Erfahrungsbericht Collège des Ingénieurs: Ein MBA nach dem Action-Learning-Prinzip
- Pascal Thommen
Nicolai ist Chemiker und ist auf das Collège des Ingénieurs (CDI) aufmerksam geworden. Interessiert von den Möglichkeiten, die ein MBA bieten kann, entschied er sich für einen Abschluss am CDI. In diesem Interview spricht Nicolai über seine Erfahrungen am CDI, wie das Studium gestaltet ist und wie die Arbeit in den Unternehmen aussieht, die Teil des Programms sind.
Nicolai Kaltwasser (Jahrgang 1991) hat an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und an der University of Notre Dame in den USA Chemie studiert. 2017 absolvierte er das zehnmonatige MBA-Programm am Collège des Ingénieurs.
Nicolai, wie bist du als Chemiker auf das Collège des Ingénieurs aufmerksam geworden und warum hast du dich für einen MBA dort entschieden?
Als ich 2014 meine Bachelor-Arbeit geschrieben habe, hat in meiner Arbeitsgruppe ein Chemiker promoviert, der anschließend den MBA am Collège absolviert hat. Unabhängig davon habe ich das Programm, das speziell für Ingenieure und Naturwissenschaftler konzipiert ist, durch einen e-fellows.net-Newsletter kennengelernt. Das waren meine ersten Berührungspunkte und so kam dann meine Bewerbung zustande.
Gut ein Drittel der Fellows am Collège haben die Promotion in der Tasche, wenn sie das MBA-Programm am Collège starten. Wenn man als Naturwissenschaftler eine Management-Position in der Industrie anstrebt, ist es in meinen Augen jedoch genau richtig, den MBA anstelle einer Promotion zu absolvieren. Ich persönlich habe auf die Promotion verzichtet, bin seit Januar dabei und seither wurden all meine Erwartungen erfüllt: Ich fühle mich am Collège des Ingénieurs als Chemiker super aufgehoben. Klar, die meisten Fellows aus meinem Jahrgang sind Ingenieure, aber circa 25 Prozent sind Naturwissenschaftler der verschiedensten Fachrichtungen – also Physiker, Chemiker, Mathematiker und Informatiker.
Entdecke den MBA des Collège des Ingénieurs
Wie gestaltet sich das Studium am CDI?
Das Action-Learning-Prinzip funktioniert folgendermaßen: Der Unterricht findet in Form von Blockseminaren statt. Gleichzeitig arbeiten wir im Rahmen einer Company Mission in einem Technologie-Unternehmen. Thematisch geht es in den Seminarwochen zum Beispiel um Finance, und Accounting. Daneben gibt es einen Fokus auf Leadership, Strategie, Venture (Capital) und Start-ups und Innovation. Es herrscht viel Abwechslung und eine Woche kann dann zum Beispiel so aussehen: Wir haben zwei Tage Finance und dann drei Tage Venture, wo wir in Gruppen arbeiten und uns eine Start-up-Idee überlegen. Diese Idee entwickeln wir dann über mehrere Monate hinweg weiter. Am Ende pitchen wir vor einer hochkarätig besetzten Jury.
Insgesamt habe ich 16 Seminare – den überwiegenden Teil davon in Paris und München, eine Woche waren wir in Turin. Für die Dauer der Seminare wohnt man im Hotel der Seminar-Location. Wir waren dieses Jahr zum Beispiel im Kloster Zangberg, einem ehemaligen Schloss mit ganz besonderer Atmosphäre. Das war echt eine tolle Unterkunft. In den Paris-Wochen organisieren wir Fellows uns selbst Airbnbs. Das ist ziemlich cool, denn so können wir in jeder Seminarwoche in einem anderen Teil der Stadt unterkommen und Paris mit all seinen Facetten kennenlernen. Insgesamt haben wir eine tolle Gruppendynamik mit den italienischen und französischen Fellows. In der Seminarwoche in Paris hat man natürlich viel zu tun, man muss seine Leistung bringen. Aber der Spaß kommt nicht zu kurz. Der MBA ist übrigens vollfinanziert durch die Partnerunternehmen, das heißt es kommen keine Kosten auf den Fellow zu. Die Aufnahme erfolgt aufgrund von Talent und Leistung. Dementsprechend bin ich in einem Jahrgang mit wirklich guten, motivierten Fellow-Kollegen, die all sehr spannende Lebensläufe haben.
Und wie sieht die Arbeit in den Unternehmen aus?
Das ist sehr unterschiedlich. Die meisten von uns arbeiten aber an einem eigenen Projekt mit Projektverantwortung. Das läuft über zehn Monate hinweg, netto ist man 26 Wochen im Unternehmen. Ich bin mit meiner Mission bei einem Automobilzulieferer sehr zufrieden. Dort bin ich für das Projektmanagement eines crossfunktionalen Projekts zuständig. Das heißt, ich muss ziemlich viel intern abstimmen mit verschiedenen Abteilungen, die dann zum Projekt beitragen. Ich wüsste nicht, wie ich nach der Uni ohne das Collège so einen Job machen könnte. Ein weiterer Pluspunkt ist der Kontakt zum Top-Management, der für Berufseinsteiger am Anfang sehr unüblich ist. Im Rahmen von Masterclasses treffen die Fellows regelmäßig CEOs und Vorstände – eine tolle Erfahrung und Inspiration für mich als zukünftige Führungskraft.