Was studiere ich?: Was muss ich bei der Studienwahl bedenken?
Die Entscheidung steht also: Du wirst studieren. Schließlich darfst du jetzt endlich selbst auswählen, was du lernst – bisher musstest du dich mit Mathe oder Religion, Deutsch oder Chemie rumärgern. Nach dem Abitur wirst du dich nur noch in dem weiterbilden, wofür du wirklich Talent hast und was dich begeistert. Um herauszufinden, was genau das ist, solltest du dir ein paar konkrete Fragen stellen.
Wenn du beim Abi noch nicht sicher weißt, was du studieren willst, stehst du keineswegs allein da. Bis auf die, die bereits seit der dritten Klasse wissen, dass sie Tierarzt werden wollen, fühlen sich die meisten Abiturienten von der Vielzahl der Möglichkeiten erst einmal überfordert. Entweder wollten sie seit Kindertagen Rennfahrer werden und müssen jetzt einsehen, dass man das nicht studieren kann, oder sie interessieren sich für Computer und wissen nicht, ob ihnen Informatik, Wirtschaftsinformatik oder Technologiemanagement mehr liegt. Folgende Fragen helfen dir dabei, deinen Studienwunsch zu konkretisieren:
Was macht mir Spaß?
Mit gerade mal 18 oder 19 sind die Interessen breit gefächert – es ist nicht einfach, da einen Schwerpunkt zu finden. Beantworte die Frage möglichst frei, ohne Gedanken an Jobchancen und Verdienst. Das Einzige, was du berücksichtigen solltest: Nicht alles, was man vier, fünf Stunden die Woche mit Leidenschaft betreibt, macht auch bei vierzig oder fünfzig Stunden pro Woche noch Spaß. Daher solltest du dir gut überlegen, welche Arbeit auf Dauer zu dir passt.
Was genau interessiert mich?
Üblicherweise sind Interessen, die aus Hobbys resultieren, relativ ungenau. Du interessierst dich für neue Entwicklungen in der IT-Branche und den Aufbau von Software-Programmen, aber du willst dich in deinem Berufsleben nicht nur mit Programmiersprachen und Java-Codes herumschlagen? Leichter fällt eine Entscheidung, wenn du zwei Fachbereiche kombinierst: z. B. bist du mit einem Studium der Wirtschaftsinformatik vielseitiger aufgestellt – und kannst in deinem Studium auch später noch deine eigenen Schwerpunkte setzen, wenn du dir über deine Ziele und Wünsche genauer im Klaren bist.
Worin bin ich gut?
Fußball ist großes Kino – aber die meisten sind doch realistisch genug zu wissen, dass sie nie als Fußballprofi Millionen verdienen werden. Dagegen denken viele, dass ein absolutes Unverständnis für Mathematik überwunden werden kann, wenn man wirklich seinen Bachelor in Informatik absolvieren will. Manchmal funktioniert das, aber wer versucht, ein mit Begeisterung verbundenes Talent durch stures Pauken zu ersetzen, sollte zumindest damit rechnen, dass er auch scheitern kann.
NC: Was kann ich studieren?
Bei vielen Studiengängen ist der Zugang beschränkt. Das heißt, nicht alle, die dieses Fach an dieser Uni studieren wollen, bekommen auch einen Platz. Geeignete Studienplatzbewerber werden dann unter anderem nach der Abiturnote ausgewählt. Wer kein Einser-Abi hat, kann dennoch aufatmen: Der Abi-Schnitt ist längst nicht mehr einziges Auswahlkriterium für zulassungsbeschränkte Studiengänge. Bewerber werden meist auch nach ihrer Motivation ausgewählt, die sie in einer schriftlichen Bewerbung und/oder einem Vorstellungsgespräch an der Uni beweisen können. Du solltest dich aber auf alle Fälle darauf einstellen, dass du nicht einfach jedes Studium ohne weitere Hürden beginnen kannst.
Finanzierung: Was kann ich mir leisten?
Die vor ein paar Jahren eingeführten Studiengebühren an staatlichen Hochschulen gibt es mittlerweile nicht mehr. Als letztes Land schafft Niedersachsen die Gebühren zum Wintersemester 2014/15 ab. Das heißt, es wird nur noch ein Semesterbeitrag für Studentenwerk und Co. fällig, der je nach Hochschule zwischen 40 und 280 Euro liegen kann. Private Hochschulen sind oft noch einmal deutlich teurer. Dort können über 30.000 Euro für ein Bachelor-Studium zusammenkommen - zumindest wenn du kein Stipendium hast.
Ort: Wo will ich studieren?
Die einen möchten in vertrauter Umgebung und bei ihren Freunden bleiben, die anderen treibt es weit weg vom Elternhaus. Oft entscheidet sich die Frage nach dem Uni-Standort aber auch danach, welchen Studiengang man für sich entdeckt hat und ob einem eine Massenuni oder eine kleinere Hochschule eher liegt.
Renommee: Wie wichtig ist mir der Ruf einer Hochschule?
Keine halben Sachen – du willst die ganz große Karriere? Dann weißt du vermutlich, dass sich bestimmte Namen in deinem Lebenslauf sehr gut machen werden. Das muss nicht Harvard sein, aber eine international ausgerichtete Hochschule von gutem Ruf oder ein duales Studium in einem renommierten Unternehmen bringen Pluspunkte. Manche Universitäten genießen ein universales Renommee, andere sind eher für bestimmte Fakultäten und Fachbereiche bekannt.
Perspektive: Welches Studium hat eine Zukunft?
Deine große Leidenschaft ist also die Philosophie. Und wenn man sich für etwas wirklich begeistert, sollte man es auch studieren, oder? – Wenn du dir absolut sicher bist: ja. Einfach, weil die Stimme, die dich dazu drängt, sonst nie still sein wird. Wenn du den geringsten Zweifel hast: besser nicht. Geisteswissenschaftler allgemein, Philosophen noch einmal mehr, sind auf dem Arbeitsmarkt kaum gesucht. Gerade bei Orchideenfächern sollte man also vor Studienbeginn genau überlegen, wie man mit diesem Studium später Geld verdienen möchte.
Kommilitonen: Mit wem will ich studieren?
Es geht hier um Noten, Abschlüsse und den Job danach – nicht um nette Mitstudenten. Bist du sicher? Fachwechsel, weil man sich mit den Mitstudenten nicht wohlfühlt, sind gar nicht so selten. Du solltest auch bedenken, dass du als Frau im Maschinenbau oder als Mann in Literaturwissenschaften (noch) die Ausnahme sein wirst. Deine Sonderstellung kann sich zwar als Vorteil erweisen, aber auch viel Selbstbewusstsein erfordern.
Praxistest: Gefällt mir der Studiengang wirklich?
Um herauszufinden, ob der ausgesuchte Studiengang wirklich das Richtige für dich ist, prüfst du ihn am besten mal in der Realität:
- Suche im Internet nach dem Vorlesungsverzeichnis der Uni in deiner Stadt und setze dich in ein paar Vorlesungen. Meist wirst du zwischen Hunderten von Studenten gar nicht auffallen. Ist es eine sehr kleine Veranstaltung, frage den Professor vorher. Wahrscheinlich fühlt er sich von deinem Interesse für sein Thema geschmeichelt.
- Vereinbare einen Termin bei der Studienberatung. Das ist wichtig – wenn du einfach zu den Sprechstunden gehst, musst du lange warten und erhältst lediglich ein Bündel Infobroschüren.
- Besuche Info-Veranstaltungen der Studiengänge oder Fakultäten.
- Statte Abi-Messen einen Besuch ab. Die Startschuss-Abi-Veranstaltungen zum Beispiel vermitteln dir viele wichtige Infos und ermöglichen dir, bei Vertretern ausgewählter Hochschulen direkt nachzufragen.
- Frage bei der Fachschaft nach, das sind die Studenten eines Studiengangs an einer Uni. Sie organisiert Erstsemesterführungen, Tutorien oder Lerngruppen – und vermittelt dir ein "ungeschöntes" Bild des Studiums.
Tipps zum Studienstart: So startest du stressfreier ins erste Semester
Nach der Bewerbung und vor dem Semester solltest du …
- Praktika machen. Bei einigen Studiengängen, vor allem bei bereits auf den Bachelor umgestellten technischen Fächern, ist der Nachweis einer Praxisphase schon vor Studienbeginn Pflicht. Mache dich rechtzeitig schlau!
- Sprachtests ablegen. Wenn das Studium bestimmte Bestätigungen und Nachweise erfordert, müssen diese teilweise bereits bei Semesterbeginn vorliegen. Informiere dich!
- Kredite und BAföG beantragen, wenn du sie benötigst. Es kann mehrere Wochen dauern, bis die Bewilligung und damit die erste Zahlung erfolgt.
- Orientierungs-Veranstaltungen und Campus-Führungen besuchen.
- schon einmal einen Rundgang auf dem Campus machen. Du wirst zwar noch oft genug mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf auf der Suche nach einem bestimmten Raum durch die Gänge irren, aber zumindest weißt du dann schon, wo das Audimax und die Toiletten, wo die Bibliothek und die Mensa sind.
- ein Vorlesungsverzeichnis besorgen. Das gibt es in Buchform an der jeweiligen Hochschule oder – einfach zugänglich – auf deren Website. An manchen Universitäten gibt es sogar nur noch Online-Verzeichnisse. Streich dir schon einmal an, welche Pflichtvorlesungen für Erstsemester du vermutlich besuchen musst.
- an einer Bibliotheksführung teilnehmen. So lernst du, wie du Fachliteratur recherchierst und wie das Ausleihen und Zurückgeben von Büchern an deiner Fakultät funktioniert. Dann weißt du Bescheid, wenn du schon in den ersten Wochen ein Referat vorbereiten sollst.