Auswahlseminar der Studienstiftung: Referat und Diskussion – so haust du alle um

Autor*innen
Felix Eicke
Drei junge Leute setzen ein Puzzle zusammen. Auf dem zentralen Puzzleteil ist eine Glühbirne zu sehen.

Eingeladen. Respekt! Du bist auf der Liste fürs Auswahlseminar eines Begabtenförderungswerks – vielleicht sogar der Studienstiftung. Und jetzt? Jetzt geht der Ärger richtig los: Was ziehst du an? Weißt du genug über Politik? Über die deutsche Geschichte? Und dann sind da noch Referat und Gruppendiskussion: Facebook und Frauenquote sind Dauerbrenner. Wählst du Evergreen oder Progressives? 

Klar, es gibt immer solche, die ihr Referat am Abend vorher vorbereiten und dann am nächsten Tag aus dem Ärmel schütteln. Aber zu denen gehörst du nicht. Die folgenden Denkanstöße werden dir helfen.

Was beim Referat für die deutsche Studienstiftung wirklich wesentlich ist

Die uneingeschränkte Wahlfreiheit beim Referat für das Auswahlseminar der Studienstiftung ist besonders lästig. Keine Angst: Entscheidend ist weniger das Thema, sondern wie du den Inhalt präsentierst. Und noch wichtiger ist die anschließende Diskussion.

Irre Auswahl

Es besteht freilich keine Veranlassung, das Rad neu zu erfinden. Wahrscheinlich ist das Mitglied der Kommission höchstens einmal im Jahr auf einem Auswahlseminar. Über "die Datenkrake Facebook" zu referieren, zeugt nicht gerade von schillernder Inspiration, aber du bist auch nicht der Hundertste, der über das Thema referiert.

Dein Publikum, deine Bühne

Gut für dein Wohlbefinden ist, wenn du dir klar machst, wer vor dir sitzt: Dein Publikum unterscheidet sich unwesentlich von dem, was du aus der Schule gewohnt bist. Die Wahrscheinlichkeit, einem Genie gegenüber zu sitzen, ist verschwindend gering. Du hast allein durch deine Präsenz Einfluss auf die Atmosphäre: Bist du entspannt, ist die Gruppe entspannt. Deine Verantwortung.

Folgendes kannst du bei deinem Publikum im Vergleich zu deinen Klassenkameraden allerdings voraussetzen: breites Allgemeinwissen, schnelle Auffassungsgabe, sehr gute Kenntnisse über aktuelle Diskurse, Tagespolitik und Ähnliches.

Worüber soll ich nur referieren?

Geschickt ist es, für das Auswahlseminar ein Thema zu wählen, das einen Bogenschlag zu einem aktuellen Diskurs zulässt. So beweist du: Du hast Interesse am Tagesgeschehen – und gleichzeitig stellst du sicher, dass sich jeder an der anschließenden Diskussion beteiligen kann.

Themen gibt es überall

Bestenfalls machst du also dein Steckenpferd zum Thema und suchst dir einen aktuellen Bezug: Du willst Lehrer werden? Rechtfertige das Beamtensystem. Du studierst Physik? Ist das CERN nicht nur eine einzige Geldverschwendung?

Progressiv, provokant, albern

Gezwungen Progressives oder Provokantes wirkt gestelzt: Die Idee, die Gerechtigkeit von Begabtenförderungswerken anzuprangern, ist so alt wie die Werke selbst. 

Diskussion: Das A und O

Dein Vortrag bereitet die Gruppe auf eine Diskussion vor. Details brauchst du nicht zu vermitteln. Vielmehr beleuchtest du die verschiedenen Perspektiven, aus denen man ein Problem betrachten kann. Bei Fragen aus dem Publikum kannst du allerdings anschauliche Beispiele liefern und mehr in die Tiefe gehen.

Um mit Schwung in die Diskussion zu starten, schließt du dein Referat mit einer polarisierenden Aussage oder Frage ab. Beispiel: "Die NPD darf nicht verboten werden."

Gut vorbereitet ins Referat für die deutsche Studienstiftung

Du willst eine feurige Debatte? Das setzt unterschiedliche Meinungen voraus. Ein raffinierter Trick: Um zu eruieren, welchen Lagern die einzelnen Gruppenmitglieder angehören, könntest du mit einer Abstimmung beginnen. Die Gruppe wird sofort einbezogen, und du kannst entscheiden, welche Position du vertrittst. Pfiffigerweise hast du für jede Perspektive hieb- und stichfeste Argumente vorbereitet.

Die Anderen glühen

Du brauchst eigentlich keine Angst zu haben, dass der Funke nicht überspringt. Denn deine Gruppenmitglieder wollen durch Beteiligung glänzen.

Aber wenn du für mehrere Positionen vorbereitet bist, kannst du immer neue Aspekte einstreuen und im Notfall den Gruppenkonsens vermeiden.

Falls jemand zu viel Gas gibt und Schüchterne nicht zu Wort kommen lässt, sind deine Kompetenzen als Moderator gefragt: Frag beispielsweise nach der Meinung des Schüchternen, wenn der Schreihals eine Atempause macht.

Für die Moderation bist nämlich du verantwortlich. 20 Minuten Diskussion sind schnell vorbei. Du kannst der Debatte Einhalt gebieten, indem du eine zweite Abstimmung einforderst. Vielleicht haben einige ihre Meinung geändert, weil du so überzeugend warst? Du Showmaster!

1.100 Stipendien warten auf dich

Von A wie Auslandsstudium bis Z wie Zuschuss für deine Druckkosten: In der e-fellows.net-Stipendien-Datenbank findest du Förderangebote für jede Lebenslage.

Eine runde Sache

Für den Fall, dass eine Umfrage nicht in dein Konzept passt, solltest du einen Gedanken in einen geschickten Ausstieg aus der Diskussion investieren. Nochmals: 20 Minuten sind schnell vorbei. Du wirkst souveräner, wenn du deinem Auftritt ein angemessenes Ende bereitest.

Wie präsentieren?

Unsicher bist du wahrscheinlich auch bei Fragen zu Material und Dingen, die nicht den Inhalt deiner Präsentation betreffen. Die Antworten in aller Kürze:

Beamer, Präsentation, gar Musik?

Nein, nein, nein. Du sollst dich nicht hinter Technik verstecken. Außerdem verzerrt eine außergewöhnliche Präsentation den Wettbewerb. Das sieht die Studienstiftung gar nicht gern. Deshalb besinnst du dich besser auf den Vortrag im klassischen Sinne.

Handout?

Für das Handout gilt Ähnliches: Am besten verzichtest du drauf. Nur falls zwingend nötig, solltest du ein Handout gestalten. Beispielsweise, um einen komplizierten naturwissenschaftlichen Prozess durch ein Schaubild zu erläutern; nicht aber, um deinem Publikum Daten und Dergleichen um die Ohren zu hauen.

Karteikarten?

Karteikarten sind dann sinnvoll, wenn sie dir Sicherheit geben. Es liegt auf der Hand, dass Ablesen tabu ist und du frei sprechen solltest. Stichpunkte sind sogar empfehlenswert, um im Zeitplan zu bleiben. Falls du nervös bist, kannst du dir deine Einleitung aufschreiben. Wahrscheinlich wirst du sie dann ohnehin beherrschen.

Uhr?

Eine Uhr solltest du in jedem Fall dabei haben. Du bist auf der sicheren Seite, wenn du deinen Vortrag schon einmal mit Uhr geprobt hast. Falls du die Zeit nämlich nicht einhältst, bricht das Kommissionsmitglied deinen Vortrag ab.

Nun bist du gerüstet und kannst unbeschwert in den Kampf ziehen. Viel Spaß und viel Erfolg!

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