Studieren in Oestrich-Winkel: Privat-Studium in der Weinstadt
- Stefan Moosmann
Oestrich-W...ie? Diese Frage sind die meisten Studierenden der EBS Universität für Wirtschaft und Recht schon gewohnt, wenn sie von ihrem Studienort Oestrich-Winkel im Rheingau erzählen.
Die nächste Frage lautet meist: "Gibt's da denn auch 'ne Uni?" Ja, die gibt es dort, und nicht nur das...
EBS Universität für Wirtschaft und Recht
Die im Jahr 1971 gegründete European Business School wurde im Sommer 2010 zur EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Damit wurde die EBS zu einer der ersten privaten Wirtschaftsuniversitäten in Deutschland. Derzeit hat die Hochschule rund 2.000 Student:innen. Die private Hochschule hat seit Anfang der 80er Jahre ihren Sitz im Schloss Reichartshausen, einem ehemaligen Handelsgut des nahen Klosters Eberbach. Malerisch liegt es am Fuße der Weinberge mit direktem Blick auf den vorbeifließenden Rhein. Als Passant:in würde man wahrscheinlich kaum auf die Idee kommen, dass diese historischen Gebäude eine Business School beherbergen. Neben dem Campus Rheingau in Oestrich-Winkel, gibt es noch einen zweiten Standort in Wiesbaden.
Kelten, Römer und der Wein
Die Gemeinde Oestrich-Winkel liegt im Rheingau, dort "wo der Rhein am breitesten ist", etwa 15 Kilometer von Wiesbaden entfernt auf halben Weg in Richtung Rüdesheim. Wie Fundstücke zeigen, war das Stadtgebiet schon während der Bronzezeit bewohnt. Später siedelten dort Kelten und Römer. Der heilige Mainzer Bischof Rhabanus Maurus (776 bis 856), der in Oestrich seine Sommerresidenz hatte, brachte die Stadt zu einer ersten Blüte: Er veranlasste den Bau mehrerer Kirchen und Kapellen. Immer wieder kamen so im Laufe der Jahrhunderte bekannte Persönlichkeiten wie Brentano, Goethe und Mitglieder der Paulskirchenversammlung von 1848 nach Oestrich, um Ruhe, Natur und nicht zuletzt den Wein zu genießen. Der bekannte Oestricher Riesling spielt übrigens heute noch eine wichtige Rolle in der größten Weinstadt Hessens und damit zwangsläufig immer wieder im Leben der Studierenden.
Orginal EBS-Riesling
Auch heute noch zieht es immer wieder bekannte Persönlichkeiten in die Stadt. Allerdings kommen sie heute eher aus der Wirtschaft und nicht primär des Weines wegen, sondern wegen einer Institution, für die Oestrich heute genauso bekannt ist wie für seinen Wein: der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Die EBS bemüht sich, den optischen Einklang mit der Umgebung beizubehalten, unter anderem durch die Bewirtschaftung der zum Campus gehörenden Weinberge. Daraus wird dann der original EBS-Riesling gekeltert, der zu besonderen Anlässen an der Uni nie fehlen darf.
Der Mensch lebt nicht vom Wein allein
Wer sich für die EBS entscheidet, dem ist ein erstklassiges Studium garantiert. Aber lässt es sich auch leben in Oestrich oder stößt man hier bald an die Grenzen dessen, was die relativ kleine Stadt zu bieten hat? Zuerst einmal zur Wohnungssituation, die recht zufriedenstellend ist. In der Regel wohnen die Student:innen privat. Zimmer und Wohnungen gibt es in allen Größen und Preiskategorien und sogar einige "EBS"-Häuser, die ausschließlich von Studierenden bewohnt werden. Sollte ein:e Student:in jedoch wider Erwarten kein Zimmer finden, so gibt es immer noch die Möglichkeit, auf das Studentenwohnheim im benachbarten Geisenheim zurückzugreifen. Hier wohnen sowohl Studierende der EBS als auch der Weinbau-Fachhochschule Geisenheim.
Oestricher Nachtleben
Besonders im Herbst laden unzählige Straußwirtschaften direkt auf den Weingütern zum Verweilen bei einigen Gläsern Riesling oder frischem Federweißen ein. Viele Wochenenden werden ebenfalls von der Uni und der Studentenschaft geprägt. Gerade im Wintersemester organisieren die Studentischen Initiativen zahlreiche Wochenendveranstaltungen mit bekannten Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, wie zum Beispiel das alljährliche Wirtschaftssymposium, in deren Anschluss die schon fast legendären Helfer:innenpartys steigen. Es werden jedoch auch reine Partyevents wie der Bayerntag veranstaltet. Auch Abende in der CAFTA, der von den Studierenden betriebenen Cafeteria und Bar, oder im Bato, der Stammkneipe der meisten EBS'ler, gehören immer wieder zum Wochenendprogramm. Wer jedoch erst einmal genug von den bekannten Gesichtern hat – bei rund acht Prozent Studierendenanteil trifft man immer wieder Kommiliton:innen, die man kennt – für den bietet Oestrich ebenfalls einen idealen Ausgangspunkt: Wiesbaden und Mainz, mit über 40.000 Student:innen die Studi-Stadt schlechthin, liegen nur ein paar Minuten entfernt und auch das Frankfurter Nachtleben ist durchaus noch in Reichweite.
Ohne Regen in die Natur
Doch auch tagsüber hat das Oestricher Umland einiges zu bieten. Einerseits hat man mit Wiesbaden, Mainz und Frankfurt alles in der Nähe, was eine Großstadt zu bieten hat. In die andere Richtung erreicht man in wenigen Minuten Rüdesheim mit dem Niederwalddenkmal, der Rheinschleife und natürlich auch der Drosselgasse, den Asbach-Brennereien und unzähligen Tourist:innen. Darüber hinaus bieten sich im Sommer von Oestrich aus herrliche Möglichkeiten, den Rheingau mit allen seinen Schlössern, Burgen und Weingütern mit dem Fahrrad zu erkunden oder auf den alten Treidelpfaden direkt dem Verlauf des Rheins zu folgen. Diese Pfade wurden im Mittelalter angelegt, um Schiffe mit Pferden gegen die Strömung zu ziehen. Alternativ kann man die Schönheit der Gegend jedoch auch vom Wasser aus auf sich wirken lassen. Denn neben den üblichen Unisportarten gibt es an der EBS auch zwei hochschulinterne Ruderteams. Ganz egal, was man macht, man kann immer auf die Gnade des Wettergottes hoffen: Rein statistisch gesehen gehört Oestrich nämlich zu den Orten in Deutschland mit den wenigsten Regentagen pro Jahr.