CHE-Ranking: Die Qual der Wahl

Autor*innen
Max Wetterauer und Malina Hoheisel
Eine junge Frau hält nachdenklich den Finger an die Lippen. Ihr Kopf ist so bearbeitet, dass es aussieht, als ob sich verschiedenfarbige verworrene Linien darin befinden.

Allein in Deutschland werden über 21.000 Studiengänge angeboten – und gerade für Studienrichtungen wie BWL gibt es Programme in Hülle und Fülle. Wie sollst du dich da zurechtfinden? Welche Uni bietet dir genau das, wonach du suchst? Das CHE-Ranking hilft weiter.

Das CHE-Ranking ist das umfassendste Ranking im deutschsprachigen Raum. Seinen Namen hat es vom gemeinnützigen Centrum für Hochschulforschung (CHE), welches seit 1998 regelmäßig Hochschulen und Studiengänge bewertet. "Das CHE-Ranking richtet sich an Studieninteressierte. Es soll ihnen bei der Wahl der Hochschule eine Hilfestellung geben und ihnen den Überblick über die Hochschullandschaft erleichtern", schreibt das CHE. Das Ranking wird regelmäßig im ZEIT Studienführer veröffentlicht und ist online jederzeit kostenlos aufrufbar. Gelistet werden Studiengänge aus über 300 Universitäten, Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften im deutschsprachigen Raum.

Was bietet dir das CHE-Ranking?

Das CHE-Ranking bietet dir nicht nur die umfangreichste Datensammlung, es unterscheidet sich auch in seinem Aufbau von anderen bekannten Hochschulrankings:

  • CHE ist fachbezogen: Das Ergebnis des Rankings bezieht sich immer nur auf das von dir gesuchte Fach. Es sagt dir nicht, welche Universität fächerübergreifend am besten abschneidet.
  • CHE ist individuell: Du entscheidest in der Suche selbst, was dir für dein Studium wichtig ist: Eine enge Betreuung oder die Ausstattung der Bibliothek? Du kannst aus 43 Fächern und bis zu 34 Kriterien wählen. Dabei siehst du, welche Hochschulen für die gewählten Kriterien im Spitzenbereich (grün) liegen und wo sie sich nur im Schlussbereich (rot) befinden. Es gibt am Ende aber keine endgültige Liste, in der alle Wertungen zusammenfließen.
  • CHE ist facettenreich: An dem Ranking beteiligten sich bisher rund 120.000 Studierende und 3.000 Hochschullehrer:innen. Aber auch objektive Fakten fließen mit ein, während andere Rankings zum Beispiel nur Personaler:innen befragen.
  • CHE ist relativ: Du wirst hier keine Platzierungen finden, sondern Rankinggruppen. Hier unterscheidet das CHE in Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe. Die Verteilung ist dabei immer relativ gemessen an dem Gesamtergebnis.
  • CHE ist aktuell: In der Regel wird jedes Jahr ein Drittel der Fächer neu bewertet. Das CHE-Hochschulranking erscheint jeweils Anfang Mai.

Wie findest du, wonach du suchst?

Wenn du noch gar nicht weißt, was du studieren möchtest, klickst du dich zu Beginn am besten durch die Themenbereiche, die im Ranking auftauchen. Dazu zählen zum Beispiel "Wirtschaftspsychologie", "VWL" oder "Informatik". Dabei kannst du jeweils wählen, ob du das Ranking beispielsweise nur für Bachelor- oder Master-Studiengänge angezeigt bekommen möchtest. Auch die Wahl zwischen Universität und Fachhochschule steht dir frei.

Sobald du dein Wunschfach und den Hochschultyp festgelegt hast, wird es persönlich: Du kannst aus einer Liste von bis zu 34 Kriterien diejenigen auswählen, die dir persönlich wichtig sind. Das Angebot deckt alle Punkte ab, die das Studium betreffen, wie Lehrangebot, IT-Ausstattung oder Unterstützung für ein Auslandsstudium. Aber auch das studentische Leben kann durch Kriterien wie Mietpreise oder den örtlichen Studierendenanteil in das Ergebnis einfließen.

Gehen wir zwei Szenarien durch:

Szenario 1: Jura in Studentenstadt mit guter Betreuung durch Lehrende

Du bist an einem Jura-Studium interessiert mit einer guten Erreichbarkeit von Lehrenden bei Fragen und Problemen sowie Unterstützung bei der Examensvorbereitung – und das alles in einer Studentenstadt?

Dann könntest du folgende Kriterien auswählen:

  • Betreuung durch Lehrende
  • Unterstützung bei der Examensvorbereitung
  • Studierendenanteil am Ort

In diesem Fall gehören zum Beispiel die Uni Ausgburg, Uni Bayreuth sowie die FU Berlin und HU Berlin zu den besten Hochschulen. Nun kannst du in die Tiefe gehen und dir die Ergebnisse im Detail auf der jeweiligen Porträtseite des Studienganges ansehen. Du hast aber auch die Möglichkeit, zwei Hochschulen direkt zu vergleichen.

Szenario 2: VWL mit Unterstützung fürs Auslandsstudium

Angenommen du willst VWL studieren. Dir ist die Unterstützung für ein Auslandsstudium sowie gute Angebote zur Berufsorientierung wichtig und du würdest gerne in einer größeren Stadt mit günstigen Mieten im Studentenwohnheim wohnen? Mögliche Kriterien wären:

  • Unterstützung für Auslandsstudium
  • Angebote zur Berufsorientierung
  • Einwohnerzahl des Ortes
  • Miete im Studentenwohnheim

Hier bilden die Uni Bamberg, Uni Bayreuth, die Uni Bonn sowie die Uni Göttingen die Spitze.

Es gilt aber immer: Änderst du deine Kriterien, ändert sich das Ranking. Es lassen sich nie mehr als vier Kriterien gleichzeitig auswählen – ein allumfassendes Ergebnis wird dir CHE also nicht bieten.

Die Spitzen-Unis im CHE-Ranking

BWL

Filtert man nach den Kriterien allgemeine Studiensituation, Unterstützung am Studienanfang, Abschlüsse in angemessener Zeit und Forschungsgelder pro Wissenschaftler:in, landen im Fach BWL diese zehn Universitäten auf den vorderen Rängen:

Jura

Für die Kriterien allgemeine Studiensituation, Unterstützung am Studienanfang und Examensvorbereitung bilden im Fach Jura diese zehn Universitäten die Spitzengruppe:

Informatik

Filtert man nach den Kriterien allgemeine Studiensituation, Unterstützung am Studienanfang sowie Forschungsgelder pro Wissenschaftler:in finden sich für Informatik diese zehn Universitäten ganz vorne:

Politikwissenschaft/Sozialwissenschaften

Für die Kriterien allgemeine Studiensituation, Lehre in Kernbereichen, Unterstützung am Studienanfang und Lehrangebot landen im Fach Politikwissenschaft/Sozialwissenschaften folgende Universitäten in den Top 10:

  • RWTH Aachen
  • Universität Bamberg
  • FU Berlin
  • Universität Bielefeld
  • Universität Bochum
  • Universität Bremen
  • Universität Frankfurt am Main
  • Universität Göttingen
  • Universität Greifswald
  • FernUniversität Hagen

Wie gut lässt sich Bildung überhaupt vergleichen?

Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Nicht verwunderlich also, dass manche Hochschulen mit den Ranking-Ergebnissen – und dem Konzept des Rankings an sich – nicht einverstanden sind. Mehrere Unis riefen in der Vergangenheit sogar zum Boykott auf. Der Vorwurf lautete, die Befragung einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Studierenden könne nichts über die absolute Qualität des Studienangebots aussagen.

Im Grundsatz ist die Kritik nicht unbegründet: Dein Studium ist nicht einfach vergleichbar. Die Erfahrungen, die du an der Uni machst, sind (zum Glück) sehr individuell. Dein Urteil wird von unzähligen Faktoren beeinflusst, wie den Dozentinnen und Dozenten, deinem Freundeskreis und deiner Wohnsituation. Das lässt sich nicht einfach auf deine Kommilitoninnen und Kommilitonen übertragen. Außerdem reichen die Teilnehmerzahlen des CHE-Rankings in manchen Fächern nicht für ein repräsentatives Ergebnis.

Daher ist man beim Centrum für Hochschulforschung sehr um Transparenz bemüht und macht Methoden zum Ranking auch öffentlich. Für die Bewertung von Forschung und Lehre nutzt das CHE nach eigener Aussage ausschließlich "quantitativ messbare Größen".

Ziel des Rankings ist es, dir einen Überblick über die deutschsprachige Hochschullandschaft zu geben. Das CHE will durch den Vergleich außerdem den Wettbewerb in der Hochschullandschaft ankurbeln. Ein schlechtes Abschneiden in diesem Kernbereich soll für die Universitäten und Hochschulen Motivation sein, das eigene Angebot zu verbessern.

Fazit

Das Ranking des CHE kann für dich eine reiche Informationsquelle sein und dir deine Entscheidung für einen Studienort erleichtern. Ein Blick in die FAQ verrät dir, was dir das Ranking liefern kann – und was nicht. Sobald du dir deine Wunschuni herausgesucht hast, ist ein Besuch vor Ort immer eine gute Idee. Denn am Ende ist auch dein Bauchgefühl eine wertvolle Entscheidungshilfe.