Wirtschaftsrecht studieren: Interdisziplinär und praxisnah

Drei Personen, teilweise mit Laptop, diskutieren ein Diagramm, das im Hintergrund zu sehen ist. Das Diagramm zeigt einen Anstieg.

Wer als Wirtschaftsjurist:in arbeiten möchte, muss mehr Qualifikation mitbringen als Anwält:innen oder Richter:innen. Deshalb vermittelt das Studium Wirtschaftsrecht neben Kenntnissen der Rechtswissenschaft auch BWL-Grundlagen. Als Expert:in auf zwei Gebieten stehen dir viele Berufe offen, vom Management der Rechtsabteilung bis zur Wirtschaftsprüfung.

e-fella Celine (21) studiert an der Hochschule Pforzheim im 7. Semester Wirtschaftsrecht im Bachelor. Neben ihrem Studium ist sie als Werkstudentin in der Steuerberatung einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Wenn sie nicht gerade arbeitet oder studiert, verbringt sie ihre Zeit im Fitnessstudio oder beim Sushi essen mit Freunden.

Beschreibe bitte kurz deinen Studiengang.

Der Studiengang Wirtschaftsrecht befindet sich an der Schnittstelle zwischen den Fächern Wirtschaft und Recht. Das heißt, im Studium erwirbt man nicht nur rechtliche, sondern auch wirtschaftliche Kenntnisse. Das Studium dauert in der Regel sechs bis sieben Semester und endet mit dem Abschluss Bachelor of Laws (LL.B.). Dieser kann im Folgenden noch durch einen drei bis vier Semester umfassenden Master of Laws (LL.M.) ergänzt werden.

Der Anteil an wirtschaftlichen Inhalten im Studium beträgt je nach Hochschule bzw. Universität ca. 30 Prozent und umfasst schwerpunktmäßig die Grundlagen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, das Rechnungswesen, die Bilanzierung und die Grundlagen des Managements. Um an dieser Stelle ein Beispiel für ein späteres Berufsbild zu skizzieren: Der Erwerb von Bilanzierungskenntnissen bereitet auf den Beruf der Wirtschaftsprüferin beziehungsweise des Wirtschaftsprüfers vor und ermöglicht somit die Arbeit bei einer der Top-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die deutschlandweit Jahresabschlüsse von Unternehmen prüfen.

Der Anteil an Studieninhalten im Fach Recht beträgt je nach Hochschule bzw. Universität ca. 60 Prozent und umfasst verschiedene Rechtsbereiche. Das Erlernen von Kenntnissen im Bereich Arbeitsrecht und Personalmanagement stattet zum Beispiel mit dem nötigen Know-how aus, um in einer Personalabteilung zu arbeiten. Weitere im Studiengang behandelte Rechtsgebiete umfassen das Insolvenzrecht, das Wirtschaftsstrafrecht sowie das Wettbewerbs- und Kartellrecht. Außerdem beschäftigt man sich mit dem gewerblichen Rechtsschutz und dem Urheberrecht und erlernt somit welche rechtlichen Anforderungen die Anmeldung eines Design- oder Markenrechts mit sich bringt.

Zuletzt umfassen die übrigen 10 Prozent der Studieninhalte weiterführende Qualifikationen und Soft Skills wie Präsentations- und Kommunikationstraining und interkulturellen Kompetenzen.

Besonders vorteilhaft am Studium des Wirtschaftsrechts ist außerdem: Man sammelt schon während des Studiums einiges an Praxiserfahrung, in der Regel durch ein integriertes Praxissemester. Dieser frühe Einblick in die Berufswelt erleichtert den Einstieg nach dem Abschluss, da man sich bereits ein Netzwerk an Kontakten aufbaut und somit schon einen Fuß in der Tür bei dem ein oder anderen Unternehmen platziert hat.

Aber wohin "steigt" man denn nun genau "ein", wenn man das Studium in der Tasche hat? Ein wesentlicher Unterschied zum normalen Jura-Studiengang ist, dass man mit Wirtschaftsrecht kein:e Richter:in oder Ähnliches werden kann. Wirtschaftsrecht hat andere Berufe zum Ziel: neben den bereits oben genannten Tätigkeitsfeldern im Bereich Wirtschaftsprüfung und Personalmanagement arbeiten Absolvent:innen unter anderem auch als Wirtschaftsjurist:innen in der Rechtsabteilung eines Unternehmens, als Compliance Officer, Contract Manager, Steuerberater:innen, Mediator:innen oder als Insolvenzverwalter:innen. Der Studiengang Wirtschaftsrecht eröffnet also ein breites Spektrum an Tätigkeitsfeldern nach dem Studium.

Wann und warum hast du dich für deinen Studiengang entschieden?

Ich selbst habe mich als Abiturientin nach dem Besuch einer Karrieremesse für den Studiengang Wirtschaftsrecht entschieden. Die Erzählungen einer Studentin hatten dort mein Interesse geweckt. Dabei spielte sowohl das Praxissemester als auch der Bezug zum internationalen und europäischen Recht eine große Rolle. Zudem halte ich es für den beruflichen Erfolg als Jurist:in für essenziell, dass man ein wirtschaftliches Grundverständnis hat. Daraus ergab sich für mich dann letztendlich der Wunsch, Wirtschaftsjuristin zu werden.

Haben sich deine Erwartungen erfüllt?

Die Mischung aus dem Lösen von juristischen Fällen, finanzmathematischen Aufgaben und dem Kennenlernen unterschiedlicher wirtschaftlicher Bereiche ist total spannend und bereitet mir unglaublich viel Freude. Auch im Praxissemester hat mir dieser Mix sehr dabei geholfen, mich zurechtzufinden. Somit hat das Studium meine Erwartungen sogar übertroffen! An meiner Entscheidung, Wirtschaftsrecht zu studieren, habe ich nie gezweifelt.

Wem würdest du das Studium empfehlen?

Wenn du dich für wirtschaftliche Abläufe und Prozesse interessierst, das Recht verstehen und anwenden möchtest und dich als verantwortungsbewusster, belastbarer und kommunikationsstarker Mensch mit guten Englischkenntnissen siehst, dann ist der Studiengang Wirtschaftsrecht der Richtige für dich. Außerdem schadet es nicht, wenn dir Mathe liegt, denn für das Lösen von finanzmathematischen Fragestellungen ist ein sehr guter Umgang mit Zahlen gefragt.

Welchen Tipp würdest du Abiturient:innen geben, damit ihre Studienzeit ein voller Erfolg wird?

Mach dich so früh wie möglich auf die Suche nach dem passenden Studiengang für dich! Es ist eine große Entlastung, wenn man ohne Stress in verschiedene Bereiche reinschnuppern und Eindrücke von Studiengängen mit eigenen Interessen abwägen kann. Hier kann ich Studien-Infotage und Karrieremessen empfehlen. Vielleicht findest du ja so wie ich dein Traumstudium auf einer Messe. Der Austausch mit Studienberater:innen und Student:innen gibt einem auf jeden Fall einen tollen Überblick über das, was möglich ist.

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