Bewerben für ein Stipendium: So überzeugst du im Auswahlgespräch
- Sascha Sprikut
Du hast es geschafft und bist zum Auswahlgespräch einer Stipendienvergabe eingeladen. Gratulation! Doch wie läuft so ein Gespräch ab und wie bereitest du dich bestmöglich darauf vor? Unsere Gastautorin verrät ihre Tipps.
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Wie verläuft ein Auswahlgespräch bei einem der großen Förderwerke?
Auch wenn der Ablauf von Stiftung zu Stiftung anders ist, sind die Gespräche meistens sehr ähnlich aufgebaut. Ich hatte das Glück, zum Auswahlgespräch der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (SDW) eingeladen zu werden. Die Stiftung führt zwei digitale Auswahlgespräche durch. Das erste dauert etwa 30 Minuten, das zweite eine Stunde.
Zu Beginn stellen sich deine Gesprächspartner:innen vor und erklären den weiteren Ablauf. Danach kommen Fragen zu deinem Lebenslauf. Eine klassische Selbstpräsentation ist bei der SDW eher unüblich, wird bei manchen Förderwerken aber gewünscht. Weiterhin erwarten dich Fragen zu deiner Studiumsmotivation, deinen beruflichen Zielen und deinem Engagement. Außerdem möchten die Stiftungen wissen, ob du ihre Werte kennst und wie du dich als zukünftige:r Stipendiat:in in der Förderung einbringen möchtest. Darüber hinaus möchten die Stiftungen durch ihre Fragen deine Teamfähigkeit oder Führungserfahrung testen. Die beginnen meistens mit dem Satz "Erzähle uns von einer Situation, in der du …".
Im letzten Teil kommen Fragen zum aktuellen Tagesgeschehen. Hier möchten die Gesprächspartner:innen deine Meinung zu einem politischen Thema erfahren oder wissen, wie du eine aktuelle Herausforderung lösen würdest.
Sascha Sprikut
Sascha Sprikut ist e-fellows.net-Alumna und Stipendiatin bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Auf ihrem Blog Stipendium2Go verrät sie Tipps und Strategien, um erfolgreich Stipendien zu erhalten.
Wie habe ich mich vorbereitet?
Zur Vorbereitung beschäftigte ich mich ausführlich mit der Stiftung und prüfte, wie sich mein Lebenslauf mit den Werten des Förderwerks verknüpfen lässt. Zum Beispiel verkörpert die Stiftung der Deutschen Wirtschaft den Wert "Unternehmertum". Darum habe ich überlegt, wann ich in meinem Leben bisher unternehmerisch gehandelt habe.
Bei meiner Vorbereitung schrieb ich auch Aktionen des Förderwerks auf, die ich spannend finde. Dazu überlegte ich mir eigene Projekte, die ich als zukünftige Stipendiatin durchführen würde. Diese Begeisterung für das Förderwerk stieß bei meinen Gesprächspartner:innen auf Interesse und wurde positiv aufgenommen.
Im Internet informierte ich mich über typische Fragen, die während eines Aufnahmegesprächs gestellt werden und beantwortete diese vorab schriftlich. Für die Situationsfragen überlegte ich mir verschiedene Geschichten aus meiner Vergangenheit, die dazu passen, und übte, meine Antworten zu strukturieren. In der Woche vor dem Auswahlgespräch schaute ich täglich Nachrichten und machte mir Notizen zu den aktuellen Themen. Außerdem sorgte ich für einen professionellen Eindruck, indem ich sicherstellte, dass der Hintergrund im Videoanruf ordentlich wirkte und das Zimmer gut beleuchtet war. Ich empfehle dir auch, vorab die Technik zu testen.
Häufige Fragen und gute Antworten
Die Fragen sind jedes Jahr ähnlich. Wichtig ist, dass du strukturiert antwortest und deine Motivation gut begründest.
Warum hast du diesen Studiengang belegt?
Bei dieser Frage solltest du zeigen, dass du eine nachvollziehbare Motivation hast und Entscheidungen bewusst triffst. Die Stiftungen wollen wissen, warum du dich für dein Studium interessierst und was dich antreibt.
Keine so gelungene Antwort wäre: "Ich wusste nicht, was ich machen soll, darum habe ich wie mein Vater angefangen, Elektrotechnik zu studieren." Diese Antwort wirkt planlos und unmotiviert. Besser ist es, wenn du starkes Interesse zeigst.
Eine gelungenere Antwort wäre: "Ich habe mich schon während der Schulzeit für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert. Gleichzeitig bin ich kreativ veranlagt und sprachbegeistert. Auf der Suche nach einem Studiengang, der diese Interessen vereint, bin ich auf "International Business" gestoßen. Besonders reizvoll war für mich das integrierte Auslandssemester, bei dem man eine neue Sprache lernt."
Erzähle von einer Situation, in der du ein Ziel unter Scheitern erreicht hast.
Hier kannst du zeigen, dass du in der Lage bist, Hürden zu meistern und dich von Rückschlägen zu erholen. Schlecht wäre, maßlos zu übertreiben und eine unglaubwürdige Geschichte zu erzählen oder das Scheitern kleinzureden. Gib am besten eine ehrliche Antwort, die offenbart, wie du mit Herausforderungen umgehst. Dabei muss deine Geschichte keineswegs besonders hervorstechen. Das war beispielsweise meine Antwort:
"Eine Situation, in der ich ins Straucheln gekommen bin, war meine Führerscheinprüfung. Eigentlich liefen die Fahrstunden gut. Allerdings war ich am Prüfungstag so nervös, dass ich vor Aufregung viele Fehler gemacht habe und durchgefallen bin. Beim zweiten Versuch war ich leider noch angespannter und bin wieder durchgefallen. Daraufhin habe ich gemerkt, dass ich an meiner Prüfungsangst arbeiten muss. Ich habe die Prüfungssituation mit meinem Fahrlehrer geübt und Atemübungen gelernt, um am Prüfungstag ruhiger zu bleiben. Mit dieser Technik bestand ich die Prüfung beim dritten Anlauf."
Wie informierst du dich über das tagespolitische Geschehen? Welches Thema beschäftigt dich besonders?
Zeige ein ernsthaftes politisches Interesse, das über das Lesen von Schlagzeilen hinausgeht. Nicht so gut wäre: "Ich überfliege einmal die Woche die Schlagzeilen." Du solltest idealerweise mehr als eine Informationsquelle nennen und signalisieren, dass du dich mit den Themen beschäftigst.
Eine mögliche Antwort wäre: "Um auf dem Laufenden zu bleiben, schaue ich abends die Tagesschau. Zusätzlich höre ich gerne Podcasts, welche sich tiefergehend mit dem Tagesgeschehen auseinandersetzen. Besonders gut gefällt mir der Politikteil der ZEIT, weil dort auch die historischen Hintergründe der Ereignisse beleuchtet werden. Mich beschäftigen aktuell die Unruhen in Frankreich. Da ich selbst einen Migrationshintergrund habe, halte ich die Debatte für besonders kritisch."
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Fünf Tipps zum Abschluss
- Informiere dich über die Stiftung
Überlege, wieso du mit deinem Hintergrund hineinpasst und welchen Mehrwert du der Stiftung bringst. Kennst du dich beispielsweise super mit Aktien aus und kannst dir vorstellen, ein Seminar dazu zu organisieren? Erwähne das unbedingt. - Bereite dich auf die Fragen vor
Schlage im Internet typische Fragen nach und beantworte sie vorab. Hinterfrage die Stationen in deinem Lebenslauf, mach dir Gedanken über deine Motivation und überlege, welche Pläne du für die Zukunft hast. Übe auch, strukturiert zu antworten. - Schaue Nachrichten
Falls du es nicht bereits tust, solltest du in der Zeit vor deinem Auswahlgespräch regelmäßig Nachrichten schauen und dich mit politischen Fragestellungen beschäftigen. - Bleibe ruhig
Häufig führen die Stiftungen alle Gespräche am selben Tag durch. Darum haben deine Gesprächspartner:innen nur wenig Zeit und können auch mal müde oder gestresst wirken. Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen. - Erinnere dich, dass die Stiftung dir wohlgesonnen ist
Denk daran, dass die Stiftung auch an dir interessiert ist. Viele deiner Gesprächspartner:innen machen die Gespräche sogar ehrenamtlich. Diese Leute sind dir wohlgesonnen. Zeige deine Begeisterung für die Stiftung und du wirst ein tolles Gespräch haben.
Angenehmer als jedes Vorstellungsgespräch
Mein Gespräch bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft war inhaltlich anspruchsvoll, aber sehr angenehm und wertschätzend. Ich habe das Gespräch sehr genossen und war dankbar für die Erfahrung.
Grundsätzlich gilt: Eine Einladung zum Gespräch ist ein Zeichen dafür, dass deine Bewerbung die Stiftung interessiert und du zu den besten Bewerber:innen gehörst. Das ist ein Grund, stolz zu sein.