Gap Year beim Rettungsdienst: Menschenleben retten zwischen Abi und Studium

Mann mit Stethoskop, blauem Kittel und Mundschutz hält eine Spritze hoch.

Abi und dann? Na, Menschenleben retten, was sonst? Beim Rettungsdienst kannst du dich nach vielen Jahren der Theorie an etwas Praktischem versuchen und leistest damit auch gleich noch einen Dienst an der Gesellschaft.

Du möchtest nach dem Abitur nicht direkt den akademischen Weg einschlagen, sondern vorher erst einmal etwas Praktisches ausprobieren? Mit einem Gap Year beim Rettungsdienst kannst du Menschen helfen und lernst, wie man in Notfallsituationen am besten agiert. Der Job ist sehr erfüllend, da man anderen Menschen hilft, seien das Verletzte bei einem schweren Verkehrsunfall oder eine Oma, die Zuhause gefallen ist.

Marlon

e-fellow Marlon (21) studiert an der Philipps-Universität Marburg im 3. Semester Informatik im Bachelor. In seinem Gap Year zwischen Schule und Studium hat er im Rettungsdienst gearbeitet. Dabei lernte er, wie vielschichtig die Gesellschaft ist und wie schön es ist, Menschen richtig helfen zu können.

Wann und warum hast du dich für ein Gap Year beim Rettungsdienst entschieden?

Ich habe mich schon vor meinen Gap Year ehrenamtlich engagiert und wollte mein Erste-Hilfe-Wissen auffrischen. In meinem nahen Umfeld gab es außerdem ein paar Ereignisse, bei denen es von Vorteil gewesen wäre, geübter in der Erstversorgung zu sein. Zudem habe ich von einigen Freund:innen gehört, dass sie es bereuen, direkt nach der Schule mit dem Studium angefangen zu haben. All diese Punkte haben mir die Entscheidung relativ einfach gemacht und mich dazu motiviert, mir schon während des Abiturs einen Ausbildungsplatz zum Rettungssanitäter zu organisieren.

Haben sich deine Erwartungen erfüllt?

Ich bin zunächst relativ offen an die ganze Sache rangegangen. Im Wachenpraktikum konnte man dann ganz gut abschätzen, was das nächste Jahr auf einen zukommt. Die Ausbildung selbst ist relativ kurz und man lernt eine ganze Menge. Der schulische Teil war nicht so schlimm wie erwartet und die Prüfung ist nicht sehr schwer.

Dass die Routine so schnell einsetzt, hätte ich nicht erwartet. Nach ungefähr zwei Monaten als Vollzeitkraft war ich schon nicht mehr der Neue. Ich kannte die meisten Tricks und die Kolleg:innen schenkten mir ihr volles Vertrauen. Ich hatte meine täglichen Aufgaben, wie zum Beispiel das Rettungsfahrzeug zu checken und Vorräte nachzufüllen. Trotz dieser Routine, langweilig oder eintönig wurde es nie. Kein Einsatz ist wie der andere und es gibt immer etwas Neues oder Unerwartetes, das man bisher noch nicht erlebt hatte.

Und wenn der Tag mal keine neuen Erlebnisse auf den Einsätzen bringt, sorgen die Kolleg:innen auf der Wache für gute Stimmung und lustige Geschichten. Natürlich gibt es auch immer ein paar Kolleg:innen mit denen man nicht ganz so gut auskommt. Man lernt dann jedoch schnell trotzdem gut miteinander umzugehen und im Team gut zusammenzuarbeiten. Diese während meiner Zeit als Rettungssanitäter erlernte Fähigkeit hilft mir auch heute im Studium noch ungemein. Teamfähig zu sein ist im Rettungsdienst das A und O. Ich hätte selber nicht damit gerechnet wie wichtig es ist, aber: Wenn es im Einsatz um Leben und Tod geht, ist ein funktionierendes Team das Entscheidende.

Das wohl Interessanteste an meiner Arbeit war zuletzt auch der Einblick in die vielen verschiedenen Leben der Patient:innen. Als Rettungssanitäter:in erhält man Einblick in die unterschiedlichsten Lebenswelten und Realitäten. Das hat mein Bild von der Gesellschaft nachhaltig verändert und erweitert.

Wem würdest du dein Gap Year als Rettungssanitäter:in weiterempfehlen?

Ein Gap Year beim Rettungsdienst würde ich jedem empfehlen, der folgende Fragen mit "Ja" beantwortet:

  • Habe ich Freude daran, anderen auch in schwierigen Lagen zu helfen?
  • Komme ich mit schweren Verletzungen und Tod klar oder geht es mir zu nah?
  • Kann ich unter Druck und in stressigen Situationen trotzdem die volle Leistung bringen?
  • Kein Muss, aber von Vorteil: Möchte ich später im medizinischen Bereich arbeiten?

Ein kleiner Hinweis noch zum Schluss: Die Ausbildung zur Rettungssanitäterin bzw. zum Rettungssanitäter (RS) dauert nur drei Monate und ist nicht zu verwechseln mit der Ausbildung zur Notfallsanitäterin bzw. zum Notfallsanitäter (NFS). Letztere dauert drei Jahre. Auf jedem Rettungswagen werden mindestens ein NFS und ein RS eingesetzt.

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