Studieren in Flensburg: Praxisnah studieren in Flensburg
- Nina Kicherer
Der nördlichste Campus Deutschlands – und wahrscheinlich auch der grünste! Denn neben einem tollen Ausblick von der Bibliothek auf die umliegende Landschaft hat Flensburg vor allem ein breites, praxisnahes Studienprogramm zu Energie und Nachhaltigkeit zu bieten.
Flensburg – bergiger, als man denkt
Wer an Flensburg denkt, hat zunächst die weiten Ebenen des Nordens, ein paar Kühe oder Windräder und wahrscheinlich viel Regen vor Augen – zumindest ging es mir als Süddeutscher so. Dabei ist Flensburg tatsächlich hügelig und auf keinen Fall so unspektakulär, wie man sich den grauen Norden vielleicht vorstellt.
Durch den Gletscher, der nach der Eiszeit zur heutigen Flensburger Förde geschmolzen ist, haben sich die Landmassen um Flensburg zusammengeschoben. So kommt es, dass der Campus auf einem "Berg" liegt, der die Fahrrad fahrenden Student:innen schon mal ins Schwitzen bringt. Zum Glück ist die Busanbindung von der Innenstadt an den Campus sehr gut.
Besonders im Sommer ist die Hafenspitze ein sehr beliebter Treffpunkt für Studierende. Hier wird ein kühles Bier getrunken, Wikingerschach gespielt oder entspannt, während hinter den Segelmasten die Sonne untergeht. Am Wochenende kannst du einen Ausflug an die nahe gelegenen Strände machen und dir den Ostseewind um die Nase wehen lassen. Selbst an die kühlen Temperaturen und den nassen Winter gewöhnst du dich schnell, wenn du dafür das Meer direkt vor der Haustür hast. Wer es etwas skandinavischer möchte: Dänemark liegt nur einen Katzensprung entfernt. Besonders beliebt: der dänische Hot-Dog-Stand direkt an der Grenze.
Der Campus – familiär und persönlich
Die Fachhochschule Flensburg und die Europauniversität Flensburg teilen sich einen Campus mit weiten grünen Wiesen, kleinen Seen und hochschuleigenem Windrad. Insgesamt studieren hier gerade einmal in etwa 10.000 Student:innen (jeweils 5.000 an beiden Hochschulen), was die Atmosphäre auf dem Campus sehr gemütlich macht. Spätestens nach dem dritten Semester kennen die Dozent:innen dich beim Namen (was gut oder schlecht sein kann…) und in den Kursen sitzen selten mehr als 50 Leute.
Das Studium an der Fachhochschule ist geprägt vom Praxisbezug. In jedem Semester gibt es Labore, in denen du das Gelernte anwendest, wenn zum Beispiel eine Windkraftanlage simuliert oder ein Elektromotor ans Stromnetz angeschlossen wird. An der Fachhochschule werden neben BWL und Informatik hauptsächlich technische Studiengänge mit energetischem bzw. nautischem Hintergrund angeboten. Die Universität liegt direkt neben der Fachhochschule und bietet neben Lehramt und Erziehungswissenschaften auch International Management an.
Da die Handballmannschaft der SG Handewitt auf dem Campus ihre Halle, die "Hölle Nord", hat, ist das Sportangebot für Student:innen sehr umfangreich. Von Badminton über Kickboxen und Basketball bis hin zu Gymnastik und Krafttraining wird hier alles angeboten. Die Kurse kann man mit einem Sportticket und ohne Anmeldung besuchen. Außerdem gibt es ein sehr gut ausgestattetes Fitnessstudio, das Student:innen vergünstigt nutzen können.
Wer nach dem Training gerne ein Bier trinken möchte, kann das in der campuseigenen Kneipe "Schipperklause" tun, die von Fachschaft der Schiffsbetriebstechniker geführt wird.
Wohnen, wo die Dän:innen Urlaub machen
Generell lässt sich über die Stadt Flensburg dasselbe sagen wie über den Campus: gemütlich und familiär. Durch den dänischen Einfluss wird man beim Bäcker oder selbst beim Arzt immer geduzt und man kann selten in eine Bar oder auf eine Party gehen, ohne jemanden zu treffen, den man kennt. Weite Distanzen hat man in Flensburg nicht, alles ist locker mit dem Fahrrad und meist auch zu Fuß erreichbar.
Die Fußgängerzone ist lang und gut ausgebaut, nur am Wochenende kann es dort manchmal zu großem Gedränge kommen, wenn unsere dänischen Nachbarn dem schönen Flensburg einen Besuch abstatten. Von der Fußgängerzone gehen viele kleine Gässchen und die für Flensburg typischen Hinterhöfe ab, in denen in alten Zuckerspeichern kleine Geschäfte und niedliche Cafés untergebracht sind.
Am Hafen finden regelmäßig Events, wie zum Beispiel die jährliche Rumregatta, statt, die immer wieder viele Besucher:innen anlocken.
Flensburgs Nachtleben ist geprägt von kleinen Bars und Cafés und weniger von großen Clubs oder Discos. Wer jeden Abend tanzen gehen und auf Partys abfeiern will, ist in Flensburg weniger gut aufgehoben. Auf ein Bierchen oder ein Glas Wein kann man sich hier aber in vielen Kneipen treffen und wunderbar 'schnacken'.
Der Wohnungsmarkt in Flensburg ist im Vergleich zu anderen Studi-Städten sehr entspannt. Hier findet jeder ein geräumiges, preiswertes Zimmer, nicht selten in einem alten Kaufmannshaus mit drei Meter hohen Decken, alten Dielenböden und Stuck.
Von Paddeln bis Neujahrsschwimmen – in Flensburg ist (fast) alles möglich
Durch die Nähe zum Wasser sind in Flensburg viele maritime Sportarten möglich. Ob Segeln auf der Förde, Kitesurfen in Holnis (Glücksburg) oder Anschwimmen mitten im Januar – in Flensburg kommen Wasserbegeisterte auf jeden Fall auf ihre Kosten. Die Wassersportvereine freuen sich auch immer über Neulinge und bieten Anfängerkurse an.
Studieren in Flensburg ist auf jeden Fall ein Erlebnis, das du nicht missen solltest. Du fühlst dich überall unglaublich gut aufgehoben und niemals allein gelassen. Die Nähe zum Meer und Flensburgs Geschichte mit dem Rum- und Zuckerhandel erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre, die dich auch mal von weiten Schiffsreisen in ferne Länder träumen lässt.