Intelligenztests und studentische Leistungen: Mediziner, BWLer, Juristen: Welche Studenten sind die klügsten?
- Jan Bergerhoff, Till Vater und Theo Schneidt
Angeblich sind Studenten aus einigen Fachrichtungen klüger als andere. BWLer und Juristen halten sich für die Spitze der menschlichen Evolution, Mediziner sind sowieso Halbgötter. Doch was ist dran an diesen Behauptungen? Das Kölner Start-up CASE sucht nach der Antwort.
Am Anfang war Justus
Es beginnt auf einer klassischen, beinahe typischen Hausparty. Die Musik ist toll, die Getränke sind süffig und ich lerne viele interessante Leute kennen. Dann treffe ich auf Justus. Er studiert Medizin, wie er unablässig erzählt. Das Studium sei das Schwerste, was man einem Menschen an einer Uni zumuten könne. Viel schwerer als Jura, mehr Faktenwissen sei nötig als bei BWL und sowieso spiele sich das Ganze in höheren Dimensionen als bei philosophischen Studiengängen ab. Justus sagt, er und seine Kommilitonen seien viel cleverer und leistungsfähiger als alle anderen.
Leider fällt mir in dem Moment auf, dass mein Glas leer ist. Ich biete Justus an, ihm und mir neue Getränke zu holen und mache mich davon, ohne seine Antwort abzuwarten. Ich zwänge mich bewusst durch die vollsten Menschenknäuel, um eine Verfolgung unmöglich zu machen. Auf dem Weg nach Hause kommt mir ein Gedanke, den er in meinen Kopf gesetzt hat: Sind Mediziner tatsächlich intelligenter als der Rest?
Die faire Bewertung von Leistung und Intelligenz
Hattest du noch nie solch eine Begegnung mit einem Justus? Du Glückspilz! Doch unabhängig von seinen Behauptungen gibt es viele Leute, die einen fairen Vergleich von Studiengängen und Bildungseinrichtungen brauchen. Dieser Vergleich ist nämlich nicht nur für Studenten interessant, sondern auch für HR-Fachkräfte. Personaler müssen aus vielen Bewerbern den oder die richtige finden. Doch wie können sie die Leistungen der Kandidaten gerecht bewerten? Oft müssen sie sich auf ihr Bauchgefühl und ihre Erfahrung verlassen – keine optimalen Voraussetzungen! Um die Leistung der Bewerber zu messen, sind andere Faktoren entscheidend: die Noten der Bewerber, das Niveau der besuchten Hochschule und des Studiengangs.
IQ-Duell: Uni gegen Fachhochschule
Wie intelligent und kompetent sind also Studis aus verschiedenen Fachrichtungen und Hochschulen? Die Antwort hat das Kölner Start-Up CASE auf Basis von vereinfachten klinischen IQ-Tests der Studentenbefragung "Fachkräfte 2020" (etwa 38.000 befragte Studenten) gesucht.
Das Ergebnis der Untersuchung von CASE: An Unis und Fachhochschulen ist der Mittelwert des IQ höher als der Standard-IQ in Höhe von 100. Hochschulen ziehen tendenziell intelligentere Menschen an. Schließlich müssen Akademiker die Hochschulreife erlangen, um studieren zu dürfen.
An Unis ist der durchschnittliche IQ außerdem höher: Im Gegensatz zu Fachhochschulen gibt es hier weniger Unterschiede zwischen den IQs der Studis. Der Grund: Da Unis im Durchschnitt deutlich größer sind, werden starke Abweichungen von der Norm sehr unwahrscheinlich.
Es scheint zudem mehr Universitäten zugeben, die einen hohen IQ-Mittelwert erzielen. Bedeutet das, dass Unistudenten allgemein intelligenter sind und mehr Leistung bringen als FHler? Eher nicht, die Unterschiede zwischen den Hochschultypen sind dafür einfach zu gering.
Fachrichtungen: Dumme Juristen, schlaue Mediziner?
Auch bei den Fachrichtungen fallen IQ-Unterschiede auf: Am besten schneiden Naturwissenschaftler und Studenten aus technischen und medizinischen Fächern ab. Die Verlierer sind ganz klar Sozial-, Geisteswissenschaftler, Juristen und Wiwis.
Du solltest Medizin-Justus allerdings nicht zu schnell recht geben. Zwischen den "intelligenten" Fachrichtungen wie Mathematik und dem "doofen" Rest liegen nicht einmal fünf IQ-Punkte. Kein Grund also, sich für das Jurastudium zu schämen.
So bewertest du deine Studienleistung
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