Studieren in Münster: Fahrrad-Metropole Deutschlands
"Willkommen in der lebenswertesten Stadt der Welt" – mit Stolz präsentiert Münster den ihr im Jahr 2004 in Kanada verliehenen Titel und begrüßt so alle Hinzugezogenen. Münster wurde dieser Titel aber auch nicht zu Unrecht verliehen.
Dies wir bei einem Spaziergang durch die 285.000 Einwohner:innen zählende Stadt deutlich: Übersichtlich und malerisch präsentiert sich Münster. Das nach dem Krieg liebevoll rekonstruierte Renaissance-Stadtbild des Prinzipalmarkts, der Domplatz mit der wuchtigen romanischen Bischofskirche, der zentrumsnah gelegene Aasee und anderes. Besonders am Samstag lädt der Wochenmarkt im Schatten des Doms zum Einkaufen ein. Im Sommer vergnügen sich die Studierenden in den zahlreichen Biergärten oder grillen am Aaseeufer. Das Umland bietet genügend Bademöglichkeiten, wie etwa den Dortmund-Ems-Kanal. Schließlich die Nähe zu den Niederlanden: Das grenznahe Enschede liegt nur eine Autostunde entfernt und ist auch mit dem Semesterticket per Zug erreichbar.
Metropole des Radverkehrs
Einst erregte sich die Kultband Tocotronic fürchterlich über die Fahrradfahrer Freiburgs. Die Band kennt Münster nicht! Denn Münsters eigentliches Wahrzeichen hat zwei Reifen und wird von den Einheimischen nur "Leeze" genannt: das Fahrrad. Es ist besonders für die derzeit rund 45.000 Studierenden das Fortbewegungsmittel Nummer eins. Radfahrer:innen gewährt die Stadt nahezu Narrenfreiheit, worüber sich bleifüßige Umlandbewohner maßlos aufregen. Sogar ein Fahrradparkhaus hat die westfälische Metropole den Radlern am Bahnhof errichtet. Mit dem Rad erreichen Münsteraner:innen einfach alles und jeden – nicht nur in der Stadt. Das Münsterland ist ideal für Pedaltouren: Auf den zahlreichen Radwegen quält kein Rauf und Runter; der höchste Berg der Region erreicht nur schlappe 156 Meter. Da müssen die Stadtbewohner:innen einfach häufiger an der putzigen Parklandschaft der Gegend vorbeirollen oder einige der mehr als 100 Burgen und Herrenhäuser besichtigen.
Kultur mit Niveau
Trotz seiner Überschaubarkeit hat Münster viel Kultur im Programm. Das liegt auch daran, dass Akademiker:innen seit Jahrzehnten die Stadt prägen. Die Städtischen Bühnen haben zum Beispiel schon häufiger Opern inszeniert, die selbst den hyperkritischen Feuilletonist:innen von Frankfurter Allgemeiner Zeitung und Süddeutscher Zeitung gefielen. Zudem gibt es kleinere private Theater und die renommierte Bochumer Bühne ist nicht weit.
Bewegung im Nachtleben
Früher galt das Münsteraner Nachtleben als leicht verschnarcht. Nach ein Uhr trafen sich Nachtschwärmer allenfalls noch auf ein paar Bier und ein halbes Hähnchen im "Nordstern". Seit Ende der neunziger Jahre eröffneten dann überall neue, hippe Läden. Trends: coole Kneipen mit DJ's und Siebziger-Trash-Einrichtung. Den Anfang machte die Luna Bar, die das innenarchitektonische Erbe eines Oben-Ohne-Tingel-Tangels antrat. Der Wirt übernahm die vollständige Puffeinrichtung samt Separees und Sitzecke aus rotem Leder. Münsters Nachtleben bietet mittlerweile aber auch Größeres, etwa im Kanalhafen den Tanzladen "Dockland" mit Gastauftritten internationaler House, Reggae und Hip Hop-DJ-Größen. Inzwischen ist Münster die Stadt mit der größten Kneipendichte in Deutschland. Das wird vor allem im altstädtischen Kreuzviertel deutlich, wo sich in der Jüdefelder- und Kreuzstraße eine studentische Kneipe an die andere reiht. Generell sticht die starke studentische Prägung der Stadt ins Auge. Die besten Tage zum Ausgehen in Münster sind Mittwoch, Freitag und Samstag, aber auch an allen anderen Tagen ist vor allem im Semester immer etwas los.
Massenuni mit gutem Ruf
Seit 1780 büffeln Studierende an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Damals paukten noch ganze 200 an der Westfalenuni. Im Wintersemester 2010/11 waren es genau 37.200. Damit ist die WWU Münster Deutschlands drittgrößte Universität. Hinzu kommen sieben weitere Hochschulen, sodass 2010 insgesamt über 45.000 Studierende in Münster studierten. Vor einigen Jahren noch führte der Ansturm auf Massenfächer wie Betriebs- und Volkswirtschaft in Münster zu bizarren didaktischen Praktiken: Ein Teil der Studierenden sah die Professor:innen während der Vorlesung nur noch auf der Leinwand. Ein Vorlesungssaal reichte für einige Veranstaltungen im Grundstudium nicht aus; sie wurden zeitgleich in Nachbarräume übertragen.
Es wird was getan
Nach Auskunft des Dekanats für Wirtschaftswissenschaften jedenfalls gehören solche unerfreulichen Zustände an der Massenuni Münster mittlerweile der Vergangenheit an. Dennoch glänzt die Hochschule nicht gerade durch intensiven Lernservice in kleinen Gruppen und kurze Studienzeiten. Eine weitere Verbesserung ist allerdings in Sicht, nachdem im Frühjahr 2011 der WWU vom Bundesministerium für Bildung und Forschung die Förderung der "Qualitätsinitiative Lehre und Studium – wissen.lehren.lernen" zugesagt wurde. Besonders soll die Betreuungsrelation zwischen Studierenden und Lehrenden verbessert werden.
Bei der Forschung liegt sie dagegen in vielen Fachbereichen vorn, wie die Platzierungen in einschlägigen Hochschulrankings belegen. Zu Münsters bekanntesten Alumni zählen Manager:innen wie Klaus Zumwinkel und Thomas Middelhoff oder Politiker:innen wie Wolfgang Clement und Ursula von der Leyen.
Uni mit Ambiente
Die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie die geisteswissenschaftliche Fakultät sind in alten Universitätsgebäuden mitten in der Innenstadt untergebracht. Diese liegen direkt an der Aa, deren Ufer besonders im Sommer mit grillenden oder lernenden Studierenden bevölkert sind. Weiter außerhalb befinden sich die Naturwissenschaften; aber auch die Vorlesungen in diesen Gebäuden können Studierende bequem mit dem Fahrrad erreichen. Schön speisen lässt es sich an der Mensa 1 mit Blick auf den Aasee. Das Gebäude hat das Studentenwerk im Jahr 2000 renoviert und im Oktober des Jahres fertig gestellt. Die hohe Studierendenzahl bringt auch viele weitere Vorteile mit sich: So hat Münster mehr als 400 Partneruniversitäten weltweit, was für eine Menge internationale Studierende auf dem Campus sorgt. Auch der Hochschulsports lässt keine Wünsche offen: von Lacrosse bis Unterwasserrugby gibt es hier alles.
Wohnen in Münster
Der Wohnungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren etwas entspannt. Allerdings ist es immer noch schwierig, als Student:in eine kleine Wohnung zu finden. Rund 40 Prozent der Münsteraner Student:innen teilen sich derzeit in Wohngemeinschaften mit anderen Studis Bad und Küche. Die Mieten sind mit rund 8,50 Euro pro Quadratmeter im Bundesschnitt vergleichsweise niedrig. Die etwa 5.200 Wohnheimplätze reichen nur für 15 Prozent der Studierenden. Der Bau eines weiteren Wohnheims in Bahnhofsnähe ist geplant. Das Zimmer im Wohnheim ist ab 200 Euro Warmmiete zu haben. Dafür gibt es zum Teil Zimmer mit "Meerblick": Einige der Wohnheime befinden sich direkt am Aasee.