Erfahrungsbericht – LL.M.: Universität Leiden

Autor*innen
Lukas Harta
Eine Hand hält einen Popcorneimer, der mit Münzen gefüllt ist.

Fokus auf Europarecht und moderate Studiengebühren: Das waren für Lukas Harta entscheidende Kriterien bei der Auswahl seines LL.M. Fündig wurde er an der Universität Leiden. Doch die hohen Lebenshaltungskosten in den Niederlanden hatte er unterschätzt.

Was und wo?

Am Anfang meiner Überlegungen stand die Frage, was für ein LL.M.-Programm ich eigentlich will. Um mich inspirieren zu lassen und einen ersten Überblick zu erhalten, habe ich mich eine Weile durch die LL.M.-Angebote verschiedener Law Schools geklickt. Ich bin dann zum Schluss gekommen, dass es entweder ein General LL.M. oder einer im Europarecht sein soll. Einen hoch spezialisierten LL.M. habe ich in meiner Situation (kurz nach Abschluss des Magisterstudiums) als nicht sinnvoll angesehen, Europarecht sehr wohl, weil Europarecht mittlerweile ja in praktisch jedem Rechtsgebiet eine Rolle spielt. Deshalb denke ich, dass europarechtliches Wissen in jedem Fall von Nutzen sein wird, in welchem Rechtsgebiet auch immer ich einmal vorrangig arbeiten werde. Naturgemäß hat das meine Suche auf Unis in der EU eingeschränkt.

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Das nächste Hauptkriterium in meinen Überlegungen war das Thema Studiengebühren. Vor allem in England hätte es einige Programme gegeben, die mich interessiert hätten, aber Gebühren von 9.000 Pfund sind doch etwas happig. Alle Programme mit Studiengebühren von über 5.000 Euro habe ich schlussendlich aus meiner Auswahl gestrichen. Innerhalb dieser Preisklasse ist mir zunächst der Master am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz ins Auge gestochen. Dort zahlt man als EU-Bürger gar keine Studiengebühren. Andererseits haben mich eine Reihe von Universitäten in den Niederlanden angesprochen, wo EU-Bürger nur knapp 2.000 Euro im Jahr bezahlen müssen. Dazu kommt, dass manche dieser Universitäten gerade im Bereich Recht eine sehr gute Reputation haben. So hat nach den QS World University Rankings by Subject die Uni Leiden die beste Law School in Kontinentaleuropa, und auch Utrecht ist unter den Top 50 der Welt. Natürlich sind solche Rankings mit Vorsicht zu genießen, aber völlig daneben liegen sie normalerweise auch nicht. Was mich zusätzlich für Leiden eingenommen hat, war die Kombination aus "klassischem" Europarecht und Menschenrechten, die das Curriculum zumindest ermöglicht und die es in dieser Form in den anderen Programmen, die ich mir angeschaut habe, nicht gegeben hat. Verpflichtend ist zwar nur ein Kurs zu diesem Thema, aber ich habe auch noch zwei von drei Papers und meine Master-Arbeit über menschenrechtliche Fragen geschrieben. Ganz generell kann ich sagen, dass der Master in Leiden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Man hat viele wirklich gute Dozenten und lernt sehr viel, ohne sich dabei dumm und dämlich zu zahlen.

Das liebe Geld …

Wie ich bereits angedeutet habe, war die Finanzierung des Studiums ein ganz wesentlicher Faktor bei der Wahl des Studienorts. Nun sind die Niederlande zwar bei den Studiengebühren auf der günstigen Seite, aber gewiss nicht bei den Lebenshaltungskosten. In Leiden kommt verschärfend dazu, dass es eine absolute Studentenstadt ist (gut und gerne 25 Prozent der Einwohner sind Studenten) und die Nachfrage nach Studentenunterkünften hoch ist. Ich war in der glücklichen Lage, über die Uni ein Zimmer im Studentenwohnheim zu bekommen. Für ausländische Studenten, die sich innerhalb einer gewissen Frist melden, hat die Uni nämlich ein festes Kontingent an Heimplätzen. Billig war das aber nicht: Für ein 14-Quadratmeter-Zimmer habe ich 450 Euro pro Monat gezahlt, wobei ich mir Küche und Bad mit neun (!) weiteren Studenten teilen musste. Manche Nachbarn, deren Zimmer etwas größer war, mussten noch mehr bezahlen, ohne hinsichtlich Bad und Küche in einer besseren Situation zu sein. Andere Wohnheime sind teils noch teurer. Ein WG-Zimmer kann durchaus 600 Euro kosten, eine Einzimmerwohnung 700 bis 800 Euro. Auch Essen gehen geht ins Geld. Selbst in eher einfachen Restaurants gibt es meist nur wenige Gerichte, die weniger als 15 Euro kosten. Auf der Plusseite steht, dass Lebensmittel eher günstig sind (jedenfalls günstiger als in Wien).

Wie habe ich mir das alles finanziert? Zunächst sind meine eigenen Ersparnisse und finanzielle Unterstützung durch meine Verwandtschaft zu nennen. Zudem erhielt ich eine Förderung der Universität Wien, die Stipendien an ihre Absolventen vergibt, die ein LL.M.-Studium aufnehmen. Das Prozedere dafür ist nicht allzu kompliziert. Man muss einen Antrag ausfüllen, die Motivation für das Master-Studium erläutern und guten Studienerfolg und Sprachkenntnisse (für die Unterrichtssprache des Masters) nachweisen. Die Uni Leiden vergibt zwar auch einige Stipendien, aber nur für Studenten aus bestimmten Ländern und/oder wenigen Studiengängen. Für mich kam davon nichts in Frage. Meine wichtigste Geldquelle war deshalb im Endeffekt ein Studienkredit der "Deutsche Bildung AG" (www.deutsche-bildung.de). Was meiner Meinung nach für diese Finanzierungsmethode spricht, ist die Art der Rückzahlung: Man zahlt nicht den erhaltenen Betrag samt Zinsen, sondern über einen bestimmten Zeitraum hinweg einen gewissen Prozentsatz des Einkommens. Natürlich führt das im Allgemeinen dazu, dass man mehr zurückzahlt als man bekommen hat, aber es verhindert, dass die Schulden "dank" Zinseszins immer weiter steigen.

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