Uni-Skandale: Die zehn größten Hochschul-Skandale

Autor*innen
Sebastian Blum und Lara Kickner
Mann sitzt auf einem Sessel und ist überrascht von etwas, das er in einem Magazin liest.

Verbrechen, dunkle Seilschaften und lang gehütete Geheimnisse: Diese zehn Uni-Skandale bewegen uns bis heute. Die Hauptrollen in diesen Hochschulaffären spielen unter anderem eine Kneipentour, die Elite Hollywoods und ein Stück Stoff.   

Sie erschüttern das Leben aller Beteiligten, dominieren Alltagsgespräche und bewegen gleichermaßen Medien und Politik: Große Skandale haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit und wirken bis heute nach – auf und neben dem Campus.

Ob ein Eklat seine volle Wirkung entfaltet, hängt auch von der Inszenierung ab. Bestes Beispiel ist die sogenannte "Uni-Ferkelei" vom 7. Juni 1968: Drei Künstler stürmen die Veranstaltung "Kunst und Revolution" an der Wiener Universität. Sie ritzen sich die Haut, übergeben sich und pinkeln in den Hörsaal. Ein Künstler masturbiert auf der Bühne.

Mit der Aktion will die 68er-Studentenbewegung das konservative Österreich provozieren – die unappetitliche Rechnung geht auf. Die Aktionskünstler werden vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen verurteilt. Einer von ihnen flieht für kurze Zeit nach Deutschland. Heute gilt die "Uni-Ferkelei" jedoch als eine der größten Kunstaktionen Österreichs. 

Obwohl dieser Skandal bedeutsam ist, hast du wahrscheinlich noch nie von ihm gehört. Vermutlich fehlt ihm das gewisse Etwas, um uns heutzutage noch zu beeindrucken.

Diese zehn Uni-Skandale werden uns dagegen mit größter Wahrscheinlichkeit noch länger beschäftigen.

1. Geronimos Schädel 

Symbolbild [© Pexels via Pixabay]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Man nehme: eine Ivy-League-Uni, mehrere US-Präsidenten, eine dubiose Geheimgesellschaft und einen toten Apachenhäuptling. 

Darum geht's

Die 1832 an der Uni Yale gegründete Studentenverbindung "Skull and Bones" ist bekannt für ihre verschwiegenen und einflussreichen Mitglieder. Unter ihnen befindet sich Prescott S. Bush, der Vater beziehungsweise Großvater der US-Präsidenten George Bush und George W. Bush. Letztere sind ebenfalls "Skull and Bones"-Mitglieder.

Ebenjener Prescott S. Bush soll das Grab des berühmten Apachenhäuptlings Geronimo geplündert haben. Seitdem – so besagt es die Legende – liegen Geronimos Schädel und Knochen im Klubhaus des Geheimbundes, auch bekannt als "Tomb" (zu Deutsch: Grab).

Deshalb bleibt der "Schädel-Skandal" relevant

Ob der Grabraub wirklich passiert ist, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. 1928 zementierte die US-Army das Grab des Apachenhäuptlings, was eine Untersuchung so gut wie unmöglich macht.

Das ungelöste Rätsel um Geronimos Schädel beschäftigt die Öffentlichkeit immer wieder. Geronimos Nachkommen verklagen 2009 US-Medien zufolge "Skull and Bones", die Uni Yale und die US-Regierung. Der Uni-Skandal wird also nicht in der Versenkung verschwinden, bietet er doch Stoff für mindestens zehn Hollywoodfilme.      

2. Die Todesstudie

Tuskegee Syphillis Experiment [Quelle: National Archives]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

In den Hauptrollen: eine Geschlechtskrankheit, eine skrupellose Regierungsbehörde und rassistische Ärzte.

Darum geht's

Ab dem Jahr 1932 rekrutieren Ärzte des U.S. Public Health Service in Alabama schwarze Erntehelfer, um unter Afroamerikanern die Langzeitfolgen der Geschlechtskrankheit Syphilis zu studieren. Die Mediziner werben mit kostenloser medizinischer Behandlung – für viele Teilnehmer ein attraktives Angebot. Als Probanden finden sich 399 infizierte und 201 gesunde Männer, letztere stellen die Kontrollgruppe.

Das Perfide an der Studie: Die Ärzte verschweigen den Männern ihre Erkrankung und behandeln sie nicht, um den Verlauf der Krankheit ungestört zu studieren. Das "Sterben unter Beobachtung" endet erst 1972, als ein Mitarbeiter des U.S. Public Health Service die Presse informiert.  

Die Forschung für das menschenverachtende Experiment findet ausgerechnet am Tuskegee Institute (heute: Tuskegee University) statt. Die Hochschule ist eine der bedeutendsten afroamerikanischen Bildungseinrichtungen. Der Bürgerrechtler Booker T. Washington gründet sie 1881, um ehemaligen Sklaven Bildungschancen zu ermöglichen. 

Deshalb bleibt der "Syphilis-Skandal" relevant       

Die Syphilis-Studie von Tuskegee verdunkelt das strahlende Vermächtnis der Tuskegee University. Die Folgen des rassistischen Experiments sind bis heute spürbar – trotz einer offiziellen Entschuldigung durch US-Präsident Bill Clinton im Jahr 1997. Das Misstrauen der schwarzen US-Bevölkerung gegenüber Behörden sitzt bis heute tief. Zum Beispiel hält sich unter Afroamerikanern die Aids-Verschwörungstheorie besonder hartnäckig, der zufolge das HI-Virus in einem Regierungslabor entstanden ist.

3. Trubel um ein Tuch

[Symbolbild: Junge Muslima mit Kopftuch © Artur Aldyrkhanov via unsplash.com]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Bei diesem Hochschulaufreger dreht sich alles um ein Kleidungstück und die Debatte um Religion im öffentlichen Raum. 

Darum geht's

In der Vorlesung "Einführung in die Internationalen Beziehungen" fordert die Professorin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet 2017 Studierende auf, ihre Kopfbedeckungen abzunehmen. Im Hörsaal der Uni Würzburg sitzt auch eine junge Muslima, die sich weigert, ihr Kopftuch abzunehmen. Einige Student:innen solidarisieren sich mit ihrer Kommilitonin und verlassen aus Protest die Vorlesung.

Nachdem viele Medien über den Vorfall berichtet, beginnt deutschlandweit eine Debatte: Hat die Professorin die Religionsfreiheit ihrer Studentin eingeschränkt? Die Dozentin entschuldigt sich öffentlich bei der Muslima, die ihre Entschuldigung annimmt.

Deshalb bleibt der "Kopftuch-Skandal" relevant 

Wo hört Religionsfreiheit auf? Wie viel Platz haben Religionen an einem säkularen Ort wie der Universität? Diese Fragen beschäftigen unsere Gesellschaft sicher auch noch in den nächsten Jahren.    

4. Das Schmiergeld der Stars

Symbolbild: Hochschulskandal à la Hollywood [© Martin Jernberg via unsplash.com]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Einflussreiche Eltern, mäßig talentierter Nachwuchs und Bestechung – fertig ist der nächste Hochschul-Eklat.

Darum geht's

Was machen Eltern, wenn ihre Kinder nicht das Zeug für eine renommierte Hochschule wie Yale oder die University of Southern California haben? Sind Mama und Papa reich und mächtig, lautet die Antwort in diesem Fall: Ich erkaufe meinen Kindern das Studium! 

Prominente Beispiele für diese Praxis sind der Hollywoodstar Felicity Huffman und die aus der Sitcom "Full House" bekannte Schauspielerin Lori Loughlin. Die beiden sollen zu einer einflussreichen Gruppe von Eltern gehören, die Schmiergeld zahlten, um ihren Nachwuchs auf das gewünschte College zu schicken.

Die Vorwürfe listet das FBI in einer Anklageschrift auf: Demnach bestachen die Eltern Uni-Vertreter:innen, um bei der Aufnahmeprüfung für die Colleges zu betrügen oder ihrem Nachwuchs einen aussichtsreichen Bewerberstatus zu sichern. 

Wie viel der Zugang zu einer Eliteuni kosten kann, zeigen die Beispiele Huffman und Loughlin: Huffman und ihr Ehemann, der Schauspieler William H. Macy, sollen 15.000 US-Dollar gezahlt haben, um ihrer ältesten Tochter ein perfektes SAT-Ergebnis zu verschaffen. Laut Anklageschrift investierten Loughlin und ihr Ehemann sogar 500.000 Euro, um ihre Töchter über das Ruderteam an die University of Southern California zu schleusen. Das Problem: Loughlins Töchter sind keine Ruderinnen.     

Deshalb bleibt der "Schmiergeld-Skandal" relevant

Schon immer haben Eltern alle Mittel eingesetzt, um ihren untalentierten Kindern die beste Ausbildung zu beschaffen. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann und wo ein weiterer Skandal ans Licht kommt.

Eine Verfilmung des Schmiergeldskandals um die Schauspielerinnen interessiert sicher Hollywood, das sich gerne mit sich und seiner Geschichte beschäftigt (zuletzt in Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood"). Vielleicht spielen Huffmann und Loughlin sich sogar selbst? 

5. Der "Polster-Protest"

Symbolbild: Matratzenprotest an einer US-Uni [© sensopur via Pixabay]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Eine Matratze und Vergewaltigungsvorwürfe ergeben einen handfesten Hochschul-Eklat.  

Darum geht's

Im Jahr 2014 trägt die Kunststudentin Emma Sulkowicz wochenlang eine blaue Matratze über den Campus der Columbia University. Die Botschaft ihrer Aktion: Sulkowicz beschuldigt einen deutschen Kommilitonen, er habe sie auf einer solchen Matratze vergewaltigt. Die Studentin will zudem für das Thema sexuelle Gewalt an Hochschulen sensibilisieren.    

Der Verdächtigte leugnet die Vorwürfe vehement. Die Polizei hält die Vorwürfe für nicht stichhaltig, ebenso wenig die Uni. Gleichzeitig wird im Zuge der Matratzen-Aktion aber der Name des Beschuldigten öffentlich. Die Hochschule akzeptiert Sulkowiczs Aktion zudem als Masterprojekt – nicht zuletzt deshalb fühlt sich der beschuldigte Student von seiner Hochschule im Stich gelassen.

Die Folgen: Zwischen dem Verdächtigten und der Universität entbrennt ein jahrelanger Rechtsstreit. 2017 entschuldigt sich die Hochschule offiziell bei dem Studenten. Sulkowicz ist dank ihrer Polster-Performance heute eine berühmte Künstlerin. Einige Kritiker haben jedoch inzwischen Zweifel an ihren Vorwürfen. 

Deshalb bleibt der "Polster-Protest" relevant

Sulkowiczs Performance spaltet die öffentliche Meinung: Unterstützer:innen loben ihren Protest als mutige Aktion gegen sexuelle Gewalt. Gegner:innen haben Zweifel an Sukowiczs Version der Ereignisse und sehen ihren Protest als Angriff auf die Persönlichkeitsrechte des Verdächtigen.

Ob die Kritik an Sulkowiczs Performance nun zutrifft oder nicht: Mit ihrem Polster-Protest schafft sie eine wichtige Voraussetzung für die zwei Jahre später aufkeimende #Metoo-Bewegung.  

6. Das "Züri-Leak"

Die Universität Zürich [© Universität Zürich]
Die Universität Zürich

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Vor einer Prüfung bietet dir das Internet viele Lernmöglichkeiten – und manchmal sogar mehr.   

Darum geht's

Der ganze Kurs "BWL 2" büffelt 2018 fleißig für die jährliche Prüfung der Uni Zürich. Der ganze Kurs? Nein! Gerissene Studis können sich die Prüfungsunterlagen schon vorab auf dem Uniboard-Forum anschauen.

Wer nicht gespickt hat, muss sich damals jedoch nicht stressen: Die Hälfte der Fragen stammen immerhin aus der Prüfung des Vorjahres. Trotzdem fühlen sich viele Studierende – zu Recht – benachteiligt. Obwohl an der Uni kurz die Emotionen hochkochen, hat das "Züri-Leak" kein Nachspiel. Die Hochschule wiederholt die Prüfung und erkennt die Ergebnisse an. 

Deshalb bleibt das "Züri-Leak" relevant

Student:innen schummeln vermutlich schon so lange, wie es Prüfungen gibt – das verdeutlicht dieser Skandal. 

7. Opfer für die Freiheit

Bodendenkmal am Haupteingang der LMU München [Bildrechte: Ludwig-Maximilians-Universität | Weiße Rose Stiftung e.V. / Catherina Hess]
Bodendenkmal am Haupteingang der LMU München

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Mutige Student:innen kämpfen gegen ein totalitäres, verbrecherisches Regime.

Darum geht's

Die Nationalsozialisten erkämpfen sich früh gewaltigen Einfluss in der deutschen Hochschullandschaft: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund dominiert bereits 1931 die Allgemeinen Studentenausschüsse. Mit der Machtübernahme 1933 folgt die komplette Gleichschaltung: An den Unis verbrennen im selben Jahr missliebige Bücher. Bald darauf müssen jüdische Studierende und Dozierende die Hochschulen verlassen. 

Auch die Ludwig-Maximilians-Universität ist am 18. Februar 1943 Teil des NS-Hochschulsystems. An diesem Tag verteilen Sophie und Hans Scholl in der Uni Flugblätter, die zum Kampf gegen die NSDAP und dem Austritt aus der Partei auffordern. Ein Hausmeister hält die Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" fest und verständigt die Gestapo. Am 22. Februar lässt das NS-Regime Hans und Sophie Scholl mit weiteren Mitgliedern der Gruppe hingerichtet. 

Deshalb ist die Geschichte der Geschwister Scholl relevant 

Als Institutionen, die objektiv Wissen vermitteln sollen, können Hochschulen Teil eines totalitären Systems werden. Das Schicksal von Hans und Sophie verdeutlicht diese Wahrheit und zeigt, dass Studenten zu jeder Zeit Vorbilder für Zivilcourage sein können und sollen. 

8. Wissenschaftsfreiheit in der Kritik

Frau hält sich Buch vor Gesicht [Quelle: pexels.com, John Diez]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Man nehme einen Professor und eine Hand voll Verschwörungstheorien. Heraus kommen ein handfester Uni-Skandal und eine zentrale Frage.

Darum geht's

Ein Münchner Professor und Medienwissenschaftler verfasst verschwörungstheoretische Beiträge in einer Online-Zeitschrift, die in der "Querdenker:innen-Szene" äußerst beliebt ist, führt Interviews mit rechtsextremistisch eingestellten Personen und behauptet, Journalist:innen würden von Politiker:innen kontrolliert werden. Er spricht von "Regierungs-PR" und Zensur. Zuletzt wurde bekannt, dass der Professor für einige Wochen sogar Mitherausgeber einer Zeitung war, die der "Neuen Rechten" nahe steht. Die Konsequenz daraus: Ein Disziplinarverfahren gegen den LMU-Professor wurde eingeleitet.

Trotzdem ist er nach wie vor an der LMU als Dozent tätig. Es stellt sich die Frage: Warum darf er immer noch lehren? 

Die Antwort darauf ist die Wissenschaftsfreiheit, denn Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. So besagt es das Grundgesetz. Solange der Professor die Lehre nicht vernachlässigt, sich nicht explizit gegen die Verfassung stellt, indem er zum Beispiel die Abschaffung des Staates fordert und den Hörsaal nicht zur politischen Agitation missbraucht, stehen seine Äußerungen unter dem Schutz der Wissenschaftsfreiheit. 

Deshalb bleibt der Skandal relevant

Immer wieder kommt es vor, dass das Verhalten von Dozierenden in die Kritik gerät. Das macht die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit auch in Deutschland zu kontrovers diskutierten Themen, die wohl auch in Zukunft weiter für Gesprächsstoff sorgen werden.

9. Kneipentour-Krawall 

Symbolbild [© Pixabay]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Eine Kneipentour. Ein Zettel. 17 Aufgaben. Was bis hierhin zunächst erst einmal harmlos klingt, entpuppt sich als Sexismus-Skandal. 

Darum geht's

Studierende einer Fachschaft an der Universität Bielefeld organisierten im Rahmen der Orientierungswoche, die Erstsemestern den Einstieg ins Uni-Leben erleichtern soll, eine Kneipentour. Die Fachschaft ließ dabei einen Zettel herumgehen. Die darauf notierten Aufgaben sollten angeblich dabei helfen, Kommiliton:innen schneller kennenzulernen. Doch der Schuss ging gehörig nach hinten los: Statt harmlosen Kennenlern-Spielchen riefen einige der erdachten Aufgaben offen zu sexuellen Übergriffen auf. So hieß es beispielsweise: "Kneife fünf Männern in den Arsch (Frauen)" oder "Gib fünf Frauen einen Klaps auf den Hintern (Männer)". 

Die betreffende Fachschaft hat bereits ein Statement zu den Vorkommnissen abgegeben und zeigt sich reumütig. "Sexualisierte Gewalt gegenüber Personen jeglichen Geschlechts ist auf das Schärfste zu verurteilen und wird von der Fachschaft in deutlichster Form abgelehnt." Darüber hinaus entschuldigte sie sich bei allen Beteiligten.

Deshalb bleibt der Sexismus-Skandal relevant

Auch wenn die Fachschaft sich vielleicht nichts Böses dabei gedacht hat: Sexismus ist und bleibt Sexismus, egal in welcher Form er auftritt. Man sollte deshalb immer im Kopf behalten: Auch ohne böse Absichten kann das Resultat einer Handlung andere verletzen. 

10. Cancle-Culture-Skandal

Grenzen setzen Stop Nein sagen [Quelle: Pexels.com, Autor: Vie Studio]

Die Zutaten für diesen Uni-Skandal

Sie wollte einen Vortrag zum Thema Gender und Geschlecht halten und löst damit Proteste aus. Was ist passiert?

Darum geht's

Im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften wollte eine Biologiedoktorandin einen Vortrag mit folgendem Titel abhalten: "Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt". 
Einige Studierende kündigten Proteste an. Sie wollten verhindern, dass eine Frau, die als Co-Autorin eines transfeindlichen Pamphlets bekannt ist, einen Vortrag an ihrer Uni halten darf. Daraufhin entschied die Humboldt Universität Berlin den Vortrag abzusagen. 

Hitzige Diskussionen entbrannten. Die Einen vertraten die Ansicht, eine nüchterne Wissenschaftlerin sei daran gehindert worden, ihre seriösen wissenschaftlichen Erkenntnisse offenzulegen. Der Begriff "Cancel Culture" fällt. Cancel Culture ist ein politisches Schlagwort, mit dem übermäßige Bestrebungen zum Ausschluss von Personen oder Organisationen bezeichnet werden, denen beleidigende oder diskriminierende Aussagen beziehungsweise Handlungen vorgeworfen werden.

Die Anderen befürworteten die Entscheidung der Uni, den Vortrag abzusagen. Sie werfen der Doktorandin bis heute vor, eine klare politische Agenda zu verfolgen, die sich gegen die Rechte von transgeschlechtlichen Menschen ausspricht. 

Deshalb bleibt der Skandal relevant

Aus der Debatte kristallisiert sich vor allem eine zentrale Frage heraus: Sollte die Uni wirklich jeder Meinung und Ansicht eine Plattform bieten? Die Antwort darauf wird wohl auch in Zukunft unterschiedlich ausfallen und für Diskussion sorgen. 

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