Praktikumsknigge: Souverän durchs Praktikum
- Carola Schmid
Mit einem überzeugenden Auftritt im Vorstellungsgespräch hast du dir dein Traumpraktikum gesichert. Jetzt musst du nur noch im Tagesgeschäft glänzen! Unser Praktikumsknigge bringt dich sicher durch die ersten Wochen: Ob Fettnäpfchen bei der Begrüßung, Stolpersteine beim Mittagessen oder fiese Fallen vor Feierabend – hier findest du Tipps für jede Situation.
Dein Leitfaden für den Tag davor
Damit du am ersten Tag nicht gleich mit Unwissenheit auffällst, geh nochmal alle wichtigen Infos zu deinem Arbeitgeber durch: Wie heißt die Abteilung deines Praktikums genau? Welches Aufgabengebiet bearbeiten deine Kollegen? Wie heißt dein Betreuer und in welcher Position arbeitet er im Unternehmen? Nichts wäre peinlicher, als am ersten Tag nicht zu wissen, wo genau du bist.
Stau, Zugausfall, Streik: Auf deinem Arbeitsweg kann vieles zu einer Verspätung führen. Wenn du also deine Zugverbindung oder Route fürs Auto suchst, plan einen Puffer ein. Denn wie Dr. Murphy schon wusste: "Alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen".
Um morgen nicht in Stress zu geraten, legst du dir schon jetzt dein Outfit zurecht. Du weißt nicht, was du anziehen sollst? Keinen Studenten-Look, soviel ist sicher. Versuch dich daran zu erinnern, was die Leute bei deinem Bewerbungsgespräch getragen haben. Falls du trotzdem Rat bei der Kleiderwahl brauchst, helfen dir unsere Dresscode-Empfehlungen. Im Zweifel gilt: Komm am ersten Tag lieber over- statt underdressed ins Büro.
Der wichtigste Rat für den Vorabend: Stell dir deinen Wecker rechtzeitig und plane dabei etwas mehr Zeit für deine Morgenroutine ein. Die Snooze-Taste war schon immer dein bester Freund? Dann beauftrag am besten jemanden, dich in der Früh anzurufen und zu kontrollieren, ob du auch wirklich wach bist.
Der Praktikumsknigge für den ersten Tag und die kommenden Wochen
8:00 Uhr: Begrüßung
Du hast es pünktlich und gut angezogen zu deiner Praktikumsstelle geschafft, da kommt dir auch schon dein Betreuer entgegen. Hier lauert die erste Falle des Tages: Er duzt dich bei der Begrüßung. Darfst du ihn deshalb zurückduzen? Nein. Bleib beim "Sie" und warte, bis er dir das "Du" ausdrücklich anbietet.
Auch wenn es dir vor lauter Aufregung schwerfällt: Vergiss nicht zu lächeln! So vermittelst du einen offenen Eindruck.
Nachdem du die erste Begrüßung überstanden hast, wirst du deinem Team vorgestellt. Bei kleineren Firmen kann es sogar passieren, dass du in allen Abteilungen herumgeführt wirst. Dann heißt es: lächeln, Hände schütteln und dich immer wieder höflich vorstellen – egal, wie doof du dir nach dem zehnten Mal vorkommst.
Achte darauf, dir gleich möglichst viele Namen deiner Kollegen einzuprägen. Mit einem freundlichen "Guten Morgen, Frau Holle!" kannst du dann am nächsten Tag auf dem Flur direkt punkten.
10:00 Uhr: Kaffeeklatsch = Karrierekiller
Du hast allen wichtigen Kollegen die Hand geschüttelt und vom Lächeln schon einen Krampf den Wangen. Einen Kaffee hast du dir jetzt wirklich verdient. Als du in die Teeküche kommst, lästern zwei Kollegen gerade über das Outfit des Chefs.
Dir ist vorhin auch aufgefallen, dass sein Anzug noch auch den 80ern stammt und mindestens eine Nummer zu groß ist. Solltest du dich damit ins Gespräch einklinken? Dein Praktikumsknigge rät: Auf gar keinen Fall! Quasselstrippen mag niemand. Noch unbeliebter sind nur mitlästernde Neulinge, die keine Ahnung von der Unternehmenshierarchie und ungeschriebenen Regeln haben. Behalte deine Meinung also besser für dich.
Einfach nur zuzuhören lohnt sich auch bei Pausengesprächen zu anderen Themen. So lernst du nämlich, wie die Kollegen miteinander umgehen.
11:00 Uhr: Deine erste Aufgabe – Kopieren
Die erste Aufgabe deines Praktikums: Weiterbildungsunterlagen kopieren, sortieren und zusammenheften. Etwas enttäuscht machst du dich auf Richtung Kopierer. Du hattest dir mehr erhofft. An einem großen Projekt mitarbeiten, zum Beispiel. Das wäre schon eher etwas für dich.
Ganz ehrlich: Natürlich ist Kopieren nicht die spannendste Aufgabe. Aber wie heißt es so schön: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Wenn du dir für anspruchslose Aufgaben zu schade bist, entsteht schnell der Eindruck, dass du nicht mitanpackst, wenn Not am Mann ist. Also schnapp dir die Unterlagen und zeig, dass du auch Mini-Aufgaben mit Engagement erledigst.
Selbstverständlich soll das nicht deine einzige Aufgabe während des Praktikums bleiben. Schließlich bist du hier, um etwas für die Praxis zu lernen. Am besten vereinbarst du daher zu Praktikumsbeginn mit deinem Betreuer, welche Tätigkeiten und kleineren Projekte du in den kommenden Wochen übernehmen kannst.
Wenn du im Verlauf des Praktikums merkst, dass du trotzdem nur typische "Praktikantenaufgaben" zugeteilt bekommst, such das Gespräch mit deinem Betreuer und verweis auf die Vereinbarung.
12:30 Uhr: Mittagspause – Zeit fürs Networking
Als sparsamer Student hast du dir dein Essen natürlich vorgekocht. Und weil du noch niemanden kennst, machst du dich mit deinen aufgewärmten Nudeln wieder auf den Weg zu deinem Arbeitsplatz.
Halt! Stopp! Stehen bleiben! Dir entgeht gerade die beste Chance, deine neuen Kollegen besser kennenzulernen.
Also gib dir einen Ruck und setz dich zu der Runde, die in der Teeküche ohnehin schon gemeinsam isst. Und wenn du gefragt wirst, ob du zum Italiener nebenan mitkommst? Dann gönn dir den Luxus und geh mit. Deine vorgekochten Nudeln halten im Kühlschrank auch bis morgen.
Egal ob mitgebrachtes oder bestelltes Essen: In beiden Fällen solltest du auf deine Tischmanieren achten. Jetzt zahlt es sich endlich aus, dass deine Eltern dir beigebracht haben, ordentlich am Tisch zu sitzen, das Essen nicht wie ein Bagger in den Mund zu schaufeln, und dir denn Sinn einer Serviette erklärt haben.
Bei dieser Gelegenheit kannst du auch fragen, wie lange in der Regel Pause gemacht wird. Denn du möchtest bestimmt nicht als letzter und viel zu spät aus der Pause zurück ins Büro kommen.
Dein erstes Meeting
14:00 Uhr: Dein erstes Meeting
Du hast Glück: Gleich am ersten Tag darfst du an einem Meeting teilnehmen. Also schnapp dir deinen Block und Stift, hör aufmerksam zu und mach dir Notizen zu den aktuellen Themen und Aufgaben. In den nächsten Runden kannst du dann auch eigene Vorschläge einbringen – ein Blick von außen kann bei vielen Projekten wertvoll sein.
Und wenn du dir etwas unklar ist? Mit wohlüberlegten Fragen zeigst du Interesse und beweist, dass du mitdenkst.
15:30 Uhr: Alles schon erledigt für heute – und jetzt?
Die Weiterbildungsunterlagen sind zusammengestellt und weitere Aufgaben hast du noch nicht bekommen. Also schnell auf Facebook checken, was die Freunde so machen und auf WhatsApp schreiben, wie dein Tag so läuft? Auf gar keinen Fall!
Auch wenn du heute schon gesehen hast, dass manch einer deiner Kollegen bei einem Anruf von Mama alles stehen und liegen lässt: Als Praktikant solltest du dich ganz auf deine Arbeit konzentrieren. Für Privatangelegenheiten kannst du die Mittagspause nutzen.
Überleg stattdessen, ob du wirklich schon alles erledigt hast, was du selbstständig machen kannst: E-Mail-Account richtig einrichten, mit der Ordnerstruktur am PC vertraut machen, im Intranet stöbern – es gibt immer etwas zu tun. Wenn du auch das erledigt hast, fragst du deinen Betreuer, ob er Arbeit für dich hat. Wenn nicht, darfst du vielleicht einem Kollegen bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.
17:00 Uhr: Feierabend
Den ersten Tag hast du geschafft, ohne in Fettnäpfchen zu treten – fast. Jetzt nur nicht nachlässig werden. Bevor du dir deine Jacke schnappst und nach Hause gehst, erkundigst du dich noch einmal, ob du jemandem helfen kannst.
Gerade, wenn deine Kollegen noch in Arbeit schwimmen, freuen sie sich über deine Unterstützung.
Zu guter Letzt fehlt noch die Schreibtischhygiene: Über den Tag hast du Notizblätter, Tassen und Wasserflaschen angesammelt. Nimm dir eine Minute Zeit und mach sauber. Und ja, die Tassen gehören IN die Spülmaschine, nicht daneben.
Jetzt hast du aber wirklich alles erledigt – also nur noch raus aus der Tür? Auch wenn heute viele neue Eindrücke auf dich eingeprasselt sind, vergiss auch am Ende des Tages deine Höflichkeit nicht: Gib Bescheid, dass du gehst und verabschiede dich von deinem Team.