Mitarbeitende von undcondsorten erklären neuen Ansatz: Talent Acquisition mal anders
- Leonie Brauneis und Anton Daigeler
Die Gewinnung von Talenten bleibt auch mittelfristig herausfordernd und entwickelt sich zur strategischen Geschäftspriorität vieler Unternehmen. Die Top-Management-Beratung undconsorten zeigt auf, welchen Ansatz Unternehmen verfolgen können.
Selten war es herausfordernder, geeignete Mitarbeitende in ausreichender Anzahl zu gewinnen. Gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen – vom demografischen Wandel bis zu ortsunabhängigen Arbeitsmodellen – führen zu einem immer engeren Arbeitsmarkt. Talent Acquisition rückt damit in den strategischen Fokus: Um erfolgreich im "War for Talents" zu sein, müssen Unternehmen neue Antworten finden. Anton Daigeler und Leonie Brauneis von undconsorten verraten, wie das gelingt.
Zielgruppendifferenzierter Talent-Acquisition-Ansatz als Basis
Talent Acquisition weniger operativ-taktisch, sondern stärker strategisch zu denken und zu leben, ist der erste notwendige Wandel für viele Unternehmen: Die richtigen Mitarbeitenden – und damit auch deren Auswahl und Gewinnung – sind ein zentraler Hebel für die erfolgreiche Umsetzung der Geschäftsstrategie und damit des Geschäftserfolgs. Als Fortsetzung der People- und HR-Strategie braucht es deshalb einen klaren Talent-Acquisition-Ansatz als Basis.
Das bedeutet in einem ersten Schritt Klarheit, welche Stellen überhaupt mit welcher Dringlichkeit besetzt werden müssen. Dafür bietet es sich an, diese Stellen in eine Matrix aus Einstellungshäufigkeit und strategischer (Job-)Relevanz zu übertragen (siehe Grafik).
Die Matrix hat zusätzliche Vorteile: Bearbeiten HR und Business diese gemeinsam, fördert sie einerseits Transparenz und Abstimmung über die optimale Verteilung (begrenzter) HR-Ressourcen, sowie andererseits den strategischen Wertbeitrag von HR über Talent Acquisition.
Auswahl des geeigneten Ansatzes
Im zweiten Schritt muss der richtige Talent-Acquisition-Ansatz für jede Zielgruppe gefunden werden. Eine stärkere Differenzierung der Ansätze in verschiedene Zielgruppen hilft dabei, die Effektivität zu steigern.
So sollten Kandidat:innen für Stellen mit hoher Einstellungshäufigkeit und einer hohen strategischen Relevanz schon früh und aktiv gesucht und umworben werden – im Sinne von Candidate Pooling und Relationship Management sogar unabhängig von konkret offenen Stellen. Ansätze für dieses aktive Relationship Management gibt es in vielen Unternehmen bereits, z.B. im Rahmen des Hochschulmarketings. Gleichzeitig wird oftmals noch zu wenig aktives "Community Building" betrieben. Unternehmen sollten Kandidat:innen nicht nur regelmäßig mit Informationen versorgen, sondern auch echten Mehrwert als erweiterten Teil des Unternehmens bieten.
Traditionellere Ansätze wie "Post & Select" haben nach wie vor ihre Berechtigung, müssen allerdings zeit- und kontextgemäß umgesetzt werden: Dies kann über die zielgruppenorientierte Anpassung des Recruiting-Prozesses erfolgen, beispielsweise durch die Ansprache und Bewerbung über Social-Media-Kanäle.
Einige Einzelhandelsunternehmen beispielsweise haben die Anforderungen an eine Bewerbung radikal erleichtert und nutzen "One-Click"-Bewerbungen oder "Mass Hiring Events", bei denen das Erscheinen als Bewerbung ausreicht und der gesamte Bewerbungsprozess inklusive Vertragsunterschrift an einem Tag erfolgt.
Durch eine starke EVP punkten und die "Candidate Experience" in den Mittelpunkt stellen
Talent Acquisition muss zukünftig stärker mit Marketing- und Vertriebslogik verbunden werden. Das Produkt ist der Job und die Verkaufsargumente finden sich in der Employer Value Proposition (EVP). Zusätzlich ist die "Candidate Experience" von großer Bedeutung, also das Erleben des Bewerbungsprozesses von Erstkontakt bis Onboarding.
Recruiting ist heute ein beidseitiger Bewerbungsprozess: Ehrliche und relevante Informationen, sowie der persönliche Austausch mit potenziellen Kolleginnen und Kollegen sollten Leitplanken für den Prozess sein. Das fördert zusätzlich eine positive Employer Brand und verhindert Enttäuschungen nach Jobbeginn.
Best Practice
Attraktivität durch Storytelling: Ein Unternehmen im Einzelhandel hat eine historisch gewachsene, unübersichtliche IT-Landschaft und sucht händeringend Data Scientists. Über die Transformation der Legacy Systeme hinaus wird "echter Impact" in der EVP herausgestellt. Bewerbende erhalten die Info, dass sie einen zentralen Beitrag zur Digitalisierung einer der größten Lebensmittel-Einzelhändler Deutschlands leisten können.
Insbesondere die Rolle der Führungskräfte entwickelt sich dabei über den reinen "Hiring Manager" hinaus: Idealerweise begeistern Führungskräfte Interessent:innen für ihr Unternehmen, beispielsweise über gezielte Social-Media-Aktivität.
Außerdem ist es wichtig, im Bewerbungsprozess echtes Interesse an den Kandidat:innen zu zeigen und sich ehrlich auf Bedürfnisse, Sorgen und Zukunftspläne des Gegenübers einzustellen.
Kandidat:innen möchten das "Business" und ihre zukünftigen Kolleg:innen kennenlernen, nicht HR. Ein erfolgreicher Talent-Acquisition-Ansatz erfordert daher neben einer starken EVP vor allem Authentizität der Menschen, die das Unternehmen im Prozess repräsentieren. Zusätzlich gilt es, die richtigen Mitarbeitenden entsprechend weiterzuentwickeln und zu halten.
Weitere Infos
Die Top-Management-Beratung undconsorten mit Sitz in Berlin und München ist wie gemacht für komplexe Herausforderungen. undconsorten liefert Mehrwert für Klienten beim Verschränken von HR-Themen mit strategischer Perspektive, Change- und Transformationserfahrung sowie übergeordneten Governance- und Organisationsfragen.
undconsorten und der Bundesverband der Personalmanager:innen (BPM) haben gemeinsam eine Studie zur Workforce Transformation durchgeführt.
Wer mehr zu den Themen Upskilling und Retention erfahren möchte, sollte sich das folgende Whitepaper ansehen.
Leonie Brauneis
Leonie Brauneis ist Senior Associate bei undconsorten.
Anton Daigeler
Anton Daigeler ist Associate Principal bei undconsorten.