diplom-Psychologin Dr. Tanja Gabriele Baudson, Beisitzerin für Hochbegabtenforschung und -förderung bei Mensa in Deutschland e.V., schreibt dazu: "Validierung bezieht sich auf die Frage, ob der Test tatsächlich Intelligenz misst. Dabei müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Die konvergente Validität beispielsweise wird in der Regel über Korrelationen mit Außenkriterien erfasst, also anderen IQ-Tests oder Variablen, die mit Intelligenz zusammenhängen. Das können Schulnoten in 'akademischeren' Fächern, Bildung oder Fremd- und Selbsteinschätzungen der Intelligenz sein, da hier abschätzbar ist, welche Korrelationen zu erwarten sind.

Diskriminante Validität wird analog über Korrelationen mit Dingen gemessen, die nichts mit Intelligenz zu tun haben, etwa Sportnoten oder Einschätzungen des Sozialverhaltens. Zur Messung der Konstruktvalidität wird die Übereinstimmung mit theoretischen Modellen der Intelligenz herangezogen. Da gibt es also eine ganze Reihe an Teilaspekten, die berücksichtigt werden müssen.

Normierung bezieht sich hingegen auf die Vergleichsgruppe (die 'Eichstichprobe'). Diese muss feststehen, bevor ein individueller Testwert mit ihr verglichen werden kann. Bei den gängigen Online-Tests ist das nicht der Fall. Zur Erklärung: Wenn ich 37 Punkte im Test erreicht habe, sagt mir das nichts darüber, ob das Ergebnis gut oder schlecht ist. Hierfür brauche ich einen Maßstab, den mir die Normierungsstichprobe liefert."

Valide Tests funktionieren also nur unter kontrollierten Bedingungen, mit Zeitbegrenzung und einem Testleiter, der die Aufgabenstellung erklärt und die Einhaltung der Regeln überwacht. Das kann in einer Gruppe oder einzeln erfolgen. Testleitung, Auswertung und Interpretation sollten nur von Personen durchgeführt werden, die sich mit IQ-Tests auskennen.

Wer nur zum Spaß einen Online-IQ-Test machen will, kann das gerne tun. Das Ergebnis solltest du jedoch nicht ernst nehmen. In den allermeisten Fällen haben solche Tests keinen erkennbar wissenschaftlichen Anbieter, machen unhaltbare Versprechen, wie "Ihr IQ in 5 Minuten", oder geben kein Zeitlimit für die Beantwortung der Fragen vor. Aber selbst wenn – wer sollte das kontrollieren?  

Wo finde ich seriöse Testmöglichkeiten?

Ein guter Test erfüllt folgende Gütekriterien:

  • Objektivität (= gleiche Bedingungen bei Durchführung, Auswertung und Interpretation)
  • Reliabilität (= Messgenauigkeit)
  • Validität (= Test misst Intelligenz und nichts Anderes)
  • aktuelle Normen (Faustregel: nicht älter als sieben bis zehn Jahre)

Viele Psychologen bieten Tests an, deren Kosten bei etwa 300 Euro liegen. Der fachgerechte Ablauf eines IQ-Tests beinhaltet zunächst eine solide Anamnese vor der Testung und anschließend ein Auswertungsgespräch mit der Möglichkeit, Rückfragen zu stellen sowie einen umfassenden Ergebnisbericht. So erklärt sich auch der höhere Preis, denn ein guter IQ-Test nimmt mehrere Stunden in Anspruch.

Zwar sollte es selbstverständlich sein, dass bei der Testung aktuelle Verfahren verwendet werden, nachfragen solltest du jedoch insbesondere bei Personen, die mit ihren Tests gezielt Hochbegabte hervorbringen möchten.

Eine weitere Möglichkeit ist der Gruppentest bei Mensa in Deutschland e.V. (MinD), der für derzeit 60 Euro in vielen Städten angeboten wird. Absolvierst du diesen mit einem IQ größer oder gleich 130, hast du die Möglichkeit, Mitglied bei MinD zu werden. Ein nach oben genannten Kriterien abgelegter externer Test wird für die Mitgliedschaft ebenfalls anerkannt.

MinD – bringt intelligente Menschen in Kontakt

Mensa in Deutschland e. V. (MinD) ist als teilweise gemeinnützige Interessenvertretung beim Deutschen Bundestag registriert und engagiert sich mit zahlreichen Projekten für die Förderung und Erkennung von Hochbegabung.

Der Vereinszweck von Mensa ist, Intelligenz zum Wohle der Menschheit einzusetzen, intelligente Menschen aus allen Lebensbereichen miteinander in Kontakt zu bringen, sowie Wissenschaft, Forschung, Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der menschlichen Intelligenz zu fördern. Dazu gehört auch die Durchführung wissenschaftlich anerkannter Intelligenztests.

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