Erfahrungsbericht – LL.M. an der Stellenbosch University (2013): LL.M.-Studium in Südafrika: Mehr als nur eine Alternative

Autor*innen
Dr. Markus München
Ein Mann steht am Anfang eines geschwungenen Weges und blickt in die Ferne.

Hohe Lebensqualität zum fairen Preis, eine renommierte juristische Fakultät und abwechslungsreiche Module in Wirtschafts- und Arbeitsrecht: All das fand Markus an der University of Stellenbosch in Südafrika.

Das akademische Jahr 2010/2011 habe ich mit einem LL.M.-Studium an der Stellenbosch University in Südafrika verbracht. Neben einer traumhaften landschaftlichen Kulisse, guten Weinen, der unmittelbaren Nähe zu Kapstadt und einer extrem hohen Lebensqualität hat Stellenbosch vor allem eines zu bieten: eine renommierte, über die Landesgrenzen hinaus bekannte juristische Fakultät, die einst von Nelson Mandela als Kaderschmiede der Buren bezeichnet wurde und vor allem für Studierende, die sich entweder für das internationale Wirtschaftsrecht oder das Arbeitsrecht interessieren, ein LL.M.-Programm mit abwechslungsreichen Modulen bereithält.

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Die Entscheidung für den LL.M. und für Südafrika

Neben der Tatsache, dass sich der LL.M. sowohl im wissenschaftlich-akademischen Umfeld als auch bei anwaltlichen Tätigkeiten im internationalen Wirtschaftsrecht zunehmender Beliebtheit erfreut, war für mich vor allem die Möglichkeit ausschlaggebend, vor Beginn des Referendariats noch einmal ins Ausland zu gehen und eine mir bis dahin unbekannte Kultur und ein anderes Rechtssystem kennenzulernen. Die Entscheidung für Südafrika und Stellenbosch entsprang letzten Endes einem Bauchgefühl. Mir schien das Gesamtpaket aus traditionsreicher Universität, Kursen mit internationalen Bezügen, kultureller Herausforderung, hoher Lebensqualität und faszinierendem landschaftlichen Umfeld stimmig – und es hat rückblickend gehalten, was es auf den ersten Blick versprochen hat.

Bürokratie trifft auf Flexibiltät

Ich konnte nahezu den gesamten Bewerbungsprozess für das LL.M.-Studium an der Stellenbosch University online bzw. per E-Mail durchführen. Begonnen habe ich mit meiner Bewerbung rund ein dreiviertel Jahr vor Beginn des Programms; wobei die Universität auch noch Bewerber berücksichtigt hat, die die offiziellen Bewerbungstermine nicht auf den Tag genau einhalten konnten. Auch wenn das ganze Verfahren für afrikanische Verhältnisse doch sehr bürokratisch anmutete, stand mir das International Office der Universität während des gesamten Bewerbungsprozesses hilfsbereit zur Seite und beantwortete Anfragen per E-Mail stets zuverlässig und zügig.

Wohnungssuche: Bloß nicht die Katze im Sack mieten

Während einer Orientierungswoche wurden auf diversen Veranstaltungen Tipps zur Wohnungssuche, der Kurswahl, kulturellen Unterschieden und der Freizeitgestaltung gegeben. Hierbei wird den meisten Studierenden wohl die Wohnungssuche im fernen Afrika das größte Kopfzerbrechen bereiten. Für die, die auf Nummer sicher gehen wollen, bietet sich die Internetplattform Gumtree an. Dort werden permanent Studierendenwohnungen in Stellenbosch gelistet. Doch gilt es hierbei zu beachten, dass man die Wohnung natürlich im Vorfeld nicht wirklich gesehen hat und daher mitunter böse Überraschungen erleben kann. Insofern kann ich nur dazu raten, sich zunächst für ein paar Tage in einem Hostel in Stellenbosch einzuquartieren und dann vor Ort nach einer geeigneten Unterkunft zu suchen. Sowohl in Stellenbosch als auch in Kapstadt werden ganze Häuser an Studierende vermietet. Bei der Suche nach geeigneten Wohnobjekten und Mitbewohnern lohnt sich auch immer ein Blick auf das schwarze Brett der Universität oder ein Besuch im International Office. Die Wohnheime in Stellenbosch kann ich aufgrund der doch stark angestiegenen Preise (290 bis 350 Euro) und des recht beschränkten Wohnraumes nur bedingt empfehlen. Auf dem freien Wohnungsmarkt ist für das Geld einfach mehr geboten.

Finanzierung

Doch ist es natürlich nicht nur die Faszination für Südafrika, die ein LL.M.-Studium an der Universität Stellenbosch interessant macht. Insbesondere die im internationalen Vergleich recht moderaten Studiengebühren sprechen eindeutig für einen LL.M.-Aufenthalt in Südafrika. Zwar haben die Studiengebühren in den vergangenen Jahren auch an südafrikanischen Hochschulen deutlich angezogen; gleichzeitig sind sie doch in keinster Weise mit denen angloamerikanischer Programme vergleichbar. Für das LL.M.-Programm als solches habe ich in Stellenbosch umgerechnet rund 4.000 Euro bezahlt. Wohn- und Lebenshaltungskosten bewegten sich in etwa auf dem Niveau einer kleinen deutschen Universitätsstadt.

Ich hatte zudem das Glück, mir den gesamten Studienaufenthalt über Stipendien finanzieren zu können. Hier sollte jedoch bedacht werden, dass viele Stipendien lange Vorlaufzeiten haben. Ich habe mich ca. ein Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt bei der Rotary Foundation und dem DAAD beworben. Die Bewerbungsprozesse mögen zwar mitunter zeitintensiv und bürokratisch erscheinen, doch letztendlich lohnt es sich. Zum einen trifft man vor Ort auf ein intaktes Stipendiat:innen-Netzwerk, zum anderen hat man abzüglich aller anfallenden Kosten noch genug Geld über, um Land und Leute näher kennenzulernen.

Fazit

Gelohnt hat sich das LL.M.-Jahr ohne jeden Zweifel. Bezüglich der Destination Südafrika bleibt festzustellen, dass, entgegen oft zitierter Vorurteile ("Urlaubs- oder Surf-LL.M."), die Reaktionen, die ich hinsichtlich dieser Wahl erhielt, durchweg positiv waren. Für Leute, die nicht zwingend zur Ivy-League-Elite gehören müssen, ist Südafrika meines Erachtens eine Überlegung wert. Wer daran interessiert ist, an einer renommierten Hochschule in einer faszinierenden Umgebung im englischsprachigen Ausland zu studieren und gleichzeitig hohe Lebensqualität zu einem fairen Preis zu erhalten, für den ist das LL.M.-Studium an der Universität Stellenbosch genau das Richtige.

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