Bundesfreiwilligendienst (BFD): Soziales Engagement für junge Menschen

Autor*innen
Felix Dewald
Zwei Hände, die sich greifen, eine kommt eher von oben und eine von unten.

Mit der Abschaffung der Wehrpflicht ist auch der Zivildienst weggefallen; der Bundesfreiwilligendienst ist an seine Stelle getreten. Stipendiat Felix zeigt dir, welche Chancen das neue, freiwillige Engagement Abiturient:innen bietet und wo Unterschiede zum Zivildienst liegen.

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Überblick

Wer kann den BFD machen?

Menschen jeden Alters, die die Pflichtschulzeit abgeschlossen haben.

Wie lange dauert der BFD?

In der Regel zwölf Monate, möglich sind aber Zeiträume zwischen sechs und 24 Monaten.

Welche Leistungen bekommst du im BFD?

Du wirst von Fachkräften in dein Aufgabengebiet eingewiesen, bekommst ein Taschengeld (maximal 330 Euro) sowie am Ende deiner BFD-Zeit ein Zeugnis für dein Engagement.

Wo kannst du BFD machen?

Mögliche Einsatzbereiche sind Kinder- und Jugendhilfe, Jugendarbeit, Wohlfahrts-, Gesundheits- und Altenpflege, Behindertenhilfe, Umwelt- und Naturschutz, Sport, Integration, Kultur- und Denkmalpflege, Bildung oder auch Zivil- und Katastrophenschutz.

Wie funktioniert die Organisation im Vorfeld?

Zuerst suchst du dir eine Einsatzstelle, bei der du dich engagieren möchtest. Dann nimmst du Kontakt auf. Du bewirbst dich und vereinbarst einen Kennenlern-Termin. Sollte das Interesse gegenseitig sein, unterschreibst du den Vertrag und kannst den Bundesfreiwilligendienst antreten.

Wann ist der BFD sinnvoll für dich?

Wenn du die Zeit bis zum Studienbeginn sinnvoll nutzen willst, du dich sozial, ökologisch oder kulturell engagieren möchtest und/oder du deine eigenen Grenzen und Möglichkeiten kennenlernen willst.

e-fellows.net-Stipendiat Felix (22) machte 2009 sein Abitur und entschied sich, Zivildienst in einem Kindergarten zu leisten. Seit Frühjahr 2011 studiert er Medizin an der Westfählischen Wilhelms-Universität in Münster.

Mein Freiwilligendienst

Als ich Zivildienst als Ersatz für den Wehrdienst leisten musste, dauerte dieser noch neun Monate. Für den neuen Freiwilligendienst verpflichtet man sich normalerweise für zwölf Monate, man kann sich aber auch nur sechs oder bis zu 18 Monate engagieren. Meine Zivildienststelle habe ich mir selbst gesucht und auch relativ schnell eine Zusage bekommen. Generell empfiehlt es sich, einen Tag Probe zu arbeiten und sich genau darüber zu informieren, was auf einen zukommt und welche Aufgaben einem zufallen werden. Denn immerhin muss man längerfristig mit der Arbeit und den Kollegen zurechtkommen. In meinem Freundeskreis gab es zwar auch einige Kritik am Zivildienst, die positiven Berichte überwogen aber – und das, obwohl es sich, anders als beim Bundesfreiwilligendienst (BFD), um eine verpflichtende Tätigkeit gehandelt hatte.

Engagement im Kindergarten

Ich habe meinen Zivildienst im "Löricker Kinderforum e.V." absolviert. Das ist ein Kindergarten, der auf eine Elterninitiative zurückgeht und von der Elternschaft geleitet wird. Sein pädagogisches Konzept richtet sich teilweise nach Montessori-Pädagogik. Insgesamt werden etwa 20 Kinder von vier Erzieherinnen und einem Zivi betreut. Es gab einen Koch, wöchentlichen Turn-Unterricht, kreativen Kindertanz, musikalische Früherziehung und viele individuelle Projekte, die von den Eltern angeboten wurden. Zusätzlich haben wir sehr viele Ausflüge gemacht, zum Beispiel ins Kindertheater, ins Zahnhygienezentrum oder zum Weihnachtsliedersingen im Altersheim.

Keinohrhasen-Romantik?

Was jetzt ein bisschen nach "Keinohrhasen" klingt, hat in Wirklichkeit nicht viel damit zu tun. Natürlich hat es riesigen Spaß gemacht, mit den Kindern zu arbeiten, man baut eine ziemlich enge Bindung auf. Trotzdem war es manchmal echt anstrengend, den ganzen Tag von so vielen Kindern umgeben zu sein. Zu meinen Aufgaben gehörten außerdem Dinge wie Spülmaschine einräumen, Spülmaschine ausräumen, Spülmaschine einräumen, Spülmaschine ausräumen… sowie einige Hausmeistertätigkeiten. Selbst wenn die Kinder sich gerade ausruhten, gab es für mich also immer genug zu tun.

Vorbild sein und Grenzen setzen

Gerade als Mann hat man im Kindergarten eine wichtige Vorbildfunktion und wird bei jedem Schritt, den man macht, von mindestens einem Kind beobachtet. Dementsprechend sollte man sich verhalten. Es ist auch sehr wichtig, von Anfang darauf zu achten, dass man seine Autorität wahrt und Grenzen setzt.

Außerdem sollte dich immer die Frage leiten, was in diesem Moment für die Entwicklung der Kinder am besten ist – sofern man das denn einschätzen kann. Ich gebe zu, das klingt erstmal ziemlich theoretisch. Und nein, wenn "der große Felix" mit den Kindern T-Rex gespielt und sie durch den Garten gejagt hat, habe ich nicht daran gedacht, was das in der Entwicklung der einzelnen Kinder bewirkt. Was ich sagen möchte: Jeder Tag ist ein Tag, an dem ein Kind unglaublich viel dazu lernen kann und man es dabei unterstützen muss. Wer das beachtet, wird im Kindergarten eine super Zeit haben und wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich bin meiner Zivildienststelle immer noch sehr verbunden, werde noch zu Sommerfesten eingeladen und gehe ab und zu gerne noch bei einigen Kindern babysitten.

Der BFD als Ersatz für den Zivildienst

Kristina Schröder, die ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sagt: "Der Freiwilligendienst ist eine Einladung an Menschen jeden Alters, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Davon profitieren nicht nur wir alle, sondern auch die Freiwilligen selbst." Den BFD gibt es seit der Abschaffung des Zivi.

Ein wichtiger Unterschied zwischen BFD und Zivildienst ist, dass man nun deutlich weniger Geld bekommt, nämlich maximal 330 Euro (ich habe bis zu 600 Euro bekommen), und in dieser Zeit keinen Anspruch auf Kindergeld hat. Grundsätzlich muss man sich also von dem Gedanken verabschieden, beim BFD reich zu werden – im Idealfall macht man den Freiwilligendienst aber eh aus anderen Gründen. Wer ins Ausland gehen möchte, muss übrigens ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Freiwilliges Ökologisches Jahr machen. Der BFD sieht nämlich keinen Auslandsaufenthalt vor.

Respektiertes Engagement

Ich könnte mir vorstellen, dass einer der größten Vorteile des BFD folgender ist: weil der Zivildienst Pflicht war, haben, meiner Meinung nach, viele Leute den Zivis nicht den angemessenen Respekt entgegengebracht. Der BFD ist dagegen freiwillig, die Wertschätzung dürfte also größer sein.

Noch ein paar Tipps

Während des Zivildienstes gab es immer wieder die Möglichkeit, Sonderurlaub zu beantragen. Beim BFD geht das ebenfalls. Sonderurlaub bedeutet nicht, dass man Urlaub auf Mallorca macht. Es gibt eine Vielfalt von Angeboten, die vom Bund bezuschusst oder ganz übernommen werden. Ich habe zum Beispiel eine Woche in der VHS einen Office-Kurs gemacht, war eine Woche lang mit einer Gruppe anderer Zivis bei der Olivenernte auf Sizilien helfen und konnte mir an mehreren Tagen verschiedene Hochschulen ansehen.

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